Was PI bereits vor knapp einem Monat tat (hier und hier), holt die Welt heute endlich nach: Die Auseinandersetzung mit den Studien zu Ausländerfeindlichkeit und rechtsradikalem Gedankengut in Deutschland, durchgeführt von der Friedrich-Ebert-Stiftung und dem Bielefelder Sozialwissenschaftler Heitmeyer, der aus den Deutschen ein Volk von Menschenfeinden machte.

Damit macht die Welt ein klein wenig ihre kritiklose Wiedergabe der „Studien“ergebnisse gut.

In den vergangenen Wochen haben zwei Studien die Öffentlichkeit aufgeschreckt. Eine kam zu dem Schluss, dass fast die Hälfte aller Bundesbürger fremdenfeindlich eingestellt sei, die andere porträtierte die Deutschen als Volk von islamphoben Menschenfeinden. Beide Untersuchungen sind äußerst fragwürdig.

Nun, aufgeschreckt erschien die Welt uns bisher nicht, es freut uns aber dennoch, nun Folgendes dort lesen zu können:

Beide Studien gehen indes nach dem gleichen Strickmuster vor, indem sie den Befragten ihr eigenes Welt- und Menschenbild zur Beurteilung aufzwingen wollen, ihren Untersuchungsgegenstand – Rechtsextremismus bzw. gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit – durch fragwürdige Inhalte operationalisieren und künstlich Zusammenhänge herstellen, die es nicht gibt oder die zumindest nicht erwiesen sind. (…) Auch bei der Messung anderer rechtsextremer Einstellungsdimensionen werden missverständliche Statements benutzt. So lässt sich etwa die generalisierte Behauptung „Die Ausländer kommen nur hierher, um unseren Sozialstaat auszunutzen“ nur pauschal so oder so beantworten. Bei Nachfragen würde sich wahrscheinlich herausstellen, dass viele derjenigen, die dem Statement zugestimmt haben, nicht bei allen Ausländern ein derartiges Motiv vermuten, sondern nur bei vielen bzw. bestimmten. Da jedoch weder die Befragten noch die Fragesteller Genaueres über Motive von einwandernden Ausländern wissen, sind Zustimmung wie Ablehnung spekulativer Natur. (…) Mit der Art der Fragestellung programmieren die Autoren – wie im Übrigen auch die Forschergruppe um Heitmeyer – die Ergebnisse. Die meisten Statements sind missverständlich oder generalisierend formuliert, werden von vielen Befragten falsch verstanden oder können nur pauschal beantwortet werden. In dieser wie in anderen einschlägigen Untersuchungen werden auch Antworten erwartet, die an der Realität vorbei gehen oder das Selbstbild der Fragesteller reproduzieren. (…) Ihre zentrale, von den Medien und einschlägigen Politikern unverzüglich ins politische Handgemenge eingebrachte These, der Rechtsextremismus sei in der Mitte der Gesellschaft angelangt, können die Autoren überhaupt nicht belegen. Je nach statistischer Auswertungsmethode kommt die Studie trotz der weichen Formulierungen nur auf gut 8 Prozent bzw. etwas über 2 Prozent Personen mit einem geschlossenen rechtsextremistischen Weltbild. Welchen sozialen Gruppen dieser Personenkreis entstammt, wird nicht aufgeschlüsselt. Statt dessen wird anhand der weitaus höheren Zustimmung zu einzelnen rechtsextremen Einstellungsdimensionen und Statements behauptet, in der Mitte der Gesellschaft sei rechtsextremes Gedankengut weit verbreitet. Durch eine willkürliche methodische Festlegung erhöhen die Autoren den Anteil der Rechtsextremisten durch die Hinzunahme von „latent rechtsextrem Eingestellten“ noch einmal künstlich. Nun gelten knapp zwei Drittel der Deutschen als latent oder manifest rechtsextrem Eingestellte. Um zur Kategorie der latent Rechtsextremen zu gehören, reicht es übrigens schon, vier von 18 Statements zuzustimmen und alle anderen überwiegend abzulehnen. (…) Die Forschergruppe um Wilhelm Heitmeyer geht in ihrer von der Volkswagen-Stiftung finanzierten Langzeitstudie noch einen Schritt weiter und erklärt uns Deutsche zu einem Volk von Menschenfeinden, die u.a. rassistisch, fremdenfeindlich, sexistisch und islamphobisch geprägt seien. Das Kriterium für einen Menschenfeind ist die tatsächliche oder unterstellte Charakterisierung anderer Personen bzw. Gruppen als ungleichwertig. (…) Von geradezu anrührender Naivität ist in der Untersuchung der Umgang mit dem Prädikat „islamphobisch“. Für Heitmeyer hat die „Islamfeindlichkeit unübersehbar zugenommen, beispielsweise die generalisierte Ablehnung der Auffassung, dass der Islam eine bewundernswerte Kultur hervorgebracht habe“. Die Befragten sollen also pauschal der Aussage zustimmen, der Islam habe eine bewundernswerte Kultur hervorgebracht; zudem sollen sie auch noch befürworten, dass die muslimische Kultur in die westliche Welt passe. Der aufmerksame Leser fragt sich indes, ob die Befragten pauschal auch dem Statement „Die Deutschen haben eine bewundernswerte Kultur hervorgebracht“ zustimmen müssten, um nicht als deutschenfeindlich zu gelten. (…)

Turmfalke hatte alles bereits gesagt, noch etwas deutlicher und weniger zurückhaltend, dennoch, die Welt hat’s gebracht, lesenswert ist es auch, und darüber muss man sich freuen.

(Spürnase: Huerlaender)

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