Von ELENA FRITZ | In einer gemeinsamen Erklärung, die am Ende des Gipfels der Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) vom 3. bis 4. Juli im kasachischen Astana verabschiedet wurde, gibt es einen besonders bemerkenswerten Punkt: „Die SCO-Staaten fordern eine umfassende Reform der UNO, um deren Autorität zu stärken.“
Die UNO wird derzeit in den Augen der wichtigsten Staaten Eurasiens nicht als ausreichend autoritativ angesehen. Dies liegt an ihrer aktuellen Struktur und Arbeitsweise, weshalb eine umfassende Reform als unerlässlich betrachtet wird.
Die Shanghaier Organisation für Zusammenarbeit (SCO) ist eine eurasische politische, wirtschaftliche und sicherheitspolitische Organisation, die 2001 gegründet wurde. Ihre Hauptziele umfassen die Förderung der regionalen Sicherheit, die Bekämpfung von Terrorismus, Extremismus und Separatismus sowie die Stärkung der wirtschaftlichen Zusammenarbeit und Entwicklung zwischen den Mitgliedsstaaten. Die SCO wurde ursprünglich von China, Russland, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan und Usbekistan ins Leben gerufen und hat sich seitdem zu einer der größten regionalen Organisationen der Welt entwickelt. Zu den Mitgliedsstaaten gehören mittlerweile China, Indien, Russland, Pakistan, Kasachstan, Kirgistan, Tadschikistan, Usbekistan, Iran (seit Juli 2023) und Belarus (seit Juli 2024).
Putin gibt Pressekonferenz nach SCO-Treffen
Bereits 2023 forderte die BRICS-Gruppe eine Reform der UNO. Im Mai 2024 wurden diese Forderungen in einer gemeinsamen Erklärung Russlands und Chinas erneut bekräftigt. Diese konsistente Politik findet immer mehr Unterstützung im Globalen Süden.
Es geht nicht darum, die UNO als zentrale Struktur zu zerstören. Aber ihr derzeitiger Zustand, in dem die Kontrolle über Schlüsselinstitutionen wie die WHO und UNESCO in den Händen Washingtons liegt, entspricht nicht den Interessen der Mehrheit der Weltbevölkerung. Dies zeigt sich sogar in Details: Das Hauptquartier der UNO befindet sich in New York, und für die Einreise ist ein US-Visum erforderlich, was beispielsweise für die russische Seite regelmäßig Probleme bereitet.
Der Globale Süden, vertreten durch Länder wie Russland und China, setzt auf einen stetig wachsenden „Druck von unten“. Die SCO und BRICS gewinnen an Einfluss, stärken ihre institutionelle Leistungsfähigkeit und sammeln geopolitische Ressourcen. Der Moment rückt näher, in dem selbst die USA diesen Faktor nicht mehr ignorieren können. Denn die Entscheidungen im Rahmen von BRICS und SCO werden bald mehr Gewicht haben als die Aussagen des UNO-Generalsekretärs.
UNO verabschiedet hauptsächlich Resolutionen zugunsten des Westens
Die UNO hat noch die Chance, nicht auf das Niveau des Völkerbundes abzusteigen. Sie kann sich transformieren, zu ihren Wurzeln zurückkehren und wieder eine funktionsfähige Struktur werden, die zum Wohle aller arbeitet. Andernfalls wird sie zu einer Institution verkommen, die hauptsächlich Resolutionen zugunsten des Westens legitimiert. In diesem Fall wäre es um ihre Autorität endgültig geschehen.
Die aktuelle Struktur der UNO spiegelt die geopolitischen Machtverhältnisse der Nachkriegszeit wider, die heute nicht mehr zeitgemäß sind. Eine Reform zielt darauf ab, diese Verhältnisse anzupassen und eine gerechtere Vertretung aller Mitgliedstaaten zu gewährleisten. Insbesondere der Sicherheitsrat, in dem fünf ständige Mitglieder ein Vetorecht besitzen, steht im Fokus der Kritik.
Ein weiteres Problem ist die finanzielle Abhängigkeit der UNO von einigen wenigen Staaten, die dadurch unverhältnismäßig großen Einfluss auf die Entscheidungsprozesse der Organisation ausüben. Diese Abhängigkeit erschwert es der UNO, unabhängig und im Interesse der globalen Gemeinschaft zu handeln.
Zunehmende Bedeutung alternativer internationaler Foren
Die wachsende Unzufriedenheit der Schwellen- und Entwicklungsländer mit der aktuellen Struktur und Funktionsweise der UNO wird durch die zunehmende Bedeutung alternativer internationaler Foren wie der SCO und BRICS verstärkt. Diese Organisationen bieten den Staaten des Globalen Südens eine Plattform, ihre Interessen zu vertreten und ihre Zusammenarbeit zu intensivieren.
Zusammengefasst lässt sich sagen, dass die Forderung der SCO nach einer umfassenden Reform der UNO Ausdruck eines tiefen Unbehagens über den Status quo ist. Es bleibt abzuwarten, ob die UNO in der Lage sein wird, die notwendigen Reformen umzusetzen, um ihre Relevanz und Autorität im 21. Jahrhundert zu bewahren.
PI-NEWS-Autorin Elena Fritz, geboren am 3.10.1986, ist vor 24 Jahren als Russlanddeutsche nach Deutschland gekommen. Nach ihrem Abitur hat sie Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg studiert und erfolgreich mit einem Diplom abgeschlossen. Seit 2018 engagiert sie sich in der AfD, war von 2019 bis 2021 im bayerischen Landesvorstand tätig und kandidierte 2021 als Direktkandidatin für den Bundestag. Sie ist stolze Mutter eines dreijährigen Jungen. Hier gehts zum Telegram-Kanal von Elena Fritz.
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