Von HANS-PETER HÖRNER | Digitalisierung ist in vielen Berufen, in vielen Bereichen unseres Lebens mittlerweile nicht nur eine schlichte Notwendigkeit, sie ist vielmehr essentieller Bestandteil davon. Wer sich den digitalen Technologien verweigert, hat heutzutage keine Chancen auf dem Arbeitsmarkt und er verpasst natürlich besonders in den technischen und naturwissenschaftlichen Fächern und den entsprechenden Berufsbereichen den Anschluss an zukünftige Entwicklungen. Dieser Situation muss Rechnung getragen werden.
Das heißt, dass Schulen ab einem gewissen Niveau informationstechnische Ausbildung leisten müssen. Informatik und digitale Technik sollten an modernen Schulen selbstverständlich Unterrichtsgegenstände sein. Sicherheit im Umgang mit digitalen Medien, das bedeutet vor allem die seelische Unversehrtheit der Kinder durch Indoktrinations- und Pornografiefilter zu gewährleiten, ist eine nicht zu unterschätzende und wichtige Kompetenz, wenn man dieses Schlagwort denn unbedingt gebrauchen will. So jedenfalls die eine Seite der Medaille.
Die Digitalisierung hat allerdings auch ihre Schattenseiten. Während der Corona-Krise zeigte sie ihr hässliches Gesicht. Denn während die einen verzückt digitale Technologien zur Wissensvermittlung anpreisen und dabei möglichweise IT-lobbygesteuert weit über das Ziel hinausschießen, ist auch klar geworden, dass Unterricht vor dem Bildschirm und online nicht nur in die Einsamkeit führt, sondern auch nicht die besten Ergebnisse bringt.
Eines ist studiengestützt sicher: bevor das Tablet genutzt werden soll, müssen die wichtigsten Grundfertigkeiten wie Kopfrechnen und normales Handschreiben beherrscht werden. Die digitalen Vorreiter der schulischen Digitalisierung, wie etwa Schweden und Dänemark, setzen nicht zuletzt deswegen wieder stark auf analoge Unterrichtsmaterialien und -methoden.
Auch das Smartphone als Ablenkungsquelle Nummer eins in den deutschen Klassenzimmern steht mittlerweile in der Diskussion. In England und den Niederlanden wurden flächendeckend allgemeine Handyverbote an Schulen eingeführt. Ein begrüßenswerter Schritt, über den in der Bundesrepublik auch etliche Schulen nachdenken.
Das Deutsche Schulportal der Robert-Bosch-Stiftung berichtet über drei alarmierende Zahlen, die das Übel der Smartphone-Nutzung verdeutlichen: Jugendliche in Deutschland verbringen laut der Postbank Jugend-Digitalstudie des letzten Jahres 36,9 Stunden pro Woche am Smartphone. Und 50 Prozent der Elf- bis 17-Jährigen bekommen etwa 240 SMS und andere Benachrichtigungen pro Tag. Ganze 24,5 Prozent der zehn- bis 17-Jährigen nutzen Social-Media-Dienste „riskant viel“ – also mit erhöhtem „Risiko für schädliche Folgen für die physische oder psychische Gesundheit“. Das ergab eine Untersuchung der Krankenkasse DAK-Gesundheit und des Uniklinikums Hamburg-Eppendorf im Februar 2024.
Vor dem Hintergrund dieser Erkenntnisse kann die Antwort auf die eingangs gestellte Frage also nur lauten: Digitalisierung ja, doch nur so viel wie nötig und so wenig wie möglich.
PI-NEWS-Kolumnist Hans-Peter Hörner (AfD), Jahrgang 1951, studierte Volks- und Betriebswirtschaftslehre sowie Biologie. Nach seinem Studium war er über vier Jahrzehnte als Berufsschullehrer tätig. Seit 2021 ist er Mitglied des Landtags von Baden-Württemberg. Themenschwerpunkt: Bildungspolitik und Petitionen. Hörners PI-NEWS-Kolumne erscheint jeweils zum Monatsanfang.
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