Von ELENA FRITZ | Der Besuch von Olaf Scholz in Usbekistan und Kasachstan war nicht einfach nur eine Reise in eine weit entfernte Region. Für Deutschland geht es um viel mehr: den Versuch, eine strategische Neuausrichtung zu etablieren. Doch was kann Deutschland in einer Region ausrichten, in der andere Großmächte wie Russland und China längst ihre wirtschaftlichen und politischen Fäden gesponnen haben?
Kasachstan spielt dabei eine Schlüsselrolle. 85 Prozent des deutschen Handelsvolumens in Zentralasien entfallen auf dieses Land. Doch wirtschaftliche Zahlen allein sagen wenig aus. Die eigentliche Frage lautet: Kann Deutschland Kasachstan langfristig an sich binden oder bleibt es nur einer von vielen Partnern? Deutschland hofft, die Abhängigkeit von chinesischen Rohstoffen, insbesondere Seltenen Erden, zu reduzieren. Doch während Scholz Vereinbarungen für mehr Kooperation trifft, bleibt unklar, ob diese ambitionierten Pläne tatsächlich die starke Beziehung zwischen Kasachstan und China beeinflussen können.
Was ist das C5+1-Format?
Das C5+1-Format wurde von den USA eingeführt und bringt die fünf zentralasiatischen Länder – Kasachstan, Usbekistan, Kirgisistan, Tadschikistan und Turkmenistan – mit einem externen Akteur wie Deutschland zusammen, um regionale Kooperation und Sicherheit zu stärken. Deutschland versucht nun, dieses Modell zu adaptieren, um seine eigenen wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen in der Region voranzubringen. Doch die Frage bleibt, wie erfolgreich dieser Ansatz sein kann, angesichts der langjährigen Einflüsse Russlands und Chinas.
Auch in Usbekistan sieht Deutschland Chancen. Scholz möchte dringend benötigte Fachkräfte nach Deutschland holen. Aber wie realistisch ist es, dass Usbekistan seine qualifizierten Arbeitskräfte einfach ins Ausland schickt, wenn das Land selbst unter einem Fachkräftemangel leidet? Diese Frage bleibt offen, und die deutsche Regierung scheint die lokalen Bedürfnisse oft zu übersehen. Usbekistan braucht seine gut ausgebildeten Fachkräfte selbst, um seine Wirtschaft zu stabilisieren – ein Aspekt, der bei der strategischen Planung Deutschlands offenbar nicht ausreichend berücksichtigt wird.
Kasachstans Haltung im Ukraine-Konflikt: Ein Blick hinter die Kulissen
Besonders brisant wurde der Besuch bei den Gesprächen über den Ukraine-Konflikt. Scholz forderte von Kasachstans Präsident Kassym-Schomart Tokajew Unterstützung für den westlichen Kurs. Doch Tokajew überraschte mit einer unerwartet klaren Haltung: Russland sei militärisch unbesiegbar, und er plädierte für eine Rückkehr zu Verhandlungen, statt für eine Eskalation. Diese Position zeigt, dass Kasachstan seine eigenen Interessen verfolgt und nicht automatisch den westlichen Narrativen folgt. Tokajew favorisiert diplomatische Lösungen und unterstützt Initiativen von Ländern wie China und Brasilien, die auf einen schnellen Waffenstillstand drängen. Für den Westen mag dies eine unangenehme Wahrheit sein, doch es verdeutlicht, dass Zentralasien eigene Wege geht.
Letztlich bleibt die Frage: Was bringt dieser Besuch wirklich? Kann Deutschland mehr als nur symbolische Gesten setzen, oder bleibt es ein Außenseiter in einer Region, die sich geopolitisch längst anderen Mächten zugewandt hat? Die Realität ist: Ohne eine tiefere Verwurzelung, sowohl wirtschaftlich als auch politisch, wird es schwer sein, nachhaltigen Einfluss zu gewinnen. Und ob Deutschlands Bemühungen langfristig Früchte tragen oder als ein kurzer Versuch im globalen Wettbewerb verblassen, bleibt abzuwarten.
Fazit
Olaf Scholz‘ Besuch in Zentralasien war eine notwendige Geste, aber er zeigt auch die Grenzen der deutschen Diplomatie. Die Region hat ihre eigenen Dynamiken, und Deutschland muss mehr als nur Wirtschaftszahlen bieten, um hier langfristig eine Rolle zu spielen. Die Konkurrenz durch China und Russland ist stark, und die lokalen Entscheidungsträger wissen genau, wie sie ihre Interessen geschickt positionieren.
PI-NEWS-Autorin Elena Fritz, geboren am 3.10.1986, ist vor 24 Jahren als Russlanddeutsche nach Deutschland gekommen. Nach ihrem Abitur hat sie Rechtswissenschaften an der Universität Regensburg studiert und erfolgreich mit einem Diplom abgeschlossen. Seit 2018 engagiert sie sich in der AfD, war von 2019 bis 2021 im bayerischen Landesvorstand tätig und kandidierte 2021 als Direktkandidatin für den Bundestag. Sie ist stolze Mutter eines dreijährigen Jungen. Hier gehts zum Telegram-Kanal von Elena Fritz.
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