In den Schulen bröckelt der Putz von den Wänden, Toilettenpapier und Seife werden, wenn überhaupt, nur spärlich zur Verfügung gestellt, Klassenräume werden nicht regelmäßig geputzt, Eltern bilden an fast jeder Schule für Neuanschaffungen und Reparaturen Förderkreise, Schüler streichen an Wandertagen ihre Klassenräume und Eltern müssen sich mit 100,- Euro pro Schuljahr an Bücherkäufen beteiligen, pro Kind selbstverständlich.

Wer mehrere hat, ist selbst schuld, Hartz IV-Empfänger sind von der Regelung natürlich ausgenommen, es trifft nur die bürgerlichen Idioten, die arbeiten gehen und Steuern zahlen.

Eltern organisieren in ihrer Freizeit die Betreuung von Schulbüchereien und Imbissständen, oftmals auch von Vertretungen, denn für ausfallende Lehrer ist kein Geld vorhanden. All das ist Alltag in Berlins Schulen, den Wahlkampfversprechen aller Parteien zum Trotz wird an den Familien als erstes gespart. Wirklich an den Familien?

An allen jedenfalls nicht, und für den Nachwuchs bestimmter Bevölkerungsgruppen sind plötzlich nicht nur die Eltern zuständig, sondern auch die Politik. Während verantwortungsbewusste Eltern schon selbst sehen müssen, wie sie klar kommen, sind für die vielen heranwachsenden Rütli-Borats Gelder da, damit sie vielleicht nicht ganz so schlimm werden und uns doch noch lieb haben. In Berlin erschufen Politiker der SPD, Vereine, Initiativen und Stiftungen gestern ein deutschlandweit einmaliges Projekt: Aus Problemschulen in Neukölln soll der „Campus Rütli“ für Bildung und Integration werden.

Unter dem Namen Campus Rütli sollen auf dem Gelände zwischen Weser- und Pflügerstraße zwei Kindergärten, vier Schulen verschiedener Ausrichtung, Jugendklubs, Beratungsstellen und die Volkshochschule in einem parkähnlichen Gelände eng zusammenarbeiten. Von 6 bis 21 Uhr werden künftig Schüler betreut: mit Freizeitangeboten, Workshops, Sportveranstaltungen. (…) Geplant ist auch eine neue Grundschule sowie ein Neubau mit Werkstätten, einer Bücherei und Berufsberatungsstellen für Jugendliche. Eine neue Turnhalle wird ebenfalls gebaut, sie soll auch für Anwohner nutzbar sein. „Es geht um die Chancengleichheit für Kinder und Jugendliche“, sagt Stadtentwicklungssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD).

Wo eigentlich ist da eine Chancengleichheit? Warum müssen wir bürgerlichen und angepassten Eltern so viel selbst bezahlen und uns in großem Umfang – neben Job und Familie – selbst engagieren, damit der Laden wenigstens knirschend läuft? Wir sollten unsere Kinder vielmehr zu schlechtem Benehmen ermuntern, statt sie zu verantwortungsbewussten und rücksichtsvollen Menschen zu erziehen. Je schlechter das Verhalten, desto größer der Geldsegen. Damit auch unsere Kinder eines Tages sagen können:

„Uns wurde gesagt, wir können uns alles wünschen, es wäre genug Geld da“,

Obwohl – es würde nichts nützen, denn unsere Kinder haben keinen Migrationshintergrund. Sie sind nur Scheiß-Deutsche. Und so werden sie eben auch behandelt.

(Spürnasen: Volker und Erol K.)

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