Am Dienstag wurde der konservative Abgeordnete Christian Vanneste (Foto) zu einer Strafe von über 12.000 Euro verurteilt, weil er – in Frankreich strafbewehrte – beleidigende Äußerungen über Homosexuelle gemacht hat. Im Januar 2005 sagte er der Tageszeitung ‘Voix du Nord’, dass „die Homosexualität der Heterosexualität unterlegen ist.

„Ich sage nicht, daß die Homosexualität gefährlich ist. Ich sage, daß sie der Heterosexualität unterlegen ist. Wenn Homosexualität allgemein wäre, wäre sie für das Überleben der Menschheit gefährlich.“

Was, nach streng biologischen Kriterien betrachtet, zweifellos stimmt, denn allgemeine Homosexualität müsste zwangsläufig zum Aussterben der Menschheit führen. Ansonsten kann jeder denken, was er will. Man kann es unter freier Meinungsäusserung in einer Demokratie abhaken und drüber lächeln, oder aber Beifall bekunden, weil man der gleichen Meinung ist. In Frankreich wurde Christian Vanneste von Schwulenverbänden verklagt. Jetzt könnte man auch wieder sagen: Okay, das ist der Lauf der Dinge in einem Rechtsstaat. Wenn sich die Schwulengruppen beleidigt fühlen, sollen sie klagen und die Gerichte entscheiden lassen – dafür haben wir das Rechtswesen. Man könnte allerdings nachfragen, ob diese Schwulenverbände ihre Energie und Zeit nicht lieber auf wichtigere Dinge als die Bemerkungen eines konservativen Hinterbänklers verwenden sollten.

Zum Urteil: man kann es begrüssen, man kann es ablehnen. Das ist bei derartigen Urteilen normal und nichts Ungewöhnliches. Man sollte aber nicht, so wie es das KreuzNet macht, eine Verschwörung und die Etablierung einer ‚Homo – Diktatur’ und den ‚Meinungsterror der Homo-Ideologie’ kritisieren. Das ist nicht nur dumm und einseitig, es ist auch stillos. Bedenken sollte man zu allererst, warum es zu diesem Gesetz gekommen ist.

Die Idee, den Schutz vor „Hassdiskursen“, wie er hinsichtlich antisemitischer und rassistischer Hetze bereits besteht, auf homophobe und sexistische Äußerungen auszuweiten, kam im Frühjahr 2004 auf. Dazu trugen zwei Ereignisse erheblich bei. Das erste war die brutale Aggression gegen den 35jährigen Sébastien Nouchet, der am 16. Januar 2003 in seinem Garten von Unbekannten mit Benzin übergossen und in Brand gesteckt wurde. Dabei erlitt er Verbrennungen dritten Grades, so dass er wegen unerträglicher Schmerzen wochenlang in ein künstliches Koma versetzt werden musste. Sébastien Nouchet und sein Lebensgefährte, Patrice Jondreville, waren drei Jahre zuvor in das ehemalige Kohlerevier Nord-Pas de Calais nahe der belgischen Grenze gekommen, wo Patrice einen neuen Job antrat. Doch in Lens war dem schwulen Paar das Leben zur Hölle gemacht worden, so dass sie in die Kleinstadt Noeux-les-Mines umzogen. Auch dort aber wurden sie wiederholt angegriffen. Der versuchte Mord von Noeux-les-Mines rief in der Gesellschaft Emotionen hervor. Präsident Jacques Chirac schickte Sébastien Nouchet persönlich einen Brief ins Krankenhaus. Und Mitte März fand eine Demonstration in Paris statt, zu der SOS Homophobie und viele Schwulen- und Lesben-Vereinigungen sowie ein Teil der Linken aufriefen. (Quelle)

Der Autor des KreuzNet – Artikels scheint vergessen zu haben, dass Schwule und Lesben ein Teil unserer Gesellschaft sind und auch Teil der Kirche, ob es ihm gefällt oder nicht. Er scheint vergessen zu haben, dass Schwule und Lesben, genau wie der Rest der Gesellschaft, politisch vielfältig handeln, ob diese nun links oder rechts oder mittendrin oder liberal ist. Es ist nicht hilfreich, alle Homosexuellen über einen Kamm zu scheren, oder gar eine geheime „Schulen-Weltverschwörung“ zu wittern. Ein derart polemischer und diskriminierender Artikel hilft nicht weiter. Zu den Menschenrechten, die wir uns vorgenommen haben zu verteidigen, gehört auch das Recht auf selbstbestimmte Sexualität.

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