Im Openforum des WEF in Davos wurde heute über die „Rückkehr des Religiösen“ diskutiert. Dabei ging es um die Frage des richtigen Verhältnisses von Staat und Religion. Die aufgeklärten westlichen Gesellschaften sind für eine Trennung von Staat und Kirche, auch von religiöser, christlich-jüdischer Seite her. Anders ist die Auffassung im Islam. Dort liegt Religion, Staat und Jurisdiktion in ein und derselben Hand. Wie ist dieses Selbstverständnis mit unserem vereinbar?
Oder ist das sich bergen im Schutzschatten der Religionsfreiheit bloß eine Form der Machtübernahme hin zu einem System, das das Ende des säkularen Staates bedeuten würde?
Zwischen der Glaubensauffassung eines westlichen Menschen, der sich seine Religiosität oder Areligiosität als individueller Entscheid selbst bestimmt und dem Weltbild der Muslime, deren ganzes Leben und Rechtsdenken aus der selbstverständlichen Unterwerfung unter den Gottesstaat und die „einzig wahre Religion“ bestimmt werden, liegt eine nicht zu unterschätzende Kluft.
Einen rund einstündigen Auszug aus der Diskussion sehen Sie hier:
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Als besonders geschickter Redner, der alle Kritikpunkte geschickt auf den Westen zurückzuspielen verstand, zeigte sich erneut Mohammed Khatami, der darauf hinwies, dass die beiden Weltkriege nicht als Religionskriege geführt wurden, sondern von einer säkularen Gesellschaft ausgingen. Dass ausgerechnet Khatami sich auf die Menschenrechte beruft, ist allerdings schon ziemlich dreist, wenn man bedenkt, wie viele Menschen im Iran jährlich gefoltert, verstümmelt und hingerichtet werden. Auf die Steinigungen im Iran angesprochen, weicht Khatami aus und schiebt die Problematik auf die Extremisten.
Der Schweizerische Evangelische Kirchenbund gab sich erwartungsgemäß Dialogbereit. Die muslimische Seite relativierte die Scharia und die „heiklen Punkte“: Wir im Westen sind einfach noch nicht soweit, die Scharia richtig anzunehmen und für uns zu akzeptieren, aber das kommt ja vielleicht noch. Der bissigste Gegenwind kam wie vorauszusehen von Seiten der SVP-Vertreter.
Zur Sprache kamen unter anderem die Fälle des Lehrers Ramadan in Genf und der FPÖ-Frau Susanne Winter.
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