Die islamische Glaubensgemeinschaft in Luzern sucht ein neues Zentrum in zentraler Lage – die Stadt eine neue Nutzungsmöglichkeit für die Mariahilfkirche an der Museggstraße. Vielleicht wird aus der alten Klosterkirche jetzt bald eine Moschee. Doch es gibt auch Widerstand – von der SVP.
Parteipräsident René Kuhn sagte nach Zisch-Angaben zu den möglichen Umbauplänen:
„Die Idee, die Klosterkirche Mariahilf zur Moschee umzufunktionieren, ist völlig abwegig und wird von der SVP der Stadt Luzern kategorisch zurückgewiesen.“
Die Schweizerische Volkspartei nennt in einem dringlichen Postulat auch die Gründe, warum sie die Umfunktionierung der Kirche in eine Moschee ablehnt. Argumente, die vielleicht auch anderenorts geltend gemacht werden könnten:
1. Die Klosterkirche Mariahilf – erbaut in den Jahren 1676-81 und in der Außenfassade, ein Unikum in der Stadt Luzern, sich stark anlehnend an den bayerisch-böhmischen Barock – ist ein national bedeutendes Symbol der schweizerischen Geschichte: 1798, in der Epoche der Helvetik, ist der Sitz der helvetischen Behörden von Aarau nach Luzern verlegt worden, die Stadt Luzern war also faktisch schweizerischer Hauptort, heute würde man sagen Bundeshauptstadt. Zum Nationalpalast erkoren wurde das Kloster Mariahilf (Kirche plus Klosterräume). Was also heute das Bundeshaus zu Bern ist, war in dieser Zeit das Kloster Mariahilf. In der Kirche selber wurde damals das Parlament (Rundtribüne) eingebaut. Dieses Gebäude in eine Moschee umwandeln zu wollen ist nichts anderes als eine massive Geringschätzung unserer Geschichte und unserer nationalen Identität.
2. Damit zusammenhängend hätte diese Maßnahme eine enorm starke Symbolik. In von der muslimischen Welt eroberten Gebieten war es üblich, dass die bedeutendsten Gebäude als Symbol der Machtübernahme durch den Islam in eine Moschee umgebaut wurden. Das bedeutendste Beispiel hierfür ist die Hagia Sophia in Istanbul/Konstantinopel.
3. Die Innenausstattung der Mariahilfkirche ist ebenfalls von hoher kulturgeschichtlicher Bedeutung. In der Kirche und in ihren Nebenräumen hängen bedeutende Bilder aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Zu den Kostbarkeiten der Mariahilfkirche gehören weiter zahlreiche Kultgeräte aus dem 17. Jahrhundert, dazu reich verzierte Seidenstickereien der Ursulinen (Kloster Mariahilf war ein Ursulinenkloster), die sich trotz aller politischen Unruhen der Vergangenheit gut erhalten haben. Insgesamt handelt es sich hier, nach Einschätzung der auch städtischen Experten, um Kulturgüter europäischen Ranges. Außerdem befindet sich unter der Kirche eine Gruft mit Begräbniskammern und Grabnischen. Auch aus dieser kulturellen Optik gehört ein solches Haus nicht in die Hände der Moslems.
4. Auch aus topographischem Blickwinkel ist eine Umwandelung in eine Moschee völlig ausgeschlossen. Sie thront hoch über der Altstadt. Diese Möglichkeit, eine Moschee hoch über unseren Köpfen, hat eine ungeheure Machtsymbolik, welche den Moslems in der der Stadt Luzern nicht zusteht.
5. Allein in der Stadt und der Agglomeration Luzern leben rund 8000 Moslems, in ganzen Kanton Luzern rund 16’000. Es ist absehbar, dass eine Moschee in der Mariahilfkirche eine beachtliche Anziehungskraft hätte. Rund um die Mariahilfkirche gibt es aber praktisch keine frei verfügbaren Parkplätze. Ein Verkehrschaos, große Emissionen und massive Nachbarschaftskonflikte mit allen Folgen für Ruhe und Ordnung sind absehbar. Das Quartier würde damit zwangsläufig abgewertet.
6. Vor anderthalb Jahren hatte bereits die serbisch-orthodoxe Gemeinschaft angefragt, ob sie in der Klosterkirche Mariahilf Liturgien durchführen dürfte. Dieser Antrag wurde zu Recht abgewiesen. Bis zum heutigen Tag hat sich an der Sachlage nichts Grundlegendes geändert, was einen anderen Entscheid rechtfertigen würde.
Es ist nur zu hoffen, dass die Leute, die über den Fall „Mariahilf“ zu entscheiden haben, nicht nur ihr eigenes parteipolitisches Gärtchen pflegen, sondern auch auf die inhaltlichen Argumente der Moscheegegner hören. Ein „Maria hilf!“ wäre da vielleicht gar nicht so verkehrt.
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