OstelDie Geschmacklosigkeiten-Skala ist nach oben offen. Auf der Ostalgie-Welle schwimmend hat jetzt in Ost-Berlin das „Ostel“ eröffnet. Umgeben von „DDR-Charme“ kann man dort in der „Stasi-Suite“ übernachten.

Vom Mobiliar über die Tapete bis hin zu den „richtigen“ Topfpflanzen, nichts Kapitalistisches stört die Freuden des auferstandenen real existierenden Sozialismus. Begrüßt wird man auf der Website mit der Nationalhymne der DDR, klickt man weiter, plärrt Honecker einen „Vorwärts immer, rückwärts nimmer“ ins Ohr. Für die Reise in die Vergangenheit steht sogar eigens ein Trabbi für Stadtrundfahrten zur Verfügung. Weiter heißt es:

Haben Sie keine Angst – bei der Grenzkontrolle (Check-In) ist noch keiner in Verwahrung genommen worden.

Richtig witzig! Was war die Zeit, wo DDR-Bürger ständig misstrauisch gegenüber allem und jedem sein mussten, für eine fröhliche Zeit! Aber wenn grausame linke Regime und ihre Diktatoren verherrrlicht und aufgewertet werden, stört das in Gesellschaft und Politik kaum jemanden.

Dabei kennt die Verkommenheit des Projekts keine Grenzen:

An den Wänden der Zimmer hängen Bilder von Staatschef Erich Honecker und Volkskammerpräsident Horst Sindermann. Das Logo des Hotels am Ostbahnhof gleicht dem der FDJ, als Höhepunkt wird eine „Stasi-Suite“ angeboten. Als „Gag“ zur Eröffnung seien Plastik-Abhörwanzen „wie Ostereier“ versteckt worden. sagte der Chef des Hotels, Daniel Helbig, der „Berliner Zeitung“. Wer eine der Wanzen fand, bekam ein Freigetränk.

Stasi-Opfer und Bürgerrechtler sind empört, wie ihre Leiden verhöhnt werden.

„Die DDR war keine Spaßveranstaltung“,

mahnt auch der Leiter der Gedenkstätte im ehemaligen Stasi-Gefängnis in Hohenschönhausen, Hubertus Knabe.

Mal schauen, wann der Hotelier irgendwo ein Stück Todesstreifen nachbaut, wo der Gast dann seine Rolle wählen darf: Flüchtling oder NVA-Grenzsoldat. „Haben Sie keine Angst, es ist noch keiner bei dem Spiel ums Leben gekommen.“ Vielleicht könnte man längerfristig auch Folterszenen aus den Stasi-Kellern als lustigen Zeitvertreib anbieten.

Harald Schmidt – man mag von ihm halten, was man will – gibt folgende Anregung:

Wenn wir unsere Geschichte schon heiter aufarbeiten, dann könnten wir doch auch etwas weiter zurückgehen …


(Spürnase: Florian G.)

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27 KOMMENTARE

  1. Das „Ostel“ ist ziemlich geschmacklos, aber wir haben im Augenblick wirklich wichtigere Probleme in Deutschland.

  2. Die Empörung bringt nichts.

    Empörtheit haben in Deutschland die Naziopfer gepachtet. So ist es nun mal…

  3. Zu empfehlen waere einen Molotowcocktail bzw. fuer harmlosere, Version als Stinkbombe ausgestattet zu hinterlassen.

  4. Das „Hotel“ ist was für keifende SED-Genossen, ewig Dummlinke von sonstwo und die gesamtdeutsche Proletenelite, die die Stais für einen Fußballverein hält. Ein paar Touristen vom Mond werden Bilder schießen und Videos drehen.

    Paßt gut nach Berlin. Nächstes Thema.

  5. Harald Schmidt: wie immer genial!!
    Dieses „Ostel“ spricht all denen Hohn, die Opfer des Regimes und des realen Sozialismus waren. Und das waren mehr oder weniger Alle, die dort Leben mußten. So wie auch mehr oder weniger Alle Täter in diesem Regime waren und auch sein mußten. So ein Nostalgie-Geschichts-Komerz ist schamlos gegen all die Toten und Opfer der Mauer und der Staasi.

  6. Ein DDR Nostalgie Sportzentrum wäre auch angebracht…

    Mit Original Nandrolon für Männer und Weiblein…

    London 2012 kann kommen…

  7. #8

    Ja und das Sandmännchen (Walter Ulbricht Bärtchen… wie süss) war doch richtig putzig, viel putziger als der Wessi Sandmann allerdings hatte ich auch solches nicht beachtet, Du weisst ja die Grendizer/Goldorak Gewaltorgie bei Antenne 2 im Kinderprogramm aber der wurde ja auch den Wessis vergönnt.

    Als Schweizer hatte man da schon weniger Zensur zu ertragen – ätschibätsch!

  8. Vor vielen Jahren war mal im „Weser-Kurier“ zu lesen, ein paar Engländer (wer sonst) wären auf die Idee gekommen, Urlaub im KZ anzubieten, „komplett mit Folter und Demütigung“. Hat sich wohl nicht durchsetzen können.-
    Ein bißchen Ostalgie nehmen bestimmte Berlinbesucher gerne mit, aber Wanzensuchen im Hotelzimmer?

  9. Hatte das Glück Herrn Knabe diesen Dienstag in einem Vortrag meiner Universität erleben zu dürfen. Erschreckend was er zu berichten hatte. Die Schergen von damals brüsten sich heute damit und in der „LINKSPARTEI“ gehöre es zum guten Ton in der Stasi gewesen zu sein! Ich als Westdeutscher kann mir sowas schwer vorstellen. Abartig!

  10. Ja die Nazi-Diktatur war das schlimmste, das es je gegeben hat. Ist Doktrin!
    Die nicht minder schlimme kommunistische Diktatur wird verniedlicht.
    Typisch für unsere Linksindoktrination.

    Im Namen des Kommunismus, Nationalsozialismus und Sozialismus, eben Sozialismus, ( egal welcher Couleur ) sind weit über 200 Mio. Menschenleben vernichtet worden

  11. Sprengt den Volkspalast der Republik endlich weg, damit man den Ostalgies einen weiteren Stich ins Herz verpassen kann!

  12. Also…ehrlich gesagt, ich finds witzig! Man kann auch unbefangen mit seiner Vergangenheit umgehen, ohne sie deshalb zu verharmlosen. Das ist typisch deutsch-korrekte Geschichtsaufarbeitung wie sie uns von der Dressurelite befohlen wird.

    Also, was gibt es an echten Tabuthemen? Emanzipation zum Beispiel: Genetik (menschliche Eigenschaften) ist ein ganz heisses Eisen. Also bin ich mal politisch korrekt und behaupte, dass alle Menschen gleich sind in ihren Eigenschaften!

  13. Die haben nun mal ihre eigenen Erinnerungen, und die werden nicht alle nur schlecht sein. Wenn alle Ossis die DDR-Zeit komplett streichen sollten, dürfte für viele das halbe Leben gestrichen sein. Bei dem Hotel könnte ich mir auch noch vorstellen, dass es mehr Durchgeknallte Wessis als Ossis anzieht.

  14. …..über Geschmack soll man nicht streiten.
    Scheinbar sehnt sich so manch einer nach dieser Zeit zurück.
    Gysi ist auch so ein Relikt.

    Was soll’s also!

  15. Ich seh da keine Geschmackslosigkeit oder Verunglimpfung der DDR-Opfer – aber es regen sich ja auch wegen dem Nazomether bei Schmidt auf wegen „Verunglimpfung“ und „da macht man keine witze drüber *heul*“

    Für mich ist das aber ein Zeichen für etwas ganz anderes. Wenn ein tüchtiger Geschäftsmann mit der (N)ostalige vieler Menschen den schnellen Euro macht, markiert das ziemlich deutlich den entgültigen Sieg des Kapitalismus über den Sozialismus.

  16. @16 – HHborger

    Ja, es war nicht alles schlecht … sagen sogar nicht wenige Russen über die Stalin-Zeit!

  17. Ich muss Andres.G zustimmen.

    Willkommen im Kapitalismus. Angebot und Nachfrage. Für das Ostel muss es, offensichtlich, eine Marktlücke geben. Wenn diese Marktlücke nun jemand benutzt um Geld zu verdienen, warum nicht? Pathos ist ja nett, damit bezahlt man aber keine Rechnungen.

    aber es regen sich ja auch wegen dem Nazomether bei Schmidt auf wegen “Verunglimpfung” und “da macht man keine witze drüber *heul*”

    Stimmt genau. Warum kommen wohl die besten Adolf-Verarschungen NICHT aus Deutschland oder Österreich, sondern aus dem Ausland? Ich sag‘ nur Monty Pythons, die Jungs haben Adolf & Co so oft durch den Kakao gezogen… Und jedes Mal war es absolut genial.

  18. Was für eine geschmacklose Entgleisung.
    Da hat Schmidt Recht: wenn man so etwas zulässt (und -wie einige hier- witzig findet 🙁 ): was kommt als nächstes?
    Aber wie wäre es mit ein paar Übernachtungen im Stasi-Knast Hohen-Schönhausen? Mit richtig viel „Reality-Feeling“, 100% Authentisch? Mit Folter, Befragungen, Demütigungen- für ein paar hundert Euro pro Nacht!! Da könnten einige hier ihre Ostalgie so richtig ausleben!!

  19. Seid doch nicht so empfindlich, nicht so p.c.!!

    #1 Plondfair
    #2 asmodi , u.a.
    Ich muss hier beipflichten!
    – Das Ostel ist nun wirklich keine Aufregung wert.
    Der Sozialisten-Staat ist passe´, schmählich untergegangen,; da ist ein „Ostel“, mit seiner leicht anrüchigen Nostalgie, als spätes Erbe nun wirklich gerade noch zu verkraften.
    Im Ostel gibt es zur Bockwurst sicher sogar lecker Senf aus Bautzen (Oh, Gott… war da nicht ein Stasiknast?
    Die Preisdrücker- Senfmafia aus dem Osten sollte nicht ständig Bautzen als Qualitätsmerkmal hervorkehren! Überhaupt sollte Bautzen, nach Vorbild Auschwitz, endlich umbenannt werden. – Achtung, P.I. – bitte entrüsten!)

    Die Rumänen betreiben lukrativen Tourismus mit dem blutrünstigen Vlad Tepes (immerhin hat er die Musels tüchtig in den Allerwertesten getreten, HAHAHATE), in London wird kräftig Kasse mit dem ollen Hurenkiller Ripper gemacht, da sollte doch so ein wenig Stasi-Spuk nicht mehr Zittern auslösen, als ein Halloween-Spongebob-Special und nicht mehr moralische Entrüstung als das Nazometer bei Schmidt/ Pocher. Ich gehe jetzt duschen.

  20. @Nr. 2: „Stimme Plondfair absolut zu. Dieser Schmarrn ist keinen Artikel wert.“

    Sehe ich absolut anders. Dieses Hotel zeigt, wie auf subtile Art und Weise die Verbrechen des „ersten Arbeiter- und Bauernstaates auf deutschem Boden“ bagatellisiert und verharmlost werden. „Ostalgie“: Auf Ampelmännchen, Breuler und Kult-Trabi wird der Staat witzelnd reduziert.

    Gerade in Berlin, wo die SED- und Stasierben in höchsten Rängen sitzen, schreit diese Geschmacklosigkeit geradezu nach einem „Aufstand der Anständigen“ und somit auch nach einem Artikel bei PI.

  21. wie wärs mit neu eröffnung des Militärgefängnis Schwedt/Oder.
    war nicht nur in der DDR bekannt & gefürchtet.
    dagegen ist hohenschönhausen ja ein kindergarten…

    inklusive militärischem drill wie es ihn nur bei der NVA gab, nicht zu vergleichen mit der bundeswehr.. bei weitem nicht.

    okay das gefängnis wurde inzwischen glaube ich abgerissen, weis ich nicht, ist noch immer sperrgebiet.
    aber der ehemalige Major der es noch 2 jahre leitete bis zum mauerfall lebt noch… das sollte man ausnutzen um ihn zu befragen. alle anderen gefängnis direktoren wurden schon ermordet..

  22. Ich glaube weniger, dass da ein DDR-Mensch Quartier nimmt, der die DDR erlebt hat, es werden wohl eher Touristen sein, die ein bisschen Grusel spüren möchten. Und die Betreiber bedienen natürlich die Klischees, so wie sich BILD-Michel die DDR vorstellt. In jedem Schrank ein STASI und vor dem Zubettgehen gibt es ein wenig Folter. Für Leute, die Geld machen wollen, gibt es eben kein Thema, das sie abschreckt. Na ja, Lagerurlaub in Buchenwald vielleicht noch oder 14 Tage echt jüdisches Leben im Ghetto. Aber keine Angst, das kommt noch.

    So etwas kann sich eigentlich auch nur entwickeln, weil sich kein Schwein tatsächlich für die DDR interessiert hat. Die Mauer war gefallen und die ÖR stellten ihre Ahnungslosigkeit zur Schau, ihre hundert Varianten, Magdeburg auszusprechen, und ihr Desinteresse, sich wirklich mit dem System DDR zu befassen. Gysi war ein interessanter Gast auf dem „heißen Stuhl“ und Schabowski durfte sich schon mal in Unterhaltungssendungen in einer Hängematte zeigen. Professor Christian Pfeiffer philosophierte ernsthaft darüber, warum Gruppentöpfchensitzen im DDR-Kindergarten die Neonazis im Osten begünstigt und der Dauerwestler lernte die DDR aus Ostalgieshows und Komödien kennen, wie „Sonnenallee“ oder „Goodbye Lenin“. Aber der eingeborene Westler hatte ja auch nie Zeit, die DDR tatsächlich kennen zu lernen, so schnell war sie weg.

    Also, wundert sich nun tatsächlich jemand über die Eröffnung eines Ostels?

    Im Osten hatten die Bürger völlig andere Sorgen, als sich das berechtigte aber permanente, weinerliche Gejammer der Bürgerrechtler anzuhören, die ihre Bedrückung aufgearbeitet wissen wollten. Im Gegensatz zur vorherrschenden Meinung war die DDR nämlich in ihren späteren Jahrzehnten eine Diktatur, die einen in Ruhe ließ, wenn man nicht permanent quäkte: „Was ist mit dem Umweltschutz? Was ist mit Wahlbetrug? Warum darf ich nicht in den Westen reisen? Warum schreiben die Zeitungen nur Propaganda?“ Die überwiegende Mehrheit der DDR-Bevölkerung hatte mit dem täglichen Leben zu tun, nicht damit, Widerstand zu leisten. Da ging es, wie heute, um das Auto(Trabbi höhöhö!), die Ersatzteile, die Familie, Handwerker, den Garten, die nächste Urlaubsreise oder mal um Ärger im Betrieb, wenn die erhoffte Prämie nicht kam. (Die Sorgen möchten die Leute heute haben, das kann ich Euch flüstern! Na ja, vielleicht bis auf das Trabbi- oder Handwerkerproblem) Nicht um Arbeitslosigkeit und die Sorge vor der kommenden Mieterhöhung oder den Stromkosten!

    Glaubt Ihr wirklich, die Eltern, die ihre Kinder in den Westen schicken oder nach Österreich, damit sie überhaupt eine Lehrstelle bekommen, erzählen ihren Kindern, wie furchtbar grausam die DDR zu ihnen war? Vor allem, wenn sich diese Grausamkeit darauf beschränkte, sie nicht ausreisen zu lassen, dafür aber eine gesicherte Ausbildung und Berufsperspektive zu geben?

    Glaubt hier jemand tatsächlich, in den leergezogenen Dörfern erzählen die Eltern, wie furchtbar das Leben in der LPG war, die jedem im Dorf Arbeit gab, einen Kindergarten unterhielt und den Bauern ermöglichte, richtig Urlaub im Jahr zu machen und das nicht nur zur Winterszeit?

    Meint tatsächlich jemand, das interessiert eine Sau im Osten, dass ein Ostel eröffnet hat?

    Ihr müsst nicht immer denken, die Leute in der Zone sind völlig blöd. Oh nein, die können vergleichen. Die haben zwei Systeme erlebt und natürlich erinnern sie sich, wobei die Erinnerung ganz schön lückenhaft wird, mit der Zeit. Und geschönt.

    Und schlafen, wie im FDGB-Wohnheim, das war eine begehrte Strafe in der DDR. Glaubt mir. Oder nicht. Oder fragt Smakager, der hat Ahnung. Dafür haben sich die Bürger lange vorher bewerben müssen, um Ostelmässieg Urlaub zu machen. Nicht so wie heute, wo überall eine Herberge steht und man den Hoteliers davonrennen muss.

    Ja, die STASI. Ich habe Tränen gelacht, nach der Wende, als zum Beispiel der unvergleichliche „MacGyver“ ausgestrahlt wurde und ich gesehen habe, wie man sich die Länder hinter dem Eisernen Vorhang vorstellte. Wer mit so etwas aufwächst, dem kann man nicht erklären, dass weder jeder Zweite eine Uniform trug noch jeder Dritte ein Geheimdienstmann war. Schon gar nicht Hubertus Knabe.

    Im Übrigen wurden auch in der DDR tatsächlich richtige Verbrechen verübt, nicht jeder Kinderschänder, Vergewaltiger, Mörder oder Dieb leistete Widerstand gegen das System, wenn mir das andere Experten auch einreden wollen. Und der ABV, der Polizist, der noch richtig zu Fuß durch die Strassen ging, hatte nicht nur mit dem Wegnehmen von Kofferradios zu tun, die Westmusik dudelten oder mit dem Horchen an Türen, so wie sich das der kleine Schweizer vorstellt eben, nein, der hatte wirklich mit Straftaten zu tun.

    Das Erste, was die DDR-Bürger machten, wenn sie es sich leisten konnten oder nicht, war, ihre VEB-Möbel rauszuschmeißen. Bei meinen Eltern steht allerdings immer noch die DDR-Schrankwand, aus Mitleid, mit dem kleinen STASI, der darin wohnt, der nun alt und gebrechlich ist und da sein Gnadenbrot bekommt.

    In das Ostel wird kaum der DDR-Bürger einchecken, der hat lange genug in dem Mobiliar gewohnt.

    Es ist aber ein ernstes Zeichen dafür, dass Diktaturen in dieser Republik mit unterschiedlichem Maas gemessen werden. Aber das ist ja keine neue Erkenntnis. Oder?

  23. Angebot und Nachfrage werden das schon regeln…

    Ein Thema für PI ist es IMHO eher nicht.
    Es gibt wichtigere Themen.

  24. Hm, also mein Traumurlaub wäre das nicht, aber wem’s gefällt. Ich finde diese DDR Verklärung mit Stasi Suite und DDR Hymne schon bedenklich.
    Man hätte Politik und Leben einfach trennen müssen. Es spricht nicht’s dagegen, ein Hotel im DDR Stil einzurichten. Es ist für manchen von uns aus dem Westen durchaus interessant mal zu sehen, wie das Leben dort so war. Welche Produkte gab es, was wurde gegessen … nur nochmal diese Verklärung der Politik ist voll daneben, denn das Politische System war einfach nur schrecklich. Die haben ihre Eigenen Bürger an der Grenze erschossen.

  25. hi @ D.N.Reb
    ich muss Dir absolute Sachkenntnis bestätigen.
    Stimme mit deiner Analyse absolut überein. Wer auf der staatlichen Welle mitschwamm, hatte in aller Regel keine Probleme zu erwarten. Die Berufsausbildung ist um Klassen besser gewesen als die vergleichbare in der BRD.Ein ehemmaliger DDR Bürger sollte aber bei allen Problemen, die er nach der Wende zu bewältigen hat bedenken- die DDR konnte nicht soziale Geborgenheit oder eine gesicherte Perspektive bieten, weil sie einfach nicht lebensfähig war, weil es unter der Herrschaft eines Politbüros nicht möglich ist, eine Volkswirtschaft erfolgreich zu führen .

  26. Ich glaube die richtigen Fans der Ex-DDR fühlen sich in diesem Hotel eher verarscht und das ist auch gut so. Ich denke auch, daß das eher was für Abenteuerurlauber ist, die alles andere schon hatten und sich mal was besonderes gönnen möchten. Es ist doch geradezu grotesk zu glauben, ein ehemaliger DDR-Bürger würde sich in diesem Haus einquartieren, nur um das einmalige Feeling der damaligen Zeit nochmals zu genießen. Ich würde mir wünschen, daß die Deutschen langsam mit allen Teilen ihrer Vergangenheit mit etwas mehr Humor und Selbstironie umgehen würden ohne begangene Verbrechen zu verschweigen, zu beschönigen oder zu vergessen.

  27. @#29 urlaubsabgeltung

    Das ist natürlich richtig. Ökonomisch, politisch und was die Menschenrechte/Freiheitsrechte betrifft, ist der Sozialismus und war die DDR ein Desaster.

  28. @#30 Hardy
    Die real existierende DDR war nun einmal als Folge eines noch größeren Verbrechens entstanden und nicht auf mehrheitlichen Wunsch der Ossis. Trotzdem mussten sie mit diesem Staat leben und da wird es bei vielen trotz des ungewollten Staates auch gute Erinnerungen geben. Gute Erinnerungen an einen Hotelaufenthalt würde ich nicht zwangsläufig mit der Idealisierung des Staates, in dem das Hotel steht, gleichsetzen. Wer nun auf der einen Seite die Unfreiheit und Fremdbestimmung der DDR-Zeit beanstandet und dann aber ebenso die Auslöschung aller Erinnerungen an diese Zeit anordnen will, stellt sich mit dem DDR-Regime auf eine Stufe.

  29. Wenn sich das Ostel darauf beschränkt hätte, die Zimmer im damaligen Style sowie nur Produkte aus der ehemaligen DDR zu verwenden, wäre es ja noch eine witzige Idee.

    So jedoch halte ich absolut nichts davon – habe, wie viele andere auch, meine ganz eigenen Erfahrungen gemacht. Und das ging schon im Kindesalter los. 🙁 Ich erinnere da z.B. an den „freiwilligen Zwang“, mit 6 oder 7 Jahren Pionier zu werden und dann diese Einheitskleidung. Wie ich das gehaßt habe. Aber ich wußte damals (mit 14 Jahren), daß ich beruflich nur dann vorwärts kommen werde und auch die entsprechende Unterstützung seitens der Schule erhalte, wenn ich in der FDJ bin, an den Paraden zum 1. Mai und 7. Oktober teilnehme etc. pp.

    Hat ja auch geklappt, mit meinem Studienplatz für meinen Traumberuf, aber nur, weil ich in den „richtigen Organisationen“ drin war und ansonsten meine Klappe gehalten habe.

  30. @#33 vossy

    Mit 6 oder 7 Jahren hast Du schon Widerstand geleistet? Alle Achtung. Und Einheitskleidung gab es auch? Und an Paraden hast Du auch teilgenommen? Junge, Junge oder Mädchen? Bei uns hiess das Demonstration. Da zog das werktätige volk durch den Ort und schlug sich anschliessen den Bauch voll und ging zum Volksfest.

    Die Parade war der Volksarmee vorbehalten. 🙂

  31. Die Tätigkeit der HV-A, Westaufklärung, ist noch überhaupt noch nicht hinreichend durch die Forschung und den Journalismus durchdrungen.

    Daß die Macher, Spitzel und Zuträger allesamt nahezu unbehelligt in ihren exponierten West-Stellungen geblieben sind und dort Heute mitunter ihr auskommen haben ist genauso skandalös wie die Nazi-Verwalter, denen man nach der Befreiung die nahtlosen Übergänge in ihren Tätigkeiten ermöglicht hat.

    Das lässt sich zwar alles bis zu einem gewissen Grad mit rationellen Zwängen begründen, aber den Mantel des verschleierns darüber auszubreiten ist der eigentliche Hammer.

    Da will ich lieber garnicht so gezielt fragen wieviele von DENEN denn Heute noch „postmortale Stasi-administration“ machen, während sie auf den Gehaltslisten von irgendwelchen gemeinnützigen Verbänden stehen.

    Ist doch schon bezeichnend, wenn militante Globalisierungsgegner im Vorfeld des G8 Gipfels Seminare zu Ketten- und Keilbildung in Gewerkschaftshäusern abhalten können.

    Hubertus Knabe hat dazu sehr gute Bücher geschrieben. Aber das ist noch zu wenig bisher. Und ich sehe bisher nicht, daß jemand öffentlich aus sowas angemessene Konsequenzen zieht.

    Wann wird denn ein zweites 68 über Deutschland kommen, und wann werden die 89er(?) mit diesen grauenhaften, bis Heute im Sumpf des Verschweigens fortbestehenden Verstrickungen öffentlich aufräumen?

    Herr Schmidt hat doch vollkommen Recht mit seinem satirischen Kommentar.

  32. Naja, was Herr Schmidt angeregt hat wäre ja zumindest eine Gleichbehandlung der Diktaturen.

    Es muss offen und ehrlich mit der Geschichte umgegangen werden. Schlussendlich kann das positive Element in der Geschichte nur als stärkende Quelle eines vitalen Volkes funktionieren, wenn eine kritische Aufarbeitung stattgefunden hat und erforderliche Bewertungen getroffen wurden.

    Und wir kommen ja garnicht umhin, das positive Element der Geschichte als Stärkung zu nutzen.

  33. @ D.N. Reb:

    Mit dem Wort „Parade“ habe ich auf das System anspielen wollen. Ja, wir haben das dann auch immer so gemacht – kurz blicken lassen, sich immer mehr „nach hinten ziehen lassen“ und dann ganz schnell weg. War ungefähr ab der 7. Klasse Methode bei uns.

    Und natürlich ist man mit 6 oder 7 Jahren noch nicht in der Lage, Widerstand zu leisten. Kleine Geschichte dazu:

    Ich habe damals mit 13/14 Jahren einmal in der Woche nach der Schule eine Hortgruppe betreut. Die Arbeit mit den Kids hat echt Spaß gemacht und war auch gut für meinen damaligen Traumberuf. Von dieser Hortgruppe wurde ich damals zu diversen Veranstaltungen eingeladen, unter anderem auch zur Zeremonie zur Aufnahme in die Pionierorganisation und zur Gruppenratswahl. Ab da fing ich an, das System kritisch zu hinterleuchten. Die „Gebote“, die die Kleinen da nachplappern mußten, ohne den Inhalt überhaupt zu verstehen, hat mich wachgerüttelt und mir wurde bewußt, daß ich das auch alles „mitgemacht“ habe.

    Aber ich denke Du weißt, wie es gemeint ist, bist ja auch (wenn ich mich richtig erinnere) in dem System aufgewachsen. 😉

    Und um Deine Neugier zu stillen, w aus Berlin. Hier lief alles etwas größer ab als in anderen Orten.

  34. #16 Outremer (15. Nov 2007 22:40)

    Also bin ich mal politisch korrekt und behaupte, dass alle Menschen gleich sind

    Naja, mir zumindest … 🙂

  35. @D.N.Reb
    Ich bin zwar nur durch Verschwägerung zu einem Ossistatus aus zweiter hand gekommen, doch schildert mir meine angeheiratete Mecklenburger Sippschaft die Wonnen und Leiden der DDR in etwas anderen Farben als Sie, der Sie ja (dies ist keineswegs als Vorwurf gemeint) Träger und Freund dieses Systems waren.

    Sie haben zweifelsohne recht: der Durchschnittsinsasse der DDR („Bürger“ mag man sozialistische Staatssklaven eigentlich nicht nennen) hatte andere Sorgen als das ausgefeilte Gejammere zotteliger Bürgerrechtler ernstzunehmen (zumindest in meiner Mischpoche hielt man sie für gescheiterte, verkrachte Existenzen – ob dem tatsächlich so war, kann ich nicht beurteilen, zumal es mir auch egal ist).

    Was aber die sicheren Berufe und tollen Arbeitbedingungen angeht, hat man jedenfalls in meiner Ostsippe schon zu DDR-Zeiten eine ganz andere Meinung gehabt als die auch von Ihnen hier vorgetragene gängige.

    Ohne Angehörige feindlichen Klassen, Bürgerrechtler oder sonst etwas antisozialistisches gegewesen zu sein, gab es für die Jüngeren trotz unübersehbarer Begabung erhebliche Schwierigkeiten in der Schule (das Abitur war von vorneherein ausgeschlossen), man wurde in ungeliebte, ja verhaßte Ausbildungen gezwungen, galt als asozial, wenn man nach Abschluß dieser Ausbildung dann teilzeit arbeiten wollte, um Freizeit zum Lesen, Musizieren, malen oder ähnliches haben wollte.

    Und auch für die Bildungswilligen sah das Leben trübe aus: außer Natur- und Ingenieurswissenschaften gab kein ideologiefreies oder wenigstens scheinneutrales Fach, was die Motivation, sich um ein Abitur und Studium zu bemühen ziemlich drosselte.

    Und selbst die Älteren dieser Sippe, die nach einem über vierzigjährigen Arbeitsleben mit Hungerrenten entlassen werden, grollen nicht etwa dem fiesen Westen, sondern ihrem Arbeiter- und Bauernparadies, das sie um all die Früchte ihrer Arbeit betrogen hat (schließlich sehen sie ja, wo ihre Standesgenossen im Westen nach einem Arbeitsleben mit geringerer Stundenzahl und Belastung stehen) – wenn Sie wollen auch um ihr Leben, denn die Frauen wurden ja acht Wochen nach der Geburt ihrer Kinder wieder in die Produktion geschickt, damit sie vollzeit den Sozialismus aufbauen.

    All diese Verluste an erfülltem Leben, an innerer Zufriedenheit konnte kein Trabbi und keine Datsche in Grünen je wettmachen und wer so schlicht war, daß er sich damit ruhigstellen ließ, der kann einem nur leidtun.

    Denjenigen Jüngeren meiner Mecklenburger Sippe, die nach Bayern, Österreich oder noch weiter fortgezogen sind, heult niemand vor, wie schön es unter Honecker war und daß das unter Walter alles nicht passiert wäre. Man wünscht ihnen Glück und bestärkt sie („Hast recht, geh dorthin, wo du´s besser hast. Wir mußten ja in diesem Dreck bleiben.“ So heißt´s dann sinngemäß bei Familientreffen)

  36. #26 D.N. Reb
    Richtig in der DDR hatte jeder eine Arbeit, außer die „Problembürger“. Oder sagt dir dieser Begriff nichts.
    Die Arbeit bestand in vielen Fabriken, da es dort nichts zu produzieren gab, (meistens Materialmangel)darin, daß sich drei Leute zum Skatspielen zusammengesetzt haben.
    Und wer hat das ganze finanziert….die dumme BRD.

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