Der „Tag der offenen Moschee“ ist mal wieder überstanden und abgesehen von ein paar verdorbenen Mägen scheint kein weiterer Schaden eingetreten zu sein. Ab heute haben wir wieder Tage der offenen Kirche. 365 mal im Jahr. Denn das Haus Gottes (Foto: Kölner Dom) steht allen Menschen jeden Tag offen.
Die Frontberichte der seriösen Presseorgane sind je nach persönlicher Vorliebe des Berichterstatters noch widersprüchlich. Die Zeit jubelt über einen Besucherrekord lernwilliger Dhimmis, während Canan Topçu in der Frankfurter Rundschau das Gegenteil beklagt:
Die Geste der Muslime ist in der ersten Zeit bei der Mehrheitsgesellschaft nicht angekommen. Vereinzelt nur nutzten die Menschen die Möglichkeit, die Schwelle der Hinterhofmoscheen zu überschreiten. Eine Ausnahme war der Tag der offenen Moschee nach dem 11. September 2001. Nach diesem schrecklichen Ereignis war das Interesse am Islam groß, schwächte sich dann wieder ab.
So war es auch gestern in Frankfurt. Einen großen Andrang gab es nicht. Leider. Denn nur durch die Begegnung, durch das Kennenlernen lassen sich Scheuklappen ablegen. Wer nicht die Chance nutzt, der Einladung zum Moscheebesuch zu folgen, sollte sich nicht so weit aus dem Fenster lehnen.
Das klingt fast wie ein gemäßigter Kompromiss zum künftigen EU-Gesetz. Statt Kritik am Islam grundsätzlich zu verbieten, könnte man eine Ausnahmegenehmigung erteilen, wenn der Kritiker mindestens 50 mal die Chance genutzt hat, der Einladung zum Moscheebesuch zu folgen. Der Hinweis auf das hohe Interesse am Islam nach den Anschlägen vom 11. September 2001 dagegen belegt, dass die traditionelle Form islamischer Bekehrung immer noch die wirkunsvollste ist.
Unterschiedlich auch die Erfahrungen mit der Türsteherszene. Während in Augsburg gar der klassische Reinschmeisser aus den guten alten Tagen der Reeperbahn Wiederauferstehung feierte, hatte man anderen Ortes, wie die Welt berichtet, Schwierigkeiten mit dem Einbürgerungstest für die Ummah, durchgeführt von sachkundigen Häkelmützen.
Das alles kann man erstmal wieder vergessen. Denn die nächsten 365 Tage ist wieder täglich Tag der offenen Kirche. Da kann man jeden Tag zu den üblichen Öffnungszeiten einfach mal so ins Haus Gottes gehen. Gott beschäftigt weder Reinschmeisser noch Häkelmützen zum Gesinnungstest. Man muss auch kein Christ sein, und kann die Möglichkeit, beispielsweise als Moslem, nutzen, um durch das Kennenlernen der religiösen Wurzeln unserer Zivilisation? Scheuklappen und Vorurteile abzulegen. Schade daß so wenige Moslems dieses Angebot des friedlichen Miteinander wahrnehmen.
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