Auf dem saudischen Online-Nachrichtenportal Arab News erschien am 6. Oktober ein Artikel von Abdulateef Al-Mulhim (Foto), den wir aufgrund seines bemerkenswert selbstkritischen Inhalts für unsere Leser übersetzt haben. Arabische Medien und Regierungen beschuldigen normalerweise Israel für Alles und Jedes. Wenn wir weiter solche kritischen Meinungen in der arabischen Presse lesen, besteht vielleicht noch Hoffnung auf eine friedliche Nachbarschaft und prosperierende Zukunft im Nahen Osten.

Arabischer Frühling und der israelische Feind

Von Abdulateef Al-Mulhim

Vor 39 Jahren, am 6. Oktober 1973, brach der dritte große Krieg zwischen den Arabern und Israel aus. Der Krieg dauerte nur 20 Tage. Beide Seiten wurden auch vorher schon in zwei andere großen Kriege verwickelt, in den Jahren 1948 und 1967.

Der Krieg von 1967 dauerte nur sechs Tage. Aber diese drei Kriege waren nicht nur eine arabisch-israelische Konfrontation. In der Zeit von 1948 bis zum heutigen Tag gab es viele Konflikte. Einige von ihnen waren kleine Scharmützel, viele von ihnen waren größere Zusammenstöße, aber es gab keinen wirklich großen Krieg, abgesehen von den oben erwähnten.

Der arabisch-israelische Konflikt ist der komplizierteste Konflikt, den die Welt je erlebt hat.
Am Jahrestag des arabisch-israelischen Krieges von 1973 beginnen viele Menschen in der arabischen Welt, sich Fragen über die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des arabisch-israelischen Konflikts zu stellen.

Die Fragen sind: Was waren die tatsächlichen Kosten dieser Kriege in der arabischen Welt und ihrer Menschen? Was waren die tatsächlichen Kosten für die Nicht-Anerkennung Israels im Jahre 1948? Warum haben die arabischen Staaten ihr Vermögen anstatt für Bildung, Gesundheitsversorgung und Infrastruktur für Kriege ausgegeben?

Und die schwierigste Frage, die kein Araber hören will ist: Ist Israel wirklich der wahre Feind der arabischen Welt und der arabischen Menschen?

Ich beschloss diesen Artikel zu schreiben, nachdem ich Fotos und Berichte über ein hungerndes Kind im Jemen, den abgebrannten alten Markt in Aleppo in Syrien, die unterentwickelte Sinai-Region in Ägypten, Autobomben im Irak und die zerstörten Gebäude in Libyen sah.

Die Fotos und die Berichte wurden auf „Al-Arabiya“ gezeigt, der der meist gesehene und meist respektierte Nachrichtensender des Nahen Ostens ist.

Die Gemeinsamkeit bei Allem was ich sah, ist, dass die Zerstörung und die Gräueltaten nicht von einem Feind von außen begangen wurden.

Der Hunger, die Morde und die Zerstörung in diesen arabischen Ländern werden durch die gleichen Hände begangen, die angeblich diese Länder schützen sollen, aufbauen und die Einheit dieser Länder vorantreiben sollen.

Also die Frage ist jetzt, wer ist der wahre Feind der arabischen Welt?

Die arabische Welt verschwendet Hunderte von Milliarden Dollar und verlor Zehntausende von unschuldigen Leben im Kampf gegen Israel, was sie als ihren Erzfeind betrachten und dessen Existenzrecht sie niemals anerkennen wollen.

Die arabische Welt hat viele Feinde, und Israel sollte am Ende der Liste stehen. Die wahren Feinde der arabischen Welt sind Korruption, Mangel an guter Bildung, Mangel an guter Gesundheitsversorgung, Mangel an Freiheit, Mangel an Respekt für die Menschenleben und schließlich hatte die arabische Welt viele Diktatoren, die den arabisch-israelischen Konflikt zur Unterdrückung ihre eigenen Leute nutzten.

Die Grausamkeiten dieser Diktatoren gegen ihr eigenes Volk, sind weit schlimmer als alle bisherigen arabisch-israelischen Kriege.

In der Vergangenheit haben wir darüber gesprochen, warum einige israelische Soldaten Palästinenser angreifen und misshandeln. Auch sahen wir, wie israelische Flugzeuge und Panzer verschiedene arabische Länder angriffen. Aber diese Angriffe kann man nicht mit den aktuellen Gräueltaten vergleichen, die von einigen arabischen Staaten gegen ihr eigenes Volk begangen werden.

Die Gräueltaten in Syrien liegen jenseits jeglicher Vorstellungskraft! Und sind nicht die Iraker diejenigen, die die Zerstörung ihres eigenen Landes betreiben? War es nicht Tunesiens Diktator, der 13 Milliarden Dollar von armen Tunesiern stahl? Und wie kann ein Kind im Jemen verhungern, wenn das Land das fruchtbarste Land in der Welt ist? Warum sollte die irakische Intelligenz Irak verlassen, das 110 Milliarden Dollar Einnahmen aus dem Ölexport hat? Warum schaffen es die Libanesen nicht, eines der kleinsten Länder der Welt zu regieren? Und was hat die arabischen Staaten beginnen lassen, ins Chaos zu versinken?

Am 14. Mai 1948 wurde der Staat Israel ausgerufen. Nur einen Tag danach, am 15. Mai 1948, erklärten die Araber Israel den Krieg, um Palästina wieder zurückzuerobern. Der Krieg endete am 10. März 1949. Er dauerte neun Monate, drei Wochen und zwei Tage. Die Araber haben den Krieg verloren und nannten diesen Krieg „Nakbah“ (Katastrophaler Krieg). Die Araber hatten nichts gewonnen, und Tausende von Palästinensern wurden zu Flüchtlingen.

Dann 1967 führten die Araber, geführt von Ägypten unter der Herrschaft von Gamal Abdul Nasser, einen weiteren Krieg mit Israel. Sie verloren mehr palästinensisches Land und machten weitere Palästinenser zu Flüchtlingen, die jetzt auf die Gnade der Länder angewiesen sind, die sie beherbergen.

Die Araber nannten diesen Krieg Naksah (Ärger). Die Araber haben ihre Niederlagen in beiden Kriegen nie zugegeben, und die Lage der Palästinenser wurde nur noch komplizierter.

Und jetzt, mit dem anscheinend nicht endenden arabischen Frühling, hat die arabische Welt keine Zeit für die palästinensischen Flüchtlinge oder die Lage der Palästinenser, weil viele Araber selbst Flüchtlinge und unter ständigen Angriffen aus den eigenen Reihen sind.

Die Syrer verlassen ihre Heimat, nicht weil israelische Flugzeuge Bomben auf sie werfen. Es ist die syrische Luftwaffe, die Bomben auf sie wirft. Und es sind irakische arabische Muslime, oft die intelligentesten Köpfe, die den Irak verlassen, um im Westen ihr Glück zu finden.

Im Jemen wird die weltweit traurigste menschliche Tragödie von den Jemeniten selbst geschrieben. In Ägypten sind die Menschen im Sinai vergessen.

Während viele der arabischen Staaten in einem solchen Durcheinander sind, wie geht es dem Erzfeind der Araber, Israel? Israel hat heute die modernsten Forschungseinrichtungen, Top-Universitäten und moderne Infrastruktur. Viele Araber wissen nicht, dass die Lebenserwartung der Palästinenser, die in Israel leben, viel höher ist, als die der Palästinenser in vielen arabischen Staaten. Sie genießen viel bessere politische und soziale Freiheit als viele ihrer arabischen Brüder. Auch die Palästinenser unter israelischer Besatzung in der Westbank und im Gazastreifen genießen mehr politische und soziale Rechte als mancherorts in der arabischen Welt.

War es nicht ein israelisch-palästinensischer Richter, der einen ehemaligen israelischen Präsidenten zu einer Gefängnisstrafe verurteilte?

Der arabische Frühling hat der Welt gezeigt, dass die Palästinenser glücklicher und in einer besseren Situation sind als ihre arabischen Brüder, die dafür gekämpft haben, sie von den Israelis zu befreien.

Nun ist es Zeit, den Hass und die Kriege zu beenden und zu beginnen, bessere Lebensbedingungen für die zukünftigen arabischen Generationen zu schaffen.

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33 KOMMENTARE

  1. Alles sehr logisch, was der Mann schreibt – und damit leider bedeutungslos! Denn seit wann lassen sich Menschen, vor allem Araber (gilt aber eigentlich auch für uns Deutsche), von logischer und sachlicher Argumentation beeindrucken?

  2. Ich bin zutiefst beeindruckt und wünsche dem Autor dieser Zeilen viele Tausende offener, selbstkritischer Leser, die es wagen, sich mal zu fragen: Warum, ja warum ist das so? Und ich wünsche dem Autor ein langes erfolgreiches Leben und die Möglichkeit noch Hunderte guter Artikel zu schreiben.

  3. #4 Helen (09. Okt 2012 20:44)

    Alles sehr logisch, was der Mann schreibt – und damit leider bedeutungslos! Denn seit wann lassen sich Menschen, vor allem Araber (gilt aber eigentlich auch für uns Deutsche), von logischer und sachlicher Argumentation beeindrucken?

    Vielleicht seit diesem Artikel – und diesem (auch sehr lesenswertem):

    http://zoelibat.blogspot.de/2011/02/araber-denken.html

    Ich frage mich ohnehin schon seit längerer Zeit:
    wie kann die arabische Welt jahrzehntelang zusehen, wie der Westen in fast allen wichtige Dingen die arabische Welt um Längen hinter sich gelassen hat (Gesundheit, Bildung, Lebenserwartung, Erreichen von Freiheit, beste Chancen auf persönliches Glück, Frauen als interessante Partner statt als Putz- und Gebärmaschinen …)

    – und nie auf die Idee kommen:

    Das können wir auch!

    (Und vielleicht sogar aufgrund unserer Bodenschätze eher noch besser?)

    Unter allen Despotien hat das Volk (zB UdSSR, DDR) immer nach Freiheit gestrebt. Wieso die arabischen Völker nicht?

    Vielleicht stehen wir am Vorabend des Beginns eines solchen Weges?

  4. Nun ist es Zeit, den Hass und die Kriege zu beenden und zu beginnen, bessere Lebensbedingungen für die zukünftigen arabischen Generationen zu schaffen.

    Guter intelligenter Mann! Aber leider nur einer von Wenigen!

  5. Öha! Respekt!
    Sofort in’s türkische übersetzen und kostenlos verteilen. Nur, Türen können Araber nicht riechen! Umgekehrt ist es genauso. Den Arabern ist die grauenhafte türkische Besatzung noch in guter Erinnerung.

  6. Toller Artikel. Es ist schön zu sehen das es auch noch solch vernünftige Leute in diesen Ländern gibt.
    Die gab und wird es mit Sicherheit immer geben. Ob sie den totalitären Anspruch des Islam aufbrechen können muss ich aber leider bezweifeln.
    Es gab schon VIELE arabische Politiker (und viele andere Kräfte) die ihr Land reformieren wollten, sie sind fast alle von Islamisten getötet worden 🙁

    Trotzdem machen solche Menschen Mut das sich doch irgendwann etwas ändern kann. Aber erst wenn diese Ideologie enschärft worden ist, und als das enlarvt wurde was sie ist!

    Kleines OT:
    Hier mal ein Video vom Satire-Gipfel mit Dieter Nuhr (kam natürlich erst gegen 24 Uhr im Fernsehen).
    Er hat, wie schon des öfteren, einige Sachen zum Islam zu sagen! Auch die ganze Sendung ist sehr PI. Besonders bei Hans-Werner Olm habe ich gebrüllt vor lachen. Unbedingt anschauen und gegebenenfalls sollte das einer unserer Technikexperten aufnehmen und für die Nachwelt festhalten 🙂

    Hier der link:
    http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/1858312_satire-gipfel/11952956_politisches-kabarett-im-ersten-sendung-vom-1-

    Viel Spass beim schauen 😉

  7. Leider wird der Arabische Frühling keine Wende zum Besseren bringen, weil statt der Dikatoren überall die Islamisten die Macht übernehmen werden.

    Die Islamisten geben sich gemässigt, bis sie an der macht sind, aber sie werden die Macht nie mehr abgeben.

    Bald werden die Leute merken, dass sie ihr Leben unter den Islamisten nicht gebessert hat, sondern sogar noch verschlechtert.

    Wenn sie dann gegen die Islamisten rebellieren, werden die Islamisten ihr wahres Gesicht zeigen.

  8. Als Christ glaube ich an die die Wiederkunft Jesu. Für uns Christien wird er der Herr sein, den wir bereits kennen. Für die Juden der Messias, auf den sie warten und den sie mal gekreuzigt haben. Ich kann mir vorstellen, dass auch die Moslems bei diesem Ereignis eine wichtige Rolle spielen werden. Ich hoffe und vielleicht wird das der Auslöser dafür sein, dass die Islamische Welt sich der Glauben an Jesus jetzt schon öffnet und den Genuss der

  9. Ein klasse Artikel. Tatsächlich wird die arabische Welt dem Mann wenig beachtung schenken, hier ein interessanter Kommentar dazu (englisch).

  10. Arab News ist eine viel gelesene Tages- Zeitung nicht nur in Saudi Arabien, auch in der anderen arabischen Welt. Tagesauflage immerhin 60.000 Stück. In jedem internationalen Hotel hängt sie morgens an der Tür, weil sie auf englisch erscheint.

    Abdulateef Al-Mulhim ist bekannt für logische und auch provozierende Kommentare.

    Es lohnt sich, gerade als Islamkritiker, diese Zeitung ab und an zu lesen.

    Unser Bild gerade von Saudi Arabien ist leider auch von den Mainstream Medien geprägt. Letztes Jahr weihte der König eine Universität nahe Riad
    ein, die ausschließlich für Frauen gebaut wurde. Mit Platz für 20.000 Studentinnen. Das las ich in Arab News.

    In den MSM stand nichts darüber. Es passt auch nicht in unser Bild: warum sollen die Frauen dort studieren, wenn sie nicht einmal Auto fahren dürfen?

  11. …der Feiheit in Anspruch nimmt. Danke für den guten Beitrag über die wahren Verhältnisse zwischen den Israelis und den Palestinensenrn.
    Sorry mein laptop spinnt, deshalb der Schluß als Nachtrag

  12. Das Problem findet sich Im Islam und Im Koran. Solange die Lehre Mohammeds existiert, wird es keinen echten Frieden geben. Juden und andere Ungläubigen zu töten ist ein Grundbefehl im Islam, wenn diese sich weigern, dem Will Allahs zu unterwerfen. Lesen sie bitte z.B. Sura 9:29 oder Sura 3:28. Dieser Mensch ist höchstwahrscheinlich kein seriöser Gläubiger. Un das tut er gut.

  13. Für diese deutlichen und mutigen Zeilen hat er
    einen Preis verdient. Ich stifte die ersten 50€,
    wenn es soweit kommt.

    Der „deutschen Freiheitskämpfer einfügen“ Preis für mutige und vernünftige Worte in einer Zeit überbordenden Wahnsinns.

    Und Leute! Googelt mal „größter deutscher Freiheitskämpfer“ – kein Suchergebnis : (

  14. # 12 Kooler
    Durch den „Arabischen Frühling“ werden lediglich „gemäßigte islamische Verbrecher“ durch „radikale islamische Verbrecher“ in den Regierungen abgelöst.
    Das wussten übrigens die meisten pi-Blogger schon, bevor er richtig begann!

  15. #6 le waldsterben (09. Okt 2012 21:02)

    Ich frage mich ohnehin schon seit längerer Zeit:
    wie kann die arabische Welt jahrzehntelang zusehen, wie der Westen in fast allen wichtige Dingen die arabische Welt um Längen hinter sich gelassen hat …

    – und nie auf die Idee kommen:

    Das können wir auch!

    Vielleicht, weil sie stattdessen auf die Idee gekommen ist:

    Das können wir auch… kaufen?

  16. Der hat den Islam aber nicht verstanden. Den Mullahs ging es noch nie um Menschen, denen geht es um Macht und Ausbreitung.

  17. #17 HermesReloaded   (09. Okt 2012 21:29)  und #20 Wilhelmine   (09. Okt 2012 22:02)  haben es bereits angesprochen: der Koran steht dazwischen! Und mit der Devise der Muslimbrüder wird es noch krasser…

    Die Zahl der Muslime, die das aber doch langsam durchschauen und der Ummah den Rücken kehren, nimmt zum Glück zu. Wenn sie Christen werden, stellen sie aber eine direkte Bedrohung für den Islam dar. Davor haben einige Leute ziemlich Angst…

  18. Trans World Radio gibt einen christlichen Glaubenskurs in arabischer Sprache heraus: „Talmatha“ (Jüngerschaft):

    http://talmatha.org/

    Könnte man vielleicht auch diesem oder jenem Imam in Europa als Geschenk zukommen lassen?

  19. Eine sehr realistische Botschaft.

    Nur, wer hört sie?

    Kein Islamgetreuer und Koranhöriger kann diese Message stehen lassen.

    Frieden mit Israel ist mit dem Islam unmöglich. Wo doch der Koran selbst die Ausrottung der Juden fordert.

    Ohne daß diese Haßlehre in den Abgrund rauscht, wird es keinen Frieden im Nahen Osten geben. Auch nicht unter den Muselmanen selbst.

  20. Auf die hier gestellte Frage, nach der Rückständigkeit und warum die mohammedanischen Staaten es nicht dem „Westen“ gleichtun, ist zu bemerken, dass der Islam auf Eroberung und Ausnutzung von Anderen ausgelegt ist. Die Mohammedaner benötigen Wirtsvölker um zu überleben.

  21. „Man kann die Realität ignorieren, aber man kann nicht die Konsequenzen der ignorierten Realität ignorieren“

    (Ayn Rand, 1905-1982)

    Schon blöd wenn einen die Wirklichkeit einholt. Aber leider wird er wohl die nächsten 700 Jahre der einzige Mohamedaner bleiben der das erkannt hat.

  22. Respekt für seinen Mut. Er wird der einsame Rufer in der islamischen Wüste bleiben.
    Denn diejenigen die an den kriegerischen innerarabischen Konflikten verdienen und durch sie ihre macht ausbauen sind viel mehr und viel aggressiver. Wir sehen schon in Deutschland wie nur die Androhung von Gewalt ausreicht um alle noch so dreisten Forderungen durchsetzen zu können. Dafür werden hier sogar grundlegende Rechte Anderer abgeschafft oder vorübergehend ausser Kraft gesetzt.

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