"So nehmet auch mich zum Genossen an,ich sei, gewährt mir die Bitte,In eurem Bunde der Dritte."

Von MEINRAD MÜLLER | Ein Bürge ist eine ernste Angelegenheit. Wer sich bereit erklärt, für einen anderen einzustehen, haftet mit seinem guten Namen, seinem Einkommen, seinem Besitz. Die meisten Menschen tun das nur in Ausnahmefällen. Zum Beispiel für die Familie.

Stellen wir uns folgenden Fall vor: Ein junger Mann, gerade mit der Ausbildung fertig, verdient noch wenig, will sich aber unbedingt einen teuren Wagen leisten, sagen wir, einen Lamborghini. Die Bank schüttelt den Kopf: Zu jung, zu wenig Einkommen, zu riskant. Doch dann erscheint der Großvater, solvent, erfahren, mit Haus und Erspartem. Die Bank ändert ihre Meinung. Denn nun gibt es einen Bürgen. Nicht weil der Enkel zahlungsfähig wäre, sondern weil der Großvater mit seinem guten Namen für ihn einsteht. Das Geld wird ausgezahlt.

Genau dieser Mechanismus ist es, der am 18. März im Deutschen Bundestag in ganz anderer Dimension wirksam wurde. 517 Abgeordnete stimmten an diesem Tag für eine staatliche Kreditaufnahme in Höhe von 1,7 Billionen Euro. Rechnet man das herunter, ergibt das rund 3,29 Milliarden Euro pro Abgeordnetem – eine Summe, die kein einzelner Volksvertreter je selbst erhalten würde. Kein Abgeordneter, so großzügig seine Diäten auch bemessen sein mögen, wäre für solch einen Betrag kreditwürdig.

Und doch wurde die Darlehensbeantragung bewilligt. Nicht wegen der Kreditwürdigkeit der Abgeordneten, sondern wegen des Bürgen. Und dieser Bürge ist der Bürger. Ohne gefragt worden zu sein. Ohne dass man seine Unterschrift eingeholt hätte. Ohne Wahl.

Während der Enkel seinen Großvater vermutlich bittet, für den Kredit zu bürgen, damit der Wunschtraum vom Luxusauto Wirklichkeit werden kann, wird im Staatswesen nicht einmal gefragt. Der Bürge steht bereit, ob er will oder nicht. Er muss haften.

Kreditverträge sterben nicht

Dieser stille Bürge trägt nicht nur das Risiko. Er zahlt auch den Preis. Mit seinen Steuern, seinen Abgaben, seinem Vertrauen. Und nicht nur er, auch seine Kinder und Enkel gleich mit. Denn Schulden, die der Staat heute aufnimmt, begleiten uns über Generationen. Menschen sterben, Kreditverträge nicht. Sie bleiben bestehen – und lasten auf jenen, die nie gefragt wurden, ob sie das wollten.

In Schillers berühmter Ballade „Die Bürgschaft“ ist die Sache klar geregelt: Ein Freund stellt sich freiwillig als Bürge, wissend, was auf dem Spiel steht. Er tut es aus Liebe, aus Vertrauen, aus freier Entscheidung. Und am Ende ist es gerade diese freiwillige Treue, die sogar das Herz des Tyrannen erweicht:

„So nehmet auch mich zum Genossen an,
ich sei, gewährt mir die Bitte,
In eurem Bunde der Dritte.“

Doch in unserem Fall fragt niemand nach Freiwilligkeit. Der Bürger wird zum Bürgen degradiert durch Beschluss. Und das Grundgesetz, einst geschaffen als Bollwerk der Freiheit, bietet den rechtlichen Rahmen. Es erlaubt den Abgeordneten, Entscheidungen von enormer Tragweite zu treffen ohne Zustimmung des Volkes, ohne Rückbindung an die Generationen, die zahlen müssen.

Die Väter des Grundgesetzes haben sich ein solches Szenario vermutlich nicht vorgestellt. Dass sich Volksvertreter wie Prokuristen verhalten könnten, die ohne Haftung die Zukunft verpfänden, das war wohl außerhalb ihres geistigen Horizonts. Die „Firma Deutschland“ wird geführt wie ein Betrieb, dessen Geschäftsführer keine Rücklagen brauchen, weil ein stiller Bürge jederzeit einspringt. Nein, einspringen muss.


Meinrad Müller.
Meinrad Müller.

Meinrad Müller (71), Unternehmer im Ruhestand, kommentiert mit einem zwinkernden Auge Themen der Innen-, Wirtschafts- und Außenpolitik für diverse Blogs in Deutschland. Der gebürtige Bayer greift vor allem Themen auf, die in der Mainstreampresse nicht erwähnt werden. Seine humorvollen und satirischen Taschenbücher sind auf Amazon zu finden. Müllers bisherige Beiträge auf PI-NEWS gibt es hier, seinen Ratgeber für Hobbyautoren hier.

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24 KOMMENTARE

  1. Ich wär ja dafür, daß jeder mit seinem Privatvermögen haftet, der sein Kreuz bei dem ganzen linken Block, inklusive und vor allem bei der CDU gemacht hat.

  2. https://www.welt.de/politik/ausland/article255751292/Besuch-in-Damaskus-Wieder-bekommt-Baerbock-keinen-Handschlag-in-Syrien.html
    Syriens Zukunft stehe „auf Messers Schneide“, sagte Baerbock….
    („Messers Schneide“ könnte wörtlich genommen werden)
    Darüber hinaus kündigte Baerbock weitere finanzielle Unterstützung für die syrische Zivilschutzorganisation Weißhelme in Höhe von 2,5 Millionen Euro an.
    ———–
    „Bürgen sollst du würgen“
    Muss der arme Laschet jetzt die Nachfolge von ACAB antreten?
    Was hat er in Damaskus zu suchen?

  3. Fritze hat schon jetzt fertig.
    Wer so verhandelt, ist ein Nichts
    Ein Nichts kann kein Kanzler werden.
    Wer seine Wähler verrät, hat keine mehr.
    Wer seine Partei verrät, gehört ausgeschlossen …. oder hat keine Mitglieder mehr
    Wer sein Land verrät, kann in Deutschland Kanzler werden.
    …..
    Wer sein Land im Mittelater verraten hat, wurde hingerichtet
    …..
    Deutschland ist auf dem Weg ins Mittelalter, dank Merkel, Olaf und Fritze

  4. US-Vizepräsident gegen die Wanderheuschrecken aus den Shit-holes der Welt:
    https://www.cicero.de/aussenpolitik/kultureller-selbstmord-deutschland-sollte-jd-vance-und-seine-warnungen-ernst-nehmen
    „Deutschland ist dabei, zivilisatorischen Selbstmord zu begehen. Deutschland lässt Millionen Asylanten herein, die kulturell völlig unvereinbar mit dem Land sind. Deutschland tötet sich selbst und ich möchte euch warnen, denn ich schätze Deutschland sehr und möchte, dass es gedeiht!“
    Das gilt ebenso für Österreich und andere Länder, die mit Armutszuwanderung überflutet wurden (GB, Frankreich, Schweden, Italien …)

    Wenn Deutschland ein Patient wäre, wäre meine Diagnose: Burn-Out und „hochgradig selbstmordgefährdet“ und braucht dringend professionelle Hilfe um seine Selbstheilungskräfte wieder zu aktivieren.
    Wenn Deutschland ein Schiff wäre, käme es der Titanic gleich.
    Kapelle spielt bis zum Untergang, manche können sich retten.

  5. https://www.tichyseinblick.de/meinungen/volksfest-in-deutschland-sicherheit-unfinanzierbar/
    Ob Kirmes oder Flohmarkt: In Deutschland wird Sicherheit unfinanzierbar
    Nach München, Magdeburg und Mannheim haben deutsche Städte an den Sicherheitskonzepten gedreht. Auch kleinere Volksfeste werden dadurch unfinanzierbar. Schausteller leiden, das öffentliche Leben auch. Deutschland hat sich keinen Gefallen getan mit dem Zulassen einer unkontrollierten Zuwanderung aus dem islamischen Raum. Von Matthias Nikolaidis.

    Für die Sicherheit im öffentlichen Raum bürgt „eigentlich“ der Staat, mit DRK, THW , Polizei usw. bezahlt von den Steuern der Bürger.
    Wenn das alles nicht mehr gewährleistet werden kann, dann muss die Bundeswehr im Inneren eingesetzt werden.

  6. Neues, aktuelles Interview mit General Kujat über die Friedensbemühungen von Trump und über die verteidigungspolitischen Aussichten für NATO, EU und Deutschland.

    Dauer 1:05 Std.

    Aber sehr hörenswert und gute Argumente.
    Mal was anderes als immer Strack-Zimmermann, Kiesewetter, Masala und Neitzel.

    Schade, dass diese Stimme nicht im ÖRR vorkommt!

    https://www.youtube.com/watch?v=KfqFVl7iyGE

  7. Letztendlich nimmt die Geschichte ein gutes Ende. Möros schafft es, vor dem Ablaufen der Frist zurückzukehren und so seinem Freund das Leben zu retten. Sogar der König selbst ist beeindruckt von der Freundschaft der Männer. Er erlässt Möros die Todesstrafe und bittet, selbst mit in den Bund der Freundschaft aufgenommen zu werden…

    Freundschaft kann MANN nicht mit Geld erkaufen, aber genau DAS hat Merz getan, bzw. versucht.
    Wer gab ihm diesen Rat?
    Er wird früher oder später scheitern und als „armseliger Kanzlerkandidat“ in die Geschichte eingehen.
    In Auer­bachs Keller sagt Brander:
    „Ein garstig Lied! Pfui! Ein politisch Lied!“ (Goethe 1808: Z. 2092) und spricht damit eine zur Goethezeit weit verbreitete Ansicht aus,
    die Johann Gottfried Herder 1792 gar „Politisch Lied, ein böses, böses Lied“ nennt.

  8. Das Problem ist, dass seit Merkel kein Politiker mehr für Fehlentscheidungen haftbar gemacht oder wenigstens politisch geradestehen muss.
    Die können machen was sie wollen, es hat keinerlei Konsequenzen- für sie. Für die Bürger natürlich schon.#

    Mit enormer Macht kommt enorme Verantwortung. Die dekadenten BRD Politiker wollen nur Macht ohne Verantwortung.

  9. @ friedel: der unter Juristen gängige Spruch lautet: ‚Wer bürgt, der wird gewürgt‘! 21:09

  10. Genau deshalb werden wir ja auch als „Bürger“ vom Staat bezeichnet, „Staatsbürger“ halt! Und genau deshalb halte ich nicht viel von Politikern die sich als bürgerlich bezeichnen, oder die „bürgerliche Mitte“, zu vertreten, für sich in Anspruch nehmen. Die AFD ist davon ausdrücklich NICHT ausgenommen!

  11. Frage :
    Der Staat hat Schulden, bei XXX.
    Was ist wenn der Staat XXX enteignet ?
    Gibts dann keine Schulden mehr ?
    Sonst können doch auch Vermögen beschlagnahmt, “ eingefroren “ oder eigezogen werden !

  12. @Heisenberg73 20. März 2025 at 20:16
    .
    Wird Zeit dass der Amtseid schlagend gestellt wird.

  13. Mich beunruhigen die Vorhaben, der EU und Deutschland, von hunderten Milliarden Schulden.
    Deren Kompensation könnte durch
    1.) Sparguthaben durch Superinflation abschöpfen
    2.) Krieg gegen Russland und bei Sieg deren Bodenschätze plündern gelingen.
    Mich schaudert bei diesen Aussichten von Pest oder Cholera.

  14. Nordlaender03 20. März 2025 at 21:38
    ‚Genau deshalb werden wir ja auch als „Bürger“ vom Staat bezeichnet, „Staatsbürger“ halt! Und genau deshalb halte ich nicht viel von Politikern die sich als bürgerlich bezeichnen‘
    ———————————————-
    Das hört man dieser Tage oft, Bürger hießen so, weil sie für die Staatsschulden bürgten. Da kommt das Wort „Bürger“ aber so nicht her. Sondern von „burga“, althochdeutsch „Schutz“; auch „Sicherheit“ nehme ich an. Das Wort „geborgen“ kommt auch daher. Das Wort „Burg“ natürlich. „Bürger“ waren also die, die innerhalb von Befestigungsanlagen lebten, wie z.B. einer Stadtmauer. Und dadurch mit mehr Schutz und Sicherheit als außerhalb.
    Die Bürgschaft wiederum ist natürlich eine Sicherheit in Bezug auf den Kredit. Da hat man also auch wieder dieses „Schutz“ / „Sicherheit“ (burga).
    Aber nicht alle Bürger sind Bürgen, und sie heißen auch nicht so, weil sie es wären.

  15. Über die Insolvenz des gesamten Mainstreams würde ich mich freuen.
    Allerdings haben sie genügend finanzielle Mittel um ihr treiben weiterhin aufrecht zu erhalten.
    Hätte ich Kinder die es finanziell nach oben bringen wollen,gibt es nur wenige Möglichkeiten.
    Entweder als Fussballspieler…durch pervers finanzierte Leistung…
    Oder als Politiker/Journalist durch Antileistung und Korrumpierbarkeit.

    Das Wahlvieh wählt auch weiterhin ihre Schlächter,die Meinungsmafia hat grossartigen Erfolg..
    Deutschland wählt Krieg,Wirtschaftsuntergang,Infrastrukturdesaster,Masseneinwanderung von Kulturinkompatiblen…
    Stimmt!…Nein,doch,nein,doch Ohhhh!!!!!
    Schauen wir dochmal auf die zahllosen Wahlumfragen der Qualitätsmedien.
    Huch !!!
    80% sind für ein weiter so!
    Dann werden die ja wohl recht haben.
    Das ist die Realität unserer „Selbstmorddemokratie 2025“

  16. .
    OBSERVER99
    .

    An: OBSERVER99 20. März 2025 at 21:09 h
    .
    (@ friedel: der unter Juristen gängige Spruch lautet: ‚Wer bürgt, der wird gewürgt‘! 21:09)
    .
    __________________
    .
    Ok, Friedel.
    .

  17. @ Eistee
    Danke für die Erklärung! Ich finde es trotztdem unerträglich, wenn auch einige AFD-Politiker, „Von den Bürgern (dort draussen) im Lande sprechen“!
    Wie sehen jene sich denn selber, „als Adel hierinnen im Schloss“?!…

  18. ich warte immer ungeduldiger, dass zb frau dr weidel in der bt-debatte endlich ausspricht, wer diese verschuldung und mit welcher absicht verfolgt. und zwar die GRÜNEN, um uns deutsche auszurotten. zum beweis müsste frau dr weidel auch gleich einige zitate anführen – und phoenix müsste an der unterbrechung der übertragung der bt-debatte gehindert werden.

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