„Der Geringverdiener in der Mietwohnung zahlt für die Solaranlage auf dem Einfamilienhaus des Besserverdieners“, sagt Eon-Chef Leonhard Birnbaum.
„Der Geringverdiener in der Mietwohnung zahlt für die Solaranlage auf dem Einfamilienhaus des Besserverdieners“, sagt Eon-Chef Leonhard Birnbaum.

Von PETER WÜRDIG | „Ein Birnbaum in seinem Garten stand …“, nun, wir meinen hier nicht den Birnbaum aus Fontanes so ergreifendem Gedicht, sondern den Leonhard Birnbaum, und der steht auch nicht im Havelland, sondern als Vorsitzender der E.ON, eines großen Energieversorgers, steht er jetzt zu einem Interview der FAZ bereit und das war so beeindruckend, dass auch NIUS darüber einen Artikel brachte

Und nun kam die goldene Herbsteszeit, wie es bei Fontane heißt, aber nicht nur dort, sondern auch bei E.ON, und das ist die Zeit eines vertieften Nachdenkens, also die Motivation für ein Interview, und das hat es tatsächlich in sich.

Die FAZ titelt: „Der Geringverdiener zahlt für die Solaranlage des Besserverdieners „, und NIUS drückt das so ähnlich aus: „Eon-Chef Leonhard Birnbaum zerlegt die Energiewende“, es lohnt sich also, sich damit näher zu befassen, denn der FAZ-Titel sagt ja schon mal klar, was hier wirklich Sache ist. Das Interview fand kurz vor dem Wahlsonntag statt, und so gibt es dazu auch eine interessante Äußerung:

„Wenn man mit dem Wählerverhalten nicht zufrieden ist, dann sollte man sich überlegen, was man selbst anders machen muss…  Und bei den erwarteten Wahlergebnissen ist Ausgrenzung keine Lösung.“

Dieser Aussage werden wir wohl alle zustimmen. Man soll überlegen, was man anders machen muss, aber bei den hauptbetroffenen Parteien sieht das immer noch anders aus, die wollen nichts substantiell ändern sondern wollen nur „besser erklären“, und das haben nun immer mehr Wähler so richtig satt. Weiter sagt Birnbaum:

„Um die Energiewende mache ich mir dabei wenig Sorgen. Die ist nämlich immer stärker selbsttragend.“

Von einer „selbsttragenden Energiewende“ kann nicht im Ernst die Rede sein, und im Interview widerspricht er sich dabei auch noch selbst. Er erklärt das zunächst so:

„Investitionen in erneuerbare Energien zahlen sich für den Einzelnen aus.“

Dass das aber nur über massive Subventionen so läuft, das verschweigt der E.ON-Chef, denn seine Firma verdient daran auch ganz satt. Dann aber führt man die weitere Diskussion nun „etwas nuancierter“, immerhin!

„Viele freuen sich im Moment darüber, dass wir diesen enormen Zubau an PV-Anlagen haben. Aber der gesamtwirtschaftliche Wert der zusätzlichen Solarmodule ist oft nicht nur gleich Null, er ist sogar negativ. Denn diese Anlagen drücken um die Mittagzeit, wenn viel Sonne da ist, ungesteuert Strom ins Netz und erhöhen damit das Überangebot zu dieser Tageszeit.“

Und dieses Überangebot wird im Ausland zu negativen Preisen entsorgt, aber auch wenn man den Strom nicht gebrauchen kann, erhalten die Betreiber der Anlagen per EEG eine zugesicherte Vergütung, und die Differenz, die immer höher wird, zahlt der Staat, also der Steuerzahler. Deswegen sagt Birnbaum ganz zu Recht, der gesamtwirtschaftliche Wert ist nicht nur gleich null, er ist sogar negativ. Klarer muss man sagen, die Balkon-Kraftwerke sind Teil einer Schad-Industrie. Weiter führt Birnbaum aus:

„Auch Batteriespeicher im Keller ändern daran oft nicht viel, weil die an sonnenreichen Tagen schnell voll sind .. .“

Ach Herrjeh, die sind also „schnell voll“ ! Aber wie groß müssten die Speicher denn sein, damit die dann „netzdienlich“ sind, darüber erfährt man kein Wort, dazu bräuchte man einen Taschenrechner, den aber gibt es nicht bei E.ON. Und was er wohl ahnt, aber lieber nicht erwähnt, das wirkliche Problem ist ja nicht die Nachtzeit, es sind die saisonalen Schwankungen, man bräuchte also Speicher, die den Strom im Sommer für den Winter speichern, denn dann, wenn der Strombedarf besonders groß ist, liefern die PV-Anlagen wenig oder gar nichts. Deswegen gibt es auch in Deutschland nach über 20 Jahren einer üppigen Subvention nicht eine einzige PV-Anlage, die Strom zuverlässig im 24/7-Rhythmus liefert.

Außerdem hat Birnbaum hier einen wichtigen Punkt ganz übersehen, die PV-Anlagen (und die Windräder) machen nicht nur bei Überangebot einen Schaden, sondern durchgehend auch zu ganz normalen Zeiten, denn die stark schwankende Lieferung der EE-Anlagen muss laufend und sekundengenau im Netz ausgeglichen werden, und auch das führt zu zusätzlichen Kosten, die die Stromkunden, die keine PV-Anlage haben, bezahlen „dürfen“. Auf diese Art der versteckten Subventionierung haben wir schon in einem PI-NEWS-Artikel hingewiesen.

Immerhin, das muss man anerkennend sagen hat Birnbaum auch Vorschläge, wie man die krasse soziale Schieflage des EEG-Systems ändern könnte und ändern müsste. Er führt aus:

„Deutschland muss in der Energiewende umsteuern…. Wann, wenn nicht jetzt, wollen wir denn darüber nachdenken, die pauschale Solarstromförderung zu beenden? Daran festzuhalten, nur damit wir ein bestimmtes Ausbauziel erreichen, ist ein Irrweg.“

Das ist eine vollkommen richtige Aussage, finde ich.

Weiter sagt Birnbaum ganz konkret:

„Und wer weiterhin partout überflüssigen Strom einspeisen will, der sollte dafür auch selbst die Zeche zahlen, indem er die negativen Strompreise in Rechnung gestellt bekommt.“

Eigentlich auch ganz richtig. Leider hat Birnbaum etwas Entscheidendes übersehen, er meint, die sog. „Erneuerbaren“ sollen die Energieversorgung eines Landes sichern, da glaubt er wohl immer noch dran, und das erzählt man auch dem einfachen Volk, in Wahrheit dienen das EEG und die ganzen Fördersysteme jedoch nur dazu, den Flächenbesitzern ein üppiges und arbeitsloses  Einkommen zu verschaffen, und da die das Parteiensystem fest im Griff haben, fehlt auch der geringste politische Wille, die Schattenseiten der Energiewende in den Griff zu bekommen.


Peter Würdig.
Peter Würdig.

PI-NEWS-Autor Peter Würdig, Jahrgang 1937, ist Abgeordneter im Samtgemeinderat Land Hadeln (bei Cuxhaven). Er hat das Studium der Physik an der TU Berlin mit Abschluss Diplom-Ingenieur beendet und engagiert sich in der AfD in Landes- und Bundesfachausschuss für die Gestaltung des Parteiprogramms im Bereich Energie- und Klimapolitik. Würdig leitet ein Unternehmen, das sich mit Programmen für die medizinische Statistik und die krankenhausversorgende Apotheke beschäftigt. Aktuelles dazu erfährt man auf seiner Facebook-Seite.

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13 KOMMENTARE

  1. Die Altparteien grenzen die AfD aus, der Normalo grenzt seine Mitmenschen aus, wenn sie ihm nicht passen. Nur noch kleine, armselige Menschlein unterwegs, die nicht würdig sind, dass sie ein Leben haben.

  2. Ich finde es auch total abwegig, dass die Solarindustrie weiterhin ausgebaut und gefördert wird, obwohl es oft ein Stromüberangebot gibt und dadurch Kosten entstehen. Dieser Unsinn muss gestoppt werden, oder aber die Kosten wegen Überangebot übernimmt künftig der jeweilige Unternehmer.

    Gloria von Thurn und Taxis sagt, dass die AfD die einzige katholische Partei ist und damit hat sie selbstverständlich Recht.
    https://philosophia-perennis.com/2024/09/04/gloria-von-thurn-und-taxis-die-afd-ist-die-einzige-katholische-partei/

  3. Übringens, E-ON ist ja teilverstaatlicht. Hat der Herr Birnbaum den Habeck überhaupt gefragt, ob er das sagen darf?

  4. „…um die Mittagzeit…viel Sonne… ungesteuert Strom …erhöhen …Überangebot …“

    Heute und morgen soll es im dunkelrot-pestgrün verfilzten Landeshauptkral Kiel –
    ebenso überschuldet und verfallend wie das Land des Linken Günther/ehem CDU –
    viel Sonne und viel Wind geben.

    Für mich als vorbildlich staatstragenden (Steuer zahlendem) Bürger bedeutet das:
    – Die 90Grad Kochwäsche aus der Nachbarschaft einsammeln,
    – braten, kochen, grillen, bügeln, Einwecken, schweissen, Keramik brennen
    – Heizluefter, Weihnachtsbeleuchtung, alles an was Kupfer drin hat.

    Dumm nur, dass ich als privater, vorbildlich williger Überstrom-Kompensator
    vom Energie-Lyriker Habicht keinen Bonus für meine Stromvernichtung bekomme.
    Vielmehr muss ich im Windland #1 den Grossabnehmern im Süden/Westen
    für teure Stromplattformen und fette Stromleitungen Umlagen bezahlen.

    Die Grüne Pest war ja so schlau, und hat da unten Grundlast-KKW abgeschaltet.

  5. „…in Wahrheit dienen das EEG und die ganzen Fördersysteme jedoch nur dazu, den Flächenbesitzern ein üppiges und arbeitsloses Einkommen zu verschaffen…“
    —————————————————————-
    Vor diesem Hintergrund bekommt natürlich das Statement der Grünen: „Wir stehen zur Ampel und wir gehen bis an die Schmerzgrenze“ – was heute im NTV-Text zu lesen war – eine weitere Bedeutung.

    Die Frage ist: Wessen Schmerzgrenze ist da eigentlich gemeint . . .

  6. Sog. Balkonkraftwerke, die in das Stromnetz der eigenen Wohnung enspreisen, können durchaus sinnvoll sein, Der Strom geht direkt in den eigenen Verbrauch. Wie die Stromerzeugung der Zukunft aussehen sollte und wird, ist völlig unklar. Neue AKW zu bauen würde jahrzehnet benörigen, von dem Problem Endlager ganz abgesehen. Hauprproblem ist derzeit die stark schwanende Einspeichung dirch soal und Windrad und fehelende Speichertechnik.

  7. Ich frage mich schon lange, kann man denn nicht überschüssigen Strom mit einer bedarfsweise eingeschalteten Wasserstoff-Gewinnungs-Anlage „vernichten“?

  8. Ganz einfach – WENN man ssich schon eine kleine, angepaßte PV Anlage für den eigenen Beadrf installiert, um einen gewissen Mindestgrad an ‚Autarkie‘ für sich zu schaffen, nur als ‚insellösung‘ sinnvoll ohne Einspeisung ins Netz – die heutzutage geringen ‚Netzentgelte‘ lohnen das ohnehin nicht.

  9. @pille palle 5. September 2024 at 12:13
    Überschüssiger Strom in großen Mengen ist eigentlich nur vor Ort nutzbar – das Stromnetz verträgt keine Überlastung durch quasi unbegrenzte Einspeisung . . .

  10. pille palle 5. September 2024 at 12:13; Vernichten ist das passende Wort, denn die elektrolytische Zerlegung von Wasser hat einen dürftigen Wirkungsgrad. Dann kommt noch die weitergehende Vernichtung durch Antrieb eines Motors drauf. Brennstoffzelle dürfte für die meisten derzeit viel zu teuer sein.

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