Karl von Lothringen war als kaiserlicher Feldherr an der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 und bei der Eroberung von Ofen (dem späteren Budapest) 1686 entscheidend beteiligt.
Karl von Lothringen war als kaiserlicher Feldherr an der Schlacht am Kahlenberg am 12. September 1683 und bei der Eroberung von Ofen (dem späteren Budapest) 1686 entscheidend beteiligt.

Von SELBERDENKER | Der zweite Teil der dreiteiligen PI-NEWS-Serie „Retter des Abendlandes“ endete mit der Aussage, dass König Jan III. Sobieski im Bewusstsein gemeinsamer christlicher Identität ein Friedensbündnis nationalen Interessen vorgezogen hat.

Das ist für die damalige Zeit eher unüblich. Das beste Gegenbeispiel dazu ist Sonnenkönig Ludwig XIV., der damals uneingeschränkt Frankreich beherrschte. Der „Sonnenkönig“ war tatsächlich der größte Intrigant unter der damaligen Sonne und der ständige Kontrahent Kaiser Leopolds I. (HRR). Beide galten als „Herrscher von Gottes Gnaden“, wobei Kaiser Leopold I. ein zutiefst gläubiger Mensch war und Ludwig XIV. sich zwar selbst als „allerchristlichster Herrscher“ bezeichnete, in Wirklichkeit aber die islamischen Osmanen gegen Leopolds Reich unterstützte. Nur durch Intervention des Papstes, der um seine eigene Existenz fürchten musste, sollten die Osmanen ihr Hauptziel Rom erreichen, hat Ludwig XIV. wohl davon abgesehen, den verzweifelten Verteidigern Wiens auch noch in den Rücken zu fallen.

Wo wir bei Karl von Lothringen wären. Karl war, wie Kaiser Leopold, zunächst für eine kirchliche Laufbahn vorgesehen und ebenfalls ein tief gläubiger Mensch.

Das Herzogtum Lothringen war schon immer Zankapfel Frankreichs und des Heiligen Römischen Reiches deutscher Nationen gewesen. Gerade übte Frankreich die Kontrolle aus, Karl konnte die Gunst des „Sonnenkönigs“ nicht gewinnen, war „Herzog ohne Herzogtum“ und gelangte nun über Umwege in die Dienste Kaiser Leopolds I. nach Wien, wo er als kaiserlicher Feldherr, zusammen mit dem Polenkönig, den Sieg über die Osmanen erringen konnte. Karl von Lothringen führte den Kampf fort, er war entscheidend bei der Befreiung von Ofen (Buda, später Budapest), der Schlacht bei Mohacs (1687) und weiteren Siegen beteiligt und ermöglichte so die Rückkehr der christlichen Stephanskrone nach Ungarn.

Bemerkenswert ist seine fehlende Eitelkeit. Zweimal war er bei der Wahl zum König von Polen angetreten und gescheitert. Als sein erster Rivale Michael Korybut als polnischer König starb, ehelichte Karl dessen Witwe, seine alte Liebe Eleonore Maria Josefa von Österreich, was ihn auch zu einem Verwandten Kaiser Leopolds machte. Die Ehe war glücklich und kinderreich. Bei seinem zweiten Versuch wurde Karl jener Jan Sobieski als polnischer König vorgezogen, von dem im zweiten Teil die Rede war. Trotzdem wurde Karls Verhältnis zu Jan Sobieski als äußerst gut beschrieben. Dem tat auch die Tatsache keinen Abbruch, dass Karl, nach Vermittlung durch Marco d’Aviano, auf den Oberbefehl des Entsatzheeres verzichtete. Auch die Schätze der vertriebenen Osmanen kamen zum Großteil den Polen zugute.

Karl von Lothringen wusste wahrlich, wie man Kröten schluckt, im Dienst der von ihm erkannten Notwendigkeiten seiner Zeit.

Und die Gegenwart?

Geschichte ist natürlich nicht einfach auf die Gegenwart übertragbar, doch es schimmern immer wieder Parallelen auf: Recep Tayyip Erdogan gibt in der Türkei wieder den Sultan, er treibt die Islamisierung nicht nur in der eigentlich laizistischen Türkei, sondern auch in Europa voran.

Marine Le Pen in Frankreich scheint deutsche Patrioten nicht als Verbündete bei der Erhaltung eines abendländischen Europas zu betrachten, sondern schon wieder als Gegner – und sie erinnert damit leider eher an den „allerchristlichsten“ Sonnenkönig Ludwig XIV., der als Meister der Intrigen wohl eher als der Heuchlerkönig bezeichnet werden müsste.
Auf der anderen Seite gibt es den aus christlichen Motiven handelnden Ungarn Viktor Orban, der sich für den Frieden und für Europa im Dienst der von ihm erkannten Notwendigkeiten seiner Zeit einsetzt.

Bisher erschienen:

» Teil I: Der italienische Mönch Marco d’Aviano
» Teil II: Der polnische König Jan Sobieski

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3 KOMMENTARE

  1. Wenn Männer alleine handeln können, handeln Sie meist Rational.

    Steht jedoch wie oft eine Frau dahinter, gibt es Zwietracht und Intrigen satt.

    Steht die Frau an der Spitze, kommt alles zusammen , es wird regiert nach Gutdünken und Gefühl, googeln “ von der Leyen CO Pfizer“ …..Bilder sagen mehr als 1000 Worte.

  2. ….ist ja alles bekannt, vor allem den Christen seit Adam, Eva und dem Apfel, gell.

  3. „Marine Le Pen in Frankreich scheint deutsche Patrioten nicht als Verbündete bei der Erhaltung eines abendländischen Europas zu betrachten…“
    ————————————————-
    …weil die Interessen in Bezug auf die EU diametral entgegengesetzt sind.

    Die viel beschworene deutsch-französische Freundschaft ist naiver Selbstbetrug.
    Tatsächlich ist es eine banale Zweckgemeinschaft – wie die gesamte EU – bei der die deutschen „Freunde“ als Geldgeber durchaus willkommen sind . . .

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