Wotan-Darstellung in Philip Craig Russells Comic-Adaption
Wotan-Darstellung in Philip Craig Russells Comic-Adaption "Der Ring des Nibelungen".

Gibt es etwas „Urdeutscheres“ als den Sagenstoff rund um die Nibelungen? Wohl kaum! Und wie müsste eine zeitgeistgemäße Umsetzung des Nibelungenstoffes eigentlich aussehen?

Natürlich müsste Siegfried eine schwarze Flechtfrisur tragen, Brünhild wäre eine Transfrau und Hagen, wer weiß, hätte eine sichtbare Behinderung. So läuft heutzutage die Transformation alter Mythen in Hollywood, bei Amazon oder Netflix.

Es geht aber auch anders! Der nun auf deutsch vorliegende im Superhelden-Stil gezeichnete Comic von Philip Craig Russell ist „Old School“ im allerbesten Sinne: „Der Ring des Nibelungen“ umfasst 448 Seiten auf schwerem Bilddruckpapier und ist eine abendfüllende, starke Lektüre.

Zurecht wurde er mit zwei Eisner-Awards ausgezeichnet, einer der wichtigsten Preise innerhalb der Comicbranche. Deutschen Comiclesern dürfte Russell kein Unbekannter sein, was die Gestaltung sagenhafter nordischer Lebenswelten angeht. Er hatte zuvor bereits die dreibändige Reihe „Nordische Mythen & Sagen“ gezeichnet.

In Russells „Der Ring des Nibelungen“ nun tauchen Wassermädchen, Drachen, blonde Walküren, ein strahlender weißer Held Namens Siegfried, Zwerge, Riesen und Götter auf, und allesamt sind sie fantasievoll und anmutig umgesetzt.

Bereits Richard Wagner hatte sich der facettenreichen Mythologie Europas für seine Motive, Handlungen und Personen bedient: Der Mythos, der im Ring erzählt wird, ist somit kein alter, sondern ein stets neu erschaffener.

Bei diesem Comic handelt es sich keineswegs um eine sprachliche Eins-zu-eins-Umsetzung, was nicht nur ein kühnes Unterfangen, sondern auch anstrengend zu lesen gewesen wäre. Das Musikalische der Oper wird hier kongenial mit dem Comic amalgamiert. Stephanie Pannen übernahm dann die hervorragende (Rück-)Übersetzung jenes Amalgams ins Deutsche.

Das Motiv der zeitlosen Gier aus dem Wagnerschen Original, „ohne Ruh und Rast den Hort zu häufen dem Herrn“, das der Zwerg Mime beschreibt, wird beispielsweise beibehalten, aber umgewandelt in gängige Ausdrucksweisen: „um seinen Reichtum zu vergrößern. Nie ist es genug.“

Wenn die Rheintöchter durchs blau-grüne Nass toben, dann spritzt einem das Wasser entgegen; ein verfluchter goldener Ring wird in kräftiger roter Glut geschmiedet, da lodert das Feuer, da sprühen die Funken auf den Seiten; Wälder kommen in facettenreichen Grün- und Brauntönen daher, und Rückblenden werden passenderweise in schwarz-weiß skizziert. Gerade letzteres ist eine Besonderheit, weil dies auf der klassischen Theaterbühne nicht dargestellt, sondern lediglich erzählt werden kann.

Man merkt diesem Mammutwerk seine Detailverliebtheit und die intensive Auseinandersetzung Russells mit der Vorlage an.

Was für ein spannender, wuchtiger Zugang zur deutschen und europäischen Sagenwelt! Der Verlag Antaios vertreibt diesen Comic – eine Lieferung gerade noch rechtzeitig zu Ostern ist möglich, denn dieser Band ist ein vorzügliches und sicherlich überraschendes Geschenk.

Bestellmöglichkeit:

» Patrick Mason (Text) und P. Craig Russell: Der Ring des Nibelungen. Hardcover, 448 Seiten, 49,99 Euro – hier bestellen.

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25 KOMMENTARE

  1. Bestimt ein grandioses Werk.
    Aber:
    Ich fände es zeitgemäßer, wenn ein begabter Autor das Wagner-Epos umschreiben würde in
    „Der Ring der Lügen-Ampel“.
    Der Goldschatz der Deutschen würde darin nicht im Rhein, sondern in alle Welt „versenkt“ und das deutsche Volk würde von grünen Drachen verschlungen.

    Wirklich ein Märchen?

  2. Erstaunlich, dieses Werk hat bisher überall hervorragende Kritiken erhalten.

    Nicht erstaunlich, das Werk hat zwanzig Jahre gebraucht, um eine deutsche Fassung zu bekommen.

  3. Das muss man wirklich lieben.

    Zumindest sollte man wenigstens die Urfassung erst mal kennen, imstande sein, die Charaktere Siegfried-Brünhild-Gunther und Kriemhild zuordnen zu können.
    Die Nibelungensage ist auch keine Deutsche Geschichte, sondern entspringt einer kontinentalgermanischen und skandinavischen Heldensage.

    Friedrich Hebbel, der hierfür die wichtigste Bearbeitung fürs Theater vornahm, er würde sich hierbei vermutlich im Grabe herumdrehen.

    Ich finde das ist eine erneute Verfälschung unserer Geschichte.
    Dann lieber Asterix und Obelix.

    Das ist meine Meinung.

  4. Berlins „Portal in die Zukunft“: ein Plumpsklo!
    Berlin installiert für 1,7 Millionen 24 klima-, strom- und wasserneutrale Plumpsklos. Es ist kein Aprilscherz. Berlins „grüner“ Staatssekretär Markus Kamrad, zuständig für „Zentrales und Verbraucherschutz“, präsentiert die ersten dieser in Parks stationierten Toiletten. „Wir verstehen diese Toiletten als ein Portal in die Zukunft.“ Von Josef Kraus. Weiterlesen auf tichyseinblick.de
    und bei Bedarf wird man weggebeamt.

  5. Die Nibelungensage ist eine Aneinanderreihung von Intrigen, Verrat, Doppelmoral, Schuldhaftigkeit des Einzelnen und blindwütiger Rache, bei der es am Ende keine Gewinner und keine Verlierer gibt.
    Das Nibelungenlied wird heute als Gesellschaftskritik am Feudaladel jener Zeit gewertet.

  6. Gibt es etwas „Urdeutscheres“ als den Sagenstoff rund um die Nibelungen?
    Wohl kaum!

    Doch.
    Götz von Berlichingen.

  7. @ Das_Sanfte_Lamm 3. April 2023 at 14:25

    Gute Zusammenfassung. Genauso ist Wagners Vertonung eine Aneinanderreihung schwülstiger Melodien und Harmonien. Ich kann das nicht anhören. Wenn nordisch-romantisch, dann Peer Gynt.

  8. Muss nicht jeder mögen, aber für ihrer Identität beraubte und verunsicherte männliche indigene deutsche Jugendliche, die von ihren Lehrern eingetrichtert bekommen, dass es gar keine deutsche Kultur gibt, sie sich am Karneval allenfalls als Meerjungmann oder Ofenkartoffel verkleiden dürfen und die einzigen Helden, die sie verehren dürfen, entweder schwarze Haut oder ukrainisches Military- T Shirt tragen, ist es ein sehr gutes Geschenk!

  9. Ich finds gut, dass sowas überhaupt noch erscheint und tatsächlich auch noch ausgezeichnet wird. Philip Craig Russell bezeichnet seinen Nibelungen Comic als sein Lebenswerk. Ich denke, er hat sich intensiv mit dem Stoff beschäftigt und das nicht einfach durch den Fleischwolf gedreht und ne Nibelungen- Wurst draus gepresst.
    So kam es auch bei der ebenfalls wohlwollenden Rezension der Sezession durch Ellen Koszita rüber.
    Ich werde es mir wohl zulegen und eventuell noch weitere Exemplare für Weihnachten zum Verschenken bestellen.
    Noch gilt die Nibelungen Sage als unverfänglich, kann man also auch Schlafschafen schenken.

  10. “…tauchen Wassermädchen, Drachen, blonde Walküren, ein strahlender weißer Held
    Namens Siegfried, Zwerge, Riesen und Götter auf,“

    Noch mehr merkwuerdige Gestalten als ohnehin ihr Unwesen zu meinem Nachteil treiben
    sind mir schlicht zuviel. Die Realitaet, deren Geschichte und Entwicklungen weltweit reichen mir,
    mehr Beziehungen, B. – probleme und -taten, wirre Reaktionen volle Traeume und Fantastereien
    brauch ich nicht. Zumal nicht authentisch fotografiert, sondern aus dem Kopf anderer gemalt.

    Mit der taeglichen Flut an externen und eigenen infos wie „schaffen, verdienen, ausgeben etc“
    hab ich genug zu tun, und deshalb seit Jahrzehnten kein Buch/Papier/Fiktionen jedweder Art gekauft.

    Kurz und ehrlich: Mir fehlt die Zeit und Lust für die Beschaeftigung mit Gedanken anderer,
    es sei denn, sie fordert mein Koennen/Wissen, bringt Spass und unterm Strich Geld/Gewinn ein.
    Denken und machen grundsaetzlich gegen Knete, manchmal auch fuer ideellen Gewinn.

    In jedem Fall dem Autor und Verlag viel Erfolg und gute Geschaefte.

  11. @ Tanz um das bunte Kalb 3. April 2023 at 18:11
    Ich finds gut, dass sowas überhaupt noch erscheint und tatsächlich auch noch ausgezeichnet wird. Philip Craig Russell bezeichnet seinen Nibelungen Comic als sein Lebenswerk. Ich denke, er hat sich intensiv mit dem Stoff beschäftigt und das nicht einfach durch den Fleischwolf gedreht und ne Nibelungen- Wurst draus gepresst.
    So kam es auch bei der ebenfalls wohlwollenden Rezension der Sezession durch Ellen Koszita rüber.
    Ich werde es mir wohl zulegen und eventuell noch weitere Exemplare für Weihnachten zum Verschenken bestellen.
    Noch gilt die Nibelungen Sage als unverfänglich, kann man also auch Schlafschafen schenken.
    ——————————————
    Warten Sie einmal ab. Wenn den Pappnasen die ähnlichkeit von Etzels Hunnen mit den Schatzsuchenden auffällt, kommt der Comic auf den Index und der Besitz gilt als Volksverhetzung.

  12. Soll ich jetzt im Herbst meines Lebens nochmal mit
    Comic anfangen ?
    Das dachte ich mir und sagte: „Nein bestimmt nicht“.
    Doch diese neue Aufarbeitung einer deutschen Sage,
    ist auf jeden Fall ein rotes Tuch, für die heutige, linksdreckige
    Zeit. Der Preis lässt allerdings zu wünschen übrig !

  13. Wir brauchen keine Veruklung von der Nibelungensage/ Lied/Oper

    stattdessen ueber die Figuren der Ampel, die mehr als genug Stoff fuer ein Trauerspiel liefern.

  14. @A. von Steinberg 3. April 2023 at 13:21

    Gratulation, hervorragende Umlenkung der Neuschoepfung von Nibelungensage in

    Goetterdaemmerung der Ampel und aller Links/Gruen verkorksten Propagandisten/ Luegen-Medien

  15. Richard Wagners „Ring des Nibelungen“ ist eine der größten kulturellen Leistungen der Menschheit. Ich durfte dieses gewaltige Werk schon zweimal live erleben, und werde es sicher bald in Dortmund ein drittes Mal tun. Wenn man die vier Abende in der Oper hinter sich hat ist man jedesmal wie berauscht. Wie konnte ein einzelner Mann so etwas unfassbar Schönes erschaffen? Text und Musik? Wagner bekam eine göttliche Gabe, und er hat sie wohl genutzt – zur Freude der Menschen und zum Ruhme seines Volkes.

  16. Sehr schön wohl, nun weiß ich, was ich mir vom Osterhasen wünsche. Oder meinetwegen auch von Ostara oder vom Osterasen.

    Hilflos übrigens manche Einlassungen, das Nibelungenlied sei mehr oder minder ein Abguss der Edda. Eher umgekehrt dürfte das der Fall sein.
    Selbstverständlich ist das Nibelungenlied „urdeutsch“. Die Geschichte ist insgesamt betrachtet total bekloppt. Intrigen, Gier, Weibergekeife, Marsch in die Selbstvernichtung, finstere Berater etwas dümmlicher Herrscher, dazu auch strahlendes Heldentum – tja, das ist eben Deutschtum.

    Ein derart selbstkritisches Nationalepos hat wohl sonst kein anderes Volk im Erdkreis. So ticken wir eben, ist so, kann man nichts machen.

  17. 18_1968 4. April 2023 at 07:10

    :mrgreen:
    Schön geschrieben, gefällt mir.

    Bei näherer Betrachtung unter diesem Gesichtspunkt fällt auf, dass die vermeintliche Selbstkritik eine Kritik an der Führung ist, bis auf den untadeligen Siegfried aus dem Volke steht die „Elite“ im Mittelpunkt der Geschichte.

  18. Das Urdeutsche wird dem Siegfried, dem Hagen, dem Gunther und dem Lindwurm gründlich abgewöhnt. Aber wer soll den Attila geben, war Ungar und das ist ein Schurkenstaat.

  19. @ 18_1968 4. April 2023 at 07:10
    ——————————————–
    Die Edda ist von den Nordmännern(Skandinavien, Dänemark) und Allgemein Germanisch. Die Burgunder war römische Söldner, die sich selbständig machten. Die Burgunder waren Nordmänner von der Insel Borgonderholm(heute Bornholm).
    P.S. Die bekannteste Edda ist von Snurri Sturlussen aus Island, eine Wikingerkolonie.

  20. @ buntstift 4. April 2023 at 10:56
    ————————————–
    Selenski, falls er flüchten kann.

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