Der Karlsruher Philosoph Peter Sloterdijk traute sich als einer der wenigen deutschen „Intellektuellen“, Sarrazin zu verteidigen. Sein neues Buch Die schrecklichen Kinder der Neuzeit ist ein „Schwarzbuch über die Zukunft“. Warum? Naja, da braucht man nicht lange zu überlegen. Ein jeder, man muß schon lange kein Gelehrter mehr sein, kann bundesdeutsche Bildungszerstörung, Familienerosion und Probleme kommender Generationen beobachten. Von Kiel bis München.

Sloterdijk erfasst sie, findet die wunden Punkte und wirft die entscheidende Frage auf: Ist uns Europäern klar, dass wir neben glänzendem Fortschritt vor allem eines in die Welt getragen haben: Herkunftsunsicherheit? Das heißt: Wir „schrecklichen Kinder der Neuzeit“ sind nur deshalb so weit vorgestoßen in allen Disziplinen, weil wir unser Erbe verworfen und das Hemmende der Herkunft abgestreift haben.

Diese unsichere „Hybrid-Identität“ schwächt uns zweifellos in unserem Kampf um die Selbstbehauptung des Abendlandes. Denn die Gegner kennen die Unsicherheit im Umgang mit dem eigenen Erbe nicht, und von der unhinterfragten, aggressiven Durchsetzungsidentität islamischer Einwanderer ist auf PI fast täglich die Rede.

Nach der Lektüre des Buches von Sloterdijk wird klar: Man muß wieder wurzeln wollen, man muß dem Traditionsabriss und der Vereinzelung der Bürger entgegentreten, wo immer das möglich ist. Verteidigen kann sich nur, wer weiß, wer er ist und woher er kommt. Peter Sloterdijks Buch kann hier eingesehen und bestellt werden.

Hoffnung macht ein zweiter Gegenwartsautor. Frank Böckelmann geht davon aus, dass diese Vereinzelungserscheinungen bald eine Gegenbewegung anstoßen. Im Gespräch mit der Zeitschrift Sezession äußert der geläuterte Ex-Linke: „Der Hunger nach Anwesenheit und Zugehörigkeit schwillt an.” Daran könnte selbst die antideutsche Linke nichts ändern. Und mehr: In seiner Neuerscheinung Jargon der Weltoffenheit warnt Böckelmann vor einer Fixierung auf die Linke, die als eigenständige Kraft gar nicht mehr existiere! Allgegenwärtig sind vielmehr sinnleere Schlagworte wie „Selbstverwirklichung”, „Authentizität“, „Emanzipation“, „Gleichberechtigung“ und „Vielfalt“.

Die schleichenden Folgen dieses Jargons verweisen auf den Punkt, den auch Sloterdijk anspricht: „Sie leiten uns in ein Dasein ohne Herkunft, Heimat, Nachkommenschaft und Transzendenz. Dieser »Jargon der Weltoffenheit« hält uns in der Vorläufigkeit gefangen: Alles erscheint greifbar, nichts ist erreichbar. Die westlichen Wertideen wie »Entgrenzung«, »Chancengleichheit« oder »Toleranz« rauben uns die soziale Dimension des Lebens. Am Ende soll das marktkonforme Individuum sich selbst verwerten und nur noch messbare Leistungen austauschen. Diese Ökonomisierung des Lebens erweist sich als ein Fortschritt ins Leere.”

Werte sind nicht verhandelbar und niemals ein Produkt für den „Markt“. Angesichts dessen ist die ebenfalls behandelte Frage Böckelmanns, was unsere Werte in der heutigen Zeit, in denen sie mit Füßen getreten werden, eigentlich noch wert sind, ein weiterer Grund, das Büchlein zu erwerben. Hier einsehen und bestellen.

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19 KOMMENTARE

  1. Mutig, die zwei.
    Ist das eine Trendwende bei den (überwiegend sogenannen) Intellektuellen?

  2. Völlige Entwurzelung, ja so ist es!

    Siehe hier, die neuen „deutschen“ Volkstanzgruppen:

    https://www.google.de/search?client=firefox-a&hs=e9L&rls=org.mozilla%3Ade%3Aofficial&channel=sb&biw=1680&bih=915&tbm=isch&sa=1&q=bauchtanz&btnG=#channel=sb&q=bauchtanzgruppe&rls=org.mozilla:de:official&tbm=isch

    so ein Volk wehrt sich natürlich auch nicht mehr gegen die Islamisierung und den damit verbundenen Untergang der eigenen Kultur, und somit des eingenen Volkes. Denn für diese neuen „deutschen Volkstänzerinnen“ ist die Islamisierung positiv besetzt.

    Ps.: Auf den Bildern sind bis auf wenige Ausnahmen nur deutsche Frauen zu sehen!

  3. #2 BePe (19. Jun 2014 18:26)

    Vor gut 15 Jahren habe ich Rock N‘ Roll getanzt. Diese Tanzrichtung hat auch keinen deutschen Ursprung, genau wenig wie Salsa und andere.
    Das du fast nur deutsche Frauen siehst , ist doch klar. Du glaubst doch nicht das Achmed sein Eigentum abknipsen lässt.
    ————————-

    Auf jeden Fall zwei Bücher die ich mir mal auf meine Leseliste setze. Vielen Dank für die Information.

  4. Zum Böckelmann:
    Am Ende soll das marktkonforme Individuum sich selbst verwerten und nur noch messbare Leistungen austauschen. Diese Ökonomisierung des Lebens erweist sich als ein Fortschritt ins Leere.

    Ja, da wird es interessant, da kommt der Konflikt mit den Hardcore-Liberalen. Das ist sozusagen Kapitalismuskritik von rechts. – Roger Köppel hat es in diesem schönen Satz so auf den Punkt gebracht:

    Der Staat ist am Ende nicht bloss eine Ansammlung von Menschen aus allen Himmelsrichtungen, die wie kleine Kampfroboter die ihnen zugedachte Rolle im grenzenlosen Wettbewerb um Arbeitsplätze spielen.

    http://www.weltwoche.ch/ausgaben/2014-03/editorial-entkrampft-die-weltwoche-ausgabe-032014.html

    Und Agentin dieser Agenda ist die EUdSSR!

    Im übrigen soll „Jargon der Weltoffenheit“ sicher auch anspielen auf Adornos:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Jargon_der_Eigentlichkeit

  5. Was-nu-los?
    Der ansonsten zumeist durch geistigen Dünnschiss überzeugende Filosof, der mich immer an Loriots Lothar Frohwein („krawehl, krawehl!“) erinnert, kommt zur Besinnung?
    Es gibt zwei Erklärungsansätze: 1.) Der Mann wird altersweise. 2.) Der Mann hängt sein Mäntelchen nach dem Wind, weil er spört, wohin die Briese mittelfristig weht.

  6. Der Hunger nach Identität und Selbstachtung schwillt an. In Deutschland, unserem ureigenen Land.

    Für mich ein anschwellender Freudengesang. Fürwahr, ich werde nicht enttäuscht sein !

    Wir gehen einer herrlichen Zukunft entgegen !

  7. # 2 BePe

    Das ist Bauchtanz. Kann höchst erotisch sein wenn die Damen stimmen. Habe mal eine Dame gekannt die unserer Schoppenmannschaft auf dem Einödhof ein paar Einlagen vorgestellt hat. Von kultureller Entwurzelung war übrigens nichts zu spüren. War natürlich keine Dame aus dem Morgenland.

    Gruß vom Einödlandwirt

  8. Erosion, Unsicherheit, Gefährdung, Dekadenz, Spätkultur – das beschäftigt Sloterdijk immer wieder. Hier eine Passage aus seinem vorigen Großwerk (723 Seiten!) mit dem Titel „Du mußt dein Leben ändern“.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Du_mu%C3%9Ft_dein_Leben_%C3%A4ndern

    In dieser Passage (Seite 425) steckt alles drin, von der Homo-Ehe bis zum Türken- und Moslemproblem:

    … Das Wunder der späten, liberal aufgebrochenen Zivilisationen läßt sich vor diesem Hintergrund noch einmal ausdrücklich bezeichnen: Es bedeutet die Möglichkeit, daß eine gegebene Population ihrer Reproduktionsfähigkeit, ihrer didaktischen Techniken und der Attraktivität ihres Lebensmodus hinreichend gewiß geworden ist, um es sich leisten zu können, auf die althergebrachte Unterdrückung von unwillkommener Variation zu verzichten und sich statt dessen zu dem neuen, riskanten Habitus breiter Variationstoleranz zu bekennen.

    Daraus ergeben sich die typischen Spätkulturprobleme, die uns heute täglich beschäftigen – sie erwachsen aus der nicht-friedensfähigen Koexistenz [!!] von variationsfeindlichen und variationsfreundlichen Gruppen innerhalb einer zivilisatorisch ungleichzeitigen Staatsbevölkerung.

  9. Peter Sloterdijk fand ich früher schon gut. Intellektuelles Glockengeläut!

    Das „Philosophische Quartett“ wurde ja leider abgesetzt.

  10. Je mehr Informationen, umso besser!
    Seitdem der Deutschlandhass staatlich subventioniert wird, brauchen wir jede „Waffe“ gegen Gutmenschen. Die geistig unbewaffneten (zumeist bei den AtiFa’s zu finden) würden sich zwar nicht auf Diskussionen einlassen, aber es gibt zum Glück noch verblendete Gutmenschen, die spätestens nach der dritten Vergewaltigung im Bekanntenkreis die Augen öffnen…

  11. Passend dazu: Bei der Vereidigung von Felippe VI wurde auf alle religiösen Symbole verzichtet

    Das Hauptrequisit war eben jene Verfassung, auf die der König seinen Eid ablegte. Bewusst hatte man auf alle religiösen Symbole verzichtet: kein Kruzifix im Saal – und auch keine Messe im Anschluss in der Kathedrale. Hatte sich der Vater vor vier Jahrzehnten als „König aller Spanier“ definiert, so möchte der Sohn, wie er in seiner Antrittsrede sagte, König eines Landes „in Einheit und Vielfalt“ sein.

    Die Mächtigen gehen mit der Zeit. Sie rechenen damit, daß ihnen die Vielfalt die Macht auch in Zukunft erhalten wird. Damit werden sie sich ganz fürchterlich verrechnen.

  12. Schön, dass Antaios den Sloterdijk im Programm hat und dass er hier beworben wird.

    #5 Haudraufundschluss
    Der Mann ist hochintelligent. Intelligenz schützt aber nicht vor der Gefahr, das eigene Weltbild für die Welt selbst zu halten.
    Früher oder später kollidiert aber das eigene Weltbild mit der Realität. Ein Sloterdijk merkt das. Nun muss er nur noch seine Eitelkeit überwinden und das sich selbst gegenüber eingestehen. Dann kann etwas Gutes entstehen.

    Und noch ein bisschen Werbung für Antaios: Lest bitte den Kleine-Hartlage. Der steht für mich haushoch über den derzeitigen Modephilosophen.
    http://antaios.de/gesamtverzeichnis-antaios/antaios-thema/1370/die-liberale-gesellschaft-und-ihr-ende.-ueber-den-selbstmord-eines-systems

  13. „Wir „schrecklichen Kinder der Neuzeit“ sind nur deshalb so weit vorgestoßen in allen Disziplinen, weil wir unser Erbe verworfen und das Hemmende der Herkunft abgestreift haben.“ (PI-Autor)

    ———————————————

    Ob S. nun in seinem Buch ein Plädoyer gegen „Traditionsabriss“ hält, wie der PI-Autor behauptet, wage ich zu bezweifeln, nachdem ich die ersten Seiten bei Suhrkamp.de gelesen habe.

    Treffender erscheint mir da schon die folgende von #8 Biloxi wörtlich zitierte Passage:

    Das Wunder der späten, liberal aufgebrochenen Zivilisationen läßt sich vor diesem Hintergrund noch einmal ausdrücklich bezeichnen: Es bedeutet die Möglichkeit, daß eine gegebene Population ihrer Reproduktionsfähigkeit, ihrer didaktischen Techniken und der Attraktivität ihres Lebensmodus hinreichend gewiß geworden ist, um es sich leisten zu können, auf die althergebrachte Unterdrückung von unwillkommener Variation zu verzichten und sich statt dessen zu dem neuen, riskanten Habitus breiter Variationstoleranz zu bekennen.

    Daraus ergeben sich die typischen Spätkulturprobleme, die uns heute täglich beschäftigen – sie erwachsen aus der nicht-friedensfähigen Koexistenz [!!] von variationsfeindlichen und variationsfreundlichen Gruppen innerhalb einer zivilisatorisch ungleichzeitigen Staatsbevölkerung.

    Sollen wir uns etwa vom Islam ein neues Gesellschaftsmodell oktroyieren lassen? Nein, wir sollten nur keine kritische Zahl von Leuten ins Land lassen, die unsere (insgesamt betrachtet) erfolgreiche Zivilisation bekämpfen.

  14. +Treffender erscheint mir da schon die folgende von #8 Biloxi aus einem anderen Buch Sloterdyks wörtlich zitierte Passage.

  15. Schriftstellende „Intellektuelle“ in Deutschland???
    Der letzte, der sich als solcher – durchaus mit finanziellem Erfolg – zu inszenieren verstand, war der SPD-Hofschreiber und Hofschranze Günter Grass. Mittlerweile hat er in IM Larve, seinem Bundesgauckler, einen Meister gefunden, dessen Gesülze das des buttigen Zwiebelschneiders bei weitem übertrifft. Blöd nur, daß beide sich zwar „intellektuell“ gebärden, mit Intelligenz aber nur sehr unzureichend gesegnet sind, in hohem Maße dagegen mit Intriganz und egoistischer Schläue.
    Ich werde mir die Autoren, den Sloterdijk wie den Böckelmann, antun. Allein schon, um meinem Brechreiz, eingedenk des schnauzbärtigen Pfeifennucklers Grass und des kriegslüsternen Bundesgaucklers, zu begegnen.

    Don Andres

  16. Gar nicht gut zu sprechen ist Sloterdijk auf diesen unseligen Habermas, der Ende der 90er übelst gegen Sloterdijk intrigiert hat (Stichwort: „Menschenpark“). Hier kriegt Habermas ordentlich sein Fett weg – und Kaube von der FAZ gleich mit:
    http://www.michael-klonovsky.de/acta-diurna
    (aktuell zweiter Eintrag, 18. Juni)

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