Sich über den Islam lustig zu machen, ihn ins Lächerliche zu ziehen, ohne dabei plump zu wirken, schafft vielleicht nur jemand, der in diesen Kulturkreis hineingeboren wurde und darin aufgewachsen ist, der jedoch trotzdem ein eigenständiges und dialektisches Denken entwickelt und sich dieses bewahrt hat. Dem persischen Autor Sadegh Hedayat (1903-1951) ist dies bravourös gelungen. Aus seiner hintergründigen und kenntnisreich geschriebenen Satire „Karawane Islam – Die islamische Mission in Europa“ bringt PI in einer dreiteiligen Serie den zweiten Teil (hier Teil 1).
Teil 2:
Herr Lump:
„Wenn es an Geld fehlt, akzeptieren wir auch Krokodile und Ratten.“
Krone-der-Prediger:
„Selbstverständlich. Also, niemand ist dagegen, dass die Kosten für die Mission aus der Kasse der islamischen Stiftung finanziert werden. Aber dann müssen wir noch wissen, ob in den Ländern der Ungläubigen besondere Unterkünfte für diese Mission eingerichtet werden und ob diese Häuser von redlich verdientem Geld gekauft und nicht etwa durch Erpressung erworben worden sind.“
Nachtigall-des-Islam:
„Seit langer Zeit widmet sich meine Wenigkeit der Untersuchung, Erforschung und dem Studium dieses Problems. Herr Steuerrad-der-Scharia, mein Sohn, dem weder die rationalen noch die irrationalen Wissenschaften fremd sind und der die Quelle der großen Unreinheit verfasst hat, worin er die Vorschriften über Pinkeln und Waschungen behandelt, die die Grundlehre des Islam sind, und der sechs Jahre seines geschätzten Lebens in den Gebieten der Ungläubigen verbracht hat, empfiehlt ganz besonders die Stadt Al-Baris.“
Steuerrad-der-Scharia:
„Jawohl, in Al-Baris, einer der französischen Städte, gibt es ein Viertel mit dem Namen Alle-Zia, [13] Alésia. Anscheinend war dieser Zia ein Enkel der Tante von Moslem-ibn-Aghil. Verfolgt von einem gewissen Ungläubigen namens Sanan-ibn-Anas, ist dieser Unschuldige auf dem Rücken eines Kamels durch ganz Frankreich geflohen, wo man nun nach großer Wahrscheinlichkeit ein Viertel nach ihm benannt hat. Der hier anwesende ergebene Diener hat seine Erkenntnisse in einer Arbeit mit dem Titel Die erwürgten Märtyrer herausgebracht. Es ist ganz klar, dass es gut durchdachter Schritte bedarf; die Ungläubigen müssen vom Grab dieses Bewohners des Paradieses vertrieben werden, damit wir dort einen geeigneten Wohnsitz für die Mitglieder unserer Mission errichten können.“
Scheich Khartoum, der Abgesandte der Wahabiten, meldet sich zu Wort:
„Ich bin dagegen, ein Haus für die Missionare zu bauen, denn unsere Vorfahren haben in schwarzen Zelten mit Krokodilen gelebt und haben sich von Kamelmilch ernährt. Alle Moslems müssen genau so leben.“
Nachtigall-des-Islam:
„Soweit uns in den Überlieferungen berichtet wird, müssen wir die wahren Ziele unserer Religion verschweigen und unsere Pläne verheimlichen. An dieses Prinzip müssen wir uns halten, wenn wir die Ungläubigen überlisten und beherrschen wollen.“
Anführer-der-Tradition:
„Diesem Prinzip zufolge ist Tanzen ebenfalls gestattet, der allmächtige Gott erlaubt uns, den Hintern zu bewegen und zu drehen, weil das sehr nützlich ist; und zum Trost der Ungläubigen sei gesagt, dass der Islam eine moderne Religion ist. Stimmt es etwa nicht, dass der Prophet vor dreizehnhundert Jahren um den schwarzen Stein Foxtrott getanzt hat und die Pilger heute noch um den schwarzen Stein tanzen?“
Nachtigall-des-Islam:
„Die Missionare müssen die Begebenheiten nach ihrem Ermessen auslegen. Davon hängt alles ab. Einstweilen ist diese Diskussion sinnlos, und es wäre wohl besser, wenn Krone uns das Manifest der Mission vorlesen würde.“
Krone-der-Prediger:
„Sie alle, geschätzte Würdenträger und hohe Geistliche, wissen, dass die Völker in China und Indochina, die Bewohner von Gog und Magog, ebenso wie die von Djabolgha und Djabolsa im Jenseits, wo die Affen wohnen, die ein gepflegtes Arabisch sprechen, anerkennen, dass unser himmlisches Buch alle erdenklichen Weisheiten des Diesseits und des Jenseits beinhaltet und jedes Wort darin mehr als hunderttausend Bedeutungen hat.“
Anführer-der-Tradition:
„So wurde das Automobil durch den Segen unseres Heiligen Buches erfunden.“
Krone-der-Prediger:
„Schön, aber über Philosophie, Technik, Wissenschaft und andere Weisheiten hinaus müssen wir erkennen, dass unser Heiliges Buch auch praktische Gesetze enthält, und gerade diesen Vorzug müssen wir den Ungläubigen darlegen.“
Nachtigall-des-Islam:
„Erlauben Sie mir ein klärendes Wort. Wir brauchen einen praktischen Lehrer, einen ‚Brohfesor’, wie sich jetzt diejenigen nennen, die den Franken alles nachmachen. Die Ungläubigen müssen aufgeklärt werden über die Regeln der islamischen Rechtsprechung, Waschungen, Reinigung nach der nächtlichen Zusammenkunft, Unsicherheit über die Anzahl der gesprochenen Pflichtgebete, über notwendige und nicht notwendige Pflichten, sexuelle Beziehungen, kleine, mittelgroße und große Menstruation und vor allem über die Bräuche bei den Wachungen. Wir müssen die Ungläubigen massiv bearbeiten, diese Lehren müssen tief in ihre Adern eingespritzt werden, bis sie in Fleisch und Blut überzeugte Moslems sind.“
Krone-der-Prediger:
„Ganz richtig! Aber weil die Liste der Ziele und Methoden dieser Karawane zu lang ist, erwähne ich hier nur einige wichtige Punkte, um die ehrenhaften Anwesenden darauf aufmerksam zu machen, wie mühsam und beschwerlich ihre Pflichten sind.
Erstens: Die Pflicht, die wunderschöne arabische Sprache zu pflegen und ihre Grammatik zu lehren, so dass die Ungläubigen den Koran in grammatisch korrektem Arabisch vorlesen können. Dabei spielt es keine Rolle, wenn sie den Sinn der Wörter nicht richtig verstehen. Es ist sogar besser, wenn sie nichts verstehen.
Zweitens: die Häuser und Gebäude der Ungläubigen müssen zerstört werden, weil sie die Wolken kratzen und so viele Etagen haben, dass die Bewohner durch die Fenster die Kurven und Hügel der Schamteile unserer Weiber sehen können; und gerade das ist Ketzerei. Deswegen müssen die Häuser, wie es der Islam vorschreibt, klein und nur aus Lehm sein, so ist es richtig. Weil dieses weltliche Leben nur ein Übergangszustand ist, sollten die Häuser nicht sehr massiv und stabil gebaut werden, und man darf sich nicht in sie verlieben. Es spricht für sich, dass die totale Zerstörung aller Theater, Museen, Schauspielhäuser, Kirchen, Schulen und so weiter eine der Aufgaben dieser Mission ist.“
Scheich Khartoum:
„Bravo, ausgezeichnet!“
Steuerrad-der-Scharia:
„So ist es richtig, wir müssen gemäß den heiligen Schriften alles in der ganzen Härte durchsetzen und nach dem Koran, den göttlichen Gesetzen, den Taten des Propheten und den Überlieferungen über Ihn verfahren. Aber meine Wenigkeit meint, dass wir je eines dieser Gebäude verschonen sollten. Aus diesen werden Mahnmale, die die schwarze Seele der Ungläubigen bloßstellen. Wenn das Budget es erlaubt, wäre ich bereit, Türsteher bei einem dieser übriggebliebenen Schauspielhäuser zu werden, und zwar beim Kabarett Les Folies Bergères. Dort könnte ich meine Gebete verrichten und Missionsarbeit leisten.“
Nachtigall-des-Islam:
„Sicherlich, ganz gewiss, besser geht’s nicht mehr!“
Krone-der-Prediger:
„Drittens, diese Mission muss Hammams, Badehäuser und Toiletten nach den islamischen Vorschriften, errichten. Wie in dem Buch Quelle der großen Unreinheiten geschrieben steht, ist es geboten, dass die Exkremente sichtbar bleiben. Und damit die Ungläubigen die Wissenschaft der Waschungen nicht missachten und – Gott bewahre! – sich ihren Hintern mit Papier abwischen, schlage ich vor, eine gewisse Anzahl Wasserkannen in diese Länder zu exportieren, damit sie ihren After ordnungsgemäß waschen können. So wird gleichzeitig die Produktion in den islamischen Ländern gesteigert.
Viertens, es müssen Wasserrinnen entlang der Straßen gegraben werden, in die die Moslems, wenn sie ein Bedürfnis verspüren, pinkeln können.
Fünftens, den Ungläubigen muss beigebracht werden, wie man Leichen wäscht und beerdigt und eine Beerdigungszeremonie gestaltet, wie man Armenspeisungen durchführt, mit lauter Stimme wehklagt und lamentiert, Moscheen baut, heilige Stätten stiftet, Passionsspiele zum Gedenken an die Märtyrer veranstaltet, Tiere opfert, Wallfahrten nach Mekka durchführt und nicht zuletzt wie man islamische Steuern zahlt. Es wird notwendig sein, eine Gruppe von Bettlern aus Samarra dorthin zu senden, die ihnen das Betteln beibringt. Denn der Islam ist die Religion des Elends und des Leidens, und nur die andere Welt zählt.
Sechstens, bei den Gebetszeremonien und anderen Pflichten des Gottesdienstes sind Schuhe und enge Kleidungsstücke selbstverständlich verboten. Ein Moslem muss sich stets in weite Kleidung hüllen, damit er seine Waschungen und Gebete jederzeit und unter allen Umständen verrichten kann, er muss Pantoffeln und einen langärmligen Kaftan aus Kamelhaarwolle tragen. Die wichtigsten Kleidungsstücke der Männer sind lange, weite Unterhosen und Kaftane. So eine Kleidung entspricht den heiligen Gesetzen.“
Steuerrad-der-Scharia:
„Ganz richtig, es ist ratsam, einen Kaftan anzuhaben. Meine Wenigkeit erinnert sich an das Buch Die Geschichte des Kaftans und des Umhanges von Herrn Fistelschere, [14] dieses Genie unseres Jahrhunderts, in dem ich folgendes gelesen habe: Bei ihren Angriffen auf die römisch besetzten Gebiete waren die Araber noch mit Kamelfellen bekleidet. Als sie in die Getreidespeicher eindrangen, entdeckten sie eine beträchtliche Anzahl von Säcken mit Roggen und Stroh. Sie haben Löcher in die Säcke geschnitten, sich voller Freude durch die Körner gefressen und sind auf diese Weise automatisch mit ihrem Körper im Sack gelandet. Seit dieser Zeit sind Kaftane Tradition.“
Fußnoten zu Teil 2 der PI-Serie:
[13] Stamm der Zia
[14] Meghraz-ol-Nabassir
Aus dem Nachwort von „Karawane Islam“: […] Sadegh Hedayats literarisches Erbe ist ein Zeugnis sowohl für die korrupte herrschende Klasse als auch für die habgierigen und fanatischen Geistlichen, die im Iran religiösen Aberglauben weit verbreiteten und die geistige Verdummung des Volkes betrieben. […] Hedayat, der ja selbst aus einer moslemischen Familie stammte, kannte sich sehr gut über das islamische Dogma aus. […] Aus Indien schreibt er an einen Freund: „Ich bin in der islamischen Stadt Hyderabad gewesen. Sie ist wahrlich eine islamische Stadt. Mit eigenen Augen habe ich gesehen, dass die Leute in den Rinnstein pinkeln.“ Erst wenn man bedenkt, dass im Islam jedes fließende Wasser als sauber gilt und zum Trinken und für die Waschungen benutzt werden soll, versteht man die tiefe Kritik, die in Hedayats Worten verborgen liegt.
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Eine echte Fundgrube dieses Buch. Und was für ein grausamer Gegensatz zu den Schilderungen der Islampropagandisten hier und überall in der Welt.
Vermutlich steht das Buch in islamischen Staaten auf dem Index. Gab es eigentlich eine Fatwa gegen Hedayat?
@ #1 johann (27. Jun 2012 22:31)
Im Iran sind Hedayats Bücher m.W. „eher unerwünscht“ — sprich, sie sind dort verboten — weil sie immer noch sehr aktuell sind.
#2 Kiwitt Freising :
Wissen Sie das oder vermuten Sie das nur? Navid Kermani, der vor über zehn Jahren einen langen Aufsatz über Hedayat geschrieben hat, berichtete im Gegenteil von einer Hedayat-Renaissance im Iran:
„…Anders ist kaum zu erklären, dass Hedayat immer unter den Ersten ist, die von einer temporären Liberalisierung der rigiden Zensurbestimmungen profitieren und gegenwärtig in Iran eine seiner regelmäßigen Renaissancen erlebt; die meisten seiner Bücher, die lange Zeit auf dem Index standen, erscheinen wieder, zahlreiche literaturwissenschaftliche Abhandlungen widmen sich ihm, während vieles von dem, was immer noch verboten ist, sich im Vergleich zu Hedayat wie Erbauungslektüre ausnimmt.
Hedayats Anziehungskraft ist ein Phänomen. … Seine bissigsten Attacken richtete der Autor ausgerechnet gegen den Islam, dessen Logik ,das scharfe Schwert und die Bettelschale‘ sei, wie es in der 1930 geschriebenen Satire ,Die islamische Mission in die Länder Europas‘ heißt …. ,Ist denn der Islam noch etwas anderes außer Raub und Mord?‘ Seine arabische Sprache sei ,erfunden‘, seine ,ganze Philosophie auf Unrat gegründet‘, heißt es in der achtzehn Jahre später entstandenen ,Morwari-Kanone‘…“:
http://ookkdk.com/index.php?option=com_docman&task=doc_view&gid=2&Itemid=26
… wie man … mit lauter Stimme wehklagt und lamentiert
Eine wirklich enorm wichtige Fertigkeit. Das weiß man auch im Recep-Tayyip-Erdogan-Gymnasium, Grüneburgwerg 66, 60323 Frankfurt am Main (Wahlspruch: Non scholae, sed vitae, Alter!), einem Prestige-Projekt der hessischen Bildungspolitik, dem ersten türkengerechten Gymnasium Deutschlands.
Aus dem Werbeprospekt:
Musische Erziehung
Musik spielt für unsere Schüler eine herausragende Rolle – als Kraftquell, aber auch als Ausdruck von Lebensfreude und archaischem Revierverhalten. Das Recep-Tayyip-Erdogan-Gymnasium kommt dieser Neigung zum Dauerlärm mit einer Reihe spezieller Angebote entgegen:
– Die Musikräume sind mit allen traditionellen türkischen Klopf-, Dengel- und Quengelinstrumenten ausgerüstet …
– Bei der Ausbildung der Gesangsstimmen wird in der Unterstufe besonderer Wert auf das schmachtende Wimmern gelegt. In der Mittelstufe kommt das kehlige Jammern dazu. …
– Im Nachmittagsunterricht lernen die Schüler, wie man Handy-Lautsprecher auf Stadiontauglichkeit tunt …
– Für Schüler in schulischen Problemlagen, sog. „Versager“, bietet die interne Veranstaltungsreihe DESDS („Das Erdogan sucht den Superstar“) spätere Karrieremöglichkeiten auch jenseits des – für viele ohnehin unerreichbaren – Abiturs.
(aus TITANIC, Mai 2010)
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