Der Gastbeitrag „Wirtschaftswunder und Eurokrise – die Ursachen“ von Christian S. versprach eine Analyse zur Eurokrise. Da bei einem politisch inkorrekten Blog erschienen, erwartete ich Gedankengänge abseits des Spiegel/ZEIT/Süddeutsche-Einheitsbreis. Als Einleitung wird dem Leser suggeriert, der Anstieg der Arbeitslosigkeit zwischen 1973 und ’85 sei durch den Zusammenbruch des Bretton-Woods-Systems hervorgerufen. Der unachtsame Leser mag dem Schreiber recht geben, da ja zwischen ’73 und ’85 die Arbeitslosigkeit unbestritten stark anstieg. Etwas sorgfältigeres Nachdenken wirft die Frage auf, warum zwischen 1975 und 1980 die Arbeitslosigkeit wieder sank. Wurde hier etwa das Bretton-Woods-System wiederbelebt?
(Ein politisch korrekter Beitrag von Simplicius)
Davon ausgehend wird die Wirtschaftskrise der 70er auf aktuelle Probleme übertragen: Deutschland habe sich auf dem System der festen Wechselkurse einen „relativen Wettbewerbsvorteil“ erkauft (warum eigentlich „relativ“? Gibt es auch nicht-relative Wettbewerbsvorteile?). Zwischen den Zeilen ist hier der Vorwurf „unfair“ erkennbar. Deutschland hat sich einen Wettbewerbsvorteil „erschwindelt“.
Belegt wird dies mit zwei Kurven, in denen die niedrigeren Lohnstückkosten und die anstiegende Leistungbilanz Deutschlands korrelieren. Ohne diese Korrelation in irdendeiner Weise zu belegen, also einen kausalen Zusammenhang herzustellen, werden dem schläfrigen Leser (der Artikel erschien recht spät abends) vermeintliche Lösungen suggeriert.
Aber stimmt die Hypothese denn, daß Deutschland an dem Elend der PI(I)GS Schuld trägt? Das läßt sich leicht prüfen: Wenn Deutschland (und nur um Deutschland geht es) „unfair“ seine Löhne reduziert hat, dann sollten sich die Leistungsbilanzen gegenüber allen anderen EU-Ländern ändern. Das ist aber gerade nicht der Fall! Das Statistische Bundesamt verrät, daß sich der Import zum Beispiel in die Niederlande und nach Österreich nur marginal geändert hat. Entweder haben also auch die Niederlande und Östereich „ihre Arbeitskraft abgewertet“, oder die Hypothese kann nicht stimmen.
Unbestrittermaßen sind Produkte aus Ländern wie Griechenland, Italien, Spanien und Portugal seit 1995 teurer geworden. Aus diesen Ländern hat die deutsche Industrie im wesentlichen arbeitsintensive, aber einfache Vorprodukte bezogen (Feta-Käse und Oliven spielen keine bedeutende Rolle). Damit standen und stehen diese Länder aber in Konkurrenz zu den neuen EU-Ländern (Seiten 18 und 28 der oben erwähnten Broschüre), vor allem Polen und Tschechien, aber eben auch China. Damit erklärt sich das aktuelle Elend der PIGS-Staaten (Irland setzt sich aufgrund seiner Wirtschaftsstruktur weniger dem direkten Wettbewerb mit China aus). Nicht deutsches „Lohn-Dumping“, sondern günstigere Preise (sprich: Wettbewerb) mit Polen, Tschechien und China (im letzteren Fall seit einigen Jahren durchaus auch indirektes Lohn-Dumping – ich wünsche P, I, G, und S bei ihren Beschwerden in Peking viel Glück).
Zusätzlich sei hier noch bemerkt, daß Deutschland das Problem des direkten Wettbewerbs mit China seit Anfang der 90er erfahren mußte – damals stand in oben erwähnten Zeitungen und Zeitschriften, daß es in Deutschland bald gar keine Industrie mehr geben würde.
Mit besonderer Freude haben mich aber die Forderungen des Autors zur Abhilfe der griechischen Wettbewerbsprobleme erfüllt: Wir lassen unsere Wirtschaft überwachen (von Italien?), gegebenenfalls auch „drosseln“ und steigern unseren „Konsum“. Mehr Geld wäre natürlich erfreulich (falls Inflation und Steuern nicht stärker steigten). Da ich nun aber aus Sorge um mein Körpergewicht (und das meiner Leber) nicht wesentlich mehr Oliven, Feta- und Parmesankäse sowie Rotwein konsumieren kann, würde ich die zusätzlichen Euronen eher in Elektronikerzeugnisse investieren. Entworfen in Japan und den USA und hergestellt in Taiwan, Südkorea, Japan und China. Nix mit Südeuropa. Das ist der Ärger mit Bürgern und Konsum. Sie geben ihr Geld einfach nicht dafür aus, was Politiker für sinnvoll halten.
Der Empfehlung des Autors, „mal in Gedanken durchzuspielen, was passiert, wenn Italien bankrott geht“, stelle ich gegenüber, mal durchzuspielen, was passiert, wenn Italien nicht bankrott geht. Probleme, die man nicht anpackt, verschwinden nicht von allein, sondern werden in der Regel größer. Dieses Problem im speziellen wächst exponentiell (youtube.com, ab Minute 1:05). Glaubt der Autor, Deutschland (also wir!) wären in der Lage, unsere eigenen Schulden abzustottern, bevor uns das exponentielle Wachstum verschlingt?
Es ist allerdings höchst erfreulich, auf einem Blog für politisch inkorrekte Beiträge auch einmal einen höchst korrekten Beitrag – also in gewisser Weise inkorrekt inkorrekt – zu lesen.
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OT Sorry
Hier gehts noch mal um die mutmaßlichen Beschädigungen an Duisburger Kirchen.
Jetzt wirds lustig:
Türkischer Imam beschuldigt Libanesen.
Libanesenschätze sagen sie seien nur sauer weil sie nicht mit den anderen Fußball spielen dürfen.
Fazit: Wir sind schuld!
http://www.derwesten.de/staedte/duisburg/gewalt-gegen-kirchen-in-duisburg-aus-frust-id6218122.html
Ja, ich stimme Ihnen in Ihrer Analyse zu. Es handelt sich um eine Haushaltskrise in einigen Mitgliedsstaaten des Euro. Verantwortlich für Ihre Haushalte sind die Mitgliedsstaaten selber. Man kann nicht einfach alles irgendwie indirekt auf Deutschland, den Euro und Europa schieben. Die nationalen Haushalte werden nicht von Deutschland, vom Euro oder von Europa aufgestellt, sondern von den Nationen.
Bei Italien ist es eigentlich ganz einfach. Jeder weiß, dass dieses Land zu groß ist, um finanziell gerettet zu werden. Das bedeutet entweder sie retten sich jetzt selber mit Haushaltsdisziplin oder sie müssen irgendwann die Insolvenz erklären. Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Italiener scharf auf Ihre Lira sind.
Ich sehe durchaus Dinge, die verbesserungswürdig sind. Allerdings bedeutet für mich Kritik an der Europäischen Union nich im Umkehrschluss, das man die Union abschaffen sollte. Man sollte sie verbessern.
Auch kann ich vieles an Deutschland kritisieren, aber ich käme deshalb nie auf die Idee es abzuschaffen.
Aber mit dieser Meinung gehöre ich sicherlich zur Minderheit auf diesem Blog.
Eben kam die Krönung. Wullf wurde mit Dr. Thilo Sarrazin gleichgesetzt. Das Staatsfernsehen (gleichzusetzen mit DFF) verunglimpft die Meinung des Volkes. Man ist wieder auf Staatslinie.
Nehmen wir doch mal das Beispiel Griechenland:
– 14 x Rente jährlich (Deutschland 12 x)
– 96% Rente vom letzten Lohn (D rund 43% v. Durchschnittslohn über die Lebensarbeitszeit)
– Lokführer verdient rund 4000 EUR monatlich (D rund 2200 EUR monatlich)
– über 10% der Bevölkerung sind für den Staat tätig
– es gibt offiziell 5000 Millionäre, aber 50.000 Luxusvillen und über 50.000 Luxusboote die Griechengehören
– ein Chefarzt verdient laut Steuererklärung 8000 EUR pro Jahr und zahlt keine Steuern
– es gibt das 40-40-20 Steuersystem: bei Steuerprüfungen darf der Geprüfte 40% der nachzuzahlenden Steuern behalten, der Steuerprüfer erhält auch 40%, der Staat 20%
– Hotels zahlen jährlich 500 EUR Einkommenssteuer, dann wird nicht geprüft, braucht keine Steuerklärung abgegeben werden
– griechische Millionäre haben über 200 Milliarden EUR in der Schweiz gebunkert
und so weiter. Und daran sind die fleissigen Lohnsteuerzahler in D schuld?
Im Gegenteil, viele Firmen sind in diese Nachbarländer abgewandert in den 70er und 80er Jahren, nach Portugal, Spanien, Italien, Frankreich, weil dort die Löhne niedriger waren. Der Schludrian in diesen PIIGS Staaten geht doch schon 50 Jahre. Ausser Italien hätte kein Land zum EUR-Raum gehören dürfen!!
Etwas sorgfältigeres Nachdenken wirft die Frage auf, warum zwischen 1975 und 1980 die Arbeitslosigkeit wieder sank. Wurde hier etwa das Bretton-Woods-System wiederbelebt?
ABM.
ArbeitsBeschaffungsMaßnahmen. Kam damals.
Deswegen beansprucht jeder irgendwie-angelernterIn nun Rente, weil unfähig-nichtnutzig, aber verBeamt-tet, auch wenn er/es nur einen Kilometer furzüblichen Wiesenbach verwaltet hat.
Grausame Sch..ße.
Sorry für off topic: Stadt Hagen (NRW) vor dem Konkurs. Das und jenes muß geschlossen werden, es wird zuwenig für Bildung und Arme getan – gerade im ZDF heute-journal 22:15 Uhr.
Aber das ZDF berichtete mit keinem Wort über die Stadtstruktur:
Stadtzentrum
Bewohnerschaft: ca. 11.600 Menschen, davon 53% Migranten PLUS Ausländer
Arbeitslosenquote: 18 %
Quelle:
http://www.sozial-gerechtes-hagen.de/news.php?id=8&sg_hagen=e349e73bd41eb6e14ffea1f5ba383797
Hoffe, da gibts noch ein Vido in der Mediathek darüber, oder eine schriftliche Nachricht vom ZDF. DAS wäre auch einen PI-Beitrag wert.
Genauso Pforzheim, mit 70% Migrantenanteil gekippt, perdu, fini.
So wie viele andere Städte mit 50% oder mehr Migranten-Anteil auch, alle gekippt, alle pleite, alle verloren.
Der EURO hat nicht gerade zum Frieden in Europa beigetragen:
Euro-Krisenbewältigung höhlt die Demokratie aus“
02.01.2012, 04:14 Uhrexklusiv Die Entwicklung der EU zu einer sogenannten Fiskalunion stößt auf massive Vorbehalte. Die Bundesbank warnt davor. Ex-BDI-Chef Henkel sieht gar Europa durch das Projekt gefährdet.
http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/euro-krisenbewaeltigung-hoehlt-die-demokratie-aus/6011048.html
Ein Gutes hat die Verschuldung Deutschlands. Wenn der Islam Deutschland mal übernommen hat, hat sie auch die Ar…karte gezogen 🙂
Ja. Zustimmung.
Weiter ist aber mit Blick auf die deutsche Industrie und China/ EU Osterweiterung folgendes zu bedenken:
Wir leben vom Maschinenbau und der Automobilindustrie.
Um das Jahr 2000 herum kamen die ersten unter VW Regie gebauten Skodas nach Deutschland. Ich kaufte mir für 21400 DM einen Skoda Fabia nach dem Motto: Billig neu, wenn der 3 Jahre hält kann man nix falsch machen. Ich fuhr das Fahrzeug 5 Jahre und rund 450 tsd. Km (Benziner). Ohne eine Reparatur (außer Verschleiß). Viele in meinem Bekanntenkreis (VW Kunden, selbst Mercedes Kunden) fahren heute Skoda. Immer noch billig und immer noch gut. Teilweise besser als VW selber.
Vor etwa drei Jahren kam der Dacia aus Rumänien. Ein einfaches, billiges Auto…
In näherer Zukunft wird es Autos aus China geben. Wie will die deutsche Autoindustrie mithalten? Sinkende Reallöhne, sinkende Qualität deutscher Fahrzeuge gegen gute Qualität zu günstigeren Preisen aus dem Ausland?
China war die länge Zeit bekannt, für Billigprodukte. Wer heute z.B Elektrowerkzeuge renomierter Marken kauft, erhält oft Made in China…qualitativ in Ordnung.
Wir verlieren heute weite Teile des Maschinenbaus, des produzierenden Gewerbes an das Ausland.
In Deutschland entstehen nur noch Logistikzentren zur Warenverteilung und Dienstleister.
Wer aus dem Raum Offenbach/FFM kommt und sich zwanzig oder dreissig Jahre zurückbesinnt: Wieviele Menschen waren bei Rowenta und BRaun beschäftigt? Es waren tausende. Rowenta gibt es heute nur noch als Marke, BRaun ist heute noch in Kronberg, aber mit wesentlich weniger Mitarbeitern.
Oder der Werkzeugmaschinenbau: Matra gibt es seit Jahrzehnten nicht mehr. Pittler ist klein geworden. Viele namhafte Firmen zu.
Und so geht es bundesweit in allen Branchen. Firmensterben. Und gleichzeitiger Massenimport von angeblich benötigten Arbeitskräften.
Im letzten Sommer war ich an einem Automatisierungskonzept in einem Automobilwerk beteiligt. Eine simple, längst überfällige Maßnahme: Die Verkettung einer Innenräummaschinie, Waschanlagen, nachfolgende Bearbeitungsmaschinen. Die Stückzeit wurde von 1,5 Minuten auf 0,25 Minuten reduziert. Das Teil wird statt 4 mal nur noch zwei mal in die Hand genommen. Sprich, es werden weniger Mitarbeiter benötigt, da die Teile automatisch gehandelt werden, und statt 3 Schichten die benötigten Teile in höherer Qualität in einer Schicht hergestellt werden können.
Das Beispiel Japan könnte uns zeigen, das selbst bei sinkender Bevölkerungszahl der Wohlstand der Bürger steigt.
Wir in Deutschland/Europa hängen jedoch einer anderen Philosophie an.
@ #8 Hoffmann v. Fallersleben (05. Jan 2012 23:00)
Ein bedenkenswerter Aspekt Chapeau!
Warum soll eigentlich eine Senkung der Lohnstückkosten „unfair“ sein? Nannte man sowas nicht früher Wettbewerb?
Ist das nicht die Grundlage des Funktionierens der gesamten Wirtschaft? Zum Vorteil der Verbraucher, die aufgrund dieses Wettbewerbs und niedrigerer Produktionskosten auch niedrigere Preise bezahlen müssen? Was ist dagegen einzuwenden?
Wenn sich die PIIGS dem Wettbewerb mit uns und anderen nicht stellen wollen, dann müssen sie halt aus der EU austreten und sich abschotten. Ich bin sehr dafür, dass jedes Land souverän entscheiden kann, was es machen möchte.
@ #11 Enoch Arden (05. Jan 2012 23:05)
Wollen wir eine Währungsunion mit Papua-Neuguinea? Es war politisch gewollt und (trotzdem) nicht herstellbar.
Ich bin auch sehr dafür, dass jedes Land souverän entscheiden kann, was es machen möchte.
Und mit einzelnen Bürgern dieser Länder werde ich weiterhin zufrieden-friedlich zusammenarbeiten.
#6 Faktencheck (05. Jan 2012 22:58)
Danke für den „anderen“ Blick auf Hagen. Sowas sollte man viel öfter herausarbeiten.
Wie „Mutti“ und Schäuble uns verramschen kann man auch hier sehen:
http://info.kopp-verlag.de/hintergruende/europa/michael-brueckner/die-neue-ezb-spitze-ein-kartell-der-pleitekandidaten.html
Direktorium der EZB:
Mario Draghi, Chef und Italiener
Peter Praet, Chefvolkswirt und Belgier
Vitor Constancio, Vice President aus Portugal
Benoit Coeure, Mitglied und Franzose
José Manuel Gonzalez-Paramo, Mitglied aus Spanien
»Die EZB mag ihren Standort zwar in Frankfurt haben, doch auf ihren Fluren weht längst der Geist der Banca d’Italia«, schrieb dieser Tage ein deutscher Finanzjournalist goldrichtig.
Hat da noch jemand Fragen???
Bemerkenswert finde ich, dass in Griechenland, Italien, Portugal oder Spanien gleichzeitig zur gigantischen Staatsverschuldung der Anteil des privaten Vermögens (oft in Immobilien) rasant gestiegen ist. So liest man regelmäßig über das Jammern von Griechen, die sich jetzt beim täglichen Konsum (Nahrungsmittel inbegriffen) stark einschränken müssen, auch und gerade weil sie noch den Kredit für ihre Wohnung (oder auch Zweitwohnung) abzahlen müssen.
#14 WahrerSozialDemokrat (05. Jan 2012 23:41)
bei der Gelegenheit: Macht ihr dies Jahr mal einen Info-Stand in Köln? Ich würde dann ganz gerne aus Münster kommen.
#4 Icetrucker66,
schöne Zahlen. Sind die auch gut belegt? Man hat ja häufiger so etwas in Ausschnitten in den Medien gefunden, aber es gab nie eine gute Zusammenfassung.
Mich interesssiert so eine Aufstellung brennend.
#13 johann, hoffe dass das ZDF dieses heute-journal noch nachträglich online in die Mediathek stellt. Dann wird die Desinformation für Jedermann klar. Das jetzt ist wie damals mit der Schweinegrippe, nur völlig umgekehrt.
Schon seit ewiger Zeit erwähne ich immer wieder, dfass die wirtschaftlichen Probleme der ehemaligen Ostblockländer und noch alle gewaltig überrollen werden.
Somit wird es gar kein Entrinnen aus der Euro-Krise geben können.
Zwischen 1975 und 1980 sank die Arbeitslosigkeit zwar leicht, aber ging nicht zurück auf das alte Niveau vor 1973. Es war vielmehr so, dass die AL in den konjunkturellen Schwächephasen immer schubweise angestiegen sind und der Sockel sich in den Boomphasen nur geringfügig reduziert hat.
Einen relativen Wettbewerbsvorteil hat man sich in Deutschland erarbeitet, weil hier die Löhne langsamer gestiegen sind als der Produktivitätszuwachs es erlaubt hätte, während die Löhne in Südeuropa schneller gestiegen sind, als der Produktivitätsfortschritt beim Anbau von Wein und Oliven es zugelassen hätte. „Relativ“ ist so gemeint, dass hier die absoluten Stundenlöhne vorher (wie nachher) höher waren (und sind) als in Südeuropa. Das Wort relativ ist aber auch nicht wichtig. Und ja, gegenüber Holland und Österreich hat Deutschland wohl nur geringfügig Boden gut gemacht, weil diese Länder eben keine übertriebenen Lohnerhöhungen hatten.
Richtig ist, dass Deutschland auch mit China und anderen Ländern der Welt außerhalb der EWU im Wettbewerb steht. Wäre Deutschland aber allein (oder im Nordeuro-Verbund), hätte die deutsche Währung längs aufgewertet. Die aktuell gute Wettbewerbsposition haben wir nur, weil der Eurokurs durch die Schwäche der Krisenländer unten gehalten wird. Im Vergleich zu anderen großen Währungen hält er sich zwar noch ganz gut, aber nur deshalb, weil USA und England selbst in ziemlichen Turbulenzen stecken. Der Punkt ist: Würden die Krisenländer den Eurokurs nicht auf niedrigerem Niveau ankern, hätte Deutschland deutlich mehr Probleme, auf den Weltmärkten mitzuhalten. Somit wird der deutsche Exportsektor aktuell durch die Schwäche Südeuropas bevorteilt.
Griechenland ist wahrscheinlich ein Sonderfall. Keine Ahnung, ob denen noch zu helfen ist, jedenfalls müssen die ihre Löhne kürzen, was natürlich schwer durchsetzbar ist. Es würde die Sache aber erleichtern, wenn Deutschland und andere nordeuropäische Länder ihnen etwas (symmetrisch) entgegen kommen würden bei der relativen Lohnanpassung. Also indem sie das Problem der Ungleichgewichte im Euroraum letztlich auch als ihr eigenes Problem erkennen und gegensteuern. Wenn Deutschland beim Geschäftsmodell der Lohnzurückhaltung bleibt, dann können die Südeuropäer ihre Position nur durch noch extremere Lohnkürzung und Deflation verbessern. Das führt zu Massenarbeitslosigkeit, Unruhen, politischer Instabilität. Das kann niemand wollen und wäre deutlich schmerzhafter, als wenn wir bei uns den Wettbewerbsvorteil bewusst etwas zurückfahren.
Und: Du meinst also, das Zinssystem bricht sowieso demnächst zusammen, dann kann es ja ruhig bei Italien anfangen? Und danach gibt es Bankenpleiten, in Italien und anderswo, weitere Staatspleiten und das ganze Finanzsystem mindestens von Europa geht kaputt? Zahllose Unternehmen gehen pleite, weil es keine Finanzierung über Kapitalmärkte mehr gibt? Alle Sparer werden betrogen, mühsam angesparte Altersvorsorge ist nichts mehr wert? Bürgerkriegsähnliche Zustände, Massenarbeitslosigkeit, politischer Extremismus? Irgendwie scheint mir das nicht so toll zu sein, vielleicht sollten wir versuchen, diesen Zusammenbruch etwas hinauszuzögern und vielleicht mit einer dosierten Inflation von 3-4 Prozent über ein paar Jahre die Schuldenfalle abwenden? Was meinst Du?
Mich würde nur mal interessieren,wer dieser Christian S. denn nun ist.
Denn für mich sieht das extrem nach übergeordneter Eurowerbung aus.
Zitat:“Das Statistische Bundesamt verrät, daß sich der Import zum Beispiel in die Niederlande und nach Österreich nur marginal geändert hat.“
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Muss das nicht EXPORT statt Import heißen? Irgenwas ist da falsch im Artikel, biite korrigieren…
#9 norbert.gehrig (05. Jan 2012 23:01)
Schön das eogentliche Problem beschrieben.
Nur diesem Satz
stimme nicht ganz zu.
Richtig müsste er lauten:
Der Zug ist bereits abgefahren. Wer heute noch etwas von hochinnovativen Produkten „Made in Germany“ erzählt, lügt sich – von wenigen Ausnahmefällen abgesehen – in die eigene Tasche.
@#22 gaffelketsch (05. Jan 2012 23:56)
Zitat:“Der Punkt ist: Würden die Krisenländer den Eurokurs nicht auf niedrigerem Niveau ankern, hätte Deutschland deutlich mehr Probleme, auf den Weltmärkten mitzuhalten. Somit wird der deutsche Exportsektor aktuell durch die Schwäche Südeuropas bevorteilt.“
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Das ist feinste Pro-Euro Propaganda, weil sie die Vorteile einer Aufwertung (DM2 oder Nordeuro) verschweigt, nämlich günstigere Einkaufspreise für Vorerzeugnisse und Energie.
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Zitat:“vielleicht sollten wir versuchen, diesen Zusammenbruch etwas hinauszuzögern und vielleicht mit einer dosierten Inflation von 3-4 Prozent über ein paar Jahre die Schuldenfalle abwenden?“
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Das ist Enteignung der Bürger und Entwertung ihrer Altervorsorge. Vom weiteren Reallohnverlust und steigenden Preisen gar nicht zu reden. Bitte auch nicht die immer höher werdenden Kosten der Rettungsaktionen und der höheren Zinskosten wegen absehbarer Herabstufung der Bonität der Deutschen vergessen.
Dasselbe versuchen uns die Kämpfer für die Einheitsschule seit Jahrzehnten weiszumachen: Schaffen wir doch eine Schulunion (Pendant: Währungsunion), und lassen wir doch die guten Schüler ein bißchen langsamer lernen und diese damit schlechter ausbilden, dann geht uns wenigstens kein Kind und kein »Talent« verloren …
Die Ergebnisse der in Deutschland existierenden Einheitsschulen (Namen: Oberschulen, Gesamtschulen usw.) dürften bekannt sein. Daß die Leistungen der Schüler mit Migrationshintergrund in Bayern besser sind als diejenigen der deutschen in Berlin, kommt nicht von ungefähr.
Und wer alle ins Gymnasium schickt (also eine Starkwährung für alle etabliert), bekommt genau dieselben Schwierigkeiten wie durch die Hauptschule für alle (Einführung einer inflatorischen »Eurodrachme«). Und auch die Realschule für alle (also eine Halbweichwährung, wie dies jetzt versucht wird) führt lediglich dazu, daß die Starken gebremst werden (Deutschland somit finanziell ausblutet) und die Schwachen dem Unterricht nicht folgen können (heißt: Griechenland niemals seine Wettbewerbsfähigkeit wiedererlangen kann).
Jede Minute, die jetzt noch abgewartet wird, kostet die Nordstaaten unnötigerweise zusätzliches Geld und verhindert gleichzeitig, daß die Zuschußbetriebe der Südzone wieder wettbewerbsfähig werden können.
Das Geld, welches die deutsche Exportwirtschaft durch Lieferungen in die PIIGS-Staaten angeblich verdient, kommt diesen Unternehmen zwar tatsächlich zugute, geht aber insgesamt der deutschen Volkswirtschaft in dreifacher Art und Weise verloren: einmal dadurch, daß die Rechnung nun indirekt der deutsche Steuerzahler begleichen muß (natürlich findet es Aldi toll, wenn dessen Kunden mit aus der Lidlkasse gestohlenem Geld bezahlen, aber in Summe hilft es der Discounterwirtschaft nicht), zum zweiten dadurch, daß die in Deutschland hergestellten und von uns bezahlten (siehe Punkt eins) Produkte nicht hier genutzt werden, sondern vom Ausland, und drittens dadurch, daß wir die mittels Target-2-System vergebenen Kredite (= Leistungsbilanzungleichgewichte), die sich inzwischen allein für die Bundesbank auf über eine halbe Billion Euro summiert haben, niemals wiedersehen werden.
Was wir benötigen, ist eine starke Währung für die alte D-Mark-Zone (Dänemark Deutschland, die Niederlande und Österreich) unter Einschluß Finnlands und eine flexiblere Währung für die PIIGS-Staaten, möglicherweise unter der Beteiligung Frankreichs.
Es ist ökonomischer Wahnsinn, zu glauben, zwei unterschiedlich großen Füßen (einmal Größe 40 und einmal Größe 44) damit zu dienen, ihnen zweimal Größe 42 anziehen zu wollen: Dabei wird ein Fuß erdrückt, während der andere schlappt. Nichts anderes erleben wir derzeit, und solange nicht passende Schuhe für jeden Fuß bereitgestellt werden, wird sich an der bestehenden Misere nichts ändern. Gar nichts.
Kurzer Nachtrag (und dies sollte man immer im Hinterkopf behalten):
In der gesamten Weltgeschichte ist noch nie ein Staat an einer zu starken Währung zugrunde gegangen – wie man eben auch niemals zu gesund oder zu wohlhabend sein kann. Nur der umgekehrte Fall ist Hunderte Male eingetreten: Staatsbankrott und Zahlungsunfähigkeit durch eine inflatorische Weichwährung.
Eine Aufwertung der nationalen Währungen ging immer mit gesteigertem volkswirtschaftlichen Wohlstand einher. Bundeswirtschafts- und -finanzminister Karl Schiller nannte diesen Effekt »Sozialdividende der Aufwertung«.
Übrigens: Im Gegensatz zur Abwertung, der eine Notenbank – sollten nicht zufällig noch Devisen- oder Goldreserven zur Verfügung stehen, aber dann findet in der Regel kein Abwertungsdruck statt – vollkommen hilflos gegenübersteht, kann die Aufwertung jederzeit verhindert werden: entweder durch Devisenaufkauf (nicht empfehlenswert), durch Goldkauf (schon besser) oder durch Tilgung von Auslandsschulden mit frisch gedrucktem Geld (dies ist die beste Variante).
Vor Aufwertung der eigenen Währung (Achtung: Griechenland hatte es mit der Aufwertung einer Fremdwährung (!) namens Euro, also einer Währung, über die Griechenland keine Kontrolle besaß, zu tun) muß kein Staat der Welt Angst haben.
Denn: Was heißt Aufwertung? Aufwertung heißt: »Ich will von dir dein Papiergeld, welches du selbst drucken kannst, und bin bereit, dir dafür Güter, Gold, Devisen oder was du sonst haben möchtest, zu geben.«
Ist es angebracht, sich vor einer solchen Situation tatsächlich zu fürchten?
@#27 _Kritiker_ (06. Jan 2012 01:42)
Treffend formuliert! Diese Agonie muss beendet werden, je schneller umso besser. Das Einzige was dagegen spricht ist der Machterhaltungsanspruch der Grössenwahnsinnigen Eurokraten (die haben ja auch was zu verlieren) Für die Völker Europas wäre es die Befreiung von einem nie gewollten Rätediktat. Wenn die Pleiteländer nicht raus gehen und abwerten können werden sie Sklave am Gängelband der Bankengesteuerten EU bleiben und die Geberländer werden zahlen bis die Lebensverhältnisse auf unterstem Niveau eingeebnet sind und alle zu jedem Preis arbeiten müssen um überleben zu können.
Leider ignorieren die Politiker und einige Wirtschaftsbosse einfach, dass PIGS mit DÖNLF (da ist Finnland gemeint, nicht Frankreich) in punkto Währung einfach nicht kompatibel sind.
#4 Icetrucker66 (05. Jan 2012 22:47)
Der Schludrian in diesen PIIGS Staaten geht doch schon 50 Jahre. Ausser Italien hätte kein Land zum EUR-Raum gehören dürfen!!
– – – – –
Ganz genau!
Und, Danke für – die Faktenliste!
Nebenbei,
auch Frankreich hätte nie dazugehören dürfen; denn schliesslich wurde der FRANC, in den 50 Jahren vor der Einführung des EURO, im Schnitt, um jährlich 2%, abgewertet!
Die Franzosen hatten schon recht mit ihrem, in LE FIGARO, 1994, auf Seite 1, gedruckten Satz:
„Maastricht c´est Versailles sans guerre, Allemagne va payer! Maastricht (der EURO) ist Versailles ohne Krieg, Deutschland wird zahlen!“
Konsequenz: EURO Nord und EURO Süd, entsprechent ALDI Nord und ALDI Süd!
Sonst, zahlt der Norden, und, demnächst auch Osten, bis zum Sanktnimmerleinstag!
Merke(l):Volkswirtschaft ist ganz einfach!
Der Link im Artikel funktioniert nicht. http://www.youtube.com/watch?v=r1swjkZfY-Q
Die Schuldner, die der mitteleurop. Steuerzahler retten muss, gehören hinter Gitter, und nicht gerettet. Wenn der Euro von der Rettung Griechenlands abhängt – ist er keinen Cent wert!
Die Eurokratie in Brüssel ist eine absolute Feudalherrschaft geworden, die nur die eigene Versorgung anstrebt, und nicht das Wohl des Volkes.
Man ist als Staatsbürger wehrlos einer geschäftigen Clique ausgeliefert, die uns mit demokratiefeindlichen Einwanderern „bereichert“ und das Geld der Steuerzahler sinnlos verschleudert
Das alles firmiert unter dem Euphemismus „Rettung und Multikultur“. Aber gegenüber diesem desaströsen, unfähigen Handeln einer selfzentrierten Parteienlandschaft – steht die Ohnmacht eines wehrlosen Volkes da.
In einer Demokratie kann man die Parteien abwählen. In der Eurokratie steht eine zäh an den Privilegien sich klammernde Uni-Parteienlandschaft einem wehrlosen Volk gegenüber.
Statt – „alles zum Wohle des Volkes“ müsste es heissen „alles zum Wohle einer Nomenclatura“!
Nachtrag zu meinem Beitrag #6 über die Stadt Hagen:
Hier das Video vom gestrigen heute-journal, darin der Beitrag „Kommunen leben auf Pump“ (unten in der Leiste kann man auswählen):
http://heutejournalplus.zdf.de/
1 Milliarde Schulden bei 190.000 Einwohner hat die Stadt Hagen. Die Stadt lebt nur noch vom kurzfristigen Kassenkredit, vergleichbar mit dem Dispo auf dem Girokonto, sonst wäre sie tot. Und so geht es vielen anderen Kommunen auch.
Alle deutschen Kommunen zusammen verschuldeten sich 1990 mit 6,1 Milliarden EURO. In nur 21 Jahren stieg die Verschuldung von 6,1 Mrd. auf irre 43,8 Milliarden im Jahr 2011.
#16 johann (05. Jan 2012 23:45)
Vor ein paar Monaten kam eine Reportage im Fernsehen (ich glaube Phoenix war’s) über griechische Immobilienmakler. Gezeigt wurden Luxusimmobilen auf einer griechischen Insel, und die Griechen müssen die nun verkaufen. Im Hafen eine griechische Yacht neben der anderen. Geld und Besitz ist da bei den trickreichen Griechen. Nur nicht versteuert.
#31 felixhenn (06. Jan 2012 03:58)
Warum nicht einfach DÖNER?
Deutschland, Österreich, Niederlande, Estland sowie die Republik San Marino?
NB Die Republik San Marino ist das einzige Euro-Mitglied mit einem Haushaltsüberschuss.
Mich hats schon nach der ersten Lektüre dieses geistigen Dünnsch…. aus den Latschen gehauen. Wie sagt Waldorf zu Stadtler so schön? Gehört zwar nicht hierher,wollte es aber mal erwähnen.
Bloss nicht, diese ständigen Verbesseungen haben doch zur heutigen Situation geführt. Man sollte der EU die Flügel stutzen auf das Format, das mal am Anfang die EWG hatte. Es ist durchaus sinnvoll, auf Zölle in Kerneuropa zu verzichten, jedoch eine einheitliche Gesetzgebung, Währung, Steuerpolitik kann nicht funktionieren, weil die jeweiligen Länder schon mal grundlegend unterschiedliche Strukturen haben.
#4 Icetrucker66; Soweit ich weiss, sind in Griechenland 30% der Bevölkerung beim Staat, 10% sinds bei uns in Deutschland.
Da muss ich schon widersprechen, Du kannst Werkzeuge renommierter Firmen kaufen, die aus China kommen. Dabei handelts sich aber keineswegs ums original sondern um billigste jedoch optisch identische Fälschungen. Das bezieht sich aber nur aufs optische, das was drin ist, entspricht nahezu nie, den Anforderungen der Markenhersteller. Wobei jedes solche Chinaexperiment deutscher Firmen wohl ähnlich ausgehen wird wie das damals.
Da baute eine Firma eine Fertigung in China auf. Allerdings wunderte sich der Chef, warum da immer wieder unterschiedliche Leute in der Fa waren, die er noch nie vorher gesehen hatte. Nach schichtende fuhr er dann einem nach und entdeckte, dass seine Fa. ein paar km weiter nochmal dastand. Da haben die Chinesen dann alles nachgebaut, halt bloss mit dem kleinen Unterschied, dass billigstes Material verwendet wurde und die Teile dann nach kurzer ZEit hin waren.
Der Maschinebauer Traub ist aufgrund so eines Experiments sogar Pleite gegangen.
#22 gaffelketsch; Das ist Blödsinn, weil Deutschland nicht nur irgendwelche beliebigen Produkte macht, dies überall in der Welt genauso gibt. Deswegen werden Länder die deutsche Produkte brauchen, die auch dann kaufen, wenn die DM teurer wird. Das war auch vor der Euro Währungsreform so. Und ich sehe keinen Grund warum das nacher anders sein sollte.
#26 Neusprech1; Stimmt auffallend
Pt1. Alte Kaufmannsweisheit, der Gewinn liegt im günstigen Einkauf.
Pt.2 Das würde eh nicht funktionieren. Bei der momentanen restriktiven Politik der Banken zur Kreditvergabe, kann von so hoher Inflation nicht mal geträumt werden. Schliesslich ist Inflation, die Vermehrung der verfügbaren Geldmenge. Das funzt aber nicht, wenn nur die Löhne und Preise steigen, wenn das verfügbare Geld gleichbleibt. Ausser natürlich für einen Staat, der sich im Ausland Geld leihen kann, Aber damit ists wohl auch bald vorbei, schliesslich ist vor kurzem erst ne Anleihe nicht komplett verkauft worden.
#32 Direkte Demokratie; Wegen dem Franc, gabs da nichtmal sowas wie alte Franc, die gegenüber dem neuen massiv weniger wert waren, oder war das noch vor dem Krieg.
Bloss Aldi mit Euro zu vergleichen ist etwas daneben. Schliesslich macht Aldi im Norden die gleichen Profite wie im Süden. Abhängig natürlich von der Bevölkerung.
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