Die jüngste Streitschrift des Querdenkers Matthias Matussek, die im Spiegel-Buchverlag und bei DVA (Deutsche Verlagsanstalt) zugleich erschienen ist, hat es durchaus in sich und wird noch reichlich Stoff für kontroverse Debatten liefern.
(Von Felizitas Küble, Leiterin des KOMM-MIT-Jugendverlags in Münster)
Bereits der etwas begeisterungsselige Titel „Das katholische Abenteuer“ dokumentiert die schwungvolle Bekenntnisfreude des Autors, der in diesem Werk seinen Glauben und seine Kirche ins rechte Licht rückt und zugleich vehement gegen die heute üblichen Attacken in Schutz nimmt.
Matussek ist sicher kein „typischer“ Spiegel-Mitarbeiter, wenngleich er bis 2008 als Kulturchef des Hamburger Magazins tätig war. Er verfasst bereits seit Jahrzehnten eindeutig nonkonforme, unangepasste Bücher; man denke etwa an seine feminismuskritische Streitschrift „Die vaterlose Gesellschaft“ oder sein patriotisches Buch „Wir Deutschen“ samt dem etwas ironisch klingenden Untertitel: „Warum uns die anderen gern haben können.“
Nach dem Ja zur Väterlichkeit in Familie und Gesellschaft sowie seinem selbstbewussten Ja zur Nation folgt nun also Matusseks Ja zum Glauben, zum katholischen genauer gesagt. Kein Wunder also, dass das Buch den trefflichen Untertitel trägt: „Eine Provokation.“ – Das relativ dickleibige 360-Seiten-Werk ist zweifellos ein scharfsinniger Rundumschlag gegen den Zeitgeist, ein geistreicher, oft auch witziger Angriff auf den „Mainstream“ hierzulande.
Im Kapitel „Ausweitung der Kampfzone“ (S. 123 ff.) befasst sich Matussek mit dem Islam und seinen Folgen, vor allem mit der Christenverfolgung in islamischen Staaten. Hierzu schreibt der Autor gleich eingangs:
Nach der Mitternachtsmesse am Silvesterfest 2010 explodiert eine Autobombe vor einer christlich-koptischen Kirche im ägyptischen Alexandria und reißt 21 Menschen in den Tod. Es ist nur eine kleine Hassbekundung von vielen in einem langjährigen Krieg, der aus Terror, Vertreibung und Diskriminierung besteht. Es ist ein Religionskrieg.
Der Verfasser beschränkt sich nicht auf Einzelbeispiele, sondern wartet auch mit allgemeinen Fakten auf:
Für die Christen des Orient ist das vergangene Jahrzehnt eine Tragödie gewesen. Vor hundert Jahren bestand die Bevölkerung zwischen Mittelmeer und Zweistromland zu einem Fünftel aus Christen. Heute sind es nur noch rund fünf Prozent.
Matussek klagt sodann jene weltweite Doppelmoral an, die sich besonders bei der UNO austobt, indem sie den kleinen, bedrohten Staat Israel allzu gerne an den Pranger stellt, wohingegen die „Weltgemeinschaft“ bei der Verfolgung von Christen im islamischen Herrschaftsbereich „relativ kalt“ bleibe:
Während Israel wegen kriegerischer Akte gegen (zumeist islamistische) Terroristen insgesamt 225 Resolutionen über sich ergehen lassen mußte, gab es wegen der (meist islamistisch motivierten) Christenverfolgung in aller Welt – bisher – keine einzige.
Für Matussek ist klar, dass diese offensichtliche Doppelbödigkeit nicht zuletzt durch eine naiv-pazifistischen Haltung gegenüber dem Islam entsteht, die sich in der westlichen Welt immer mehr ausbreitet:
Bei uns ist man vollauf damit beschäftigt, den Islam mit großen Umarmungen zu entschärfen, und seine Kritiker als Panikmacher zu diffamieren. Offenbar möchte man den Islam so lange ans Herz drücken, bis alles Kriegerische aus ihm abgeflossen ist.
Dieser gängigen Schönfärberei stellt der Autor die Frage entgegen:
Was aber, wenn wir es mit einer Religion zu tun haben, die sich als Gefechtsideologie versteht und an aufklärerischen und demokratischen Domestizierungen überhaupt nicht interessiert ist?
Sodann zitiert Matussek die aufschlussreichen Worte des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan an seine in Deutschland lebenden Landsleute:
Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen, bis wir am Ziel sind. Die Moscheen sind unsere Kasernen, die Minarette unser Bajonette, die Kuppeln unsere Helme und die Gläubigen unsere Soldaten.
Auch zum heißen Eisen namens Thilo Sarrazin äußert sich Zeitgeistkritiker Matussek jenseits des Medien-Mainstreams. Er bemängelt dessen Buch „Deutschland schafft sich ab“ in „Nebenaspekten“, bestätigt dem ehemaligen Bankier aber zugleich, in der „Hauptsache“ richtig zu liegen.
Er referiert den Tatbestand einer breiten Gruppe nicht integrationswilliger Muslime in Deutschland – und er tut dies mit einem üppigen Zahlenwerk, zu dem auch Kriminalitätsstatistiken und finanzielle Transferleistungen gehören.
Überdies sei Sarrazins Buch „alles andere als ein Brevier für Skinheads“, denn es richte sich „an eine gutverdienende, gebildete und besser qualifizierte Leserschaft, die es mobilisiert, weil es ihren Erlebnishorizont und ihre Befürchtungen bestätigt.“
Matussek beendet sein Kapitel von Islam bis Sarrazin mit scharfer Kritik an der intoleranten und diskriminierenden Political Correctness:
Weite Teile des publizistischen und des politischen Establishments schufen aus Sarrazin die Karikatur eines demokratiefeindlichen Populisten und ließen ihn sozusagen vom konsensdemokratischen Saalschutz vor die Tür weisen. Die Kanzlerin verurteilte das Buch, ohne es gelesen zu haben. Bundespräsident Wulff empfahl der Bundesbank, „mit diesem Problem fertig zu werden“, mit andern Worten: den Mann zu feuern.
Man ging also durchaus rabiat, um nicht zu sagen wenig christlich mit einem Mann um, der eine zur herrschenden Politik der Problemverharmlosung abweichende Meinung geäußert hatte. Was Sarrazins Popularität immens steigerte. Heute gehört sein Buch zu den meistverkauften der Nachkriegsgeschichte.
Buchtipp:
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Matussek ist ein wohltuendes Überbleibsel aus der Zeit, als sich der Spiegel noch mit Fug und Recht als „Sturmgeschütz der Demokratie“ bezeichnen durfte.
Heutzutage wird Matussek mit Anfeindungen aus den eigenen Reihen zu kämpfen haben bzw. Matusseks Reihen sind nicht mehr beim Spiegel zu finden sondern auf der Seite der Konservativen und „Rechtspopulisten“.
Weiter so, Herr Matussek.
http://www.zeit.de/2011/20/Bin-Laden-Tod-Freude
p.v. im Interview
Weite Teile des publizistischen und des politischen Establishments schufen aus Sarrazin die Karikatur eines demokratiefeindlichen Populisten und ließen ihn sozusagen vom konsensdemokratischen Saalschutz vor die Tür weisen. Die Kanzlerin verurteilte das Buch, ohne es gelesen zu haben. Bundespräsident Wulff empfahl der Bundesbank, „mit diesem Problem fertig zu werden“, mit andern Worten: den Mann zu feuern.
Danke das es immer wieder erwähnt wird. Diese Skandale dürfen niemals vergessen werden.
Werde ich mir wohl kaufen. Es bleibt zu hoffen, dass noch mehr solche bücher kommen und vor allem mehr in den medien in diese richtung veröffentlicht wird. Ich wohne hier in einem kleinen dorf. Jeder hier würde matussek voll recht geben. Endlich bemühen sich einige intellektuelle den wahren volkswillen darzustellen. M.E. war Stuttgart21 hierfür ein wichtiges zeichen: wir lassen uns unsere meinung nicht mehr vorschreiben, liebe politiker. Hört auf unser geld für sxhwachsinn zu verballern und hört auf volkes stimme.
Matthias Matussek hat Thilo Sarrazin wohlwollend kommentiert und er verlinkt auf seiner Homepage zu PI.
Er ist also nicht mainstream, sondern politically incorrect. 😉
Ein Wunder, dass seine Kollegen beim Bestmenschen-Spiegel ihn ertragen und umgekehrt.
Dass es noch solch kluge und unangepasste Köpfe gibt, lässt mich nicht völlig verzweifeln. Warum geht so einer nicht in die Politik?
Respekt an Felizitas Küble vom Komm-Mit-Verlag!
Übrigens: Ich bin ein Rechtspopulist von ganzem Herzen und das ist auch gut so!
(Dieses Zitat kann gerne an linke Kreise mit meinem Einverständnis weitergeleitet werden!)
#2 Nickel (15. Mai 2011 22:35)
Wie schon mal gesagt: irgendwie mag ich diesen Vogel:
Der Vogel ist auf seine Art deutsch bis auf die Knochen. Er ist mit tausendmal lieber als eine Göring-Eckhardt.
sehr guter beitrag….
Kann ich alles unterschreiben!
Vermutlich hat Matussek auch seine Schäfchen im Trockenen und nichts mehr zu verlieren.
Die Wortschöpfung „Gefechtsideologie“ finde ich gelungen.
Aber warum segelt Matussek nur unter der Fahne des Katholizismus?
Es ist kein „katholisches Abenteuer“, sondern das Abenteuer der Aufklärung, womit die Katholiken ihren Frieden gemacht haben.
Mattusak gläubiger Katholik und Spiegelreporter. Häh. Aber trotzdem nicht schlecht. Gut ist auch das er PI verlinkt. Er ist eine art chr. Katholischer Broder. Ich hoffe das er provoziert wie Broder und Co.
http://tinyurl.com/5t5otjn
Matthias Matussek ist mir ein Rätsel…
Ich bin mir nicht sicher, ob er sich selbst ernst nimmt oder was sonst…
Bestenfalls ist er ein Inselverteidiger…
Den Humanisten bei Frank Berghaus ist Plapperstorch abhanden gekommen. 😛
Würde mich wirklich freuen, wenn auch er zurückkommt und hier wieder plappert.
#11 Nelson (16. Mai 2011 00:18)
Sehe ich anders! Aufklärung ist elemantarer Bestandteil des Katholizismus und keine Erfindung von Aussen. Deswegen braucht auch kein Katholik „Frieden“ damit zu machen oder so was, da es die Lehre insich ist.
Wir stehen nun gleichzeitig vor mehreren neuen Aufklärungen! Und nur Die Kirche wird Halt dabei geben. Extreme stehen uns bevor, doch das göttliche Kontinuum klärte uns mit Jesus Christus auf… 😉
Nun politisch: Frankfurter Schule und deren 68er Jüngern haben versagt, hätte man angesichts der Geschichte erahnen können! Das ist eindeutig, es wird bestenfalls noch verleugnet, verschönt, manipuliert und im Endstadium versucht Wahrheiten (ich könnt jetzt auch sagen: natürliche aufgeklärte politische und gesellschaftliche Lebenszusammenhänge) zu unterdrücken. Zerstört wurden dabei Familien, Kinder, Frauen und Männer und nun stehen wir auch vor der Zerstörung von Demokratie, Nation und Staat, was eine logische sexuelle Konsequenz ist.
Hier tut nun Aufklärung wirklich Not! Diese Aufklärung können aber nicht die ZerstörerInnen liefern, sondern nur die schlummernde Schätze der Bewahrer… Das macht natürlich Angst, weil man gezwungen wird sich selbst in Frage zu stellen und seine Schuld anzuerkennen. Aber genau das ist Aufklärung und nach Aufklärung erfolgt Umkehr oder besser wieder auf den aufgeklärten Menschen-Weg zurück zu finden!
Felizitas Küble: Sodann zitiert Matussek die aufschlussreichen Worte des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan an seine in Deutschland lebenden Landsleute: „Die Demokratie ist nur der Zug, auf den wir aufsteigen…“
So toll treibt es Erdogan dann doch nicht. Die „aufschlussreichen Worte“ aus einem Gedicht von Ziya Gökalp hatte Erdogan 1998 in einer ostanatolischen Rede zitiert, die ihm zehn Monate Gefängnis eingebracht hatte.
Matusseks Buch enthält ein schönes Gespräch mit dem Philosophen Rüdiger Safranski, auch da geht u.a. um den Islam, Safranski sagt: „Im Islam, wo wir mit der Wucht staatlicher Organisationen konfrontiert sind, die verschmolzen sind mit theonomen Institutionen der islamischen Religion, ja mein Gott, das mutet mir wie ein Gefängnis an, damit würde ich nicht leben wollen. Dort ist Religion das Gegenteil von dem, was mich bei uns an die befreiende Kraft von Religion glauben lässt.“
Safranski ist evangelisch, kurz nach der Papstwahl hatte er im „Spiegel“-Interview bekannt, dass der katholische Traditionalismus für ihn als Zaungast „etwas Verführerisches“ habe. Die Evangelischen hätten es mit den Reformen dahin gebracht, „aus der Kirche eine prosaische Sozialagentur zu machen. Ich möchte nicht, dass die katholische Kirche zu einer von 350 evangelischen Sekten wird.“
#14 La ola (16. Mai 2011 01:06)
Beide selbsternannte Opfer…
Und für beide habe ich große Empathie.
Steht mir aber nicht zu… 🙁
Bezüglich der türkisch Nationalen Stadt Würzburg die diese Tage mit ihrer faschistischen Beflaggung sehr an 1933 erinnerte: Die „Hürriyet“ hat das Thema auf der Titelseite gehabt. Mit der Headline in etwa: Wo ist die Freundschaft geblieben?
Ja ja …
Medienwissenschaftler Prof. Dr. Bolz:
Der Spiegel ist kastriert! Wenn es den Spiegel nicht mehr gäbe, würde der deutschen Öffentlichkeit nichts fehlen! Einziger Lichtblick: Matussek! Der Rest Tristesse!
….“Aber der geniale Aust ist vom Kartell der Mittelmäßigen wie ein böser Geist ausgetrieben worden. Seither hat sich der „Spiegel“ wieder ideologisiert. Und das wird nur notdürftig dadurch kaschiert, dass man sich einige geistige Markenartikel hält. Wie rettende Strohhalme ergriff man als treuer Leser die gelegentlichen Essays von Matussek und Broder.
Übrig ist heute nur noch Matussek – Broder schreibt für die WELT. Der Rest ist Tristesse. Heute dominiert der Ton frustrierter, alleinerziehender Mütter und apokalyptischer Ökopaxe. So ist aus dem Sturmgeschütz der Demokratie das Zentralorgan der politischen Korrektheit geworden. Mit einem Wort: Der Spiegel ist kastriert!“…..
http://www.bild.de/news/inland/spiegel/ist-kastriert-17892380.bild.html
Das Establishment versuchte Sarrazin zu „entsorgen“. An Matussek könnten sie sich die Zähne ausbeißen, gehört Matussek (bis jetzt?) doch selbst zum Kultur-Establishment.
#15 WahrerSozialDemokrat (16. Mai 2011 01:33)
Ich lache häufig über Deine Scherze. Diesen finde ich besonders gelungen 🙂
Ich mag Pierre Vogel!
…
Lieber einen aufrichtigen Feind als einen opportunistischen Freund!
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