Vereinslogo des SV KocatepeDer Dortmunder DITIB-Verein SV Kocatepe ist wie kein anderer darum bemüht, Kunden für seinen Sponsor, die Preußen Apotheke, zu akquirieren. Leider zeigte der Schiedsrichter des letzten Spieles am Sonntag so gar kein Verständnis für das ausgeklügelte Werbekonzept, bei dem die zweite Mannschaft des Amateurvereins die Nachfrage nach Pflastern und Aspirin durch ihr Auftreten nach oben schraubte. Wegen der Massenschlägerei am letzten Sonntag beim Spiel gegen die ETuS/DJK, bei der durch die Polizei die Personalien von drei Dutzend Personen aufgenommen wurden, will er die Spiele der Mannschaft nicht mehr pfeifen.

Und damit auch kein anderer bei Spielen des Apotheken-Teams als Schiedsrichter in Erscheinung tritt, schreibt er nun einen Sonderbericht. Warum dies aber ein Sonderbericht sein muss, erschließt sich nicht sofort. Schließlich hat das Wort „Sonder“ auch die Konnotation von „Ausnahme“, „ab vom Normalen“. Aufgrund der Vielzahl solcher Berichte (siehe unten stehende PI-Beiträge zum Thema), bei denen „Bereicherungsvereine“ in deutschen Amateurligen dem Spielverlauf durch Gewalt eine leicht andere Richtung geben als der sportliche Wettkampf erbringen würde, scheint ein Sonderbericht nicht angebracht. Es sei denn, man würde es als außergewöhnlich betrachten, dass es dieses Mal – laut Polizeisprecherin Ute Hellmann – niemand ernsthaft verletzt wurde – und somit ein Schmerzmittel aus der Apotheke ausreichend sein dürfte.

Was die Polizei unter „nicht ernsthaft“ versteht, scheint zudem klärungsbedürftig, da sie trotz dieser Stellungnahme gegenüber der Presse Anzeige wegen Körperverletzung stellte.

Der Bericht der Ruhrnachrichten zeigt folgenden Ablauf auf:

Beim Stand von 2:2 lief bereits die Nachspielzeit zwischen der dritten Heimmannschaft und den Gästen von Kocatepe Camii II, als ein ETuS-Spieler einen Schlag in den Rücken bekommen habe.

Zuschauer stürmen Platz

So beobachtete Ordner Bernd Droll den Ausgangspunkt der Auseinandersetzung. Zu diesem Zeitpunkt seien bereits zwei Platzverweise gegen die Dortmunder verhängt gewesen.

Immer mehr Spieler, Ersatzspieler und Zuschauer der Gastmannschaft – so berichtet Ute Hellmann weiter – seien auf den Platz gestürmt. Die um 19.12 Uhr alarmierte Polizei sei 13 Minuten später mit den ersten zivilen Beamten vor Ort gewesen. Nach Einschätzung der Lage forderten sie Unterstützung an.

Schlag mit der Eckfahne

Auch der ETuS bemühte sich, die Lage zu schlichten. Vorsitzender Hans Haberschuss habe bei diesen Versuchen allerdings einen Schlag mit einer Eckfahne auf den Kopf kassieren müssen. Daraufhin holte Droll alle „Roten“ seiner Mannschaft hinter den Liegezaun, um sie von den „Dunkelblauen“ aus Dortmund fernzuhalten.

Um 19.43 Uhr war die Lage so weit abgekühlt, dass die Polizeikräfte nach und nach abgezogen werden konnten. Sie stellten eine Anzeige wegen Körperverletzung.

Auch sportlich wird die Schlägerei in der untersten Liga noch ein Nachspiel haben. Wie Droll vom Schiedsrichter erfuhr, soll ein Sonderbericht geschrieben werden. Spiele von Kocatepe Camii II wolle der Unparteiische nicht mehr pfeifen, da er schon mehrfach negative Erfahrungen gemacht habe.

Sollte dem Fussballbund die Entscheidung, welche Konsequenzen das Verhalten des türkischen Vereins haben soll, Kopfzerbrechen bereiten, könnten sich die Mitglieder des Entscheidugsgremiums aus der Preußenapotheke ein Aspirin holen und/oder eine Fatwa bezüglich des weiteren Vorgehens einholen.

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