In der heutigen Zeit erscheinen nur wenige Bücher, die einen zweiten Blick wert sind, aber The Suicide of Reason von Lee Harris ist eine Ausnahme. Viele Beobachter glauben derzeit – meiner Meinung nach zu Recht -, dass etwas grundlegend falsch gelaufen ist in der westlichen Welt, aber sie unterscheiden sich erheblich in ihrer Analyse der Ursachen dafür. Der Erste und Zweite Weltkrieg waren schrecklich, und die meisten denkenden Menschen sind sich darüber einig, dass etwas schief gelaufen ist mit der westlichen Kulturrevolution der 60er- und 70er- Jahre, die sich im Gegensatz zur chinesischen Kulturrevolution, institutionalisiert hat. Aber bedeutet dies, dass in den 50er-Jahren alles in Ordnung war?
(Von Fjordman)
Das „Kommunistische Manifest“ wurde bereits im Jahre 1848 von Karl Marx und Friedrich Engels geschrieben und Marx veröffentlichte „Das Kapital“ im Jahre 1867. Es gibt diejenigen, die glauben, dass sich der Marxismus nur in einer christlichen Umgebung entwickeln konnte, und es gibt auch diejenigen, die behaupten, dass der leibliche Vater des Kommunismus eigentlich Platon im antiken Griechenland war, und nicht Karl Marx. Also, was genau hat die westliche Gesellschaft falsch gemacht, und wie weit müssen wir zurück gehen, als alles noch „richtig“ war? 1950? 1850? Vor die Zeit der Aufklärung und der Industrialisierung? Vor das Christentum? Vor Plato?
Sogar der christlich-konservative Schriftsteller Lawrence Auster räumt ein, dass der moderne Liberalismus „nicht zustande gekommen wäre ohne das Christentum, und den Liberalismus kann man getrost als einen säkularisierten Ableger des Christentums beschreiben“, aber er glaubt, dass dies nicht zwangsläufig bedeutet, dass alle Formen des Christentums in jedem Kontext selbstzerstörerisch sein müssten, das mag wahr sein.
Das Urteil steht noch aus, ob der christliche Universalismus für Europäer zur Selbstzerstörung führt, in einer Welt der globalen Kommunikation, in der die meisten Christen nicht-europäisch sind, aber ich bin davon überzeugt, dass wir einen Blick auf die dunkle Seite der Aufklärung werfen müssen, die man auch mit dem Begriff „Vernunftkult“ umschreiben kann.
In einigen westlichen Ländern – insbesondere in den Vereinigten Staaten – wird der Begriff „jüdisch-christlich“ häufig beschworen. Dies macht, in manchen Zusammenhängen durchaus Sinn, aber nicht in allen. Das europäische, künstlerische Erbe aus dem Mittelalter könnte man genauer mit dem Begriff „hellenisch-christlich“ beschreiben, da die bildende Kunst in der traditionellen jüdischen Kultur keine herausragende Rolle gespielt hat. Es ist zwar möglich, dass Elemente des jüdischen Gesangs Bestandteil der frühen christlichen, religiösen Musik waren, die Tradition der Polyphonie, die zu Bach, Mozart und Beethoven führte, war eine einzigartige, christlich europäische Entwicklung des Mittelalters, ohne direkte Entsprechung im Judentum.
Obwohl das Christentum von seiner griechisch-römischen und germanischen Umgebung stark beeinflusst war, besteht kein Zweifel daran, dass es eine Reihe von wichtigen philosophischen Ideen und ethischen Konzepten übernahm, die eindeutig jüdischen Ursprungs waren und die keine wirklichen Vorgänger in den heidnischen europäischen Religionen hatten, zum Beispiel die Vorstellung von Geschichte als einem linearen Fortschrittsprozess in Richtung auf ein bestimmtes Endziel hin. Der Autor Henry Bamford Parkes schreibt in seinem Buch „Gods and Men – The Origins of Western Culture“:
Das wichtigste Charakteristikum des jüdischen Erbes, war jedoch ihre Auffassung von Geschichte. Andere antike Völker hatten an ein goldenes Zeitalter geglaubt, hatten es aber in der Vergangenheit immer am Anfang der Zeit verortet. Allein Israel freute sich auf ein goldenes Zeitalter in der Zukunft und interpretierte die Geschichte als eine sinnvolle und progressive Bewegung in Richtung dieser messianischen Vollendung. Ursprünglich basierend auf Stammesloyalität und der Reflexion der Bestimmung eines schwachen Volkes, das seine Identität bewahrt, trotz der Eroberung und Versklavung, erhielt die messianische Hoffnung eine universale Geltung durch die Propheten und wurde zu dem Ende, auf das sich alle irdischen Ereignisse hinbewegten. In verschiedenen Manifestationen, religiösen und weltlichen, geistlichen und materiellen, wurde es einer jener dynamischen sozialen Mythen, die dem menschliche Leben Sinn und Richtung geben, und die mehr Einfluss auf das menschliche Handeln haben als irgendeine vernunftbetonte Philosophie. Wenn man seine Bedeutung nicht versteht, wird die Entwicklung, nicht nur diejenige des jüdischen Volkes, sondern auch die der ganzen westlichen Welt, unverständlich.
Lynn White, eine bekannte amerikanische Professorin für mittelalterliche Geschichte, stellt fest, dass „der Sieg des Christentums über das Heidentum, die größte psychische Revolution in der Geschichte unserer Kultur war“ und seine Auswirkungen sind deutlich sichtbar, auch in unserer angeblichen post-christlichen Kultur: „Unsere täglichen Handlungsmuster, zum Beispiel, werden beherrscht durch ein implizites Vertrauen in ständigen Fortschritt, etwas, das in der griechisch-römischen Antike oder im Orient unbekannt war. Es ist tief verwurzelt in, und unbestreitbar ein Teil der jüdisch-christlichen Theologie.“ Die Tatsache, dass die Marxisten dieses Konzept einer nicht wiederholbaren und linearen Progression teilen, in dem sich die Geschichte unaufhaltsam auf ein bestimmtes Ende hin bewegt, beweist für Lynn White, dass der Marxismus „eine jüdisch-christliche Häresie“ ist.
In seinem Buch „Defending the West“, behauptet der Autor Ibn Warraq, dass die „Goldenen Fäden“ westlicher Kultur negative Nebenwirkungen haben können: „Man könnte darüber streiten, dass die drei kennzeichnenden Merkmale der westlichen Gesellschaft – Rationalismus, Universalismus (mit dem ihm zugrunde liegenden oder stillschweigenden Liberalismus) und Selbstkritik – zu ihrem Gegenteil führen können, oder andere unerwünschte Folgen haben können.“
Die niederländisch-somalische Ex-Muslimin und Islamkritikerin Ayaan Hirsi Ali stellt in einer Besprechung des Buchs „The Suicide of Reason“ in der New York Times fest, dass Lee Harris Recht hat, wenn er sagt, dass viele westliche Staats- und Regierungschefs über die islamische Welt total irritiert sind.
Das Problem ist jedoch nicht ein zuviel an Vernunft, sondern zu wenig. Harris verfehlt es auch, die Feinde der Vernunft innerhalb des Westens zu benennen: die Religion und die Romantikbewegung. Aus der Ablehnung der Religion entstand die Aufklärung; die Romantik war eine Revolte gegen die Vernunft. Sowohl die Romantik als auch die organisierten Religionsgemeinschaften haben viel zur Kunst und Spiritualität des abendländischen Geistes beigetragen, aber sie haben eine Abneigung gegen die Moderne. Moral und kultureller Relativismus (und seine beliebte Manifestation, der Multikulturalismus) sind die Markenzeichen der Romantiker.
Obwohl ich großen Respekt vor dem persönlichen Mut von Ali habe, denke ich doch, dass ihr vereinfachendes Verständnis für diesen Zeitraum der fundamentalistischen Aufklärung entspricht, und ihre Herabsetzung der Religion als inhärent anti-rational, ist eine Karikatur. Rémi Brague, ein französischer Professor für Religionsphilosophie, stellt fest, dass die Verbindung zwischen Rationalismus und Irrationalismus ziemlich komplex ist:
Zwei Beispiele: der Höhepunkt der Magie liegt nicht im Mittelalter, sondern kurz davor und kurz danach. Der erste Höhepunkt war der späte Neuplatonismus: Proklos († 485) platziert Magie (oder ‚Theurgie ‚) vor allem menschlichen Wissen, der zweite Höhepunkt lag im Florenz der Renaissance des fünfzehnten Jahrhunderts. Wir sollten auch nicht den Inhalt von Newtons berühmtem Koffer vergessen. Der große Denker war ebenso interessiert an einer Auslegung der Offenbarung des Johannes, wie auch an der Himmelsmechanik. Magie und Wissenschaft sind Zwillingsschwestern, aber während die eine einen Aufschwung erlebte, entwickelte sich die andere zurück. Die wirkliche Gefahr liegt in der Paradoxie deiner Formel: „glaube an die Vernunft.“ Für die Ideologie der Aufklärung, die immer noch unter dem intellektuellen Proletariat weit verbreitet ist, ist es entweder das eine oder das andere: Entweder man glaubt, oder man ist rational. Die Vernunft zerstört den Glauben und ersetzt ihn durch Wissen. Dass die Vernunft selbst das Objekt des Glaubens sein könnte, ist ein bisschen schwer zu schlucken. Dennoch, Nietzsche hatte bereits in dem Glauben an die Wahrheit das endgültige Echo einer Überzeugung identifiziert, das zunächst platonisch war, danach christlich ( „Platonismus für das Volk“). Viele, die sich selbst als Rationalisten bezeichnen [sind], ebenso irrational wie ihre Ziele.
Wissenschaftler wie Edward Grant und David C. Lindberg haben überzeugend dargelegt, dass die europäischen Wissenschaftler eine ungewöhnliche Betonung auf die Vernunft von globalen Standards legten, sogar in der mittelalterlichen Epoche. Diese hellenisch-christliche Betonung der Logik war ein entscheidender Faktor für den Aufstieg der modernen Wissenschaft und das Konzept einer Welt, die durch Naturgesetze geregelt werden könnte, die von Menschen entdeckt und beschrieben werden könnten. Im neunzehnten Jahrhundert fragte sich der deutsche Philosoph und Atheist Arthur Schopenhauer, wo die europäische Vorstellung einer gesetzmäßigen Welt her kam.
Nach Lee Harris,
kann ein Wissenschaftler unmöglich bestreiten, dass die Wissenschaft bewiesen hat, dass das Universum von Gesetzmäßigkeiten regiert wird, durch Raum und alle Zeiten. Wie Kant in seiner „Kritik der reinen Vernunft“ argumentierte, müssen die Wissenschaftler damit beginnen „anzunehmen“, dass die Natur durch und durch rational ist: Es ist eine notwendige Voraussetzung, um Wissenschaft zu betreiben. Aber wo kommt diese Hypothese, die so wichtig für die Wissenschaft ist, her? Die Antwort, nach Schopenhauer, war, dass die moderne naturwissenschaftliche Vernunft abgeleitet sei von einem Modell des Universums, das aus dem christlichen Begriff Gottes als Schöpfer entstand, der in einer rationalen, intelligenten Art und Weise jedes letzte Detail des Universums „ex nihilo“ [aus dem Nichts] entworfen hat. Es war diese christliche Vorstellung von Gott, die es den Europäern erlaubte zu glauben, dass das Universum ein rationaler Kosmos sei. Denn die Europäer waren dazu erzogen worden, sich vorzustellen, dass das Universum, von einer rationalen Intelligenz erschaffen wurde, und natürlich erwarteten sie, für diese Intelligenz Beweise zu finden, wo immer sie sie sahen – und seltsamerweise fanden sie sie.
Harris betont die sokratische Basis des westlichen Denkens. In seinem Essay „Socrates oder Mohammed?“ erklärt er, dass nach Kant, aus der Sicht der modernen Vernunft, alle Religionen gleich irrational seien. Doch wenn der Einzelne die Freiheit besitzt, zwischen Gewalt und Vernunft zu wählen, wird er unmöglich eine Gemeinschaft erschaffen, in der alle Mitglieder sich selbst darauf beschränken, die Vernunft zu benutzen, um ihre Ziele zu erreichen. Die Wahl des rationalen Menschen muss sein, dass
Wenn Sie die Wahl haben sich zwischen den Religionen zu entscheiden, sie immer die Religion bevorzugen, die ihnen die meisten Möglichkeiten zur Schaffung einer Gemeinschaft von vernünftigen Menschen bietet, „auch wenn Sie selbst nicht daran glauben“.
Johann Herder, einer der berühmtesten Studenten von Immanuel Kant, überlegte, welche Art von Kultur notwendig gewesen sei, um die europäische Aufklärung hervorzubringen. Seine Schlussfolgerung war die, dass Europa allein diese „Kulturen der Vernunft“ erreicht hatte. In der überwiegenden Mehrheit der menschlichen Gesellschaften, werden die Menschen entweder von einer blinden Anpassung an Traditionen regiert, oder durch brutale Gewalt. Die moderne naturwissenschaftliche Vernunft war das Produkt von europäischen Kulturen der Vernunft, das Ergebnis einer Begegnung zwischen biblischem Glauben und griechischen philosophischen Fragen „mit anschließender Hinzunahme des römischen Erbes.“
Im antiken China glaubte der führende konfuzianische Denker Mencius, dass die „menschliche Natur“ von Haus aus „gut“ sei, etwas, dem viele westliche Denker nach der Aufklärung zustimmen würden. Ein Echo von Thomas Hobbes’ dunkler Vision eines „Krieges von allen gegen alle” kann man in dem düsteren Roman „Lord of the Flies“ des englischen Schriftstellers William Golding (1911-1993) erkennen, der im Jahr 1954 nach den Gräueltaten des Zweiten Weltkrieges veröffentlicht wurde und der es einem schwer macht, die positiven Einstellungen zur Natur des Menschen aufrecht zu erhalten. In dem Roman, strandet eine Gruppe englischer Schuljungen nach einem Flugzeugabsturz, auf einer einsamen Insel. Ihre Versuche zur rationalen Selbstverwaltung mündet bald in purer Barbarei.
Der ehemalige russische PAT-Autor Alexander Boot, der aus der kommunistischen Herrschaft der Sowjetunion floh, betrachtet die Geschichte des Westens als einen längeren inneren Kampf zwischen zwei verschiedenen Wesen, die er Modman und Westman nennt. Modman sah sich selbst in der Nähe Gottes; Westman hatte einen bescheidenen Respekt für die Tradition, die ihn immun gegen die „Selbstvergötterung“ eines Modman machte:
… die Demut eines Bach ist einem Modman fremd; sein Stolz die Hybris von jemandem zu sein, der sein eigener Gott ist, kann keine Existenz einer Hierarchie akzeptieren, in der er selbst nicht an der Spitze steht.
Während der Schwerpunkt auf menschlicher Vernunft viele Jahrhunderte lang stets ein Schlüsselfaktor des westlichen Denkens war, fanden nach der Aufklärung zwei neue Entwicklungen statt. Der Glaube an das angeborene Gute im Menschen wurde immer mehr verbreitet, im Gegensatz zur christlichen Lehre, und der Glaube an Gott ging zurück. Der Mensch wurde sein eigener Gott mit der Fähigkeit, seine eigene Realität zu schaffen. Die mit Abstand einflussreichste und wohl verheerendste Ideologie der neuen Post-Aufklärung, die süchtig machende „selbst Vergöttlichung des Menschen“, war der Marxismus.
Der große polnische Philosoph Leszek Kolakowski (1927-2009) wurde in der Stadt Radom, südlich von Warschau gelegen, geboren. Nach dem deutschen Einmarsch in das Land, im Jahr 1939 zu Beginn des Zweiten Weltkriegs, wurde sein Vater, ein politischer Schriftsteller, von der Gestapo getötet und seine Familie wurde in ein primitives Dorf in Ost-Polen verbannt. Dort fand der junge Leszek im Haus eines Edelmanns von niederem Adel, eine Bibliothek, und begann sich selbst zu unterrichten. Nach dem Krieg promovierte er an der Universität Warschau und wurde im Jahre 1964 Professor für moderne Philosophie.
Er begann als orthodoxer Marxist, zog aber dann im Jahr 1968 in den Westen. Seine einflussreiche Arbeit war eine dreibändige Geschichte des Marxismus – „Hauptströmungen des Marxismus“ (1978). Er nannte diese Philosophie „die größte Fantasie unseres Jahrhunderts“ und argumentierte, dass die stalinistischen Repressionen keine Perversionen waren, sondern seine natürlichen Schlussfolgerungen; sie sahen die Abschaffung des Privateigentums und die Unterordnung des Marktes unter staatliche Kontrolle vor „eine gute Blaupause, um die Umwandlung der menschlichen Gesellschaft in ein riesiges Konzentrationslager voranzutreiben“ und der „Glaube an die Gesetze der Geschichte war ein Hegelscher und Marxistischer Wahn.“ Er kritisierte heftig westliche Apologeten, die vorschlugen, dass der (imaginäre) wirtschaftliche Fortschritt in den kommunistischen Ländern das Fehlen von politischen Freiheiten rechtfertige, und er verwarf die Idee eines demokratischen Sozialismus als genauso „widersprüchlich wie einen gegrillten Schneeball.“
Auch Kolakowski betrachtete den westlichen Relativismus als zerfressen. Der nach Nietzsche entwickelte Glaube an die Postmoderne, die besagt, dass es keine Fakten gäbe, sondern nur Interpretationen, „hebt die Idee der menschlichen Verantwortung und der moralischen Urteile auf.“ Nach dieser Auffassung „gibt es keine gültigen Regeln für eine begründete Wahrheit; daraus folgt, dass es so etwas wie Wahrheit nicht gibt. Es besteht keine Notwendigkeit, die verheerenden kulturellen Auswirkungen einer solchen Theorie auszuarbeiten.“ In der Tradition der Aufklärung begegnen wir manchmal einer Missachtung des historischen Wissens, und doch ist „die Geschichte der vergangenen Generationen unserer Geschichte, und wir müssen sie kennen, um uns unserer Identität bewusst zu sein; in demselben Sinne, in dem mein eigenes Gedächtnis meine persönliche Identität ausmacht, macht es mich zu einem menschlichen Subjekt. “
Der Schriftsteller Roger Kimball sagt es so,
in seinem Buch‚ Man Does Not Live by Reason Alone’ (1991) behauptet Kolakowski, dass die ‚Menschheit sich niemals lösen kann von der Notwendigkeit einer religiösen selbst-Identifikation: Wer bin Ich, wo komme ich her, wohin passe ich, warum bin ich verantwortlich, was hat mein Leben zu bedeuten, wie werde ich dem Tod begegnen? Die Religion ist der entscheidende Aspekt der menschlichen Kultur. Religiöse Bedürfnisse können von einer Kultur nicht exkommuniziert werden durch rationalistische Beschwörungen. Der Mensch lebt nicht von der Vernunft allein.’ Er zeigt, dass die Tendenz zu dem Glauben, dass es für alle menschlichen Probleme eine technische Lösung gäbe, ein unglückliches Erbe der Aufklärung ist – ‚sogar’ bemerkt er, ’von dem besten Aspekt der Aufklärung: von seinem Kampf gegen Intoleranz, Selbstgefälligkeit, Aberglauben und unkritischer Verehrung der Tradition.’ Es gibt vieles im menschlichen Leben, das nicht von Menschen zu beheben ist oder verhindert werden kann. Unser Bekenntnis zu einem Ideal des unbegrenzten Fortschritts ist paradoxerweise eine gefährliche moralische Beschränkung, die eng mit dem verbunden ist, was Kolakowski den Verlust des Heiligen nennt.
Im Jahre 1793, während der grausamen Zeit der Französischen Revolution, auch bekannt als der Schreckensherrschaft, wurde die Vernunft [frz.: raison] mit einem großen „R“ buchstäblich in den Status einer Göttin in Paris und anderen Städten erhoben, zu einer neuen Religion oder dem Vernunftkult. Seitdem haben alle Revolutionäre versucht, die alte Welt zu zerstören und eine neue Ordnung aufzubauen, allein auf der Grundlage der Vernunft. Nach dem Autor Lee Harris zeigen
alle modernen revolutionären Bewegungen seit der Französischen Revolution die gleiche unrealistische Selbstüberschätzung in der Macht der reinen Vernunft. Alle revolutionären Bewegungen haben das Ziel, die Menschen von ihren ererbten Traditionen zu befreien und einen neuen Menschen zu schaffen.
Sie erzielen unweigerlich immer dasselbe Ergebnis, eine Rückkehr zum Gesetz des Dschungels, weil ein Vertrauen auf die Vernunft allein immer fehlschlägt. Harris glaubt, dass
der Westen, als einziger versucht hat, mit seinem Verstand die Existenz Gottes zu beweisen, wie dies Anselm im elften Jahrhundert versuchte. Andere Völker nahmen einfach die Existenz der Götter als Selbstverständlich hin. Aber im Westen war es nicht genug zu sagen, dass es einen Gott gibt, wir müssen in der Lage sein, uns selbst zu überzeugen, von der Vernunft allein, dass ein solches Wesen existiert. Welche andere Kultur wurde von solchem Zweifel geplagt?
Dies bedeutet in keiner Weise, dass andere Kulturen keine großen logischen Denker hervorbringen könnten, sondern dass die westliche Tradition der „kritischen“ Vernunft in der Tat einzigartig ist. Konfuzius verwendete die Vernunft dazu, die traditionellen Werte der chinesischen Zivilisation zu verteidigen, aber er wäre nie auf die Idee gekommen, dass die Vernunft alleine die Grundlage für eine ganze Gesellschaft bieten könnten, wie dies die Revolutionäre während der Französischen Revolution dachten. Die westliche Tradition der Vernunft und der Logik ist somit ein zweischneidiges Erbe:
Der Westen ist einzigartig darin, etwas zu erhalten, unbeständig jedoch ist die Tradition der kritischen Vernunft – der Vernunft, wie sie von Sokrates beispielsweise dargestellt wird, in seiner Kritik des griechischen Pantheons der Übersexualisierung und der eher jugendlichen Götter und Göttinnen. Doch der Westen ist auch einzigartig aus der Vernunft einen virtuellen Fetisch zu machen, ihn zu vergöttern, zu glauben, dass Vernunft und nur Vernunft allein in letzter Instanz über alles menschliche Denken und Handeln entscheiden könnte.
Die Betonung von Logik und Vernunft ist einer der goldenen Fäden, die sich durch die abendländische Geschichte ziehen, von der griechischen Geometrie und den logischen Werken des Aristoteles bis hin zur modernen Welt. Das ist einer der wichtigsten Gründe, warum die alten Griechen eine einzigartige, anspruchsvolle Naturphilosophie entwickelten und warum die moderne Wissenschaft in Europa geboren wurde. Doch traditionell wurde der Verstand von den antiken Griechen als das charakteristische Merkmal einer nur kleinen Minderheit der Menschheit betrachtet. In einer seiner berühmten Reden machte Aristoteles geltend, dass die Sklaverei eine natürliche Voraussetzung für diejenigen war, die ihre Impulse nicht unter Kontrolle hatten. Die Aufklärung erhöhte den Glauben an die Vernunft als vermeintlich universellen, menschlichen Charakterzug, zu neuen, und vielleicht unrealistischen Höhen, auch von westlichem Standpunkt aus betrachtet.
Gerade als die auferlegten Grenzen für die Nutzung der menschlichen Vernunft durch einen Schöpfergott scheinbar entfernt wurden, gab es eine neue Reihe von neuen Einschränkungen, die von Charles Darwin eingeführt wurden. Wenn wir Darwins Theorie der Evolution glauben, dann sind wir in der Tat modifizierte Affen und zumindest teilweise Tiere, wenn auch nicht ganz so. Leserin Eileen kommentierte auf dem Blog „Gates of Vienna“:
Sind wir aber nicht, obwohl wir teilweise Tiere sind. Wenn wir den Menschen aber von einem naturalistischen Gesichtspunkt her diskutieren wollen, dann „müssen“ Menschen komplett Tiere sein. Es gibt keine andere Option.“ Darüber hinaus „sind wir nicht nur modifizierte Affen, wir SIND Affen! Natürlich, ganz außerordentliche Affen, aber dennoch Affen.
„Ape Genius“ ist ein Dokumentarfilm von „National Geographic“, der bestimmte geistige Fähigkeiten, die von Affen gezeigt werden, herausstellt. Nach Meinung des Bloggers Conservative Swede,
äffen Affen nicht gedankenlos nach, aber Menschen können leicht dazu gebracht werden dies zu tun. Was auch immer ein Affe tut, es muss ein Ziel, einen Zweck haben, orientiert an der Realität und seinem biologischen Interesse.
Der Mensch kann von Lehrern lernen und kann mehr Respekt vor Autoritäten haben. Dies
eröffnet ihm eine Vielzahl von Möglichkeiten, einschließlich der Errichtung einer symbolischen Welt des kollektiven Geistes, die eine virtuelle platonische Höhle darstellt, in der Schattenfiguren, die von den Herrschenden gezeigt werden, eher beachtet werden, als die Wirklichkeit.
Genetisch deutet einiges darauf hin, dass die DNA des Menschen zwischen 94% und 99% identisch ist mit der des Schimpansen, unserem nächsten biologischen Verwandten, eng gefolgt von den Gorillas. In Spanien wollen die regierenden Sozialisten den Menschenaffen Menschenrechte gewähren. Das Dilemma ist, dass es dann schwer sein wird zu behaupten, dass die Menschen zu 100% rational sind, während wir zur gleichen Zeit zu 98% oder so identisch mit Schimpansen sind, die dabei beobachtet wurden, wie sie Krieg gegen Mitglieder der gleichen Spezies führten. Wenn man Lee Harris glauben will, erklärt die allgemeine Ablehnung vieler Menschen, die Affen und Menschenaffen beobachten, teilweise den Widerstand gegen den Darwinismus:
Weil die Grundlage dieser Ablehnung nichts anderes ist, als der „Prozeß der Zivilisation“, der uns von Kindheit an eingeflößt wurde. Der Prozeß der Zivilisation hat uns nie gelehrt, unseren Kot auf andere Menschen zu werfen, nicht einmal im Scherz. Er hat uns gelehrt, anderen Menschen keine Nahrung wegzuschnappen, nicht einmal wenn sie viel schwächer sind als wir. Er hat uns gelehrt, nicht mit unseren Genitalien vor anderen Menschen zu spielen, nicht einmal wenn wir sehr gelangweilt sind. Er hat uns gelehrt, nicht hinterrücks auf andere Menschen zu steigen, noch nicht einmal wenn sie hübsche Ärsche haben. Diejenigen, die von unserer Ähnlichkeit mit den niederen Primaten entsetzt sind, reagieren nicht falsch, weil dieses Grauen über den Primaten-in-uns bedeutet, dass die Menschen in der Lage waren, unseren ursprünglichen Primatenstatus zu überwinden. Die Weigerung, unsere peinliche Verwandtschaft mit Primaten zu akzeptieren, hat die Menschen in die Lage versetzt, eine Gesellschaft zu schaffen, in der gerade das verboten ist, was die Art von Affen ausmacht und das zivilisierte Männer und Frauen immer noch abstoßend und widerlich finden. Du sollst dich nicht wie ein Affe benehmen – das ist das Wesen aller höherer Religionen, und die Summe aller ethischen Systeme.
Im Licht der Evolutionsbiologie, kann John Lockes Theorie des „unbeschriebenen Blattes“ aus der Aufklärung nicht vollständig korrekt sein. Die Menschen sind nicht leere Schiefertafeln, biologisch betrachtet. Das bedeutet nicht, dass wir keine rationale und eindeutig menschliche Seite hätten. Die haben wir. Man nennt sie „Zivilisation.“ Das Problem ist, dass nach der Aufklärung – und merken sich an dieser Stelle, dass der Marxismus selbst eine post-aufklärerische Ideologie ist – es im Westen populär wurde, anzunehmen, dass der Mensch von Natur aus gut und vernünftig sei. Dies wiederum ebnete den Weg für einen Vernunftkult, der sich manchmal zur Vergöttlichung des menschlichen Geistes aufschwang. Die Protestanten sprachen von der Sola Scriptura, „Allein die Schrift“, aber die post-aufklärerische Ansicht wurde zu „vom Verstand allein.“ Ich habe keine Ahnung, wie das in Lateinisch heißt, weil mein Latein in diesen Tagen ein bisschen eingerostet ist.
Diese Ansicht ist nicht kompatibel mit dem traditionellen Christentum. Alle christlichen Bekenntnisse gehen davon aus, dass der Mensch sündig und fehlerhaft ist. Das ist jedoch nicht vereinbar mit der Theorie der Evolution. Diese Einsicht ist von tiefer Bedeutung und aus meiner Sicht, erklärt dies die Entstehung von nahezu allen fehlgeschlagenen westlichen Ideologien der vergangenen zweihundert Jahre, vom Kommunismus zur Multikulturalismus: Ihre grundlegenden Annahmen über die menschliche Natur waren und sind grundlegend falsch. Befreit von den Fesseln der Zivilisation werden wir nicht zu „edlen Wilden“. Im Gegenteil, diese Ketten beschränken unsere inneren Affen, der freigelassen wird, sobald sie entfernt werden. Dies ist der Grund, warum alle marxistischen Ideologien am Ende in einer Rückkehr zu den Gesetzen des Dschungels enden: Sie entfesseln unsere inneren Affen, der natürlich versuchen wird, zurück zu kommen, und den Dschungel, aus dem er kommt, wieder herzustellen.
Der englische Biologe Thomas Henry oder T.H. Huxley, bekannt als „Darwins Bulldogge“ und der Mann, der den Begriff „Agnostiker“ prägte, bot eine darwinistische Interpretation von der Lehre der „Erbsünde“ des Heiligen Augustinus an. Im Gegensatz zur biblischen Erzählung vom Sündenfall der Menschen aus dem Buch „Genesis“, als Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden, ist für Huxley die Erbsünde, dass wir nicht als Menschen, sondern als Primaten geboren wurden. Noch einmal Lee Harris in seinem Buch „The Suicide of Reason“:
Heute glauben sehr viele intelligente Menschen, dass die Lehre von der Erbsünde irgendein Unsinn ist. Aber welche Argumente könnten Skeptiker vorbringen gegen Huxleys moderne Version von der Erbsünde, die im Gegensatz zu Augustinus’, nicht von uns verlangt an eine Fabel über sprechende Schlangen zu glauben und verbotene Früchte, sondern einfach die nüchterne Annahme eines Gesetzes von der natürlichen Auslese? Wenn, für Huxley, unsere Erbsünde die ist, als Primaten geboren worden zu sein, dann ist die einzige Heilung dafür, sich unserer Primatennatur zu schämen. Es ist eine Schande, dass es nicht die Vernunft ist, die uns über das Tier erhöht. Da Huxley ‚die Realität auf dem Grund der Lehre von der Erbsünde’ akzeptierte, war er gezwungen zu erkennen, dass jede Gesellschaft, wenn sie hoffte, zusammenzuarbeiten und dabei als Gesellschaft zu überleben, interne Abwehrmechanismen entwickeln musste, um das menschliche Tier und seine ‚angeborene Neigung zur Selbstbehauptung’ in Schach zu halten. Für Huxley war der einzige lebensfähige, gesellschaftliche Mechanismus, der diese Aufgabe erfüllen konnte, die Scham – eine emotional verstörende und physiologisch manifestierte Scham. Kindern musste in jungen Jahren beigebracht werden, sich ihres angeborenen tierischen Wunsches, ‚nichts zu tun, als das was ihnen gefällt’, zu schämen.
In meinem Online-Aufsatz „Why Did Europeans Create the Modern World?“ behaupte ich, dass der Westen heute von Darwinisten dominiert wird, die nicht an die Theorie der Evolution glauben, oder vielmehr die logische Konsequenz dieser Theorie nicht akzeptieren, wenn sie auf den Menschen angewandt wird. Ich stehe zu meiner früheren Aussage, dass, wenn Sie glauben, dass Menschen das Produkt eines evolutionären Drucks sind, dann gibt es so etwas wie „Rassismus“ nicht, weil dies ein absolut antiwissenschaftlicher Begriff ist.
Verschiedene Gruppen von Menschen werden sich während der Tausenden und Zehntausenden von Jahren der natürlichen Auslese, den unterschiedlichen natürlichen Umgebungen angepasst haben, mit Ergebnissen, die nicht nur oberflächliche Unterschiede wie Hautfarbe beinhalten, sondern wahrscheinlich auch mentale Unterschiede. Jedoch ist es absurd, dass wenn man dies sagt, man verunglimpft und in den westlichen Ländern heute als „Nazi“ bezeichnet wird.
Ich habe darum gekämpft zu erklären, warum das so ist. Meine Schlussfolgerung ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, in der das Ideal nicht nur die Vernunft selbst, sondern allein der Gedanke ist; wir sollen eine gesamte Gesellschaft schaffen und eine physische Realität allein durch das Denken, das zu perfekter, kosmischer, universeller Gerechtigkeit und Gleichheit für alle führen soll. Alles und jedes, was unserer Fähigkeit, diese Realität zu erstellen behindert, muss als „irrational“ oder „Hass“ verboten werden. Wenn Gott und die Religion uns daran hindern, etwas zu schaffen, was wir wollen, dann müssen Gott und die Religion abgeschafft werden; die Theorie der Evolution wird sich für uns darum kümmern. Wir müssen jedoch darauf achten, dieser Theorie nicht bis zu ihrem logischen Schluss zu folgen, weil dann die Biologie an Stelle von Gott unsere Fähigkeiten zur perfekte Gleichstellung von Männern und Frauen, sowie zwischen den Menschen aller Rassen verhindern würde. Kurz gesagt, wir müssen die Realität verbieten.
Im Wesentlichen ist das der Kern der „Political Correctness“: Jede Diskussion über die Wirklichkeit zu verbieten, so dass wir uns eine perfekte Welt erstellen können, die nur auf bloßen Gedanken basiert. In einem seltsamen Sinn könnte man dies ironisch als den letzten Höhepunkt der Jahrtausende der westlichen Verwendung der Vernunft sehen, bis wir es endlich geschafft haben, eine Gesellschaft zu bilden, die nur auf der Grundlage von Vernunft basiert. Obwohl ich nicht genau herauszufinden vermag, wie ich zu dem Verdacht komme, dass man erfolgreich einwenden könnte, dass es eine Form des Platonismus geben könnte, die diesem mentalen Konstrukt zugrund liegt. Alles in allem waren in der Welt von Plato die perfekten, unveränderlichen Ideen physisch voneinander getrennt von der beobachteten Realität. In gewisser Weise ist dies genau das, was der moderne Westen erschaffen hat.
Der Traum von einer perfekten Welt der absoluten Gleichheit mag ein schöner Traum sein, aber es ist ein Traum, der auf vielen verschiedenen falschen Überzeugungen basiert. Er wird schnell zu einem sehr realen Alptraum, wenn man versucht, ihn umzusetzen. Zu den größten dieser falschen Überzeugungen gehört die Idee, dass der Mensch von Natur aus gut und ein vollkommen vernünftiges Wesen sei. Ich bin persönlich auch nicht bereit, das Gegenteil zu behaupten, nämlich anzunehmen, dass der Mensch von Natur aus böse oder sündig ist. Meine bevorzugte Ansicht ist, dass der Mensch zwar fehlerhaft und unvollkommen ist, aber dass es vollkommen ausreichend ist zu zeigen, dass man niemals eine perfekte Gesellschaft erstellen kann, eine Gesellschaft mit universeller Gerechtigkeit, so wie man auch kein perfektes Gebäude mit unvollkommenen Baustoffen erstellen kann.
Eine perfekte Welt der bloßen Vernunft ist mit allen ihren Symmetrien und ihrer mathematischen Präzision eine schöne Welt. Es gibt nur ein Problem damit: Es ist eine Lüge. Leider sind die Medien, die politischen und geistigen Führer sowie das Bildungssystem leidenschaftlich darum bemüht, diese Lüge als einzige Wahrheit zu bewahren und man wird lästige Dissidenten, die alternative Ideen vorschlagen, rücksichtslos drangsalieren. Dies bedeutet, dass die Realität nicht mehr überprüft wird, bis die gesamte geistige Blase punktiert wird durch einen schmerzhaften Absturz in die tatsächliche Realität. Zu dem Zeitpunkt, an dem das geschieht, kann der Zusammenbruch einen Großteil der Gebäude der westlichen Zivilisation mit sich nehmen.
(Übersetzung: LIZ/die-gruene-pest.com / Original: Fjordman, The Cult of Reason – The Dark Side of the Enlightenment / Bild oben: Daniel Chodowiecki, Aufklärung. Aus: Lindenhahn, Reinhard, Aufklärung. Arbeitsheft zur Literaturgeschichte. Das Bild spiegelt die Erleuchtung, die durch die Aufklärung über die Welt kommen soll. Die aufgehende und strahlende Sonne kündet vom Beginn eines neuen Zeitalters des Verstandes und des Fortschritts)
Uff…… das war lang und gut.
Sehr gut, aber mein Pfarrer hat es damals für uns Konfirmanden prägnant in einem Satz auf den Punkt gebracht:
„Das einzige, was Juden&Christen anderen Menschen, Religionen und Ideologien gegenüber voraus haben ist, dass sie wissen, dass sie ihre Erlösung nicht aus sich selbst heraus schaffen, sondern dass sie ihnen nur von aussen zugesprochen werden kann.“
Steht so in meiner Konfirmationsbibel.
Gruss cf29
Und er liegt falsch. Europa hat das Christentum mehr beeinflusst als umgekehrt. Menschenwürde, Logik, römisches Recht.
(Völlig aussen vor gelassen wird, dass Kelten für den Gesang berühmt waren, dass ihre Kunst wesentlich mehr abstrahierte, auch dass sie in Technik weit waren. Aber dazu gibt es eben nur wenig Text.)
Es ist nunmal so, dass Vernunft und Moral sich gegenseitig brauchen…
OT: Europarichter sprechen deutschem Schwerverbrecher 50000 Euro Schmerzensgeld zu.
„Die von den deutschen Gerichten festgestellte Gefahr, dass der Kläger bei einer Freilassung weitere schwere Straftaten begehen könnte, sei nicht konkret und spezifisch genug.“
Entscheidender Punkt: Die Europarichter heben damit ein Urteil des BUNDESVERFASSUNGSGERICHTES auf.
http://www.hr-online.de/website/rubriken/nachrichten/indexhessen34938.jsp?rubrik=36086&key=standard_document_38466375&msg=36086
Religionen haben mit Vernunft gemeinsam, dass ihre Erkenntnisse nicht belegbar sind (wobei ich nicht weiss, ob „reason“ im Original Vernunft oder Verstand heisst)
Was bleibt: Gesetze und Verhaltensnormen müssen dem Diskurs ausgesetzt werden können, sie müssen begründet werden. Religionen machen das nicht. Vernunft spielt in der gleichen Liga, auch wenn mal Gott weggelassen wird. Was bleibt, ist der Verstand.
Nützlich für die Entwicklung Europas waren das römische Recht, die Philosophie, die Ausbreitung der Ausbildung und des römisch geprägten Rechts durch den Treibriemen Christentum, der Hang der Völker zu Neugierde. Von letzterem scheint in Europa mehr vorhanden zu sein als im Nahen Osten.
Sämtliche Ableitungen des Begriffes „Rasse“ sind – auf den Menschen bezogen – kompletter Unsinn.
Der Begriff „Rasse“ stammt aus der Tierzucht (in der Pflanzenzüchtung wäre das „Sorte“), also genau dem Gegenteil jener ungerichteten Partnerwahl, wie sie bei Menschen und Wildtieren vorherrscht.
Im übrigen führen auch molekulargenetische Untersuchungen den Rassebegriff beim Menschen ad absurdum.
Aber wozu erzähle ich das? „Rasse“ wird ohnehin immer wieder beim Kampf um Deutungshoheiten falsch gebraucht und für beliebige Gruppen, die sich irgendwie voneinander diskriminieren (auch so ein schöner Begriff, der wieder geradegebogen gehört!) lassen, verwendet werden.
Das ist die bequemste Methode, um Feindbilder zu schaffen und aufrechtzuerhalten.
Und genau das brauchen wir doch! Oder?
Fjordman präsentiert hier nichts weiter als einen Glauben.
Könnten klausklever & Co sich bitte auf das Thema konzentrieren, mit Müll aufhören und mit OT zurückhaltend sein (und wenn schon, dann nur ein Satz und ein Link)
Wer ganze Artikel schreiben will, soll einen eigenen Blog anfangen.
Deshalb sagen ja die MSM „Viele Menschen glauben immer noch nicht, dass der Mensch für das Klima verantwortlich ist.“
#6 KyraS
Nein, oder?
Das müsste das Zeichen für Karlsruhe sein, den EU-Gerichtshof für nicht zuständig zu erklären. Ich habe schon immer gesagt, dass es früher oder später dazu kommen wird:
Das BGH sagt was, das EUGH sagt das Gegenteil, also geht man wieder zum BGH, das dann die EUGH für nicht zuständig erklärt ….
und das führt dazu, dass die von der Politik geplante schleichende Ersetzung unseres Systems durch ein anderes (EU) nicht klappt.
#14 FreeSpeech (17. Dez 2009 13:03) Könnten klausklever & Co sich bitte auf das Thema konzentrieren, mit Müll aufhören und mit OT zurückhaltend sein (und wenn schon, dann nur ein Satz und ein Link)
Wer ganze Artikel schreiben will, soll einen eigenen Blog anfangen.
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ich stimme zu. solange sich beiträge ausschliesslich auf ot konzentrieren und sonst nix ist es eine ungehörigkeit und unhöflichkeit den autoren gegenüber.
für mich ist das einfach ein sich wichtig machen.
#16 klausklever (17. Dez 2009 13:10)
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und was ist ihre meinung zum fjordmanartikel? kommt da was?
Was ist Paradox… Das da
Papst, Vernunft und Islam
Nachdem Johannes Paul XXIII. den Koran geküßt hatte, habe ich zwei Bemerkungen Professor Ratzingers in seiner Vorlesung am 12. September 2006 in Regensburg mit großer Spannung gelesen.
Wie gelegentlich auch sonst, wenn es um ein heikles Thema geht, bedient sich der Papst eines literarischen Kunstgriffs: Er zitiert einen anderen. So zitiert er jetzt aus einem Dialog, des gelehrten byzantinischen Kaisers Manuel II. Palaeologos wohl im Winter 1391 mit einem persischen Gelehrten. In der siebten Gesprächsrunde „kommt der Kaiser auf das Thema des Djihad (Heiliger Krieg) zu sprechen. Der Kaiser wußte sicher, daß in Sure 2, 256 steht: Kein Zwang in Glaubenssachen – es ist eine der frühen Suren aus der Zeit, in der Mohammed selbst noch machtlos und bedroht war. Aber der Kaiser kannte natürlich auch die im Koran niedergelegten – später entstandenen – Bestimmungen über den Heiligen Krieg. Ohne sich auf Einzelheiten wie die unterschiedliche Behandlung von „Schriftbesitzern“ und „Ungläubigen“ einzulassen, wendet er sich in erstaunlich schroffer Form ganz einfach mit der zentralen Frage nach dem Verhältnis von Religion und Gewalt überhaupt an seinen Gesprächspartner. Er sagt: ,Zeig mir doch, was Mohammed Neues gebracht hat, und da wirst du nur Schlechts und Inhumanes finden wie dies, das er vorgeschrieben hat, den Glauben, den er predigte, durch das Schwert zu verbreiten.‘ Der Kaiser begründet dann eingehend, warum Glaubensverbreitung durch Gewalt widersinnig ist. Sie steht im Widerspruch zum Wesen Gottes und zum Wesen der Seele.“
Mein Kommentar dazu ist: Das christliche Ideal für die Glaubensverbreitung ist Mission: Gehet hin in alle Welt und lehret alle VÖlker und taufet sie im Namen des Herrn. Der Islam kennt keine Mission. Es ist nicht primär das Individuum, das zum Islam kommt, sondern der Islam gewinnt ein Gebiet als Staatsgebiet. Von zentraler Bedeutung ist die Einheit von Politik und Religion im Islam. Der Islam ist eine alles umfassende Lebensordnung mit einem umfassenden islamischen Recht, der Scharia. Dagegen gab es nie ein entsprechendes „christliches Recht“. Wenn der Islam ein bestimmtes Gebiet gewonnen hat, in der historischen Praxis hieß dies stets: erobert hat, so sind in diesem Gebiet alle Menschen Moslems – mit Ausnahme der schutzbefohlenen Buchbesitzer, die zuvor schon Christen oder Juden waren. Diese sind Menschen zweiter Sorte, die nicht die Rechte der Moslems haben. Moslems dürfen nicht mit Christen oder Juden befreundet sein und müssen sich von diesen fernhalten. Atheisten gibt es nicht. So wurde zunächst die arabische Halbinsel für den Islam erobert, dann Persien (in drei Schlachten fiel eine Million Menschen), dann die afrikanischen Randstaaten des Mittelmeeres, die zuvor in etwa 180 Bischofssitzen christlich waren, bis zu Spanien. Die Ausbreitung des islamischen Gebietes mit dem Schwert ist die religiÖse Pflicht der Moslems. Das ist der Djihad.
Ein zweiter Gesichtspunkt Professor Ratzingers ist das Verhältnis Gottes zur Vernunft. Darüber spreche ich in einer Fortsetzung.
Papst und Islam II
In seinem Vortrag sagt Ratzinger weiter:
„Der entscheidende Satz in dieser [islamischen] Argumentation gegen Bekehrung durch Gewalt lautet: Nicht vernunftgemäß handeln, ist dem Wesen Gottes zuwider. Der Herausgeber, Theodore Khoury, kommentiert dazu: Für den Kaiser als einen in griechischer Philosophie aufgewachsenen Byzantiner ist dieser Satz evident. Für die moslemische Lehre hingegen ist Gott absolut transzendent. Sein Wille ist an keine unserer Kategorien gebunden und sei es die der Vernünftigkeit. Khoury zitiert dazu eine Arbeit des bekannten franzÖsischen Islamologen R. Arnaldez, der darauf hinweist, dass Ibn Hazn so weit gehe zu erklären, dass Gott auch nicht durch sein eigenes Wort gehalten sei und dass nichts ihn dazu verpflichte, uns die Wahrheit zu offenbaren. Wenn er es wollte, müsse der Mensch auch GÖtzendienst treiben.
Hier tut sich ein Scheideweg im Verständnis Gottes und so in der konkreten Verwirklichung von Religion auf, der uns heute ganz unmittelbar herausfordert. (…) Ich denke, dass an dieser Stelle der tiefe Einklang zwischen dem, was im besten Sinn griechisch ist und dem auf der Bibel gründenden Gottesglauben sichtbar wird. Den ersten Vers der Genesis abwandelnd, hat Johannes den Prolog seines Evangeliums mit dem Wort erÖffnet: Im Anfang war der Logos. Dies ist genau das Wort, das der Kaiser gebraucht: Gott handelt mit Logos. Logos ist Vernunft und Wort zugleich – eine Vernunft, die schÖpferisch ist und sich mitteilen kann, aber eben als Vernunft. Johannes hat uns damit das abschließende Wort des biblischen Gottesbegriffs geschenkt, in dem alle die oft mühsamen und verschlungenen Wege des biblischen Glaubens an ihr Ziel kommen und ihre Synthese finden. Im Anfang war der Logos, und der Logos ist Gott, so sagt uns der Evangelist.“…“
Dieses Aufeinanderzugehen zwischen hellenistischem Denken und christlichem Glauben hat Europa geschaffen, sagt der Papst, „und bleibt die Grundlage dessen, was man mit Recht Europa nennen kann.“
Der Papst merkt dann an, daß sich mit dem Voluntarismus von Duns Scotus eine Theologie entwickelt hat, die diese Synthese von Griechischem und Christlichem aufsprengt. Gott hat die Freiheit, auch jenseits der Vernunft zu handeln, er hätte auch das Gegenteil von all dem tun kÖnnen, was er getan hat. Diese Position liege der von Ibn Hazn nahe. Ein solcher Willkür-Gott sei nicht an das Gute und Wahre gebunden. Demgegenüber bemerkt der Papst, ein solcher Gott werde nicht dadurch gÖttlicher, daß wir ihn in einen reinen und undurchschaubaren Voluntarismus entrücken. Der wahrhaft gÖttliche Gott sei der, der sich uns als Logos zeigt, so daß es „zwischen seinem ewigen SchÖpfergeist und unserer geschaffenen Vernunft eine wirkliche Analogie gibt …“ Eine Enthellenisierung sieht der Papst mit der Reformation des 16. Jahrhundets verknüpft. Metaphysik erscheint als eine fremde Zugabe, von der man den Glauben zugunsten von Sola Scriptura befreien müsse: Allein das biblische Wort zählt.
Dazu merke ich zunächst nur kurz an, daß es eine Linie von Duns Scotus, Ockham, Albert von Sachsen über Gabriel Biel bis zu Luther (der sich m. W. über Biel habilitierte) gibt. Die mittelalterliche Philosophie kannte den Kampf zwischen Realisten (im Sinne Platons), zu denen der Papst zu zählen wäre, und Nominalisten, für die es das allgemeine nicht als außerhalb des menschlichen Denkens liegendes Reales gibt.
Auch in der islamische Philosophie gab es vor dem Sieg der Asch’ariten im 10. Jahrhundert mit dem Voluntarismus Ibn Hazns eine Minderheitenmeinung, die Mu’taziliten, in der ersten Hälfte des 9. Jahrhunderts, die von der Vernunft her argumentierten. Auch für das streng monotheistische Dogma des Islams gibt es mit der Allmacht Gottes verknüpfte Probleme:
Ist Gott als der allmächtige SchÖpfer auch der Erschaffer der menschlichen Handlungen, oder erschaffen die menschen ihre handlungen selber?
Sind Gutes und BÖses absolute, in der Vernuft begründete Werte, oder sind es lediglich kraft Offenbarung erkennbare Werte? Bewirkt Gott jeden Vorgang in der Natur unmittelbar und kann mithin den in der Natur scheinbar waltenden Kausalzusammenhang jederzeit durchbrechen, oder gibt es die sogenannten „Sekundären Ursachen“, d. h. Eine nach inhärenten Gesetzen verlaufende Kausalität?
Die moslemische Mehrheit, die sich selber als „Anhänger von Sunna und Hadith“ bezeichnen, argumentieren mit der gÖttlichen Allmacht, die sie wÖrtlich aus dem Koran entnehmen: Gott erschafft die menschlichen Handlungen, weil er allein dazu mächtig ist. Gutes und BÖses sind allein gut und bÖse, weil Gott es so will und so offenbart hat, nicht aber nach der Vernunft. Naturgesetze sind lediglich „gÖttliche Gewohnheiten“, die Gott jederzeit aufheben kann. Die Anhänger von Sunna und Hadith leugneten die Kausalität im Naturgeschehen.
Dagegen argumentierten die Mu’taziliten ganz von der Vernuft her: Gott entspricht den Postulaten der Vernunft. Gott müsse gerecht sein. Diese Gerechtigkeit Gottes erfordert, daß der Mensch frei sein muß, seine Handlungen selbst zu bestimmen, sonst würde er für etwas bestraft oder belohnt, was er nicht zu verantworten hat. Gutes und BÖses sind absolute von der Vernunft zu erkennende Werte; Gott kann nicht bÖse handeln; er kann in seiner Offenbarung nicht BÖses gut nennen oder umgekehrt. Auch die Existenz der causae secundae wurde anerkannt.
Durchgesetzt haben sich seit dem 10. Jahrhundert die Asch’ariten, die in Gott den einzigen „Verursacher“ sehen. Die Vernunft bleibt auf der Strecke. Menschliche Handlungen sind vorherbestimmt.
Die Existenz der causae secundae wird geleugnet. Die Existenz solcher sekundärer Ursachen neben dem einen Gott wäre eine Form der Beigesellung, also des Polytheismus. Mit dem berühmten Muhammad al Ghazali (gest. 1111) hat diese Richtung endgültig gesiegt. In „Wiederbelebung der Wissenschaften von der [islamischen] Religion schreibt er:
„Der Satan hindert dich an diesem (islamisch verstandenen) Einheitsbekenntnis durch zwei Dinge: Das eine ist die Hinkehr zum freien Willen der Lebewesen, das andere die Hinkehr zu den leblosen Dingen. Was die Hinkehr zu den leblosen Dingen betrifft, so ist damit z. B. gemeint, daß du dich auf den Regen verläßt für das Keimen, Sprießen und Wachsen der Saat, auf die Wolken für den Niederschlag des Regens und auf die Kälte für die Zusammenballung der Wolken; auf den Wind für die aufrechte Position und die bewegung des Schiffes. All dies ist Beigesellung und Unwissenheit über die wahren Beschaffenheiten der Dinge!“ Ghazali bezieht sich – ebenso wie die heutigen Moslems – auf den Koran: Für den Menschen gilt, wie es im Koran Sure 8, 17 heißt: „Und nicht ihr erschlugt sie, sondern Allah erschlug sie.“
Im Ringen um den Raum der Vernunft, entzog die siegreiche islamische Theologie (der Asch’ariten) seit etwa 800 Jahren den Naturwissenschaften den Boden. Seit dem hat die islamische Welt auf grundlegendem naturwissenschaftlichen Gebiet nichts hervorgebracht.
Anders in der christlichen mittelalterlichen Theologie: Der vernünftige Gott hat die Welt nach der Vernunft geschaffen und den Menschen die Vernunft gegeben, die Welt zu erkennen. Die Menschen kÖnnen Gott nicht nur aus der Offenbarung erkennen, sondern auch aus der Natur. Dies beflügelte die Naturwissenschaften schon in der Scholastik. Es ist ein verbreiteter Irrtum, die Scholastik als eine Zeit unfruchtbarer Buchstabengelehrsamkeit anzusehen. Aus der Vielzahl von Forschern nenne ich wenige Beispiele aus dem 13. und 14. Jahrhundert: Jordanus Nemorarius (Hebelgesetz, Kräfteparallelogramm), Thomas Bradwardine (Kritik der aristotelischen Dynamik), Albert von Sachsen (kugelfÖrmige Gestalt der Erde und Methoden, die Abweichungen von der genauen Kugelgestalt zu bestimmen), Jean Buridan (Impetustheorie) oder Nicole d’Oresme (Analyse von relativen Bewegungen). Ich habe in einer „Kulturgeschichte der Physik“ jahrelang Seminare über diese und andere Wissenschaftler gehalten und einen lebhaften Eindruck von der Genauigkeit und Qualität ihrer physikalischen Überlegungen gewonnen.
Ergänzumgen zu „Papst und Islam“
Meine Ausführungen von „Papst und Islam“ illustriere ich aus der Literatur.
Professor Koury in der FAS vom 17. 9. 2006:
„Es geht nicht um Bekehrung durch das Schwert, sondern um Unterwerfung von Herrschaftsgebieten durch das Schwert bei gleichzeitiger religiÖser Duldung zumindest der Schriftreligionen.“ Genau dies habe ich ausgeführt.
Welche Rechte haben die unterworfenen Schutzbefohlenen? Dazu aus Egon Flaig: Der Islam will die Welteroberung, F.A.Z. vom 16.9.2006, S. 37:
„In der Scharia sind die Muslime die Herren, die Anhänger anderer Buchreligionen – Christen, Juden, Parsen, Buddhisten – Unterworfene, ,Dhimmi‘; dabei handelte es sich nicht um religiÖse Minderheiten, sondern um gewaltige Mehrheiten, vor allem in Syrien, in Anatolien, oder um die Christen Nordafrikas. Die Unterworfenen durften keine Waffen tragen, sie waren wehrunfähig, somit keine vollwertigen Männer. Christen und Juden mußten besondere Farben oder Kleidungsstücke tragen (diese Diskriminierung führte zum Judenstern), um als ,Dhimmi‘ kenntlich zu sein; sie durften nicht auf Pferden reiten, sondern nur auf Eseln, damit sie ständig an ihre Erniedrigung erinnert wurden; sie zahlten einen Tribut (Jizya), den sie persÖnlich entrichteten, wobei sie einen Schlag an den Kopf erhielten. Sie mußten sich von Muslimen schlagen lassen, ohne sich wehren zu dürfen; schlug ein ,Dhimmi‘ zurück, dann wurde ihm die Hand abgehackt, oder er wurde hingerichtet. Die Zeugenaussage eines ,Dhimmi‘ galt nicht gegen Muslime; diese brauchten für Vergehen an einem ,Dhimmi‘ nur halbe Strafe zu tragen; und wegen eines solchen Unterworfenen konnten sie nie hingerichtet werden. Umgekehrt waren grausamste Hinrichtungen überwiegend den ,Dhimmi‘ vorbehalten.
Sogar jene Diskriminierung der Juden, zu der vierhundert Jahre nach dem Islam die Westkirche auf dem IV. Laterankonzil von 1215 schritt und die uns so barbarisch anmutet, bezweckte und erreichte keine Erniedrigung dieses Ausmaßes. Eine besondere Drangsalierung brachte die türkische Herrschaft: seit 1360 wurde in unregelmäßigen Abständen bis zu einem Fünftel aller christlichen Kinder in die Sklaverei abgeführt. Sie wurden zwangsbekehrt.
Diese Sklavenmenge dürfte im Laufe von vier Jahrhunderten in die Millionen gegangen sein; davon wurden Hunderttausende ausgewählter Knaben zu fanatischen Muslimen und zu Elitekämpfern erzogen, zu den berüchtigten Janitscharen: eine Politik zur systematischen Vermehrung der muslimischen BevÖlkerung und zur allmählichen AuslÖschung der Christen. Sie hatte Erfolg. Die ,Dhimminitude‘ versetzte die Nichtmuslime in eine radikale Andersheit: Die Menschen in diesem Zustand als „Bürger zweiter Klasse“ zu bezeichen ist SchÖnrednerei. Wie der Nazionalsozialismus die Menschen in Herren- und Untermenschen auf rassischer Basis spaltete, so hat es die Scharia auf religiÖser Basis getan. Als erste Weltreligion schuf der Islam eine Apartheid, in der die christlichen oder parsischen Minderheiten kolonisiert und allmählich islamisiert wurden. Islamische Toleranz hieß: Duldung der Unterworfenen als Gedemütigte und Erniedrigte. All dies ist durch Studien zur ,Dhimminitude‘ bekannt. Aber wer will von den millionenfachen Opfern hÖren?
Der Islam hat riesige Territorien religiÖs „gesäubert“: der zweite Kalif machte den Hidjaz, also Arabien außer dem Jemen, „christenrein“ und „judenrein“; die Alternative hieß Konversion oder Vertreibung. Das hat – von alttestamentlichen Fällen abgesehen – niemals zuvor eine Religion gemacht. Ebenso „reinigten“ die Almohaden und Almoraviden ihr Spanien nach dem Zusammenbruch des Kalifats 1031: Zehntausende Juden wie Christen mußten entweder konvertieren oder ins christliche Nordspanien oder in die Levante fliehen. Gewiß, englische und franzÖsische KÖnige und dann die KÖnige Spaniens selber taten später das gleiche; sie wandten dabei ein muslimisches Rezept an.
Und die Pogrome? Seit dem Kalifen Al-Mutawakkil (847 bis 861) schwappten immer wieder Verfolgungen über den Orient und Nordafrika, wobei Juden und Christen zwangsbekehrt, vertrieben oder massakriert wurden. Die ständige ZerstÖrung von Kirchen ging bis ins vorletzte Jahrhundert weiter. Allmählich zerlaufen auf dem verklärten Bild des muslimischen Spanien, welches der europäische Antiimperialismus im neunzehnten Jahrhundet geschaffen hat, die blumigen Farben. Sorgfältige Aufarbeitung der Dokumente bringen darunter ein anderes Bild zum Vorschein. Dort kam es 889 in Elvira und 891 in Sevilla zu umfassenden Pogromen gegen Christen. Im marokkanischen Fez wurden 1033 über 6000 Juden massakriert. 1058 wurde das christliche Antiochia unter Folter und Todesdrohungen muslimisch gemacht.
Das erste große Pogrom gegen Juden auf europäischem Boden fand 1066 im muslimischen Granada statt; dabei kamen 1500 jüdische Familien um. 1135 wurde das Judenviertel Cordobas niedergebrannt, die Zahl der Massakrierten nicht zu wissen, mag heilsam sein. 1159 standen sämtliche Christen von Tunis vor der Wahl, zu konvertieren oder zu sterben. Um diese Zeit wurde das ehemals so vitale Christentum Nordafrikas vollends vernichtet. Die Pogrome im christlichen Herrschaftsgebiet sind kein Ruhmesblatt der europäischen Kultur; aber ihre Ausmaße bleiben zurück hinter jenen der islamischen Welt. Wir brauchen dringend eine vergleichende Geschichte religiÖser Unterjochung.
Reden wir von Integration der Juden? Nirgendwo unter der Herrschaft des Islam, und auch nicht im spanischen Kalifat, waren Juden Bürger ihrer Stadt; sie blieben stets Unterworfene. In manchen deutschen Städten – Worms, Augsburg und anderen – des Hochmittelalters waren die Juden Stadtbürger besonderen Rechts, sie hatten das Recht, Waffen zu tragen und waren bessergestellt als ärmere christliche Einwohner. Sie waren bis ins vierzehnte Jahrhundert, als sich ihre Situation verschlechterte, weit besser integriert, als die Juden im muslimischen Spanien es jemals sein konnten. Wer die politische Integration für die wichtigste hält, kann nicht umhin, Augsburg über Cordoba zu stellen. All das ist seit über fünfzehn Jahren wissenschaftlich bekannt. Aber wer will es hÖren?“
All dies dürfte auch der katholischen Kirche und dem Papst bekannt sein.
China ist unterwegs in eine glänzende Zukunft. Bereits jetzt ist das „Land des Lächelns“ ein Global Player, an dem niemand vorbeikommt.
Aber — es wird viel Zeit benötigt, um diesen Riesentanker kontrolliert auf Kurs zu halten. Die Komplexität des Landes erfordert ein vorsichtiges Manövrieren und eine starke Hand.
Die Richtung stimmt. Das Ziel wird der Lohn nahezu übermenschlicher Anstrengungwen sein. China braucht Zeit. Im Interesse seiner Menschen. Und im Interesse der Weltgemeinschaft.
Als seriöser Partner legt man in Peking Stein auf Stein, damit das Haus der Zukunft fest und stabil ist.
Die Pekinger Regierung tut das Mögliche.
Ich wede nicht ungeduldig. Denn ich weiß, im fernen Osten geht tatsächlich eine Sonne auf….
http://www.youtube.com/watch?v=x3efht4-xNw
http://www.chinabroadcast.cn/
http://www.youtube.com/watch?v=
Ich habe mir dieses ellenlange Stück durchgelesen. Ich verstehe nicht, worauf der Autor hinaus will. Was hat die Unvollkommenheit der realen Welt mit Vernunft oder der Aufklärung zu tun? Welche westliche „Kulturrevolution“ könnte man mit der Maos vergleichen. Rätselhaft.
#16 klausklever (17. Dez 2009 13:10)
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und was ist ihre meinung zum fjordmanartikel? kommt da was?
Ich finde es zwar prima, wie er an Hand verschiedener Philosophen, Theorien und Entwicklungen auf dem europäischen Kontinent darlegt, was er von Relgion, Ideologien und dem Menschen selbst hält sowie die aktuelle Gefahr der PC benännt, die zu einer Katastrophe führen wird, weil man die Wahrheit nicht mehr sagen darf sondern in einer Scheinwelt lebt, bis es zum großen Knall kommt, denke jedoch, dass der Text höchstens von 5% der PI-Leser verstanden und daher kaum gelesen wird; weshalb ich hier mal ein paar andere Artiekl gepostet habe, die für den Standartleser leichter zu verdauen sind! Ich will hier niemandem Dummheit unterstellen, aber meiner Meinung nach ist der Text vielen zu fremd, wenn auch er ein guter Ansatz ist zur Begründung, dass Menschen zwar Menschen aber nicht alle gleich und von grund auf friedlich sind.
„dass etwas grundlegend falsch gelaufen ist in der westlichen Welt, … und die meisten denkenden Menschen sind sich darüber einig, dass etwas schief gelaufen ist mit der westlichen Kulturrevolution der 60er- und 70er- Jahre, “
Emanzipation – Feminismus
Wie Frauen sich selbst ruinieren
http://www.welt.de/politik/article5548014/Wie-Frauen-sich-selbst-ruinieren.html#vote_5548920
Am Ende werden diese meist kinderlosen Frauen nach dem Ausscheiden aus dem Beruf mit nichts dastehen. Denn eins ist klar, die von den Frauen angestrebten Posten im Beruf stehen nur begrenzt zur Verfügung, die meisten werden also an ihren Ansprüchen scheitern und daran innerlich zerbrechen. Wie neben der Spur viele deutsche Frauen heute sind habe ich vor einiger Zeit in einer Talkschow gesehen. Eine Ärztin beschwerte sich doch allen Ernstes darüber, dass sie keinen Mann findet, an den Mann hatte sie aber enorme Ansprüche, er müsse schon höhergestellt sein als sie, also unter dem Chefarzt tut sie es nicht. Und dann der Hammer, sie beschwerte sich doch tatsächlich darüber, dass die von ihr für würdig befundenen Kandidaten nicht sie, sondern eine Krankenschwester geheiratet haben. Zu dieser Emanze fiel mir echt nichts mehr ein. Ganz ehrlich, mir tun die Frauen die sich auf dem Emanzentripp befinden leid, irgendwann sitzen sie alt und verbiestert im Heim und keiner interessiert sich mehr für die.
Schwerer Tobak!!!!
Für mich ist die Geschichte Deutschlands seit den 1920er Jahren interessant.
In keinem anderen Land der Erde konnte der Sozialismus, sei es nun in der marxistischen oder in der hitleristischen Form, solche Erfolge feiern, wie in Deutschland- abgesehen natürlich von Rußland.
Mal ganz abgesehen von der Tatsache, dass der Marxismus die Erfindung eines Deutschen ist.
Die sozialistischen Ersatzreligionen, mehr sind sie ja im Grunde genommen nicht, haben Deutschland immer in die Katastrophe geführt.
Die subtilste und perfideste Variante des Deutschen Sozialismus, ist der Gutmenschen-Sozialismus der 68er.
Suggeriert er doch, so menschenfreundlich wie das Christentum zu sein.
Aber der Gutmenschen-Sozialismus ist nicht human, er ist nicht menschenfreundlich, Multikulti, Antiauthoritäre Erziehung, Kuscheljustitz, Täterverständnis und Opferschuld sind nicht human, sie sind zutiefst inhuman, weil sie implizit die Zivilisation ablehnen und zum Naturrecht des Stärkeren zurückkehren.
Und genau in diesem Punkt entspricht der Gutmenschen-Sozialismus der 68er, der Nazikinder, dem Nationalsozialismus der 68er-Eltern, der Nazis.
Die 68er, die sich als Antifaschisten besser Antinationalsozialisten verstehen, sind im Kern ihres Wesens Nationalsozialisten, genauso wie ihre Eltern.
Wie konnte es auch anders sein, sind die 68er doch von ihren Nazieltern zu kleinen Nazis erzogen worden.
Denn wie man aus der Psychologie und der Pädagogik weiß, ist der Charakter eines Menschen bis zum Dritten Lebensjahr bereits zu Dreivierteln festgelegt.
Da die 68er im Kern ihres Wesens Nazis sind, haben sie auch solch eine Vorliebe für den arabischen Faschismus (Islam).
Deutschland hat nur zwei Möglichkeiten : entweder den Gutmenschensozialismus der 68er in den nächsten 2 Jahrzehnten zu überwinden und durch eine national, liberal, christlich und humanistische Weltanschuung zu ersetzen oder durch die Hilfe der 68er-Sozialisten den Sieg des arabischen Sozialismus über Deutschland zu erleben.
Die naziaffinen Gutmenschensozialisten haben nämlich nur ein Ziel, die Abschaffung der freiheitlichen Demokratie und die Installation eines Sozialismus- und wenn es eben sein muss, des Islam-Sozialismus.
Fjordman, eine Ausarbeitung wie ich sie nicht hätte besser schreiben können. Der „Offene Himmel“ hat dem Menschen überhaupt nicht gut getan. Und tut es immer noch nicht.
Ich wünsche mir noch mehr solcher fulminanter Artikel!
Hallo Fjordman,
sehr feinsinnig herausgearbeitet, wie VERNUNFT ALLEIN in die Irre führt, führen muß, geführt hat. Sehr schön.
Es ist aber kurzschlüssig, hierin einen „Defekt“ der Vernunft sehen zu wollen.
Meine Vernunft sagt mir, daß Vernunft nie alleine existiert, sondern immer schon eingebettet ist in die ganze (materielle, kulturelle usw) Existenz, sowohl des Menschen als auch die ganzer Völker usw. Also dürfen wir die „Vernunft allein“ nicht überfordern.
Und daher wird die Vernunft auch schnell (und notwendig) zur Magd der jeweils fundamentaleren Grundüberzeugungen, wie immer diese sich auch herausgebildet haben.
Von dieser Basis aus brauche ich nun nur noch zu vergleichen, wie der Gebrauch von Vernunft INNERHALB DER DIV SYSTEME ganz verschiedenartige Früchte hervorgebracht hat
Nun fehlt hier der Raum um zu erklären, warum alle Systeme gescheitert sind, und selbst durch den Gebrauch der Vernunft nicht „rettbar“ waren und sind.
Eine Ausnahme gibt es: das „System“ Christentum, welches natürlich gar kein System ist, sondern die letzte und größte Offenbarung „von außen“, vom Schöpfer her, und die größte Sammlung von Weisheit.
In dieser Symbiose – CHRISTUS und VERNUNFT – kann die menschliche Gesellschaft zu dem werden, was sie sein soll: Reich Gottes – aber in keinem anderen „System“ !
Und wenn die Vernunft scheinbar GEGEN CHRISTUS argumentiert, dann darf sie das ! Dann geschieht nur Reinigung von (vorletzten) Irrtümern, und der Weg geht weiter „nach oben“ !
Lieben Gruß !
Gelobt sei Jesus Christus …
Danke Fjordman!
Ha! Das mit der Erbsünde kann ich gerade sehr gut gebrauchen und werde es meinem aufmümpfigen Enkel (14 Jahre) mal ins Knie schrauben.
Was soll uns der Text sagen. So richtig begriffen habe ich die Botschaft nicht. Wahrscheinlich weil ich recht schnell aufgehört habe, konzentriert zu lesen.
Der inflationäre Gebrauch des Wortes Vernunft durch die Halunken Robespierre, Barras, Tallien oder Fouquier-Tinville kann wohl nicht geeignet sein die Vernunft zu diskreditieren.
Auch scheint mir, dass sich der Autor an einer Rationalismusvorstellung orientiert hat, die bereits bei Mach und Avenarius als überholt galt.
Kein Rationalist behauptet heute, dass es möglich sei zu einer rationalen Letztbegründung zu kommen. Mit dem Festhalten an archaischen Rationalismusvorstellungen betreibt der Autor das gleiche unredliche Spiel wie die Genossen von der Frankfurter Schule.
Auch ist es falsch den Marxismus als Nachfolgeerscheinung des Rationalismus oder der Aufklärung zu sehen. Der Marxismus blieb nämlich viel stärker in religiösen Denkschablonen stecken als es den letzten Marxisten lieb sein kann. Man beachte insbesondere den marxistischen Messianismus und seine Eschatologie (Vgl. hierzu insbesondere die Schriften von Ernst Topitsch).
Man kann auch den Werterelativismus heutiger Tage keineswegs mit dem Kritischen Rationalismus in Verbindung bringen. Indem der Kulturrelativismus alle Kulturen als gleichwertig und gleichberechtigt ansieht steht er in scharfem Gegensatz zu Aufklärung, Rationalismus und Freiheit.
@BePe
Da unterliegst du aber einem gewaltigem Irrtum.
Du gehst fix davon aus, Frauen würden einzig und allein in eigenen Kindern Erfüllung im Leben finden. Falsch. Das mag bei vielen der Fall sein und eine Unterdrückung dieses Wunsches schlimme Folgen haben – aber von diesem als einzig möglichem Lebensweg für Frauen zu sprechen ist vollkommen irrsinnig!
Wie auch Männern steht Ihnen eine FÜLLE an weiteren Optionen zur Verfügung.
Sich für ein kinderloses Leben zu entscheiden heisst übrigens noch lange nicht eine karrieregeile Emanze werden zu müssen.
Dass man sich sein Frauenbild mithilfe von Talkshows zurechtzimmert spricht ausserdem schon genug für sich…
Zum Artikel:
Hervorragender Beitrag, sowas wünschte ich mir öfters hier auf PI!
Was ich aber vermisse, wenn ich dem Autor auch in großen Teilen zustimme, ist eine Auseinandersetzung mit der Tatsache die Möglichkeit zum freien Denken zu haben.
Scheitern wird die Idee der perfekten Gesellschaft nicht zuletzt daran, dass nicht alle Menschen du diesem freien abstrakten Denken in der Lage sind.
Wie steht der Autor zu der Idee dieses Denken der breiten Masse Nahe zu bringen?
Rein hypothetisch natürlich, weil dies NIEMALS im Sinne der herrschenden Eliten (auf die ein oder andere Weiße) sein wird.
#24 Commotion
Da unterliegst du aber einem gewaltigem Irrtum. Du gehst fix davon aus, Frauen würden einzig und allein in eigenen Kindern Erfüllung im Leben finden. Falsch. “
Unterliege ich nicht. Warum jammert denn sonst diese Ärztin in Talkschows rum und geht anderen auf die Nerven, die ist doch selber Schuld und hat diesen Lebensweg selbst gewählt.
„Dass man sich sein Frauenbild mithilfe von Talkshows zurechtzimmert spricht ausserdem schon genug für sich…“
Ich zimmer mir mein Frauenbild nicht aus Talkschows zusammen, weil ich keine Talkschows anschaue und nur zufällig in eine hineingeraten bin (ich habe die Talkschow auch nur 5-6 Minuten ausgehalten und dann ausgeschaltet). Meine Aussagen beziehen sich ausschließlich auf diese spezielle Sorte von Nischen-Frau wozu die Ärztin gehört, dass es auch andere gibt ist mir klar. Im übrigen ist mir diese Ärztin schnuppe, und mir ist es vollkommen egal ob die auf der Suche nach ihrem Traumprinz scheitert oder nicht, habe die Geschichte hier nur gebracht, weil sie zum Artikel in der Welt paßte. Selbst die Frauenrechtlerin Wolf schreibt doch, dass die Frauen sich selbst ruinieren, ist also nicht meine Erfindung. 😉
@23, ich habe es so verstanden, dass das alleinige Vertrauen auf die Vernunft in die Irre führt, da wir den Inneren „Affen“ in uns haben, welcher durch die Zivilisation in Schranken gehalten wird. Wieso wir den inneren Affen in uns haben? Fjordman, respektive Huxley meint, durch die Erbsünde. Meiner Meinung nach eine zu weit hergeholte Behauptung.
Fjordman argumentiert, dass der Marxismus als post-aufklärerische Ideologie (wieso denn o0?) auch den inneren Affen befreien würde, und somit in die Irre führt.
Was ich an dem Artikel nicht verstanden habe :
1. Die Meinung Fjordmans zu eineigen Punkten wurde nicht klar. Wie zum Beispiel wie er zur kritischen Vernunft steht, wie er zu Religionen steht, wie er zur Vernunft steht.
2. Wieso können Religion und Aufklärung (Selbstverantwortung) nicht korrelieren?
Etwa weil der christliche Glaube im Menschen einen Sünder sieht, die Vernunft ihn aber erhebt ?
Oder weil Gott niemals den Mensch als hohes selbstverantwortetes Wesen akzeptieren würde? Falls das Fjordmans Meinung des Christentums ist, kennt er sich damit nicht aus. Christen kennen nur ein Gesetz : Liebe Gott wie deinen Nächsten so wie dich selbst. Extrahiert : Liebe. Dabei ist die Vernunft egal, die Staatsform auch, man kann sich ihr Unterordnen, sie muss nicht nach dem Christentum ausgelegt sein. Deshalb denke ich, dass Säkularität, welche Fjordman ad absurdum führen möchte, doch funktioniert. Jedoch eben unter christlichen Ansätzen.
Auch von diesem Artikel von Fjordman, der mal wieder nicht immer stimmig zusammenwürfelt was nicht von ihm ist und auch daraus keine einleuchtenden Schlüsse zieht, bin ich nicht so hingerissen wie die Fanklubber und alle die sich an seinem primitiven Vulgärantifeminismus berauschen . Es würde sehr weit führen – nur noch ein paar Anmerkungen zu den essentials, nachdem Freespeech und Pinetop schon sehr Nötiges gesagt haben:
Die Alternative bzw. der Gegenpol zum selbstvergottenden Machtmenschen (hat schon Hein von den M&E geagt) ist nicht der eine allein wahre Gott als eine Instanz, die bekanntlich wieder alle mögliche Macht auf Erden legitimiert hat, sondern es wäre eine philosophische Haltung der Bescheidenheit. Wie sie z.B. bei griechischen Philosophen zu finden ist. Epikur etwa. Auch wenn die nicht mehrheitsfähig ist, wegen der „Affennatur“. Die Kirche ist natürlich klüger als die naiveren Weltverbesserer und Schöpfer des Neuen Menschen, sie weiss, dass das Herz des Menschen nicht zum Guten geneigt ist von Jugend auf. Und die „Überwindung“ der (Affen)Natur ist sicher das Unbehagen der Kultur (auch schon älter), das ist wieder in Vergessenheit geraten, und auch das Scheitern der „Naturberrschung“ und Naturverachtung, unter dem „christl.-abendländ.“ Dualismus von Geist contra Natur (worauf Fjordman aber nicht eingeht) ist vielefach programmiert. Aber dieser Kompilator tut so, als wäre die Geschichte des Christentums eine reine Offenbarung an Vernunft, der die neuzeitliche Freiheit der Denkens direkt entspringt. Die musste allerdings schwer erkämpft werden gegen eine Deutungshoheit, die mit ihrem absoluten Wahrheitsanspruch den radikalen Widerspruch gegen ihr Dogma hervorrief, den „Atheismus“ bzw den radikalen Zweifel der Aufklärer. (wie schon Karl Löwith sagte) Die antike Kosmologie kannte keine Dogmen und Verfolgungen von Abweichlern. Und ihr Logos führte auch nicht zur säkulären Heilslehre der modernen Revolutionäre, die ihre Teleologie von der Theologie übernommen haben.
Im übrigen ist die Kontroverse Aufklärung vs Kulturrelativismus schon viel beispielhafter geführt worden von Pascal Bruckner gegen den antiaufklärerischen Multikulti-Buruma in Sachen Hirsi Ali.
Fjordman sagt er bewundert ihren „Mut“, aber er versteht ihren militante Vernunft nicht. Was will der Mann denn sagen? Zusammenschreiben reicht nicht. Etwas Popper könnte auch nicht schaden. Zudem meint Fjordman nur den Monotheismus mit Religion und nicht, was dieser beseitigt hat an Zivilisation vor ihm. Denn vorher waren nicht nur Affen, eine Vorstellung, die bei den Fjordman-Papageien sehr beliebt ist. Der Meinung sind übrigens auch die Muselmänner.
Heine habe ich gemeint
Ich bin mir auch nicht ganz sicher, was Fjordmann mit diesem Text beabsichtigt. Auch kenne ich seinen ideologischen Hintergrund nicht. Ich gebe einfach meine Vermutung zum Besten.
Fjordmann ist Agnostiker oder Atheist, der angefangen hat nachzudenken und ist zu dem Schluß gekommen, daß purer Humanismus, also die Inthronisation des Menschen auf Gottes Thron, zum Gesetz des Dschungels führen muss. Die reine Vernunft, die zweite Instanz nach dem Verstand, gibt an, was sinnvoll ist. Wenn der Verstand den Menschen als niemandem verantwortlich beschreibt, ist es vernünftig, wie ein Raubtier zu leben. Das missfällt Fjordmann, wie den meisten hier, wohl auch. Allerdings fällt es ihm schwer, ein klares und deutliches Bekenntnis zum biblischen (nicht zum kirchlichen) Christentum abzulegen. Er bevorzugt als Agnostiker (oder was er sonst ist) in einer christlichen Atmosphäre zu leben, da deren Vorzüge unbestreitbar sind. Allerdings ist es dann notwendig, dem Evolutionismus als das zu bezeichnen, was er ist: Eine grandiose Lüge, die ein absurdes Menschenbild zur Folge hat. Jeder, der Kinder hat (hat Fjordmann Kinder?), erkennt sehr bald, daß Kinder autonom böse sind, indem sie auf eine Weise böse sind, die sie unmöglich von anderen gelernt haben können. Ich will nicht ausschweifen. Damit genug.
Mir hat der Artikel gefallen, er ist fast ehrlich und tiefgründig.
Nicht alles, was undurchsichtig ist wie eine mehrfach aufgewärmte Suppe, ist tiefgründig.
Gottesstaat,
Deine Stellungnahme wetteifert an Undurchsichtigkeit mit Fjordmanns Artikel. Nein, Fjordmann ist transparenter.
#17
Sehr geehrter Herr Plapperstorch,
ich habe dieses Essay durchgelesen und es sprach mir größtenteils aus dem Herzen.
Nun ist vielleicht die Zeit gekommen mich vorzustellen.
Ich bin Hegelianer, Marxist und Postmoderner. Auf den ersten Blick könnte die Annahme aufkommen dies sei chaotisch. Auf den zweiten Blick werden Sie sehen, diese Annahme stimmt.
Dieses Chaos ist nicht der Umwelt geschuldet sondern meiner Unfähigkeit diese zu verstehen.
Die „Unvollkommenheit der Realität“ ist wirklich zum Irre werden.
Die gesamte philosophische Diskussion über diese Unvollkommenheit möchte ich Ihnen und den anderen Lesern ersparen aber mit Kant möchte ich versuchen anzufangen.
Dieser nannte diese Unvollkommenheit „das Ding an sich“, dem wir uns nur nur annähern können aber nicht erreichen können.
Fichte versuchte vergeblich Kant darauf hinzulenken, die menschliche Möglichkeit der Annäherung als die das Ding an sich in den Focus der Philosophie zu stellen. Hegel entwickelte aus diesem Ficht´schem Ansatz seine Theorie der menschlichen Erkenntnisfähigkeit (Hier ersehen Sie vielleicht schon eine meiner wenigen Kritikpunkte zu diesem Essay).
Hier muß ich mich bremsen, sonst wird mein Beitrag ähnlich lang wie diese wirklich gute Essay.
Jedes vollkommene menschliche System hat Schwierigkeiten mit der Unvollkommenheit der Realität.
Als kleines Beispiel möcht ich mich in meine Schulzeit zurück versetzen. Falls mein Beispiel nicht mehr en vogue ist michte ich mich mit den Monaten zwischen meinem Abschluß und dem heutigem Datum entschuldigen. Im Physikunterricht lernten wie das Bohr’sche Atommodell, damit konnten wunderbar die Spektrallinien einzelner Elemente erklärt werden. Unsere Chemielehrer brachten uns das Orbitalmodell nahe und konnten uns plastische die Möglichkeiten der Verbindungen zwischen einzelner Atome zeigen. Stimmten beide Modelle oder keines? Dies war ein Momment der Abkehr von der Naturwissenschaft, nicht um sie zu verdammen sondern mehr um menschliche Denkmodelle kennen zu lernen.
Gelernt habe ich in meinem Leben ziemlich wenig, vielleicht die Ambivalenz menschlicher Denkmodelle. Dies hätte ich auch als Jungendlicher haben können.
Die Realität ist wirklich unvollkommen. Die Menschen vrsuchen dieser Unvollkommenheit mit ihren Modellen beizukommen und diese Modelle bewirken einen Umgang mit der Realität. Diese Modelle entwickeln sich in der Zeit und zeigen Fokussierungen und Ausblendungen der unvollkommenen Realität.
Lesen Sie bitte de Artikel noch einmal. Sie müßen nicht mit allem einverstanden sein aber vielleicht erschliesst sich noch einiges. Auch die Einsicht in die Begrenztheit der eigenen Möglichkeiten kann erweiternd wirken.
Hochachtungsvoll
multikultifan
Werter #33 multikultifan,
Hegel und Marx ist kein Chaos und erst recht kein Widerspruch. Ohne Hegel kein Marx und, darf ich hinzufügen, keinen Hitler.
http://www.ku-eichstaett.de/Fakultaeten/GGF/fachgebiete/Geschichte/Wirtschafts-%20und%20Sozialgeschichte/online_publikationen/Kiesewetter/#_ednref39
Ich habe mir den Artikel nicht noch einmal durchgelesen. Ich mag solche mit Gedanken anderer durchsetzten Geschichten nicht. Aber ich habe mir Ihren Kommentar zweimal durchgelesen und frage mich immer noch, warum sie meinen Kommentar zum Anlaß für Ihren genommen haben. Denn mit meinen zwei angerissenen Fragen befassen Sie sich nicht:
1. Was hat die Unvollkommenheit der realen Welt mit Vernunft oder der Aufklärung zu tun?
2. Welche westliche “Kulturrevolution” könnte man mit der Maos vergleichen.
Sie erinnern mich an einen guten alten Freund, auch Hegel-Jünger.
Sehr schöner Kommentar mit viel Hintergrundwissen geschrieben.
Eine der Kernaussagen, dass nämlich der Glaube an die Wissenschaft eben auch nur ein Glaube ist, vor allem fürs Fußvolk, wälze ich auch schon geraume Zeit in meinem Hirn rum.
Man betrachte dazu nur typische Diskussion mit/unter Linken auf Telepolis oder in der taz.
Nicht zuletzt deshalb halte ich Leute, die glauben zu wissen für viel gefährlicher, und selbstredend auch nervender, als Leute, die wissen, dass sie glauben.
Sehr geehrter Plapperstorch,
entschuldigen Sie bitte meine verspätete Antwort. Ich schaute ca. 22:30 nochmals bei PI vorbei und sah ihren Kommentar nicht. Sie waren wahrscheinlich unter Moderation. Ich mag diese Moderation auch nicht habe aber leider keine Möglichkeit für Sie einen Dispens zu erwirken.
Es verwirrt mich, wenn jemand einen Text u.a. angreift weil dieser mit Gedankengängen anderer arbeitet und im selben Kommentar seine Aussagen durch Gedankengänge anderer zu belegen versucht.
Ich las ihren angegebenen Text und muß mit verlaub sagen, er ist ein Machwerk.
Ich möchte dies nur an zwei Punkten ausführen. Schumpeter lebte ungefähr Hundert Jahre nach Hegel und schrieb u.a. über den Imperialismus. In seinen Texten zeigt er anhand geschichtlicher Beispiele die Stufen zum expansiven Staat. Langanhaltende erfolgreiche defensive Kriege führen zur Etablierung einer Militärmacht, die wiederum zur offensiven Außenpolitik führt. Hegel führt dies hundert vorher Jahre ohne geschichtliche Beispiele allein aus der inneren Logik aus und wird dadurch zum Wegbereiter Hitlers. Wollen Sie jetzt auch Schumpeter als Wegbereiter Hitlers bezeichnen?
Die Nationalsozialisten verwendeten den Slogan „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ und diesen Slogan kann man aus der Hegelschen Philosophie ableiten. Dies kann man tatsächlich ableiten ist jetzt aber dadurch Autobahn. Apropo Autobahn mit welchen Argumenten können in Deutschland Landbesitzer bei staatlichen Infrastrukturmaßnahmen enteignet werden? Erklären Sie mir bitte keine Gesetze sondern den Gedanken dahinter.
Ich könnte jetzt Punkt für Punkt dieses Werk abarbeiten aber lassen wir dies hier. Wenn Sie mit mir über Hegel vernünftig streiten wollen, können wir dies in einem der vielen Philosophieforen machen, schlagen Sie eines vor.
Zu Ihrer Frage was Denkmodelle mit der Realität zu tun haben.
Das Denken bedingt ein Handeln in der Umwelt und durch das Handeln verändert sich seine Umwelt. Jetzt kommen Sie mir bitte nicht mit dem jetzt jederzeit kommenden Totschlagargumentes von den unveänderlichkeiten der Naturgesetze. Es gibt Kulturen die metallene Vögel ersannen und andere Kulturen haben dies unter den gleichen Naturgesetzen nicht geschafft und dies unter gleichartigen Wissensvoraussetzungen. Es ist daher nicht nur legitim sondern auch fast zwingend über diese Denkvoraussetzungen zu sprechen und sich alle Seiten genauer zu betrachten.
Wenn Sie in der 68er Bewegung in keinster Weise eine Art Kulturrevolution sehen sind Sie hier in der Minderheit. Dies ist an sich kein Manko aber wer so weit von der MehrheitsMeinung entfernt ist sollte dies auch begründen können. Ich warte mit Spannung auf ihre Thesen, vielleicht findet es der ein oder andere oder auch stimmig.
Die Anzahl der geschichtlichen Personen, die schon als Wegbereiter gehandelt wurden, ist enorm. Falls Ihnen ein Artikel über Kant oder Leibniz über den Weg läuft, melden Sie dies bitte diese fehlen mir noch in meiner Sammlung.
Ein kleiner Tip von mir, wenn Sie wirlich etwas über die geistige Welt des Nationalsozialismus und seiner Vorläuferzeit wissen wollen, lesen Sie Bücher von Georg Mosse, egal welche.
Hochachtungsvoll
multikultifan
Das einzige Dunkle an Vernunft und Aufklärung ist, daß sie zu wenig zum Tragen kommen.
Ich kenne viele kluge Aufsätze von Fjordman. Dieser hier zählt leider nicht dazu.
#35 heidi (17. Dez 2009 21:24)
… dass nämlich der Glaube an die Wissenschaft eben auch nur ein Glaube ist
Es gibt keinen Glauben an die Wissenschaft, sondern nur an von Wissenschaftlern aufgestellte Hypothesen, die natürlich auch falsch sein können.
Hypothesen sind ja nichts weiter als Vermutungen, die nach gegenwärtigem Wissensstand auch wahr sein könnten, was aber noch abzuklären ist. Leider sind Laien oft außerstande, zwischen gesicherten wissenschaftlichen Erkenntnissen und bloßen Hypothesen zu unterscheiden.
Nicht zuletzt deshalb halte ich Leute, die glauben zu wissen für viel gefährlicher, und selbstredend auch nervender, als Leute, die wissen, dass sie glauben.
Geglaubtes für Wissen zu halten ist ebenso irrig wie Gewußtes für Glauben. Wer sich mit einem Fachgebiet auskennt, kann beurteilen, was er weiß und was er bloß glaubt. Alle anderen täten gut daran, sich erst einmal genau zu informieren, bevor sie sich einschlägig äußern.
#36 multikultifan
Ich glaube, Sie überschätzen meine „philosophischen Qualitäten“. In ein Philosophie-Forum würde ich mich nie trauen. Ich würde mich dort lächerlich machen. Ein wenig Hegel gelesen zu haben, macht noch keinen Philosophen.
Ich habe Kiesewetters Buch nicht gelesen, aber ich bin, als ich mich vor sicher schon über 30 Jahren mit dem schon einmal erwähnten Freund über Hegel gestritten habe, selbst auf den Gedanken gekommen, dass es eine Verbindung zwischen Hitler und Hegel gibt. Ich habe Hegel in der Tat so verstanden, dass er den Staat über das Individuum stellt, und das ist in meinen Augen ein diktatorischer Ansatz.
Ich habe es für prinzipiell überheblich gehalten, dass Hegel den absolut wahren Gedanken voraussetzt, ihn überhaupt für möglich hält.
Mir hat seine 3-Phasen-Theorie der Geschichte eines Staates gestunken. Ich bin zwar kein Pazifist, aber das Kriege unausweichlich, ja notwendig sind, will ich nicht akzeptieren.
Und dass Hegel keine wirkich unabhängige Justiz kennt, war dann des Gutes zu viel.
Sie liegen richtig, denn ich sehe die 68er nicht als Revolution, eher als Evolution, jedenfalls nicht mit Mao vergleichbar. Ich hab das ja damals alles hautnah mitbekommen, selbst mit demonstriert. Die 68er haben nach meiner Wahrnehmung auch viel früher begonnen. Als ich ins Gymnasium kam, da herrschte dort noch ein preussischer Geist. Aber die alten Lehrer wurden sehr bald von Kriegskindern ersetzt. Die waren es, die zum offenen Denken animiert haben. Schon um 66 herum, konnten wir in der Schule alles in Frage stellen, wurde nicht mehr bloß gepaukt. Ich setze den Anfang des Umbruchs ins Jahr 1962, sogar auf einen konkreten Tag: 26.10.1962, die Besetzung des SPIEGELS in gleichnamiger Affäre. Da ging einigen im Land ein Licht auf.
Für mich war es eine „Revolution“ von unten und sie verlief doch eigentlich recht friedlich. Die Universitäten wurden reformiert, die Justiz, das Verhältnis von Mann und Frau … eine Zeit des Umbruchs, in der mehrheitlich der Gedanke der Gewaltlosigkeit vertreten wurde.
Die Zeiten sind leider vorbei. Mir fehlen die großen Demos, in denen nicht nur Phrasen skandiert wurden. Sie haben was bewirkt und verändert, nicht nur kulturell.
Von Kant eine Brücke zu Hitler zu schlagen, das fiele mir allerdings auch schwer.
@Heidi
Es gibt auch Wissenschaftsskeptiker, die darum noch nicht zu den Glaubenden gehören müssen, welch letztere sich keineswegs auf das Glauben zu beschränken pflegen, sondern ihren Glauben zu gern als das höchste Wissen ausgeben, das den theologisch Unwissenden mit allen Mitteln der Diffamierung der „Gottlosigkeit“ zu verabreichen ist (mit Offenbarungen wie „atheitischer Alkoholiker, geschieden bzw. nicht heiratswillige kinderlose Frau u. drgl.)
Diese Glaubensgewissheiten nerven mindestens so wie die linken naiven Gutgläubigkeiten und ebenfalls anmassenden Heilsbotschaften.
Zum Christenglauben: Mir ist das Bild vom Kind in der Krippe mit seiner Mutter zwar lieber als Vater Staats der Mutter entfremdete Krippenkinder, aber wenn schon denn schon! Dann will ich auch wissen, welcher neue Mono-Glaube dieses alte Bild usurpiert hat, als es noch nicht mit der mörderischen Verteufelung von Frauen verbunden war. Wenn mich hier etwas nervt, dann Fjordmans spätmittelalterliche Verortung des Weltübels dort, wo es schon bei Jakob Sprenger und Heinichz Institoris angesiedelt war. Das ist nämlich Fjordmans Credo.
Gruss vom Alm-Öhi
Wie kommt Fjordmann denn auf den schmalen Pfad? Mein Problem besteht darin, dass mehr lesenswerte Bücher erscheinen, als zu lesen ich Zeit finde. Und weniger gute Bücher erschienen zu allen Zeiten.
Das ist eine alberne Bemerkung. Ebenso gut könnte ich sagen, heutzutage würden nur noch wenige Weine gekeltert, die der Beachtung wert sind.
So sieht modischer, oberflächlicher „Kulturpessimismus“ aus.
Was Fjordman referiert an Fortschrittskritik, ist zwar so transparent wie bekannt – aber worauf er hinauswill, weniger. Was soll die Alternative zur Entfesselung der Affennatur sein, die, soweit es sich um Killerinstinkte handelt (es gibt auch andere, ungleich verteilt in der Spezies), nicht nur auf die Ausartungen der politischen totalitären Ideologien beschränkt ist. Die Spezies krankt an Genoziden, Grausamkeiten aller Art, mit und ohne „Systeme“, die zu ihnen führen sollen und das Triebgesteuerte rationalisieren. Die Foltermethoden werden einerseits geächtet, aber anderseits auch immer verbessert. Auch die monotheistische zielgerichtete Geschichte macht keine grosse Ausnahme. Bisher hat noch kein Kultursystem, weder Wissens- noch Glaubenssysteme, die Spezies soweit „humanisieren“ können, dass nicht jederzeit der Rückfall in die Barbarei möglich wäre. In diesem Sinn glaube ich auch nicht unbedingt an den Fortschritt der Killerspezies, die ihre Treibsdteurung nicht ausschalten kann, allenfalls ratioinalisieren und ihre Massenmorde „richtig“ begründen. (Nur nicht mit sich)
Aber es gibt ja nicht nur Killerinstinkte plus Hightech, das die Massenmorde perfektioniert, es gibt auch ganz andere Anlagen zu sozialem Verhalten, wie etwa die Brutpflege, die aber, weil nicht gerade rational gesteuert und zu nah an der verpönten „Natur“, unserer Herkunft, nicht hoch im Kurs steht bei den vermeintlichen Steuermännern der Geschichte, nicht wahr.
Auch den intellektuellen Systemspezialisten, die uns immer die jeweilige geschichtliche Notwendigkeit erklären. Hm. Das Gewaltpotential bleibt sich dabei immer ziemlich gleich.
Nicht alles, was als irrational gilt, etwa Emotionen wie Empathie, die die soziale Natur „des Menschen“ ausmachen ( auch ohne Christentum), ist inhuman, und nicht alles ,was rational ist, ist human im moralischen Sinne. Die Planung eines KZs kann sehr rational durchgeführt werden. Auch die Entwicklung von Massenvernichtungsmitteln. Der Turbokapitalismus ist auch nicht unbedingt so vernunftgesteuert, auch wenn er mit grösseren wissenschaftlichen Kompetenzen und mit beachtlichen Freiheitsspielräumen für die Fittesten attraktiver ist als das System Gulag. Auch die „rationalen“ Systeme sind anfällig für mörderische Rückfälle.
Die Soziologinnen Benard/Schlaffer schrieben mal zur Zeit des letzten Balkankrieges zu den Vergewaltigungslagern: gegenüber den „eleganten Abstraktionen des 20. Jahrhunderts“ lande man da wieder im „Schlamm der Wahrheit“. Aber das ist nicht Fjordmans Erkenntisinteresse. Denn die Verteilung des Gewaltpotentials in der Gattung interessiert ihn weniger. Auch Hegel ist da weniger „zielführend“. Und Fichtes Naturrecht ist auch so eine Sackgasse für diejenigen die noch nie das Vergnügen hatten, das Subjekt der Mordgeschichte zu sein. Denkt schärfer nach.
Mein Credo: Der Glaube ist die Erbsünde. 🙁
Nicht die gerechtesten, aufgeklärtesten, humansten Zivilisationen überleben, sondern die brutalsten, aggressivsten und skrupelosesten. Während wir uns die Köpfe zerbrechen, ob das Christentum oder die Aufklärung schuld sind an unserer Misere, werden hinter unserem Rücken bereits die Messer gewetzt.
Dass unter bestimmten Umständen weder Intelligenz, noch Wissenschaft oder Philosophie hilfreich sind, hat Archimedes durch seine Ermordung eindeutig bewiesen.
@Abu Shaitan
Das denke ich auch, dass nicht das Humanste überlebt. Drum triumphieren ja schon die mächtigen Kollektive, die auf den inhumanen Vermehrungswahn setzen.
Philosophisch ist zwar Kulturpessimismus angesagt (modisch ist der ja nicht gerade in der spassigen affigen Gesellschaft), aber praktisch können „wir“ nur aus den durchaus unterscheidbaren Zuständen versuchen das Beste zu machen.
Ich kann zwar sagen: ich denke, also glaube ich nicht an Heilsverheissungen; aber ich glaube immerhin zu wissen, was ich nicht will und auch andern nicht wünsche. Das genügt mir, um sagen zu können, gegen was ich mich wehre und über was ich aufklären möchte. Auch ohne die Illusion, dass es mehrheitsfähig ist. Mehr glaube ich nicht.
Und ich hoffe auch nicht auf Apfelmännchen.
Sehr geehrter Plapperstorch,
haben Sie Keine Angst vor philosophischen Foren. In ein und demselben Forum können Sie hohes wie tiefes Niveau erleben, Sie würden also bestimmt nicht negativ auffallen.
Mit der Dikussion um Hegel entfernen wir uns vom ursprünglichen Artikel. Fjordma geht es nicht um Hegel, er würde ihn zurecht als einen weiteren Vertreter des Fortschrittglaubens ansehen. Ihm ging es um das Hinterfragen unserer Kulturgrundlagen um einen einen Ansatz für das Erklären der derzeitigen Zustände zu finden. Aber eine Diskussion um Hegel finde trotzdem erstens interessant und zweitens auch lehrreich für das Verstehen der heutigen Welt.
Ja bei Hegel steht der Staat über dem Individuum. Freiheiten kann der Mensch nur in Gesellschaften haben. Eine Selbstverwirklichung des Einzelnen ohne Rücksicht auf die Allgemeinheit kann m.E. nur destruktiven Charakter haben. Einen müden Abklatsch davon können Sie beim Entstehen desr jetzigen Finanzkrise sehen. Hegel aber zu unterstellen er stelle das Individuum absolut und ohne Rechte unter die Kontrolle des Staates und legitimiere dadurch totalitäre Systeme kann ich beim bestem Willen nicht verstehen. Den Einzelnen versehen mit Rechten und Pflichten gegenüber der Gemeinschaft ziehe ich der Anarchie und dem Totlitarismus vor.
Sie kennen bestimmt „Ad Feuerbach“, hier wurde der Philosophie nicht nur die Aufgabe zugewiesen zu erklären sondern auch zu führen, jedenfalls argumentieren Sie in dieser Art. Hegel lebte und lehrte jedenfalls vor dieser Zeit. Wenn Sie Kriege zu jeder Zeit und in allen Kulturen sehen, müssen diese auch als allgemeines Phänomen erklärt werden. Über die Art der Erklärung kann bestimmt diskutiert werden. Den Wunsch nach Frieden als Asolutum zu setzen und die Augen vor den Fakten zu schliessen und zu sagen, jeder der den Krieg versucht zu erklären ist ein Kriegstreiber und Militarist ist verständlich. Eine Erklärung für die Welt ist aber dadurch nicht nicht möglich. Entschuldigen Sie aber dieser Wunsch ist mehr kindisch als philosophisch.
Den Glauben oder zumindestens der Wunsch an die absolute Freiheit der Justiz findet sich oft. Sie werden genug Wissen über die Rechtsgeschichte der letzten Jahrhunderte haben um zu sehen wie oft sich Gesetze und ihre Interpretationen geändert haben. Diese Änderungen wurden durch Wechsel der politischen, wirtschaflichen und anderer Faktoren herbeigeführt. Den Versuch diese Abhängigkeiten zu erklären als totalitär zu verunglimpfen kann ich nicht nachvollziehen.
Sie sehen den absoluten Geist als Schwachpunkt bei Hegel. Sie haben Recht dieser Teil ist Metaphysik. Das schöne bei Hegel ist aber der Umstand des Nichterscheinen in dieser Welt. Es gibt bei ihm nur temporäre Wahrheiten die sich nur auf die gerade entdeckten Erkenntnisen stützen kann. Der absolute Geist ist der Zielpunkt bei Hegel und dadurch würde Fjordman ihn in die Reihe derjenigen stellen die er hinterfragt. Aber durch das Setzen als letzendliches Ziel werden in in unserer Zeit (und jeder Zeit bis zum jüngsten Gericht oder 2012) Wahrheiten nicht ein für alle mal gesetzt. Eine Erkenntnis und damit auch eine Wahrheitsentwicklung ist genau dadurch möglich, bei Kant ist dies übrigens etwas proplematischer.
Sie haben dei Bewegungen der 60er und 70er Jahren schon teilweise richtig wiedergegeben. Aber es gab nicht nur diese emazipatorische Bewegugung es gab auch andere Aspekte. Auf einem reite ich mit Wonne immmer und immerwieder. Der hedonistische Anteil hat sich vom Primat des Allgemeinen abgekoppelt und sich über dem langen Marsch durch den Staat an Schaltstellen und letztendlich sich wohllebend von der Gesellschaft abgewand und um sich nicht gestört zu fühlen Sprech- und Denkverbote erlassen.
Eine bewußt scharf gehaltene These. Sie können diese These gerne angreifen und eine andere dafür setzen aber sie erklärt besser wie ihre Beschreibung des freiheitlichen Teils dieser Bewegung die heutigen Zustände.
Hochachtungsvoll
multikultifan
#46 multikultifan
Wenn die Antwort was länger braucht, so liegt es nicht nur an mir – das vorab.
A tergo, Hedonismus: 68 ist nicht gleichbedeutend mit Kommune 1. Die Befreiung von gewissen Schleiern muss hier wie dort begrüßt werden. Ich zumindest habe sie begrüßt. Ich bin in einem diesbezüglich total konservativen Elternhaus aufgewachsen, mit der Folge, das die Erektion für sich genommen schon Sünde war. Es anders zu sehen, ist noch keine Hedonik. Wie immer bei „Revolutionen“ wird dann über die „Stränge geschlagen, frißt die Revolution ihre Kinder.
Zum Rest:
Mit Feuerbach kann ich nun gar nix anfangen, wenn nicht der Maler gemeint ist. Dann lieber Marx.
Hegel hingegen ist für mich der einflußreichste Philosoph der letzten 200 Jahre, auch wenn ich seine „Phänomenologie des Geistes nie ganz gelesen“, geschweige denn verstanden habe. Mit der ihm – nach meiner Ansicht – eigenen Überheblichkeit des eigenen Verstandes meine ich, er wird überschätzt. Aber dennoch, man kann sich bei einer Diskussion über gesellschftliche Themen nicht vom Thema entfernen, wenn man über Hegel spricht, oder hat ein Philosoph ähnlich ganzheitlich die Welt zu umfassen versucht? Hegel ist keine Philosophie, er ist ein System.
Ein System, das aus einem Hirn entspringt, kann nicht richtig sein. Hegel hält sich für den Inhaber des wahren Gedankens. Es sagt es nicht, aber er setzt es voraus. Ich hingegen halte jeden Menschen für fehlbar.
Justiz als Wunsch und/oder Glaube. Es ist beides für mich, solange die Besten versuchen daraus das Beste zu machen. Natürlich ist Jurisprudenz von der Gesellschaft und ihren jeweiligen Zuständen abhängig. Und das ist keine Relativierung oder ein Relativismus, sondern Voraussetzung für eine unabhängige Rechtsprechung. Die darf weder Motor noch Bremse der gesellschaftlichen Entwicklung sein. Bis zu den 68er war sie aber in meinen Augen Bremse. Vielleicht meine der eine oder andere Richter in den 80ern er müsse nun Motor spielen. Beides falsch. Der common sense spielt im Recht eine große Rolle. Ihn zu erspüren und mit ethischen Werten in Einklang zu bringen ist die hohe Kunst des juristischen Tagesgeschäfts.
Womit ich zum Ende oder zu besser zu Kant komme. Kant war zwar nicht Romantiker, aber Idealist. Ohne inneren Widerspruch ist sein Idealismus aber nicht. Über Kant kann ich besser plappern, als über Hegel. Von Kant habe ich mehr verstanden, oder glaube es wenigstens. Ich bin auch kein Romantiker. Die Welt ist, wie sie ist. Es gibt das Böse in der Welt. Aber es kann das Böse in der Welt nur geben, wenn es auch was Gutes gibt, denn sonst könnte man das Böse gar nicht erkennen. Ying und Yang. Dazu braucht man eigentlich nicht Kant. darauf kann man auch ohne ihn kommen. Man kan auch von allein darauf kommen, was gut und was böse ist und dieses selbstgeschaffene Ergebnis ist das Gesetz des Einzelnen.
Der Mörder weiß, dass er gegen sein eigenes Gesetz handelt, es sei denn er ist geisteskrank. Daher ist er strafwürdig. Denn selbst er teilt innerlich den common sense. Damit kann ich was anfangen. Mit Hegel, oder gar Feuerbach, wenig bis überhaupt nix.
Mag dumm oder philosophisch klingen … ist mir wurscht. Ich glaube so seit über 30 Jahren und dieser „Glaube“ hat mich Jurist werden lassen. Manchmal in meinem Leben habe ich es sogar geschafft, diesem Glauben Geltung zu verschaffen, nicht nur positivistisch das Gesetz umzusetzen, sondern Recht zu schöpfen. Natürlich aus meiner Sicht, aber welche wäre „besser“, Hegels?
Nein, ich traue mich trotzdem nicht in Philosophie-Foren. So doll bin ich nicht.
PS: Wenn Sie ein Phil-Forum kennen, wo auch Anfänger nicht ausgelacht werden, dann posten Sie hier doch die Adresse. Meine Addy finden Sie beim Plapperstorch.de oder unter postmaster (klammeraffe) „meinnick“.de
Sehr geehrter Plapperstorch,
ich habe mit Freude Ihren Kommentar gelesen.
Ich habe einige Fallstricke in meinenen Texten eingebaut u.a. falsche Benutzungen Hegelianischer Termini um zu ihre Hegelkentnisse zu testen. Nach diesem Text von Ihnen schäme ich mich dafür.
Sie haben Recht mit dem Vorwurf die hegelianische Philosophie sei ein System. Ich glaube (Ich weiß dies ist nur ein Glaube) an dieses System. Nicht an jedes Wort von Hegel sondern an sein Denksystem. Nur durch die Grenze lernen wir. Wir können nur in unserem begrenztem Areal wirken aber wir können dies wissentlich machen.
Ich könnte Sie ob ihres Textes umarmen aber wir sind auf einem besonderem Forum.
Menschen die nicht die Suche nach der Wahrheit ihr eigen nennen, können sehr wohl unseren Disput stören. Unsere Diskussion ist nur ein kleiner Fingerschnips aber trotzdem vlt. zu irgend etwas wirksam.
Können Sie sich vorstellen ohne Angst meine Sklaverei zu fordern und ich kann meine Sklaverei öffentlich anprangern.
Allein mit dem Argument der Allgemeinheit würde ich gewinnen (übrigens Kant).
Nur eine freie Geselschaft kann Diskussionen aushalten. Möglicherweise bin ich nur ein Abfall in der Zeit aber auch eine Stimme der vielen Einzelnen.
Übrigens versuchen Sie es vielleicht mal mit Philo-Welt
Hochachtungsvoll
multikultifan
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