In seinem Roman Der Jakubijan-Bau zeichnet der in Kairo lebende Autor Alaa al-Aswani, der im Brotberuf Zahnarzt ist, anhand eines Gebäudes und dessen Bewohnern einen Mikrokosmos des heutigen Ägyptens und seiner Vergangenheit und spiegelt die Macht- und Beziehungsverhältnisse im Land. Die Verfilmung, die sich weitgehend an das Buch hält, ist nun auch auf DVD erhältlich (arabisch mit englischen Untertiteln und arabisch mit französischen Untertiteln: The Yacoubian Building/L’Immeuble Yacoubian).
(Gastbeitrag von Weatherman)
Der Jakubijan-Bau erzählt von den Bewohnern eines wirklich existierenden, gewaltigen Wohnhauses, das ein armenischer Millionär 1934 im Zentrum von Kairo erbauen ließ. Der nach ihm benannte Jakubijan-Bau ist zugleich auch das Gebäude, in dem Alaa al-Aswanis Vater, ein Jurist, sein Büro hatte und er selbst seine erste Zahnarztpraxis. Im Lauf der Jahrzehnte durchlebt das Haus einen Wandel, der in vielerlei Hinsicht ein Abbild dessen ist, was die ägyptische Gesellschaft als Gesamtheit erlebt hat. ??Al-Aswani entwirft das Porträt eines von sozialen Umbrüchen und politischen Richtungswechseln erschütterten Landes, dessen Selbstverständnis einer demokratischen, aufgeklärten, säkularen Hauptstadt-Gesellschaft innerhalb weniger Jahrzehnte zunehmend von Engstirnigkeit, religiösem Fanatismus, politischer Willkür und der Einschränkung von Grund- und Menschenrechten unterwandert wurde.
Im Jakubijan-Bau, der einst bessere Zeiten erlebte, versammelt Alaa al-Aswani einen repräsentativen Querschnitt durch die Gesellschaft, in der das Recht der Stärkeren und Intoleranteren zum Dogma geworden ist. Oben auf dem Dach des Jakubijan-Baus wohnen die Armen in Ein-Zimmer-Verschlägen. Dort herrschen Enge, Tradition und Nachbarschaftskontrolle – manchmal Nachbarschaftshilfe. Es ist ein lärmender, staubiger Mikrokosmos aus abends müde an ihren Wasserpfeifen saugenden Taglöhnern, Türhütern, Handwerkern und Kleinhändlern mit ihren Frauen und Kindern.
Buthaina al-Sajjid zum Beispiel erfährt auf vielfältige Weise, dass Armut für eine junge und schöne Frau vor allem sexuelle Übergriffe und Ausbeutung bedeutet. Der Student Taha al-Schasli merkt, dass er als Sohn eines Türhüters auch mit den besten Noten keine Chance hat, Polizeioffizier zu werden. Diese Enttäuschung und traumatische Erfahrungen mit staatlichen Folter-Gefängnissen treiben ihn in die Arme des islamischen Terrors.
Unterhalb des Dachs lebt hingegen eine völlig andere Gesellschaft, die im Land den Ton angibt. Die Menschen vom Dach müssen ihr dienstbar sein. Da ist der „verwöhnte Lustmolch“ Saki Bey al-Dassuki. Er kennt nur zwei echte Leidenschaften: Frauen und Alkohol. Da ist der dubiose, steinreiche, scheinheilige Geschäftsmann und Polit-Aufsteiger Hagg Asam, der im Jakubijan-Bau eine Wohnung für seine heimliche zweite Ehefrau unterhält, die er vom Dorf gekauft (!) hat und die er ein Mal täglich zum Sex aufsucht. Da ist Hatim Raschid, der brillante, feinsinnige Chefredakteur einer französischsprachigen Oppositionszeitung, der seinen aus der oberägyptischen Provinz stammenden jungen, verheirateten Liebhaber auf der Straße rekrutiert und mit Geld und Geschenken in eine Beziehungsabhängigkeit gezwungen hat.
Unbestechlich und nüchtern zeichnet Alaa al-Aswani das Bild einer von Brutalität, Willkür und Rücksichtslosigkeit geprägten ägyptischen Alltags-Gesellschaft, in der Opfer und Täter nicht selten die Rollen tauschen. Die Armen haben Pech. Aber auch die scheinbar Unangreifbaren können jederzeit von einer gesichtslosen Obrigkeit in die Knie gezwungen und gedemütigt werden.
Die Verfilmung hält sich an die Romanvorlage: In einem runtergekommenen Downtown-Art-Déco-Haus lebt unten die verblühte Elite, Pseudo-Aristokraten und Intellektuelle, und oben auf dem Dach das Volk, die Portierfamilie, Habenichtse vom Land, die Verkäuferin Bussaina.
Ihre Geschichten kreuzen und verschränken sich. Keine Kränkung, kein Elend, keine Gemeinheit und keine Tragödie im Ägypten von heute werden ausgelassen – und über allem schwebt die Politik des korrupten Regimes, das die Biographien der Menschen zermalmt.
Der Film mag an einigen Stellen nur schwer zu ertragen sein. Als der Portierssohn in der Untersuchungshaft von Geheimdienstbütteln vergewaltigt wird und danach nackt und blutverschmiert in der Zelle hockt und jammert, sind starke Nerven gefragt. Ebenso zum Beispiel auch, als der Chef der jungen Verkäuferin Bussaina im Lagerraum auf ihr Kleid onaniert – eine Pflichtübung für alle jungen Verkäuferinnen in dem Laden, die ihren Job nicht verlieren wollen. Sie erhalten dafür 10 Ägyptische Pfund pro Abspritzen, umgerechnet 1,35 Euro.
In dem Film kommt nichts vor, was die Leute nicht wissen. Vielleicht fehlen Dinge wie, dass Ägypten ein Zentrum für Antisemitismus ist. Dennoch kommt der Film mit einer Wucht daher, die schaudern macht. Ägypter lieben die Illusion. Wenn ein Heuchler den frommen Muslim spielt, der sich an die Gesetze Allahs hält, aber hin- und hersündigt, dann sehen sie drüber weg und reden nur privat darüber. Vielleicht ist das für Einige Selbstschutz. Anders wäre wohl die Wirklichkeit gar nicht zu ertragen.
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Der Titel stimmt ja sooo nicht!
Mit einmal Abspritzen-Erdulden 1,35 Euro verdient…
Der seriöse Samenspender verdient selbstverständlich mehr.
Schon klar, das in ihren Herkunftsländern teilweise abscheuliche Zustände herrschen, von nichts kommt nichts.
Hier herrschen bessere Zustände, und die sind ein Verdienst und kein Geschenk, und auch nichts zum Herschenken und einfach aufgeben, so wie es die linken in Europa planen.
Und wer hier herkommt, muß seine Sitten und Gebräuche den unseren anpassen.
Und wenn die Sprößlinge dieser in Teilen zugegebenermaßen armen und gequälten Leute hier Deutsche verachten und angreifen, können die schlimmen Verhältnisse im Herkunftsland auch keine Entschuldigung sein.
*kotz* wer schaut sich sowas freiwillig an ?
Aha,
Arme Leute auf dem Dach in kleinen Hütten,
– geht gar nicht, großes Pfui !
Reiche Männer haben Wohnungen gekauft, für ihre Sexsklaven / Innen . – geht überhaupt
nicht, Ganz großes Pfui !
Portiersohn wird vom ägyptischen Jjames Bond
penetriert – Pfui, Pfui, Pfui.
Chefe von Verkäuferin onaniert auf ihr Kleid,
(hat es Frau Bussaina vorher ausgezogen ? )
– Pfui, Pfui, Pfui, Pfui, Pfui, Pfui.
WAS GEHT DEN IM LAND DER OLLEN PHARAONEN AB ?
Adam
Jetzt mal sachlich :
Kairo sehen und begreifen das die Menschen
auf engsten Raum leben.
Deutschland ist an 3. Stelle der an den
dicht besiedelsten Länder der Welt.Aber was in Kairo abgeht, nein danke.
Danke für die Filmbesprechung von Weathermen.
Adam
Sehr gute Filmbesprechung.
@innerhalb weniger Jahrzehnte zunehmend von Engstirnigkeit, religiösem Fanatismus, politischer Willkür und der Einschränkung von Grund- und Menschenrechten unterwandert wurde….//…könnte auch bei uns sein…;-)
Quelle: Bild Newsticker
Das ist doch mal eine gute Nachricht!
Ich erinnere mich nicht an eine einzige weibliche Verkäuferin in Kairo. Die müssen die Ausnahme gewesen sein. Alle Verkäufer, an denen ich mich erinnere, waren männlich und wollten mich anbaggern.
Arbeitende Frauen habe ich überhaupt nur in Hurghada gesehen, und zwar die Tätowiererinnen und Friseusen, die den Touristinnen Afro-Zöpfe flochten. Und noch die Beduinen-Frauen, die Fladenbrot buken. Die waren richtig vermummt bis zu den Augen.
Aktuelle Meldung:
Faruk Sen, der die heute in Europa lebenden Türken mit den während des 2.Weltkriegs verfolgten Juden verglichen hat und deshalb als Leiter des Essener Zentrums für Türkeistudien abgesetzt worden ist, soll einen neuen Job und eine halbe Million Euro erhalten.
Geldsegen für abgesetzten Türkei-Forscher Sen
Danke für den Hinweis. Hab’s bestellt.
Ich will auch 500.000€ 😉
wen soll ich dafür mit was vergleichen ???
Vorschläge bitte.
OT
http://www.spiegel.de/kultur/literatur/0,1518,572935,00.html
ein weiterer Fall von vorauseilendem Gehorsam. Diesmal sind es Verlage die vor der Veröffentichung der Biografie von Mohammeds „Lieblingsfrau“ Aisha Angst haben.
OT:
Überfall auf Erntedankfest: „Täter sollen ´Scheiß-Deutsche´ gerufen haben.“
http://www.faz.net/s/Rub77CAECAE94D7431F9EACD163751D4CFD/Doc~E63AD9F75F1EF4448AF5AEE8A5A3777FB~ATpl~Ecommon~Scontent.html
Ägypten – nicht mal mehr Schatten seiner selbst.
Vor 5000 – 2000 Jahren eine der vortschrittlichsten, großartigsten Kulturen. Das Ende kam durch Griechen (Ptolemäer), dann Römer.
Die Christen und dann später Muslime gaben dem Staat den Rest.
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