Der Super-Tuesday gestern war für die US-Wahlen im November ein superwichtiger Tag: Von der Ost- bis zur Westküste, vom Süden bis Alaska bestimmten in den Vorwahlen die Bürger in 24 US-Bundesstaaten über ihre Kandidaten für das Amt des Präsidenten.
In einem spannenden Kopf an Kopf-Rennen konnte sich bei den Demokraten Hillary Clinton ganz knapp gegen Barack Obama durchsetzen. Obama hat in 13 Staaten die Vorwählerstimmen auf sich vereinigen können. Clinton hingegen gewann die Vorwahl nur in acht Staaten. Da zu diesen acht aber auch New York und Kalifornien gehören, die eine enorm hohe Siedlungsdichte haben, hat sie trotzdem die Nase vorn. Aufgrund der jetzigen Ergebnisse könnte Hillary Clinton im August ganz knapp zur offiziellen Kandidatin der Demokraten nominiert werden.
Erstaunlich ist, dass sehr viele weiße Wähler und Frauen für Barack Obama gestimmt haben. Zum einen zeigt es, dass die Amerikaner eben doch nicht so rassistisch sind, wie sie viele in Europa gern sehen würden. Gerade im linken, gutmenschlichen Milieu ist man auch gerne bereit, offensiv Toleranz in diese Richtung zu demonstrieren, ohne zu sehr auf die Inhalte des Kandidaten zu achten. Zum anderen ist wieder klar geworden, dass auch linke Frauen, nicht unbedingt einer Frau ihre Stimme geben, selbst wenn es die Kandidatin der eigenen Partei ist. Die schlimmsten Feinde einer Frau sind und bleiben andere Frauen.
Bei den Republikanern ist John McCain seiner Favoritenrolle gerecht geworden. McCain hat in mindestens neun Staaten inklusive New York und Kalifornien gewonnen. Er hat daher sehr gute Aussichten von seiner Partei zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nominiert zu werden. McCain konnte in New York auch auf die Wahlkampfempfehlung seines Mitstreiters Rudolph Giuliani zählen.
Mitt Romney und Mike Huckabee, die bisher auch gute Chancen auf eine erfolgreiche Kandidatur hatten, sind gestern deutlich zurückgefallen und werden McCain kaum mehr einholen können. Romney siegte in sieben Staaten darunter seinem Heimatstaat Massachusetts. Über 90% der Stimmen erhielt er von seiner eigenen Religionsgemeinschaft im Mormonenstaat Utah. Huckabee war für viele überzeugte Christen der Top-Favorit und gewann in fünf Bundesstaaten.
Die Sieger nach Staaten:
Staat, Demokraten, Republikaner
Alabama, Obama, Huckabee
Alaska, Obama, Romney
Arizona, Clinton, McCain
Arkansas, Clinton, Huckabee
Colorado, Obama, Romney
Connecticut, Obama, Romney
Delaware, Obama, McCain
Georgia, Obama, Huckabee
Idaho, Obama, (steht noch nicht fest)
Illinois, Obama, McCain
Kalifornien, Clinton, McCain
Kansas, Obama, (steht noch nicht fest)
Massachusetts, Clinton, Romney
Minnesota, Obama, Romney
Missouri, Obama, McCain
Montana, (steht noch nicht fest), Romney
New Jersey, Clinton, McCain
New Mexico, (steht noch nicht fest), (steht noch nicht fest)
New York, Clinton, McCain
North Dakota, Obama, Romney
Oklahoma, Clinton, McCain
Tennessee, Clinton, Huckabee
Utah, Obama, Romney
West Virginia, (steht noch nicht fest), Huckabee
Eine detaillierte Tabelle finden Sie auch hier.
Eine Grafik zum Stand der Dinge hier.
Doch was geschieht jetzt? Wie geht eine Präsidentschaftswahl in den USA eigentlich konkret vor sich:
Die Wahl des Präsidenten geschieht in zwei Phasen. Zuerst wählen die Demokraten und Republikaner ihre jeweiligen Kandidaten in den „Primaries“ oder „Caucuses“ der Staaten. Im „Caucus“ stimmen die Parteimitglieder der Republikaner und Demokraten über ihre Kandidaten ab. Aufgrund dieser Ergebnisse werden dann auf den Parteiversammlungen die Delegierten für den nationalen Parteitag bestimmt, die dort ihren Kandidaten vertreten sollen. „Primaries“ dagegen sind offene Wahlen. Die Zahl der Delegierten eines Bundesstaates verhält sich proportional zur Bevölkerungszahl. Wir befinden uns gegenwärtig in der Vorwahlphase, die noch bis zum 28. Juni dauert.
Der Parteitag findet statt, sobald die Vorwahlen in den Staaten abgeschlossen sind. Zum offiziellen Präsidentschaftskandidaten der Partei wird gewählt, wer dort am meisten Delegiertenstimmen auf sich vereinigen kann.
In der zweiten Phase findet die eigentliche Präsidentschaftswahl im November zwischen dem offiziellen Kandidaten der Republikaner und der Demokraten statt. Die Amerikaner wählen dabei ihren Präsidenten indirekt selbst durch das „Electoral College“. Der Kandidat der in einem Bundesstaat die Mehrheit erhält, bekommt auch alle „Wahlmänner-Stimmen“ des Staates. Dieses „Electoral College“ besteht aus 538 Wahlmännern.
Der neue Präsident steht nach der Wahl im November fest. Offiziell gewählt ist er aber erst im Dezember, wenn das „Electoral College“ zusammengefunden hat. Der Präsident wird anschließend im Januar vereidigt.
Die heißesten Namen im Rennen um diesen Job sind Clinton und McCain – Obama könnte es allenfalls auch noch schaffen. Doch, God bless Amerika.
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