„Die allererste aller Kräfte, die die Welt regieren, ist die Lüge.“ So lautet der erste Satz des Buches „Die Herrschaft der Lüge“ des im Jahre 2006 verstorbenen französischen Intellektuellen Jean-François Revel (Foto) – mit dem Untertitel „Wie Medien und Politiker die Öffentlichkeit manipulieren“. Der Titel des französischen Originals „La Connaissance inutile“ erschließt sich allerdings erst nach fortgeschrittener Lektüre solcher Sätze wie des folgenden.
Sieht man nicht, dass die Journale, Magazine und Diskussionen im Fernsehen oder die Pressekampagnen, die angeblich tiefschürfend und scharfsinnig sind, sich ohne Ausnahme durch einen Informationsgehalt auszeichnen, dessen Armut nur durch seine Fehlerhaftigkeit übertroffen wird?
Dies schrieb Revel 1988 (deutsch 1991) und widmete das Buch Olivier Todd, über den man bei Wikipedia liest:
Olivier Todd ist ein französischer Schriftsteller und Journalist, geboren 1929 in einem amerikanischen Krankenhaus von Neuilly-sur-Sein [einem Vorort von Paris] als Sohn eines österreichisch-ungarischen Vaters und einer britischen Mutter. (Olivier Todd est un écrivain et journaliste français né en 1929 à l’hôpital américain de Neuilly-sur-Seine, de père austro-hongrois et de mère britannique.)
Aber das nur nebenbei, weil es gerade so schön in den multikulturellen Zusammenhang passt.
An der Analyse Revels hat sich bis heute nichts geändert – im Gegenteil. Wer sich in den Mainstream-Medien (und wer gehört nicht dazu?) informiert, kriegt – jedenfalls bei den meisten Themen – überhaupt nicht mit, wie es in der Welt tatsächlich aussieht. Bezogen auf den Islam gewinnt er den Eindruck: Hier wird eine friedliche und tolerante Religion (so der frühere britische Premierminister Anthony Blair) von ein paar Radikalinskis aus den eigenen Reihen zu “anti-islamic activities” missbraucht (so die Sprachregelung im Kabinett Gordon Brown) und ein Haufen ausländerfeindlicher rechtsradikaler Wirrköpfe und Spießer im Westen wird nicht müde, gegen die Anhänger dieser Religion zu hetzen („Generalverdacht“), den Koran als „Handbuch des Terrors“ und den Propheten Mohammed als „Kinderschänder“ zu verunglimpfen. Aber Gott sei Dank gibt es mutige Zeitgenossen wie Claudia Roth, Hans-Gert Pöttering, Armin Laschet (beide CDU) und Andrea Ypsilanti – um nur einige zu nennen – nein, Jens Jessen gehört unbedingt noch dazu, die – notfalls unter Einsatz ihres Lebens – diesem Treiben unerschrocken entgegen treten.
Sieht man genauer hin, stellt sich die Lage allerdings ein bisschen anders da. Da gibt es die Politikerin und den Journalisten (aber natürlich auch den Rechtsanwalt und den Arzt), die ihre Kinder nicht auf die nächstgelegene Schule schicken, weil es dort von Ausländerkindern „mit Migrationshintergrund“ aus „bildungsfernen Schichten“ nur so wimmelt. Es soll sogar schon vorgekommen sein, dass jemand extra in den Einzugsbereich einer Schule umgezogen ist, von deren „Qualität“ er sich vorher überzeugt hatte. Ausländerfeindlichkeit? Keine Spur. Man nehme nur die internationale Schule, wo es von Ausländern nur so wimmelt und wo man sogar noch Schulgeld zahlen muss. Das sollte einem eine multikulturelle Erziehung der eigenen Kinder schon wert sein. Natürlich haben alle diese Leute eine Wohnung an Türken oder Araber vermietet (möglichst mit vielen Kindern, denn man ist ja nicht nur ausländer-, sondern auch kinderfreundlich), im besten Wohngebiet, zu einem Spottpreis, versteht sich. Sie hängen es in aller Bescheidenheit nur nicht an die große Glocke. Und sie zeigen Verständnis für die muslimischen Opfer, deren religiöse Gefühle durch abendländische Hassausbrüche permanent verletzt werden. Da kann einem natürlich schon mal das Messer ausrutschen, wenn man derart provoziert wird. „Behead those who insult Islam“ heißt aber nicht etwa „Köpft die, die den Islam beleidigen“, sondern „wascht ihnen kräftig den Kopf“. Wenn der dann trotzdem abfällt, hat „irgendein verblendeter Fanatiker“ (Katajun Amirpur) leider etwas missverstanden.
Und Männer, die ihre Frauen schlagen – gibt es die nicht auch in Deutschland und dem übrigen Europa? Na klar, kommt in den besten Familien vor. Und was ist mir Sure 4 Vers 34? Falsch übersetzt. Oder falsch verstanden. Männer und Frauen sind vor Gott gleich. Und auf Erden? Da ist es natürlich etwas anderes. Da ist der Mann ein Ferrari und die Frau ein Fiat 500 (so Imam Mohammed Kohalia). Mein Gott, was sind die Europäer humorlos. Nehmt euch doch mal ein Beispiel an Papst Johannes Paul II. Der war sich nicht zu schade, den Koran zu küssen. Und niemand wird wohl behaupten, der Heilige Vater habe nicht gewusst, was er tat.
Im Grunde hätte ich mir diese Ausführungen sparen und einfach nur Hafez zitieren können (persischer Dichter, gestorben um 1390):
Jene Mahner, die auf Kanzeln, sich gebärden mit Gepränge, handeln anders im geheimen, als sie reden vor der Menge.
(Gastbeitrag von Rainer Grell)
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