Wie seit 28 Jahren sind auch in diesem Jahr wieder zahlreiche Christen aus aller Welt zum Laubhüttenfest am sechsten Tag von Sukkot, nach Israel gereist, um letzten Dienstag am traditionellen Jerusalem-Marsch teilzunehmen. Auch aus Deutschland waren etwa 200 Besucher unter den 7.000 internationalen Gästen, um ihre Solidarität mit Israel zu bekunden.
Für Verwirrung hatte die ablehnende Haltung des Oberrabbinats gegenüber den christlichen Teilnehmern gesorgt. Während die Jerusalemer Stadtverwaltung unter Leitung des orthodoxen Rabbiners Lupokianski ebenso wie die israelische Regierung die internationalen Gäste willkommen hieß, befürchteten die Oberrabbiner christliche Missionierung der Juden. Es fand sich ein Weg, den man im Rheinland als „kölsche Lösung“ bezeichnen würde.
Das Oberrabbinat, das wegen der Befürchtungen den Juden gar die Teilnahme am Jerusalemmarsch verbieten wollte, verzichtete darauf, dies in Zeitungen zu veröffentlichen, und so war offiziell von den Bedenken „nichts bekannt“. Das berichtet die Jüdische Allgemeine (JAZ). Christen und Juden marschierten gemeinsam, und die Zuschauer am Wegesrand begrüßten die internationale Solidarität mit Beifall. An der Ehrentribüne forderte der Ansager die Zuschauer auf, den christlichen Besuchern einen besonderen Beifall zu spenden. Teilnehmer Jörg schickte uns den folgenden Bericht aus Jerusalem:
LikeWas nicht in der JAZ steht: die hunderte, tausenden jüdischen Kinder die am Rand stehen und Fahnen der ganzen Nationen sammeln und (koschere) Bonbons und die Menschen mit lächelnden Gesichtern – kann man kaum beschreiben, wie dankbar und sehr freundlich die Israelis sind!
Das (offiziell nicht veröffentlichte) Verbot des Rabbinats und die Intervention der Regierung gegen dieses Verbot haben öffentlichkeitswirksam übrigens genau das Gegenteil bewirkt: Es standen erheblich mehr (auch Orthodoxe) Leute an den Straßen an im letzten Jahr…
Zum Marsch: Die 1.500 Brasilianer und mindestens die Kongolesen haben sich benommen, als seinen sie entweder Weltmeister geworden oder der Messias sei schon da. Jedenfalls waren das die Stimmungskanonen…
Deutschland war schwach vertreten mit nur ca. 200 Leuten (nur wenig mehr als Dänemark oder Holland), dafür waren alle Konfessionen vertreten und sogar ein (in der Tat sehr sympatisches) junges deutsches Ehepaar von den Mormonen (!) und viele deutsche Touristen schlossen sich nach und nach der deutschen Gruppe auf dem Marsch an.
Ich mußte wie ein Schäferhündchen oft von vorn nach hinten und wieder zurück laufen, weil die deutsche Gruppe zeitweilig so weit auseinander gerissen war, einerseits daß die älteren Omis weiter hinten kaum mitkamen – andererseits die Fahnenträger vorn zu viel Gas gaben… Außerdem wollten uns Dänemark und die Fahröer-Inseln im Reißverschlußverfahren anfangs nicht vorlassen, und ich mußte den Vorsitzenden des Zweiges aus Estland mit einer Einladung nach Deutschland ‚bestechen‘, damit er uns vorließ… 🙂 Jedenfalls war der Sacher-Park voll mit Leuten, und vielen Juden, die den Marsch entweder noch gar nicht kannten oder schon als Fahnensammler alle Nationen abklapperten.
Nur solche unserer Lieblings-Journalisten wie Ulli Sahm oder Johannes Gester haben wir vermißt! Die trafen sich ihrerseits im Büro und hatten sich wegen der großen Trubels und der vollen Straßen schon mal mit Lebensmitteln eingedeckt. Ulrich Sahm: „Ich war … anderthalb Stunden unterwegs, nur um 20 Fladenbrote am Damaskustor einzukaufen. Das hat mir gereicht, es nicht noch einmal zu wagen.“
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