Kleine Kinder mit winzigen Flügelchen, stattliche Krieger mit mächtigen Schwingen, fügsame Schutzmächte, durch bunte Kärtchen und Hokuspokus beeinflussbare Urgewalten, Seelen von Verstorbenen, Harfenmusiker… es geht wirklich auf keinen Flügel was man sich als Bote Gottes (hebräisch: Mal’ach – ???? / griechisch: angelos – ??????? / latein: angelus) alles gefallen lassen muss – und das sind sie ursprünglich, die Engel: Boten Gottes!
Nachdem in Korananalyse jetzt auch noch als Analyse von Sure 19,18:
…und (als Maria) sich verschleierte, da sandten wir ihr unseren Geist (den Engel Gabriel) in der Gestalt eines schöngebildeten Mannes.
Die Erklärung steht:
„Auch die Bibel berichtet davon, dass der Geist Gottes in Form eines schöngebildeten Mannes, nämlich Gabriel, niederkam, um mit der Jungsfrau Maria ein Kind zu zeugen, das sie Jesus nennen sollte.“
Ist das doch ein Grund, einmal über ein paar geflügelte Irrtümer zu sprechen.
Irrtum 1: Engel sind kleine Kinder.
Ganz abgesehen davon, dass die in der Kunst dargestellten Putten wohl kaum flugtauglich wären, sind Engel keine kleinen Kinder. Sie sind vielmehr sehr groß, eindrucksvoll und furchterregend – sonst müssten sie nämlich nicht immer sagen: „Fürchte dich nicht!“ Der Anblick eines Engels kann sogar tödlich sein (vgl. Richter 6).
Irrtum 2: Alle Engel haben gefiederte Flügel.
Engel fliegen normalerweise nicht, sie gehen zu Fuß (vgl. z.B. Genesis 28, Jakobs Vision von der Himmelstreppe – nicht Leiter!), erscheinen aus dem Nichts und tauchen in Träumen auf; oder sie reiten auf weißen Pferden, wie die Erzengel in der Offenbarung des Johannes.
Es gibt nur ganz genau zwei Sorten von Engeln, die Flügel haben: Zum einen die Wächterengel Cherubim (hebräischer Name aus dem Akkadischen (Altbabylonischen): karibu = Bitter / Fürbitter abgleitet) – in der Bibel Wächterengel in unmittelbarer Nähe Gottes. Sie zeigen die Gegenwart Gottes an. Sie bewachen das Tabernakel, die Bundeslade im Tempel in Jerusalem. Daher wird auch die Formel, dass JHWH „über den Cherubim thront“ (1 Samuel 4,4; 2. Könige 19,15; Psalm 99,1). Sie bewachen das Paradies und den Tempel mit flammenden Schwertern und reiten auf den Flügeln des Windes.
Zum anderen werden auch die schlangenartigen Seraphim (von hebräisch: saraf = brennen) gleich sechsfach beschwingt dargestellt. Sie können damit zwar fliegen, haben aber keine Vogelflügel, sondern feurige Flammenschwingen. Nach einigen Überlieferungen, soll der Teufel übrigens ein gestürzter Seraph sein (vgl. Johannesoffenbarung).
Irrtum 3: Schutzengel
Obwohl gerade die Cherubim auch als Fürbitter eintreten und wie andere Engel gern mal im Auftrag Gottes einen Menschen begleiten auf seinen Wegen, zeigen wohl schon ihre Flammenschwerter dass es sich nicht um Dienstbotenengelchen handelt, die einem mit ein bisschen Hokuspokus jeden Wunsch erfüllen.
Irrtum 4: Engel lassen sich durch Engelsorakel beeinflussen.
Engel sind nicht durch irgendwelchen Hokuspokus, durch Engelskarten oder sonstigen Firlefanz beeinflussbar. Zwar hat der Name Macht. Doch gerade die mit Namen bekannten Erzengel Michael, Gabriel und Raphael werden sich kaum durch blaue Kärtchen, Düften und Teesorten bändigen lassen, wie die Anleitungen dazu die Esoterikabteilungen von Buchhandlungen füllen. Die Erzengel sind alle drei Anführer der Himmlischen Heerscharen von JHWH Zebaoth (dem Herrn der Heere).
Bevor ich mir Michael mit deinem Flammenschwert per Teebeschwörungsritual ins friedliche Wohnzimmer hole, sollte ich mir das also besser noch einmal gründlich überlegen.
Irrtum 5: Wenn man stirbt, wird man zum Engel.
Engel sind keine Menschen, auch wenn Menschen Botenaufgaben übernehmen können, wie beispielsweise die Propheten. Sie sind auch keine Verstorbenen. Engel wurden vom Anbeginn der Schöpfung nicht als Menschen erschaffen. Sie sind der himmlische Hofstaat, „mindere Gottheiten“, die von JHWH Zebaoth (dem Herrn der Heere), dem El Elion (dem höchsten Gott), dem Gott Israels besiegt und dienstbar gemacht worden sind. Auch der Satan (Verführer) ist trotz seines Falls Mitglied des himmlischen Hofstaates und erfüllt seine Rolle im Plan Gottes (vgl. Buch Hiob).
Irrtum 6: Engel sind Harfenmusiker.
Zwar soll es im Himmel neun Chöre gehen, die für Gott unablässig singen und musizieren, dennoch betrifft das nicht alle. Die Hauptaufgabe der Engel ist das Bote-Sein für die Menschen auf der Erde. Auch ist die Harfe längst nicht das einzige Instrument. Die apokalyptischen Engel der Offenbarung blasen auch gern mal in eine Posaune.
Irrtum 7: Gabriel ist der Vater von Jesus und hat Mohammed den Koran eingeflüstert.
Ob man persönlich an die Jungfrauengeburt glauben will oder nicht, sei jedem freigestellt. Gabriel hingegen war der Bote, der nach der Bibel die Schwangerschaft angekündigt hat. Ansonsten hatte er damit jedoch nichts zu tun:
Lukas 1,26-35 Im sechsten Monat wurde der Engel Gabriel von Gott in eine Stadt in Galiläa namens Nazaret 27 zu einer Jungfrau gesandt. Sie war mit einem Mann namens Josef verlobt, der aus dem Haus David stammte. Der Name der Jungfrau war Maria. 28 Der Engel trat bei ihr ein und sagte: Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir. 29 Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. 30 Da sagte der Engel zu ihr: Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. 31 Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären: dem sollst du den Namen Jesus geben. 32 Er wird groß sein und Sohn des Höchsten genannt werden. Gott, der Herr, wird ihm den Thron seines Vaters David geben. 33 Er wird über das Haus Jakob in Ewigkeit herrschen, und seine Herrschaft wird kein Ende haben. 34 Maria sagte zu dem Engel: Wie soll das geschehen, da ich keinen Mann erkenne? 35 Der Engel antwortete ihr: Der Heilige Geist wird über dich kommen, und die Kraft des Höchsten wird dich überschatten. Deshalb wird auch das Kind heilig und Sohn Gottes genannt werden.
Dass Gabriel (als Djibril oder Ruh al-Qudus / ??? ?????? /„Geist der Heiligkeit“) dem Propheten Mohammed in einer Vision dem Analphabeten Mohammed den Koran pfannenfertig anvertraut haben soll, ist eine andere Geschichte voller Irrtümer oder „Übermittlungsprobleme“.
Also wenn ich ein gewisser Gabriel wäre, wäre ich ja ob soviel Missbrauch meines Namens ziemlich sauer… und wenn man so liest, wie man sich Engel vorzustellen hat, ist es eine grauenhaft schlechte Idee, einen gewissen Gabriel und seine Kollegen wütend zu machen!
(Spürnase: Jerusalem Jerusalem)
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