Auszug:

Noch war der erste Pulverdampf des Kampfes um den Bau einer zentralen Großmoschee in Köln nicht verflogen, da hatte sich auch schon eine Unruhe von bundesweiten Ausmaßen gemeldet – die Furcht vor einer schleichenden Islamisierung unseres Landes. Sie ist nur zu begründet – lokal, national und international.

Mit meinem Vorstoß gegen den Bau ("Kein Ausdruck muslimischen Integrationswillens, sondern ein Zentrum integrationsfeindlicher Identitätsbewahrung und Symbol eines Angriffs auf unsere demokratische Lebensform" ) war etwas ausgesprochen worden, was ganz offenbar vielen Deutschen auf der Seele liegt, ohne dass sie es zu äußern wagten. Anders ist die geradezu sturzflutartige Medienlawine nicht zu erklären, die aufdeckte, wie virulent, überall gegenwärtig und hochbewusst da etwas vor sich hin geschwelt hat, was von der Politikerklasse über Jahrzehnte hin regierungsübergreifend sträflich verdrängt, hartnäckig geleugnet und immer wieder geschönt worden ist.

Die vielen Briefe, Faxe und Anrufe, die mich seither erreichten, hatten dann auch einen ebenso einheitlichen wie bestürzenden Tenor: "Wir stehen hinter Ihrer Kritik, fürchten aber, in die falsche, die neonazistische Ecke gestellt zu werden, wenn wir sie aussprechen." Auf der ganzen Linie also Triumph des niederträchtigsten aller niederträchtigen Totschlagargumente der "Political Correctness": "Wer gegen die Moschee ist und das laut sagt, besorgt die Sache der Nazis von heute." Im konkreten Fall meinte das den Versuch der vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestuften Partei "Pro Köln", mich mit der Losung "Giordano auf Pro-Köln-Kurs" zu instrumentalisieren. Woraufhin ich sie "die lokale Variante des zeitgenössischen Nationalsozialismus" nannte, "die, wenn sie könnte, wie sie wollte, mich in eine Gaskammer sperren würde". Was die braune Truppe veranlasste, mit einem Verfahren zu drohen, dem ich, falls es zustande käme, mit freudiger Erregung entgegensähe.

Dass einem falsche Bundesgenossen auf die Schulter zu klopfen versuchen, ist hässlich, mundtot machen lassen sollte man sich dadurch aber nicht. Man braucht, verdammt noch mal, kein Überlebender des Holocaust zu sein, um mit bürgerlichem Selbstbewusstsein den nach wie vor in linken Denkschablonen steckenden Multikulti-Illusionisten, xenophilen Einäugigen und Appeasement-Doktrinären couragiert die Stirn zu bieten. Niemand sollte sich durch politische Diffamierung deutscherseits oder muslimische Drohungen einschüchtern lassen.

Umfragen des "Kölner Stadtanzeigers" ergaben: Ein starkes Drittel der Bevölkerung ist für den Bau der Moschee, ein fast gleich großer Teil dagegen, während über zwanzig Prozent ein kleineres als das geplante Gebäude befürworten. Ein Resultat, das bestätigt, wie nötig eine Befragung der Bevölkerung gewesen wäre. Sollte der Bau in seiner jetzigen Gigantomanie hochgezogen werden, geschähe das also gegen den erklärten Willen einer nicht unbeträchtlichen Mehrheit. Ganz fest steht die Front der Baubefürworter ohnehin nicht mehr, nach Kardinal Joachim Meisners öffentlichem Geständnis: Zwar habe er keine Angst, wohl aber "ein ungutes Gefühl".

Ich dagegen, Kuriosum meiner späten Tage, stelle mit Bewegung fest: Zum ersten Mal in meinem publizistischen Leben steht eine Mehrheit der Deutschen hinter mir – oder ich, mir lieber so, stehe hinter ihr.

Vor uns liegt der Scherbenhaufen einer Immigrationspolitik, die sich zäh geweigert hat, Deutschland zu einem Einwanderungsland zu erklären und es mit den entsprechenden Gesetzen und Regularien auszustatten. Dieses hartnäckige Versäumnis hat nach dem Zustrom vorwiegend türkischer "Gastarbeiter" der sechziger und siebziger Jahre eine gewaltige Zuwanderungswelle zur Folge gehabt. Was da nachströmte, waren Familienangehörige, Ehefrauen, Söhne, Töchter, Neffen, Tanten, Nichten, die in nichts den völlig berechtigten Eigennutzinteressen der Mehrheitsgesellschaft entsprachen, sondern ihre Aufnahme einer stark philanthropisch-humanitär-weltverbesserischen Haltung verdankten – und die Sozialkassen mit Milliarden belasteten.

Das Ergebnis ist die Anwesenheit von Millionen Menschen aus einer gänzlich anderen Kultur, viele von ihnen ohne jede Qualifikation und nur bedingt integrationsfähig und -willig. Erschreckenderweise deuten viele Anzeichen darauf hin, dass die derzeitige, dritte Generation islamischer denkt als ihre Eltern und Großeltern und dass ein Teil von ihr anfälliger ist für radikale Ideen als diese.

Nicht, dass es keine Beispiele gelungener Einordnung in die Mehrheitsgesellschaft gäbe. Nur – exemplarisch werden sie auch dadurch nicht, dass türkische Verbände immer wieder versuchen, die Ausnahme zur Norm zu erklären. Die erste unbequeme Wahrheit ist: Die Integration ist gescheitert! Und die "Parallelgesellschaften" sind der deprimierende Ausweis dafür.

Es sind türkische Kritikerinnen und Kritiker, die authentisch berichten von einem Alltag der Unterdrückung, der Abschottung, der Ausbeutung, der Zwangsehe und der Gefangenschaft muslimischer Frauen und Mädchen als Norm, bis hinein in die namenlose Perversität der "Ehrenmorde". Sie prangern eine Kultur an, in der Frauen nicht wählen und nicht entscheiden dürfen, mit wem sie zusammen sein wollen, und die bei Widerspruch und Widerstand Gefahr laufen, verletzt oder gar getötet zu werden. Die Gleichberechtigung der Frau in der muslimischen Gesellschaft bleibt die Schlüsselfrage – für jede Integration. Eben das macht sie so schwierig. Wir müssen lernen, die Dinge beim Namen zu nennen. Es gibt innerhalb der muslimischen Minderheit türkische Gewaltkultur, Nationalismus und Fundamentalismus, außerordentlich aggressives Verhalten in der Öffentlichkeit und Siegergebaren mit demographischer Drohung, all das mitten unter uns und tagtäglich.

Die Rolle der geradezu inflationär emporschießenden türkisch-muslimischen Migrantenverbände in Deutschland ist höchst zwielichtig, allen voran die am Tropf der türkischen Religionsbehörde Diyanet hängende Ditib, die Türkisch Islamische Union der Anstalten für Religion e.V. Obwohl sie dauernd ihre Treue zum Grundgesetz beteuert, hielte ihr vorgegebenes laizistisches Islamverständnis einer näheren Prüfung nicht stand. Türkische Kritiker halten sie für von radikalnationalistischen Organisationen unterwandert und nennen Querverbindungen zu Verbänden und Parteien, die statt auf Integration auf kulturelle Identitätsbewahrung der Immigranten und ihrer Nachkommen hinarbeiten. Dazu wird bekannt, dass Ditib-Imame eine Sonderausbildung erhalten, die den Völkermord an den Armeniern 1915/16 im türkisch-osmanischen Reich zu einem "Mythos" erklärt – eine "Auschwitz-Lüge" auf Türkisch.

Was wissen wir von der Tätigkeit der vielen zugewanderten international-islamistisch orientierten Funktionsträger innerhalb der nicht mehr zu zählenden Verbände? Und wie ehrlich können denn Bekenntnisse zu den Prinzipien der säkularen Demokratie sein, wenn es doch die Taqiyya gibt, die ausdrücklich religiös sanktionierte Erlaubnis zu Täuschung und Verstellung in der Auseinandersetzung mit "Ungläubigen"? Nirgendwo bin ich auf mehr Unfähigkeit zu Selbstreflexion, zu Selbstkritik und Selbstironie gestoßen als in diesen Kreisen, dafür aber auf einen Dauerzustand nervösen Beleidigtseins, das seine Sensibilitäten zur letzten Instanz machen will.

Buchstäblich rot sehe ich auch, wenn die Ditib und andere Verbände wieder einmal penetrant auf Religionsfreiheit pochen – ohne das kleinste parallele Bemühen um Religionsfreiheit in der Türkei. Da wird ein Prinzip sichtbar, das über allen Aktivitäten muslimischer Verbände steht, eingeschlossen den "Zentralrat der Muslime in Deutschland" (ZDM) oder die "Islamische Gemeinschaft in Deutschland" (IGD): zu fordern, fordern, fordern, ohne jeden Sinn für eine Bringschuld.

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