Wie bekannt hat Günter Wallraff vorgeschlagen, in der geplanten Moschee in Köln-Ehrenfeld Rushdies Satanische Verse zu lesen. Die SpOn-Redaktion fragte bei 40 Intellektuellen, Schriftstellern, Künstlern und Politikern an, ob sie Wallraff beim Lesen zur Seite stehen würden. Drei Viertel der immerhin meist an Auftritte in Talkshows gewohnten Befragten zogen es vor, die Frage nicht zu beantworten.
Claus Christian Malzahn schreibt dazu:
Viele hatten Angst. Rushdie? Moschee? Selbst Harald Schmidt meidet Witze über den Islam. Also lässt man diesen Kelch besser an sich vorübergehen.
Das allerdings ist kein gutes Zeichen. Wenn die selbsternannte Supermacht der Dichter und Denker schon bei dem Gedanken an eine Lesung der „Satanischen Verse“ in die Knie geht und sich die intellektuellen Protagonisten angesichts einer – durchaus heiklen – Frage lieber in die Büsche schlägt: Was passiert dann eigentlich, wenn es mal ernst wird?
Malzahn bezeichnet die vorgeschlagene Lesung als notwendige Provokation. In einer zivilen Gesellschaft müsse man auch Äußerungen aushalten, die dem eigenen Denken zuwider seien. Wir müssen uns darauf verlassen können, „das sagen zu dürfen, was wir sagen wollen – ohne um Leib und Leben fürchten zu müssen.“ Es gebe „Das Leben des Brian“.
Aber wo bitte können wir uns „The Life of Murad“ ausleihen? Kann man sich die Szene, wo Brian einen Schuh verliert und seine Anhänger verzückt „Ein Zeichen! Ein Zeichen!“ rufen auch auf Islamisch vorstellen? Wo auf diesem Planeten gibt es einen Produzenten, einen Drehbuchautor, einen Regisseur und ein paar Schauspieler, die über so einen Film auch nur nachdächten?
Wie bitte? Sie haben Frau und Kinder? Okay, okay, war nur so eine Idee.
(Spürnasen: Urs Schmidlin, Dieter B., Milan und Petra W.)
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