Das US-Raketenabwehrsystem liegt Putin so sehr im Magen, dass er jetzt laut darüber nachdenkt, “neue Ziele in Europa“ ins Visier russischer Raketen zu nehmen. Schon allein dieser Satz sollte uns aufhorchen lassen. Putin, der in den letzten Jahren nichts unterlassen hat, um westliche Staaten in direkte Abhängigkeit zu Russland zu bringen, ergänzt dies jetzt mit Drohungen aus der Zeit des Kalten Krieges.
“Wenn die Amerikaner einen Teil ihres strategischen Nuklearpotenzials nach Europa verlegen und wir (…) dadurch bedroht werden, sind wir gezwungen, entsprechende Gegenmaßnahmen zu unternehmen.“
Und dann kommt der eigentliche Hammer: in der gleichen Presseerklärung, in der Putin vor einem neuen Wettrüsten warnt und die ausschliesslich zur Abwehr einsetzbaren amerikanischen Abwehrsysteme kritisiert, lobt er die erfolgreiche Testreihe einer neuen russischen Kurzstreckenrakete vom Typ Iskander-M, die ohne Probleme Positionen in Polen und Tschechien treffen kann. Ist dies eigentlich einem unserer Verteidigungspolitiker aufgefallen?
Zur Erinnerung: Mehrfach wurde Russland zur Teilnahme an amerikanischen Verteidigungsprojekten eingeladen, zu gemeinsamen Forschungen im Bereich der Raketenabwehr, zu einem Informationsaustausch über die Früherkennung von Raketenstarts sowie gemeinsamen Aktionen der Raketenabwehrsysteme bei Friedensoperationen. Russland allerdings schwingt lieber die – zunächst noch rethorische – „Kalter Krieg Keule“.
Liegt es etwa doch daran, dass europäische Staaten unter dem Schutz des US-Raketenabwehrsystems – obwohl von russischen Rohstoffen abhängig – trotzdem vom russischen Willen unabhängige, eigenständige Entscheidungen treffen können?
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