muslimas_alt.jpgIm Berliner Tagesspiegel fanden die PI-Leser Eurabier und Hojojutsu die lange Klage eines Kulturbereicherers namens Feridun Zaimoglu. Mit Schrecken lesen wir da, wie die mit besten Absichten zu uns kommenden Muslime durch dumpfen Fremdenhass der Einheimischen überhaupt erst zu Fremden gemacht werden.

Das xenophobe Virus hat demzufolge schon Bevölkerungskreise infiziert, von denen wir das nie geglaubt hätten:

„Wir leben in einer Zeit, in der rechte Feministinnen, gewendete Altlinke, orthodoxe Klassenkämpfer, Kulturpapisten und Rechtskonservative die Meinungshegemonie beanspruchen.“

Eine ganze Zeit soll es schon so zugehen, und falls das alles so stimmt, -falls- , dann muss man den Autor bewundern, dass er es überhaupt so lange mit uns ausgehalten hat.

Zur Weltkennzeichnung braucht der Konservative Gefahr und Alarm, und wir verstehen, dass in seinem Skript dieselbe Geschichte mit immer neuen Feinden erzählt wird. Gestern war Verrat durch die aufsässige deutsche Jugend, dann taten die Zuwanderer ihnen, den Konservativen, den Gefallen, für Arbeit und Brot herzukommen.

Der sogenannte Ausländer ist seither eine nie versiegende Inspirationsquelle. Sobald den Rechten die Themen ausgehen, zetteln sie Kampagnen an: Gegen die Asylanten, gegen die Türken und aktuell gegen die Moslems. Immer boten sich einige gewendete Linke an, laut über Probleme und Defizite nachzudenken, sie sprachen vielleicht nicht gleich von Überfremdung, dafür aber von instabilen Verhältnissen, für die vor allem die südländischen Männer verantwortlich zeichneten. Die neuen Intellektuellen waren Westentaschen-Voltaires, sie sahen großen Sinn darin, endlich, nach Jahren der Zermürbung, sich auf die Seite des Volkes zu schlagen. Heute haben wir es mit der Koalition von alten Eiferern und neokonservativen Politjunkern zu tun, sie berufen sich auf die Vernunft und die abendländische Kultur, um die Fremden vor eine andere Kulturkulisse zu stellen.

Ein Fremder ist deshalb fremd, weil man ihn dem Eigenen entfremdet – das scheint mir die Methode zu sein, deren sich die Fremdenskeptiker bedienen. Die Aufregung, die in konservativen Kreisen herrscht, hat aber damit zu tun, dass sie nicht mehr ungestraft von Ausländern sprechen können. Lassen wir uns nicht von den Alarmisten und Ideologen beirren: Die Integration ist nicht gescheitert, sie ist auf dem besten Wege, eine Erfolgsgeschichte zu werden. Die Integrationspolitik der Schwarzen, wenn sie denn überhaupt diesen Namen verdient, ist gescheitert, und das ist ein Grund, guter Laune den Regeln und Gesetzen des Alltags zu vertrauen.

Wann immer sich eine Möglichkeit darbot, der politischen Verbiesterung das Wort zu reden, die Konservativen griffen zu: Sie verbreiteten die Lüge vom Rückzug der Türken aus der deutschen Gesellschaft; sie machten Stimmung gegen die Parallelwelten, die es in Deutschland nicht gibt; sie sprachen von Ausländern und meinten doch nur die Türken, deren fremde Kultur und fremder Glaube verhinderten, wirklich teilzunehmen. Dann verlegten sie sich darauf, moderate Politiker ins Feld zu schicken, die die sogenannten Türken willkommen hießen, als wären sie erst gestern eingewandert. Im Hintergrund aber arbeiteten die Konservativen Gesetze aus, harte und ungerechte Gesetze, sie verwiesen auf den vermeintlich ungeordneten unkontrollierten Zustrom von Fremden ins Land, sie verhielten sich, als ginge es darum, einer Plage Herr zu werden. Sie schürten Panik und Hysterie, sie appellierten an die niederen Instinkte, und wer Kritik anmeldete, wurde als Phantast beschimpft, der keinen Bezug zur Realpolitik habe. Der Verweis auf die Sachzwänge und der Verweis auf durchlässige Grenzen ließ die Menschen in Deutschland unsicher werden, und manch einer glaubte dem Märchen, dass das Boot voll sei; dass der Ausländer gefährlich fremd sei; dass die Muselmanen drauf und dran seien, zu einer großen Mobilmachung aufzurüsten.

Es tobt in Deutschland ein Kulturkampf, ein Krieg der Provokateure, die Metzgern mit stumpfen Ausbeinmessern gleichen, sie schneiden und stechen, sie reißen und zerren. Es ist an der Zeit, zu einer Ideologiekritik anzusetzen: Die Ideologie der Schwarzen und ihrer Helfershelfer bezieht sich auf den kleinen Mann auf der Straße, und ist doch nur das Recht der Machthaber. Unanständig nenne ich Volksnähe, wenn sie Instinkte und Affekte anspricht, wenn sie, wie im neuen alten Zuwanderungsgesetz beschlossen, von Erleichterung spricht, aber doch nur erschwert. Unanständig ist es, die alten Einwanderer in den Hinterhof- Gebetsräumen als Anhänger eines fremden Glaubens zu beleidigen, ohne einen Moscheeraum von innen gesehen zu haben.

Und als ob es noch einer Bestätigung bedürfte, glauben die Leserbriefschreiber des Tagesspiegel kein Wort, und fallen reissend, stechend und zerrend ihren niederen Instinkten folgend mit ihren stumpfen Ausbeinmessern über den armen Muselmann Zaimoglu her. Armer Zaimoglu! Wir sollten ihm ein Flugticket spendieren. Irgendwohin, wo es schöner ist als bei uns.

(Spürnasen: Eurabier und Hojojutsu)

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