Entenjäger Clemens Schminke hatte im Kölner Stadtanzeiger große Ereignisse angekündigt. 300 „Antifaschisten“, im Volksmund auch Autonome oder Linksfaschisten genannt, sollten am heutigen Freitagabend den Auftakt zu machtvollen Manifestationen gegen die Ehrenfelder Anwohnerinitiative und für den Bau der Großmoschee an diesem Wochenende einläuten. PI war dabei und hat dem Feind hinter die Brille geschaut.
In Ehrenfeld herrschte um 18 Uhr eine seltsame Stimmung. Da, wo sonst um diese Zeit das orientalische Leben pulsiert, war es merkwürdig ruhig und leer. Man musste die Szene eine Zeit beobachten, um zu bemerken, was den Unterschied machte. Ja, tatsächlich, es war ein bisschen so wie vor zehn Jahren. Neben einigen türkischen Muslimen waren es hauptsächlich Deutsche, die in den Cafés saßen oder in den leeren Geschäften noch Einkäufe machten. Offenbar hatte die Ankündigung der Befreiung der Türken durch die antifaschistischen Massen besonders die türkischen Mitbürger beeindruckt. Man blieb lieber zuhause, hielt sich fern und harrte der Dinge, die da kommen sollten.
Und das sollten gewaltige Dinge sein, wenn man der Meldung des Kölner Stadtanzeigers Glauben schenkte, in der Clemens Schminke am letzten Dienstag vermeldete:
Rund 300 Teilnehmer werden zur Demonstration des „Bündnisses antifaschistischer Gruppen“ erwartet, die bereits am Freitag zwischen 18 und 21 Uhr vom Friesenplatz zur Bartholomäus-Schink-Straße zieht. Das Bündnis demonstriert erneut am Samstag, 9.30 bis 14 Uhr, ab der Ludolf-Camphausen-Straße.
Rund um den Treffpunkt am Friesenplatz sah man derweil vereinzelte Gutmenschen ihre Fahrräder im Kreis schieben. „Wo ist denn die Demo?“ „Da hinten!“ „Nee, da ist nur der Block“, waren häufig gehörte Dialoge. In der Tat, man musste schon genau hinsehen, um die antifaschistischen Heerscharen auszumachen, die in schwarz, mit Sonnenbrillen und Kaputzen auf dem Friesenplatz das taten, was sie am besten können: Einfach so rumhängen (siehe Bild oben).
Von einem mit Fahnen geschmückten Kleinviehtransporter herab erinnerte man sich mit Wehmut der großen Tage von Rostock, der „Luftangriffe der Bundeswehr auf unser Camp“ und dass selbst nach den Gesetzen DIESES Staates, der bekanntlich eine besonders brutale Polizeidiktatur ist, die meisten Verhaftungen ungesetzlich gewesen seien. So ging es eine gute Stunde, aber der Platz wollte sich nicht füllen. Die arbeitenden Massen zogen es vor, in den umliegenden Straßencafés ihren Salat mit Putenbruststreifen zu verzehren und schenkten dem Klagen der Widerstandskämpfer keine Aufmerksamkeit.
Rund 50 Antifaschisten zählten wir. Na gut, wir schon mitgerechnet, denn mit Sonnenbrille und Käppi hatten wir uns, überzeugt von den flammenden Reden, der antifaschistischen Massenbewegung mittlerweile angeschlossen.
Um 19 Uhr, eine Stunde verspätet, zogen wir endlich in den Kampf. Entlang der Venloer Straße ging es durch die Grillgerüche des Grüngürtels zur Fuchsstraße gegenüber der DITIB-Moschee. Dazu gab es ein paar auswendig gelernte türkische Sprüche, die einige dort stehende Türken anscheinend nicht so recht verstanden. Noch schnell zwei Kopftuchmädels ein Flugbatt in die Hand gedrückt, dann gab es den ersten Halt.
Denn hier in der Fuchsstraße werden sich morgen, so war zu erfahren, die Moscheegegner zusammenrotten, um den Nationalsozialismus zu verherrlichen und Ausländer durch die Straßen zu jagen. Verdächtig sind alle Deutschen ohne Sonnenbrille, denn: „Neonazismus ist keine Randerscheinung der deutschen Gesellschaft, sondern ihr Spiegelbild“.
Nachdem das alle verstanden hatten, ging es mit vollem Mut mitten in die Höhle des Löwen. In der benachbarten Heinsbergstraße ist das Zentrum des Bösen. Hier wohnt in einem unscheinbar getarnten Mietshaus die Vorsitzende der Ehrenfelder Anwohnerinitiative Marylin Anderegg. Furchtlos verweilte der Umzug vor dem Haus, um mit einer weiteren Rede die Nachbarn, die beim Gassiführen ihrer Waldis erstaunt und kopfschüttelnd in Grüppchen zusammenstanden, über die Gefahren der Nachbarin und ihrer Initiative aufzuklären.
Denn es gäbe, so hörte man staunend, Leute, die auch einem Türken der dritten Generation (vermutlich mit türkischem Pass und ohne Deutschkenntnisse) einfach nicht als Ur-Ehrenfelder Kölschen ansehen wollten. Und so eine wäre die böse Nachbarin, die hier mitten unter den lieben Mitbürgern wohne und dem eben beschriebenen „Blut- und Bodenkult“ huldige. Wiewohl die lieben Mitbürger es mit Grausen vernahmen, ließen sie sich nichts anmerken, und so beschloss man, weiterzuziehen. Aber nicht, ohne Marylin Anderegg zuvor ordentlich die Meinung zu geigen.
Und so scholl es aus sechs heiseren Kehlen dreimal: „Wir kriegen euch alle!“ Na gut, bei den Sechsen sind wir schon mitgerechnet, aber wir meinten damit nicht Marylin Anderegg…
Das ist auch der Grund, warum wir uns an dieser Stelle vom antifaschistischen Widerstand verabschiedeten. Es fiel uns nicht leicht, die neuen Genossen ihrem ungewissen Schicksal zu überlassen, aber einige begannen sich zu wundern, was wir immer zu kichern haben. Und dann warteten ja auch die PI-Leser auf unseren Bericht.
Anmerkung: Machen wir uns trotz der heutigen Groteske keine Illusionen. Die morgige Demo von DGB, SPD, PDS und DITIB wird um einiges größer werden als die lachhafte Darbietung der Antifa von heute abend. Und im Schutz der Masse, werden die Freizeitkriminellen versuchen, ihren Frust über die heutige Niederlage loszuwerden.
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