„Lebendig und kräftig und schärfer“ (als ein zweischneidiges Schwert) nach Hebräerbrief 4,12 wollten sie sein, die Veranstalter des 31. Deutschen Evangelischen Kirchentages vom 6.-10. Juni in Köln. Man wollte der Welt einmal so richtig die Haifischzähne zeigen. „Ich will euch zu Menschenfischern machen“ (Markus 1,17) wurde dabei kurzerhand umfunktioniert in „Ich will euch zu Haifischen machen!?!“.
Gegen etwas Schärfe in der Kirche ist an sich nichts einzuwenden – das befürwortete auch Joachim Kardinal Meissner beim ökumenischen Gottesdienst im Kölner Dom. Schließlich sollten die „Christenmenschen“ – wie die Kirchentagsbesucher in den Medienberichterstattungen genannt wurden – ja auch „das Salz der Erde sein“ (Matthäus 5,13). Dennoch ging’s nicht wirklich würzig zu beim Kölner Kirchentag. So richtig scharf wurde man erst dann, als es darum ging, dem G8-Gipfel die Zähne zu zeigen. „Heiliger“ als Heiligendamm wollte man sein und sich im Geiste mit den „friedlichen Demonstranten“ vereinen…
Wie kann es sein, dass beim Abschlussgottesdienst eines Deutschen Evangelischen Kirchentages statt des Evangeliums lauthals Umweltschutz, Antiglobalisierung und Ringelreihen mit allen bis hin zu Kuschelkirche mit den Taliban gepredigt werden? Leere Worthülsen zu fröhlich-poppiger Halleluja-Musik, dazu noch eine zünftige Prise Anti-Globalisierungs-Geschunkel und hin und her geschwenkte Kirchentagsschals – alles choreografisch synchron inszeniert. Organisierte Massenspiritualität. Man hätte fast so weit gehen können zu denken, einige dieser Schal-Schwenker hätten auch in einem anderem als einem demokratischen System gut funktioniert. Aber nein – schliesslich handelte es sich hier um die Heiligen Europas, zu denen alle Kirchentagsbesucher gehören sollten, denn eine eigene Meinung war in der „christlichen“ Großveranstaltung offenbar nicht gefragt. Keiner wollte wissen, ob man mit den Sprüchen auf den knallig orangefarbenen Kirchentagsschals einverstanden sei. Nur weil der große Mob fröhlich mitgrölte, hatten die Parolen unisono für alle zu gelten und basta – kritische Rückfragen unerwünscht!?!
Insgesamt biss der lebendige, kräftige Kirchentagsfisch nur in eine Richtung: Anti-G8, Anti-USA, Anti-Israel. Da passte auch ein selbsterklärter Möchtegern-Guantanamo- Gefangener (Foto oben) als Aushängeschild zwischen die Menschenmassen gut ins Bild – als stummer Protestschrei gegen den amerikanischen Teufel. Etwas Schlimmeres als die G8, speziell die USA, kann es wohl nicht geben, oder? Wenn da nicht auch noch dieses Ärgernis auf der Weltkarte namens „Israel“ wäre, wo nach Meinung einiger „friedlicher“ Kirchentags-Haifische doch das friedlich-idyllische Olivenhain-Palästina hingehören würde. Schließlich könnten wir doch – mit bunten Schalom/Peace-Fahnen bewaffnet, als friedliche Demonstranten, vereint mit den palästinensischen Terroristen – die Zionisten endlich ins Meer treiben. Der große Haifisch gibt uns das Recht auf alles, denn wir sind die Guten und die Masse steht hinter uns. Halleluja? Nein, das hieße ja „lobt JHWH“, der Gott Israels… Eher noch Hallelu-Allah!
Darum können wir auch frisch-fröhlich die „Ökumene“ mit unseren muslimischen Mitbrüdern und Mitschwestern feiern bis zum radikal-pazifistischen Schmusekurs mit den Taliban, wie er im Abschlussgottesdienst von Reinhard Höppner propagiert wurde. „Wohin soll ich mich wenden?“, wenn soviel Mist auf einem Haufen zusammenkommt? Wer verschafft denen eine Stimme, die mit dem Einheitsgeplärre des Kirchentages nicht einverstanden waren und keine Möglichkeit gefunden hatten, sich dem Missbrauch durch Massenmanipulation zu entziehen?
Im Kollektivrausch zementierte Lügen werden auch durch Schunkeln, Singen und das Schwenken bunter Schals nicht wahrer. Die Masse der Kirchentagsbesucher hielt sich (im Kollektiv) für bessere Menschen, doch haben sie aus der Geschichte nichts gelernt. Für die echten Probleme der Gesellschaft sind sie blind geworden. Wer seine Kirche liebt, muss bei Kirchentagen wie diesen Zivilcourage zeigen. „Lebendig und kräftig und schärfer“.
Hier noch zwei Videos vom Schlussgottesdienst:
(Text und Bilder von Christine D. mit freundlicher Unterstützung von Bernd Dahlenburg)
Like
Comments are closed.