infidel.jpg Seit einigen Wochen wird der Versuch unternommen, mit Hilfe von sogenannten Tribunalen die Insassen von Guantanamo Bay nach den wirklich „großen Fischen“ auszufiltern. Majid Khan zum Beispiel hatte am 15. April seine Verhandlung. Geboren in Pakistan, kam er 1990 in die USA, und besuchte in Baltimore die High School. Die US-Behörden werfen ihm vor, bei der Planung von Sprengstoffanschlägen auf Tankstellen in den USA beteiligt gewesen zu sein.

Ebenfalls wird ihm, nachdem er bei seiner Rückkehr nach Pakistan mit dem hochrangigen Al-Qaida-Führer Khalid Sheikh Mohammed in Verbindung war, Geldwäsche fur die militante Islamistengruppe Jemaah Islamiah vorgeworfen.

Dies zur Vorgeschichte. Majid Khan nutzte am 15. April die Gelegenheit, den US-Behörden „umfangreiche Folter“ für die kleinsten Vergehen vorzuwerfen. Sein Rechtsvertreter verlas eine schriftliche Erklärung, in der Khan den US-Behörden „psychologische Folter“ vorwirft, indem sie ihm unter anderen

  • Fotos seiner Tochter weggenommen haben
  • seinen Bart abrasiert haben
  • eine neue Brille mit den falschen Werten gegeben haben
  • als er in den Hungerstreik gehen wollte, zwangsernährt haben
  • die Gelegenheit zur Erholung versagt haben
  • billige, geruchlose (!) Markenseife zum Waschen gegeben haben
  • den Newletter des Gefängnisses zu lesen gaben
  • Ventilatoren im Gefängnistrakt anbrachten, die zu laut waren
  • Bälle gaben, die allerdings schlecht aufgeblasen und daher kaum nutzbar waren

Wegen diesen unzumutbaren, nein, man muss sagen unmenschlichen Foltermethoden wollte sich Majid Khan durch Kauen an seiner Pulsader gleich zweimal selbst töten.

Eine vollständige Wertung des Lagers in Guantanamo ist unmöglich und sollte den Experten vorbehalten werden. Unbestritten sollte allerdings sein, dass dort keine einfachen Pfadfinder und ungelernten Schiffbauer allein wegen des unschuldigen Koranstudiums festgehalten werden (Anm: das Lesen des Korans wird von uns sogar ausdrücklich empfohlen, speziell unseren Volksvertretern).

Wenn allerdings mit großen Worten von Folter gesprochen wird, tun sich die Anhänger von Al Quaida keinen Gefallen, hierbei die Aushändigung von geruchloser Markenseife aufzulisten. Man könnte sonst sehr schnell annehmen, dass – obwohl die Foltervorwürfe ausdrücklich im Al Qaida Handbuch für festgenommene Terroristen empfohlen werden – diese doch eher an den Haaren herbeigezogen sind. Und selbst ‚uns Claudi‘ kann dann nicht „betroffen und ein Stück weit traurig sein“ – man muss sich sonst entweder eine sarkastische Bemerkung über den Gebrauch von Seife oder ein lautes Lachen verkneifen.

Like
Beitrag teilen:
 

16 KOMMENTARE

  1. Bälle gaben, die allerdings schlecht aufgeblasen waren und daher kaum nutzbar waren

    Lüge! Das Foto beweist: Die Bälle sind gut aufgeblasen!

  2. US-Rekruten bekommen bei der Einkleidung auch einen Kulturbeutel mit Toiletteartikeln „verpasst“. Dazu gehört unter Anderem diese unparfümierte Seife, die auch in jedem Supermarkt und Drugstore angeboten wird.

    Ein teuflisches Folterinstrument, das sicher auch gegen unsern Kurni angewendet wurde.

    Als Mittel zur Körperpflege ist sie allerdings gut geeignet.

  3. Mich würde ja mal interessieren, welche Statur dieser Herr hat, wenn er zwangsernährt wurde…

    Bei Kurnaz war das ja wohl anders – der hat nur behauptet, daß die Qualität des Essens schlecht war (was anhand seiner doppelten Gewichtszunahme während der Gefangenschaft damit auch „bewiesen“ wäre).

    Hat Khan auch so viel zugenommen wie Kurnaz? Das wäre dann wirklich Folter…

  4. Kommt es mir nur so vor, oder ist der Artikel etwas zurückhaltend formuliert? Man wird doch noch aussprechen dürfen, daß:

    1) ein Kriegsgefangenenlager (auch wenn man es nicht so nennen kann) für aufgegriffene unrechtmäßige Kämpfer / islamische Terroristen notwendig ist – es sei denn, man wollte sie gleich erschießen.

    2) die Extraktion eventuell wichtiger Informationen notwendig ist.

    3) daß aber (echte!) Folter dabei bisher weder nachgewiesen noch durch Freigekommene wie Kurnaz schlüssig dargelegt werden konnte.

    4) daß die menschenrechtliche Problematik zugegeben eine ernste ist, aber bisher wenig gute Vorschläge gemacht werden konnten, wie man denn sonst mit diesen Leuten umgehen sollte.

    5) die Bedingungen dort, wie auch die OSZE feststellte, besser sind als etwa in belgischen Gefängnissen.

  5. Och du sch… Na, jetzt weiß ich, was man unter Folter in Guantanamo auch versteht.
    Liebe Frau Roth, setzen Sie sich für parfümierte Seife und leise Ventilatoren in Guantanamo ein!

  6. Kann es eine grausamere Folter geben, als billige, geruchlose Markenseife und den Newsletter des Gefängnisses zu lesen?

    Ich bin empört, schockiert und tief traurig über soviel Unmenschlichkeit. Und wenn ich mich weiterhin so empöre, will mich Claudia Roth noch als Mitarbeiterin. Das allerdings wäre für mich wirklich Folter.

  7. „… wollte sich Majid Khan durch Kauen an seiner Pulsader gleich zweimal selbst töten.“

    Das scheiterte vermutlich wegen der geruchslosen Zahnpasta.

  8. billige, geruchlose (!) Markenseife zum Waschen gegeben haben

    Weiß jemand ob man diese Seife nur im Foltergefängnis bekommt? Bei uns bekomme ich die leider nicht.

  9. „billige, geruchlose (!) Markenseife zum Waschen gegeben haben“

    Es ist furchtbar zu sehen, zu welchen Bestialitäten Menschen fähig sind. Ich habe Schilderungen von Verhören in Gestapo-Gefängnissen, den berüchtigten Kellern des NKWD und den Folter-Zentren der Roten Khmer gelesen. Aber dies ist so furchtbar…

    Danke an PI, dass es öffentlich gemacht wird!

    (Hoffentlich kann ich heute Nacht ohne Beruhigungsmittel schlafen)

  10. Umenschliche Monster!

    Was kommt als naechstes?

    Handtuecher, gewaschen ohne Weichspueler mit Halal-Zerttifikat?

Comments are closed.