Eine gute Nachricht zum Tagesbeginn: Der Herausgeber des Satiremagazins Charlie Hebdo, Philippe Val, ist von dem Vorwurf freigesprochen worden, mit dem Nachdruck der Mohammedkarikaturen die moslemischen Religionsgemeinschaften beleidigt zu haben. Geklagt hatten mehrere islamische Verbände. Sie kündigten umgehend Berufung an.

Die Große Moschee von Paris sowie der Verband der Islamischen Organisationen Frankreichs (UOIF) hatten die Zeitschrift „Charlie Hebdo“ verklagt. Der Pariser Strafgerichtshof wies die Klage am Donnerstag zurück.

Nach Ansicht des Gerichts könnte eine der umstrittenen Karikaturen, die Mohammed mit einem Turban in Form einer Bombe darstellte, zwar als Beleidigung aller Muslime interpretiert werden. Aber durch den Zusammenhang der Veröffentlichungen sei auszuschließen, dass „Charlie Hebdo“ absichtlich die gesamte Religionsgemeinschaft angreifen wollte.

philippe_val.jpgDie Einstellung des Verfahrens sei „eine gute Nachricht für alle laizistischen Muslime und alle Republikaner“, sagte Magazin-Chef Philippe Val (Foto rechts). Die Debatte sei aber notwendig gewesen. Val hatten eine Haftstrafe von sechs Monaten sowie eine Geldbuße von 22.000 Euro gedroht. Ein Anwalt des UOIF kündigte Berufung an. (…)

Die Klage richtete sich zudem gegen die Zeichnung eines Redaktionsmitglieds. Darauf verbirgt Mohammed sein Gesicht in den Händen. „Es ist schwer, von Idioten geliebt zu werden“, stand in einer Sprechblase. Schon zum Prozessauftakt im Februar hatte die Staatsanwaltschaft eine Einstellung des Verfahrens gefordert, weil die Karikaturen den Missbrauch des Islams durch Terroristen anprangerten und nicht die Religion als solche verspotteten. Die islamischen Organisationen warfen dem Magazin dagegen vor, einen pauschalen Terrorverdacht gegenüber Muslimen zu bedienen.

Die meisten französischen Politiker hatten sich hinter „Charlie Hebdo“ gestellt. Der Prozess wurde sogar zum Wahlkampfthema. Die Verteidigung legte einen Brief von Innenminister und Präsidentschaftskandidat Nicolas Sarkozy vor. Der konservative Politiker, der selbst häufig von dem Satiremagazin aufs Korn genommen wird, erklärte, ihm seien zu viele Karikaturen lieber als gar keine.

Und dabei sind Moslems doch so fröhliche Leute. Immer zu Späßen aufgelegt …

(Spürnase: Christian Sch., Shadow-Bird und Tiscali)

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7 KOMMENTARE

  1. „Aber durch den Zusammenhang der Veröffentlichungen sei auszuschließen, dass „Charlie Hebdo“ absichtlich die gesamte Religionsgemeinschaft angreifen wollte.“

    Und was ist an der Urteilsbegründung so gut: Ganze Religionsgemeinschaften dürfen pauschal nicht kritisiert(angegriffen) werden?

  2. Jo, Reb hat da Recht – zudem kommt da noch hinzu, dass es eine reine Auslegungssache ist zu sgaen, dass trifft hier nicht „die ganze Religionsgemeinschaft“ im Unterschied zu „es trifft nur Terroristen“ – die übergänge sind einfach fliessend (bevor jem. beleidigt ist –> weil einefach bei diesenMassen von Menschen alle Zwischenformen ebenfalls vorhanden sind) und es gibt keinen einheitlichen Massstab, der sagt, ab nun sind nur die terroristen gemeint, ab nun aber alle.
    Besser wäre es, wenn man nicht mit solchen fiktiven, letztendlich unbestimmbaren Kollektiven wie ‚gesamte religionsgemeinschaft‘ arbeiten würde, sondern sagen würde: wenn jem. persönlich beleidigt wird – sprich: durch eine aussage die sich eineindeutig genau auf ihn bezieht und es kein missverständnis geben kann – genau dann kann nur ein Fall von Beleidigung vorliegen.
    Von der Problematik ‚Freiheit der Kunst‘ (= karrikatur) versus Beleidigung habe ich noch gar nicht gesprochen.

  3. Die den Muslimbrüdern nahestehende UOIF will Revision einlegen. Sie möchten gern noch einmal abgekanzelt werden. Diese Muslime kleben wie Pech&Schwefel.

    Ich fand die Urteilsbegründung auch ziemlich schräg, sie sagt aus, daß eine ganze Religion zu kritisieren, nicht gestattet ist, was selbstverständlich bei Kritik am Christentum nicht gilt.

    Aber, was sagte meine Omma immer: vom Ochsen kannste nix anderes erwarten als Rindfleisch.

  4. Richter haben die Eigenart sich in ihren Urteilen auf das Wesentliche zu konzentrieren. Wenn es, wie hier, möglich war, eine Beleidigungsabsicht gegenüber der Religion im Ganzen auszuschließen, mußten sie sich nicht mit der (komplizierteren) Frage beschäftigen, ob eine Beleidigung hier im konkreten Falle gerechtfertigt gewesen wäre.

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