Es ist schon sehr eigenartig, welchen Leuten die Welt neuerdings ein Forum bietet. Man kann guten Gewissens sagen, dass die Zeitung völlig unberechenbar geworden ist. Heute darf der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime, Aiman A. Mazyek (Foto), sich über die Ungläubigen lustig machen, die aus Angst vor dem Islam keine Witze über diesen machen wollen. Völlig unverständlich für Mazyek, ist doch der Islam die Religion des Friedens und der Toleranz und tut niemandem etwas zuleide.
Der Generalsekretär des Zentralrates der Muslime will öfter über seine Glaubensgeschwister lachen. Auf WELT.de kritisiert er das verkrampfte Verhältnis deutscher Humoristen und Künstler zum Islam.
Aber ist Lachen erlaubt? Man darf ja nicht einmal über das Kopftuch Späße machen, ohne angezeigt zu werden! Dafür allerdings gibt es Erklärung:
Auch ich wollte gerne über Muslime schmunzeln und lachen. Darf ich das etwa nicht? Wer verbietet mir das? Etwa eine Fatwa? Die Zensur? Wohlgemerkt, ich rede hier dem Lachen das Wort, nicht etwa verletzendem Auslachen oder Fäkalwitzen über den Islam. Man kann doch einen Muslim parodieren, ohne ihm gleich die Würde zu nehmen, oder? Man kann über seine mutmaßlichen Fehler schwadronieren, ohne gleich seine Religion in den Dreck zu ziehen.
Aber wo fängt das „in den Dreck ziehen“ an? Beim Kopftuch ist die Schwelle offenbar bereits überschritten, worüber soll man denn Späße machen? Mohammed ist auch tabu – vielleicht über Ehrenmorde! Das wäre doch mal ein Happening für die ganze Familie! Oder den Koran mit Bibelseiten auffüllen, kosmetische Enthauptungen und modische Gliedmaßenverkürzungen bekiechern, oder Moslems aus Jux konvertieren lassen, dazu gibt es jetzt Currywurst vom Schwein und Freibier für alle in der Moschee und Christen dürfen dort ihre Kreuze unterstellen, die Orgel mitbringen und den Moslems mal kräftig einheizen. Aber wahrscheinlich ist das alles falsch. Ehrabschneidend oder so, dem Moslem seine Würde raubend. Vielleicht kann Mazyek uns beratend zur Seite stehen, welche Späße halal sind und welche nicht.
Der bekannte Polit-Künstler Hans Haacke traut sich offenbar nicht an das Thema Islam heran: Das Verhältnis zum Islam erscheine ihm zu „explosiv“, sagte Haacke anlässlich der Eröffnung seiner Ausstellungen in Berlin und Hamburg. Seine Zurückhaltung erklärte er mit der Befürchtung, „dass jemand deshalb an Leib und Leben in Gefahr geriete“. Ohne es zu merken, bedient Haacke damit eine neue Karikatur: der Islam erscheint als unsichtbare, explosive Gefahr, als Krake, der überall zuschlagen kann.
Ein anderes Beispiel: Der Schauspieler Hape Kerkeling, bekannt für seine frechen und provozierenden TV-Auftritte, würde sich nicht „öffentlich mit dem Islam beschäftigen – aus Angst“. Nie würde er seinen Schmuddelreporter Horst Schlämmer in eine Moschee schicken: „Sie befinden sich sofort in einem Minenfeld.“ Moschee und Minenfeld? Haben wir’s nicht immer schon gewusst? Herr Kerkeling, hiermit lade ich Sie zum Tee in die Moschee ein, gerne auch in der Aufmachung des Herrn Schlämmer. Sie werden erstaunt sein, wo sich ihre Fans überall finden lassen – selbst in einer deutschen Moschee.
Ach wie lustig, da kann der Herr Mazyek dem Herrn Kerkeling gleich mal zeigen, dass keine Minen in der Moschee sind. Und auch in der Kunst sollte man nicht so albern zurückhaltend sein. Überhaupt sind alle Befürchtungen frei aus der Luft gegriffen, und wahrscheinlich ist Theo van Gogh auch nicht wirklich tot. Denn der Islam ist friedlich und Moslems sind fröhliche Leute, immer zu einem Späßchen aufgelegt. Sogar Mohammed – erfahren wir – war ein richtiger Schelm, wenn er zwischen den vielen Vergewaltigungen und dem Köpfeabschneiden dafür Zeit gefunden hat. Jedenfalls
Lachen ist gesund, Kunst ist gesund, und auch die Muslime wollen nicht kränker als der Rest der Gesellschaft sein. Also liebe deutsche Humoristen und Kabarettisten bis hin zu Harald Schmidt: Haben Sie den Mut, mit uns zu lachen, machen Sie endlich Witze über uns Muslime, ansonsten werde ich auch noch krank!
Die Kabarettisten sind dann zwar vielleicht anschließend tot, aber die Moslems haben ihren Spaß gehabt.
(Spürnase: b. jellyfish)
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