Von GÖTZ KUBITSCHEK* | Verzeihen Sie mir, verehrte Leser, daß Sie aus der Presse erfahren mußten, was Sie vielleicht ahnten oder mutmaßten: Das Institut für Staatspolitik, das seit April 2003 die Sezession herausgab und als Verein Besitzer dieser Zeitschrift war, ist aufgelöst.

Neuer Besitzer der Sezession ist Erik Lehnert. Er war einer der beiden Vorsitzenden des Vereins, und es lag deshalb und aus einem zweiten Grund nahe, daß er die Sezession übernehmen würde: Ich bin selbständiger Verleger, wirtschafte mit dem Verlag Antaios seit 25 Jahren und betreibe damit ein auf Gewinn und Lebensunterhalt angelegtes Geschäft. Die Bilanz der Sezession wäre in meine Geschäftsbücher gelaufen. Es handelt sich bei unserer Zeitschrift um ein kerngesundes Projekt, das Redakteure und Autoren, Setzer und Drucker angemessen bezahlen kann und eine in jeder Hinsicht wertvolle Leserschaft versammelt hat.

Die Sezession ist in Lehnerts Hand nicht Teil der verlegerischen Unruhe, und sie gerät auf diese Weise nicht in die Bilanz meines Verlags. Die Unternehmung, die Lehnert als rechtlichen Hintergrund gegründet hat, ist auf den Namen »Metapolitik Verlags UG (Haftungsbeschränkt)« eingetragen – so wies schon die 119. Sezession den neuen Herausgeber aus.

Für Sie als Abonnent und Leser wird sich sowieso nichts ändern: Ihr Abonnement läuft weiter, Ihre Rechnung für den laufenden Jahrgang haben Sie beglichen, und wenn es wegen einer Einzugsermächtigung und des aufgelösten Kontos des Instituts beim ein oder anderen zu einer Irritation kam, konnte unsere Sekretärin das stets rasch korrigieren.

Ich weiß, daß in solchen Dingen Kontinuität und Beständigkeit besser sind als Wechsel und eine neue Struktur. Aber gerade in der Wendigkeit mag der Nachweis liegen, daß mitgedacht, vorausgeplant und mit Umsicht gehandelt worden ist, um die Substanz zu sichern. Die Zeiten sind nämlich so, daß wir keine klaren Kriterien mehr vorfinden, um beurteilen zu können, wie nah unser Verein vor einem Verbot stand.

Das Wort »Verbot« darf Sie nicht erschrecken. Erschreckte es Sie noch, hätten wir in den vergangenen Jahren zu erklären versäumt, was staatliche Daumenschrauben sind. Sich selbst aufzulösen ist besser, als verboten zu werden. Hase und Igel: »Ick bin allhier!« – bloß ist es kein Spiel, sondern eine Sauerei: Schweine und Igel … Wir sind nun einmal eine der Tafeln, auf die der Gegner seine Daseinsberechtigung schmiert.

Sehen Sie: Wenn die Auflösung unseres Instituts zweimal in der »Tagesschau« zum Thema gemacht wird – was bedeutet das? Vergegenwärtigen Sie sich bitte einmal, über welches Kräfteverhältnis wir sprechen: über hunderte Millionen Euro, die in den Kampf gegen rechts fließen, Milliarden, die eine regierungstreue, gegenoppositionelle Zivilgesellschaft ernähren, den zwangsfinanzierten Staatsfunk noch nicht mitgerechnet – und auf der anderen Seite wir, als Teil einer nationalen Opposition, als parteinahes, aber von der Partei völlig unabhängiges Projekt, dessen Arbeit im wesentlichen auf sieben Paar Schultern lastet, nämlich zweimal Vertrieb, einmal Steuerberatung, einmal Gestaltung und dreimal Redaktion.

Ich will es selbstbewußt ausdrücken: Wir verfetten nicht, keine Chance, und wir sind schneller und sorgfältiger als unsere Gegner, denn wir müssen haushalten und dürfen uns längst nicht mehr auf Gewaltenteilung und Spielregeln verlassen. Auf diese schlanke und subversive Art und Weise treiben wir Dinge, die dem Hygienebedürfnis der andern ganz zuwiderlaufen. Es ist typisch für den selbstgerechten Unwillen derjenigen, die denken, sie hätten den Widerstand ausgemerzt: Sie stört jeder Fleck auf der Jacke, und unermüdlich wird das Hinterland ausgekämmt, weil jedes Widerstandsnestchen eines ist, das anlockt, sammelt, Freiheit formuliert, erkämpft und ermöglicht.

Was ist die Demokratie noch wert, wenn sie zur Akklamation, zum orchestrierten Jubel, zur regierungsunkritischen Volksgemeinschaft verkommt? Unser Kampf ist auch einer für die Demokratie, und gerade weil er innerhalb einer Demokratie geführt werden muß, ist seine Notwendigkeit manchmal nicht leicht zu vermitteln. Aber glauben Sie mir: Lehnert und ich hätten das Institut nicht aufgelöst, wenn der Kampf keiner wäre.


*Editorial von Götz Kubitschek aus der aktuellen Ausgabe der Sezession, veröffentlicht unter der Überschrift “Der neue Herausgeber”.

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13 KOMMENTARE

  1. Irgend ein kluger Mensch hat einmal gesagt:

    „Intelligenz ist die Fähigkeit, sich dem Wandel anzupassen!“

    .
    „„Institut für Staatspolitik“ löst sich auf
    -Ein taktischer Vorstoß von rechts

    Das neu-rechte „Institut für Staatspolitik“ löst sich freiwillig auf. Dem Verfassungsschutz gilt es als erwiesen extremistisch. Hinter der Auflösung steckt aber keine politische Kapitulation, sondern ein taktischer Vorstoß.

    Das „Institut für Staatspolitik“ (IfS) aus dem sachsen-anhaltischen Schnellroda gilt als das strategische Gehirn der rechten Szene. Selbst AfD-Chefin Alice Weidel spricht vom IfS als einer „Vorfeldorganisation“ ihrer Partei. Sie war auch selbst schon einmal vor Ort zu Gast. Unproblematisch für die Partei ist das nicht. Während die sich vor dem OVG Münster dagegen wehrt, vom Verfassungsschutz als extremistischer Verdachtsfall geführt zu werden, gilt das IfS schon länger als „erwiesen extremistisch“.“
    https://www.cicero.de/kultur/institut-fur-staatspolitik-lost-sich-auf-ein-taktischer-vorstoss-von-rechts

  2. Past das dazu? In was für einem Land leben wir eigentlich? In einem Land, wo „Doppelmörder „Ausgang bekommen und Falschparker bis zum Offenbarungseid vollstreckt werden.

  3. Marie-Belen 21. Juni 2024 at 14:43
    Irgend ein kluger Mensch hat einmal gesagt:

    „Intelligenz ist die Fähigkeit, sich dem Wandel anzupassen!“
    […]

    Es ist in der Tat wissenschaftlich erwiesen, dass der Mensch (wie auch viele Tierarten die u.a. als Kulturfolger oder „Opportunisten“ leben) über eine sogenannte „adaptive Fitness“ verfügt – was heisst dass der Mensch recht schnell auf eine sich verändernde Umwelt reagieren und sich ihr anpassen kann.

  4. Das_Sanfte_Lamm 21. Juni 2024 at 16:30

    Ja, die Herausforderungen der Natur haben stets auch die Intelligenz gefördert.

    Wer nur darauf wartet, daß die gebratenen Tauben aus dem Schlaraffenland wie im grimmschen Märchen ihm in den Mund fliegen, der wird keinen intellektuellen Höhenflug machen.

    Das würde natürlich auch für den sog. „Klimawandel“ gelten.

    P.S.
    Kleiner Scherz…
    Ich habe zum Beispiel seit einigen Tagen wieder die Heizung angestellt. 🙂

  5. OT-neuster-Ehrenmord:

    https://www.focus.de/panorama/exklusiv-interview-mit-anwalt-des-vaters-ehrenmord-von-worms-afghanischer-vater-gibt-tatmotiv-zu-und-belastet-seine-frau-schwer_id_260071650.html

    Ein wenig zwischen den Zeilen gelesen scheint es einmal mehr in die Richtung zu gehen, Ehrenmorde salonfähig zu machen. Man ist mit dem „Lebenswandel“ der Tochter nicht einverstanden. Ja da muss man dann doch was dagegen tun dürfen?! Deshalb möchte der Verteidiger die Einlassungen dieser „Mords-Eltern“ denn auch nicht als Geständnis gewertet sehen. Übel, übel und trotzdem nach Deutschland reingelassen.

  6. Metaspawn 21. Juni 2024 at 17:00

    Menschen mit einer derartigen kulturellen und religiösen Überzeugung, die sie sogar dazu treibt ihr eigenes Kind zu töten, sind meiner Meinung nach zu keinem Sinneswandel fähig.

    Sie werden statt dessen alles daran setzen, in ihrem momentanen Siedlungsgebiet Verhältnisse zu schaffen, die mit ihrer kulturellen und religiösen Prägung übereinstimmt!

  7. Marie-Belen 21. Juni 2024 at 17:12

    Korrektur:
    Sie werden statt dessen alles daran setzen, in ihrem momentanen Siedlungsgebiet Verhältnisse zu schaffen, die mit ihrer kulturellen und religiösen Prägung übereinstimmEN!

  8. Die Probleme werden sie mit Hausdurchsuchungen und Verbote kaum lösen.

    Was bleibt übrig?
    Die Bestrafung von Ungehorsam.
    Eine AntiFa-Ministerin schlagt hilflos um sich.

  9. Der Widerstand geht weiter. Aufgeben kommt nicht in Frage. Auch wenn das diesen Deutschlandvernichtern nicht gefällt.

  10. Bei GK und Sezession gibt es keine Zweifel über die Loyalität zu Deutschland

    Deshalb auch die Angriffe von Leuten welche andere Loyalitäten bevorzugen.

  11. Meine persönlicher Eindruck von dem Heft Sezession:

    Man muss sich Zeit und Ruhe nehmen, wenn man alle Artikel lesen möchte.

    Jedes Heft hinterlässt einen bleibenden Eindruck.

    Eine große Vorbildung ist nicht unbedingt notwendig. Es werden historisch wichtige Autoren genannt bzw besprochen. Wenn man sie noch nicht kennt, bekommt man eine gute erste Einführung. Literaturbesprechungen auf Video zwischen GK und Lenert sind ein gutes Beispiel.

    Wenn man blättert, findet man garantiert immer etwas, was man gerne lesen möchte.

    Das Heft schult und motiviert zum weiterlesen. Menschen welche lesen, leben in einer anderen Welt. Die Dinge werden sorgfältiger und tiefer betrachtet.

  12. Man muss schon etwas Durchhtevermögen mitbringen, wenn man das Heft gründlich lesen will.

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